Tag des offenen Denkmals 2024 in West-Mecklenburg

Auch in die­sem Jahr war ich wie­der zum Tag des offe­nen Denk­mals unter­wegs, ein­mal mehr in Mecklenburg-​Vorpommern, genau­er gesagt in West-​Mecklenburg. Auf mei­ner Rund­fahrt habe ich zwei histo­ri­sche Häu­ser von außen und innen besich­ti­gen kön­nen und dazu noch wei­te­re inter­es­san­te Anwe­sen entdeckt.

Gutshaus Ganzow

Von Rostock bre­che ich auf nach Gade­busch. Hier will ich eigent­lich zunächst das Schloss besu­chen, doch die Bau­stel­le ist der­zeit gar nicht begeh­bar und nur ein Blick vom Park­platz mög­lich. So fah­re ich bald wei­ter zum Guts­haus Gan­zow, das in den letz­ten fünf­zehn Jah­ren auf­wen­dig saniert wur­de und anläss­lich des Tages des offe­nen Denk­mals auch geöff­net ist.

Das Gut Gan­zow blickt auf eine lan­ge Geschich­te zurück. Der Ort wur­de bereits 1194 erst­ma­lig erwähnt und geht dem Namen nach wahr­schein­lich auf eine sla­wi­sche Sied­lung zurück. Bis in 1825 gab es wech­seln­de Besit­zer, dar­un­ter die Fami­lie von Bülow. Anschlie­ßend wur­de an den Groß­her­zog ver­kauft und in eine Domä­ne umge­wan­delt. Letz­te Päch­te­rin war bis 1945 die Wit­we Ina Köllmann.

Nach dem Krieg wur­de auch Gan­zow ent­eig­net. Zunächst zogen Flücht­ling ein, spä­ter gab es hier einen Kon­sum, eine Knei­pe sowie einen Kin­der­gar­ten und eine Post. In die­ser Zeit wur­de das Guts­haus auch bau­lich stark ver­än­dert, so wur­de auch der Fron­ti­spiz ent­fernt und erst 2019 rekonstruiert.

Nach der Wen­de wur­de das Haus ver­kauft, die umlie­gen­den Gebäu­de exi­stier­ten zu die­sem Zeit­punkt schon lan­ge nicht mehr. Die mei­sten Neben­ge­bäu­de der Gust­an­la­ge wur­den über die Jah­re abge­ris­sen. Die Revi­ta­li­sie­rung des Hau­ses schei­ter­te jedoch und von 1998 bis 2008 stand das Haus leer. Es folg­te der Ver­fall und zusätz­lich Vandalismus.

Foto­gra­fien im Ein­gangs­be­reich zei­gen ein­drück­lich, in welch schlech­tem Zustand sich das Haus befand. Das Dach war nicht mehr dicht und auch die mei­sten Fen­ster her­aus­ge­schla­gen. Von der ehe­ma­li­gen Ein­rich­tung war sowie­so nichts mehr vorhanden.

Im Jahr 2008 wen­de­te sich jedoch das Blatt und die der­zei­ti­gen Eigen­tü­mer erwar­ben das Haus. Sie began­nen mit einer umfas­sen­den und denk­mal­ge­rech­ten Sanierung.

Wäh­rend das Ober­ge­schoss ein pri­va­ter Wohn­be­reich ist, ist das Erd­ge­schoss nicht nur am Tag des offe­nen Denk­mals zugäng­lich. Es wer­den auch regel­mä­ßig Füh­run­gen ange­bo­ten und im Haus fin­den dazu Ver­an­stal­tun­gen statt.

Histo­risch kor­rekt wie­der­her­ge­stellt wur­de auch die alte Guts­kü­che mit dem gro­ßen Herd.

Die Ver­an­stal­tun­gen wer­den größ­ten­teils im Gar­ten­saal durch­ge­führt, der sich im Ost­flü­gel befin­det. Mit einer Decken­hö­he von fünf­ein­halb Metern und den klei­nen Bal­ko­nen ist es ein impo­san­ter Raum. Schon zu DDR-​Zeiten befand sich hier ein Fest­saal, aller­dings war damals die Decke abge­hängt und es wur­de eine Büh­ne eingebaut.

Frü­her konn­te man durch die boden­tie­fen Fen­ster auch in den Gar­ten hin­aus­ge­hen, das jedoch ist momen­tan nicht mög­lich. Die Trep­pen­an­la­ge ist schon seit vie­len Jah­ren ver­schwun­den, soll aber in Zukunft wie­der her­ge­stellt werden.

So ver­las­se ich das Haus dann durch eine Sei­ten­tür, die aber auch hin­aus in den Gar­ten führt, der eben­falls wie­der rekon­stru­iert wurde.

Von der Gar­ten­sei­te ist auch schön zu erken­nen, dass es sich beim Guts­haus um eine Drei­flü­gel­an­la­ge han­delt. Tat­säch­lich ist es sogar die größ­te Drei­flü­gel­an­la­ge in Fach­werk­bau­wei­se in Meck­len­burg aus dem 18. Jahr­hun­dert. Erbaut wur­de die­ses Haus 1756 im Stil des Barock und ist in Grund­zü­gen noch heu­te ori­gi­nal erhalten.

