The Day the Music died – Unterwegs zum Ort, an dem Buddy Holly starb
Als ich 2013 im Mittleren Westen der USA unterwegs war, wollte ich unter anderem die Absturzstelle von Buddy Holly besuchen. Das war aber gar nicht so einfach, denn ich hatte nur eine vage Beschreibung aus dem Internet. Über einige Schotterstraßen fahre ich mitten durch Mais- und Sojafelder, vorbei an einzelnen Farmen und beginne schon daran zu zweifeln, ob ich hier richtig bin.
Doch dann sehe ich sie tatsächlich, die schwarze Brille am Straßenrand. Ich parke und sehe mich um. Das soll der Ort sein, an dem die Rock ’n’ Roll Legende Buddy Holly starb? Das kann nicht sein, sprechen die Berichte im Internet doch von einer unwegsamen Stelle. Ich schaue nochmal in meine Notizen, wo steht, dass man noch etwa eine Meile am Feldrand entlang laufen muss, um zur Absturzstelle zu kommen. Ich schaue also noch einmal genau hin und komme zu dem Schluss, dass damit nur dieser Feldweg gemeint sein kann, der neben der schwarzen Brille startet. Der sieht zwar nicht sehr einladend aus, aber ich entscheide mich, es einfach zu versuchen.
Zuerst läuft sich der Weg durch die Sojafelder noch sehr gut, doch umso weiter ich laufe, desto matschiger wird er. Manchmal versinke ich direkt im roten Schlamm. Irgendwann bin ich kurz davor umzudrehen, doch dann sehe ich etwas silbernes Aufblitzen. Und tatsächlich, ein paar Minuten später stehe ich vor der Absturzstelle, wo an jenem eiskalten 3. Februar 1959 das Leben von Buddy Holly, Ritchie Valens, Big Booper und dem Piloten Roger Peterson so tragisch endete.
Das Denkmal wurde 1988 vom Buddy Holly Fan Ken Paquette errichtet. Es besteht aus einer Gitarre und drei Schallplatten, die den Namen, den bekanntesten Songtitel und den Schallplattenfirmennamen jeweils eines der drei Künstler tragen.
Nach gut einer halben Stunde und einem weiteren Marsch durch den Matsch bin ich wieder zurück am Auto. Über weitere Schotterstraßen fahre ich nun in Richtung Clear Lake, dem Ort, wo die drei Musiker am Abend zuvor ihr letztes Konzert gaben.
Clear Lake ist eigentlich eine Kleinstadt im ländlichen Iowa, wie sicherlich viele Dutzend andere auch, doch durch Buddy Holly erlangte sie eine Berühmtheit, die noch bis heute anhält. Mittelpunkt des Ganzen ist der Surf Ballroom.
Der sieht heute noch fast genauso aus wie 1948, als er eröffnet wurde. Liebevoll restauriert ist er und ich fühle mich in die Zeit der 50er Jahre zurückversetzt.
Zur Vorgeschichte: 1959 führte die Winter Dance Party einige Rock ’n’ Roll Musiker durch den Mittleren Westen der USA. Ihr Tourplan war mörderisch und schlecht organisiert, denn die Künstler reisten oft elendig lange Strecken im Zick Zack durch die verschiedenen Bundesstaaten.
Am 2. Februar sollten sie dann hier in Clear Lake im Surf Ballroom auftreten.
Der Tourbus, der die Musiker von Ort zu Ort brachte, erwies sich als nicht sehr wintertauglich, denn das Heizsystem fiel schon kurz nach Tourstart aus. Buddy Hollys Schlagzeuger Carl Bunch musste sogar wegen Frostbeulen an den Füßen im Krankenhaus stationär behandelt werden. Vor dem Auftritt in Clear Lake hatte Buddy Holly schließlich genug und charterte mit seinen verbliebenen Bandkollegen Waylon Jennings und Tommy Allsup ein Kleinflugzeug des Typs Beechcraft Bonanza, um damit zum nächsten Auftritt in der Nähe von Fargo in North Dakota zu gelangen.
Jiles Perry „The Big Bopper“ Richardson, der sich vermutlich im kalten Tourbus eine Grippeerkrankung zuzog, bat Waylon Jennings um dessen Platz im Flugzeug. Ritchie Valens wiederum, der noch nie in einem Kleinflugzeug geflogen war, fragte Tommy Allsup, ob er dessen Platz haben könne. Er ließ daraufhin einen Münzwurf darüber entscheiden, aus dem Valens als Gewinner hervorging.
Nach dem Auftritt in Clear Lake hob die Beechcraft mitten in der Nacht mit ihren Passagieren bei Schneefall vom drei Kilometer entfernten Mason City Municipal Airport ab. Knapp fünf Minuten später stürzte die Maschine über einem Getreidefeld acht Kilometer nördlich von Clear Lake ab. Alle Insassen kamen dabei ums Leben. Untersuchungen zufolge waren die wahrscheinlichen Ursachen für den Absturz schlechte Wetterbedingungen und menschliches Versagen seitens des Piloten.
Dieser Tag schockte die gesamte Musikwelt und sollte als „The Day the Music died” in die Geschichte eingehen. 1971 schrieb der Musiker Don McLean sein berühmtes Lied „American Pie” durch den dieser Satz endgültig unsterblich wurde.
Der Surf Ballroom ist seit diesem Tag eine Pilgerstätte für Buddy Holly Fans, aber auch weltberühmte Musiker treten hier immer wieder auf. Am bekanntesten ist die alljährliche Winter Party, die immer am Wochenende um den 3. Februar zu Ehren der drei getöteten Musiker stattfindet. Seit Jahrzehnten verewigen sich die teilnehmenden Künstler an den Wänden der Garderobe.
Buddys berühmte schwarze Brille wurde übrigens aus den Trümmern gerettet und lag bis 1998 im Polizeiarchiv, bevor sie an das Buddy Holly Center in Lubbock, Texas übergeben wurde.
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