Nach die­sem inter­es­san­ten Rund­gang geht es für mich wei­ter zum näch­sten offe­nen Guts­haus. Die Fahrt führt mich über klei­ne meck­len­bur­gi­sche Land­stra­ßen und unter­wegs tref­fe ich noch auf eini­ge wei­te­re Guts- und Her­ren­häu­ser, die ich aller­dings nur von außen anschau­en kann.

Schloss Lützow

Zunächst kom­me ich nach Lüt­zow, wo es ein 1876 erbau­tes Her­ren­haus gibt. Das Gut selbst ist aller­dings schon viel älter und war zwi­schen dem 14. und 17. Jahr­hun­dert im Besitz der Fami­lie von Lüt­zow. Im Jahr 1796 erfolg­te ein Eigen­tü­mer­wech­sel und die Fami­lie von Behr über­nahm das Gut, durch Hei­rat 1866 war es spä­ter die Fami­lie von Bassewitz-​Behr. Sie ließ dann auch das neue Her­ren­haus erbauen.

Von 1945 bis 1991 wur­de das Schloss, nach­dem es ent­eig­net wur­de, als Berufs­be­triebs­schu­le der Deut­schen Reichs­bahn genutzt. Im Jahr 2005 ver­kauf­te die Deut­sche Bahn als Rechts­nach­fol­ge­rin das Gelän­de, das anschlie­ßend saniert wur­de und heu­te wie­der ein Pri­vat­haus ist. Des­halb sind auch weder Schloss noch Park öffent­lich zugänglich.

Von der Stra­ße aus zu sehen ist neben dem Schloss auch das 1850 erbau­ten Fami­li­en­mau­so­le­um, das eben­falls saniert wurde.

Gutshaus Klein Welzin

Das Guts­haus Klein Wel­zin hat­te ich bis­her gar nicht auf dem Schirm und habe es erst auf der Fahrt ent­deckt. Das heu­ti­ge Gebäu­de ent­stand erst im 19. Jahr­hun­dert durch den Umbau eines älte­ren Hauses.

Seit 1999 wird das denk­mal­ge­schütz­te Guts­haus von der AWO als Pfle­ge­heim genutzt und in die­sem Zuge wur­de auch das Dach aus­ge­baut, was lei­der nicht so ganz zum histo­ri­schen Haus passt.

Schloss Grambow

Nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter errei­che ich das Schloss Gram­bow, das noch auf sei­ne Sanie­rung war­tet. Das Gut selbst exi­stiert schon seit 1146, das Schloss wur­de aber erst zwi­schen 1840 und 1845 errich­tet. Bau­herr war der Groß­her­zog­lich Mecklenburg-​Schwerinsche Gehei­me Finanz­rat Isra­el Jacob­sen, der das Gut bereits 1817 aus eine Kon­kurs­mas­se erstei­gert hatte.

Sein heu­ti­ges Aus­se­hen bekam das Haus aller­dings erst 1908, nach­dem das Anwe­sen zwei Jah­re zuvor an das Groß­her­zog­li­che Finanz­mi­ni­ste­ri­um ver­kauft wur­de. Fried­rich Franz IV. Groß­her­zog von Mecklenburg-​Schwerin fand Gefal­len an dem Her­ren­haus und ließ es groß­zü­gig umbauen.

Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges wur­de das Schloss zunächst als Par­tei­schu­le der NDPD (National-​Demokratische Par­tei Deutsch­lands) genutzt, ab 1956 zog der DDR-​Jugendverband FDJ (Freie Deut­sche Jugend) in das Gebäu­de. Wäh­rend die umlie­gen­den Guts­ge­bäu­de inzwi­schen saniert sind und genutzt wer­den, ist das Schloss lei­der in einem nicht so guten Zustand und war­tet noch auf eine erneu­te Nutzung.

Gutshaus Klein Trebbow

Das Her­ren­haus Klein Treb­bow gehör­te einst zu einem Gut, das zwi­schen 1755 und 1945 der Fami­lie von Bar­ner gehör­te. Das heu­ti­ge Haus wur­de zwi­schen 1865 und 1868 von Her­mann Wil­le­brand für Ulrich von Bar­ner erbaut. Zu DDR-​Zeiten wur­de das Guts­haus als SED Par­tei­schu­le genutzt.

Nach 1990 stand das Haus eini­ge Jah­re leer, bevor es 1996 an die Wohn­park Schloss Treb­bow GmbH ver­kauft wur­de. Heu­te ist das Schloss Teil eines Wohn­parks und wird auch selbst zu Wohn­zwecken genutzt. Die alten Guts­an­la­gen wur­den größ­ten­teils abge­ris­sen und auf dem Gelän­de Ein­fa­mi­li­en­häu­ser errichtet.

Gutshaus Niendorf

Ein wei­te­res Guts­haus in der Gegend, das zum Tag des offe­nen Denk­mals geöff­net war, ist das Guts­haus Nien­dorf. Es befand sich ab 1827 im Besitz der Fami­lie von Bran­den­stein und um 1860 wur­de das heu­ti­ge Guts­haus errich­tet. Nach 1945 wur­de im Haus Woh­nun­gen ein­ge­rich­tet und rund um die Wen­de stand das Anwe­sen vie­le Jah­re leer. Seit 2021 hat das Haus aller­dings neue Eigen­tü­mer, die mit einer umfas­sen­den Sanie­rung begon­nen haben.

Einer der Eigen­tü­mer emp­fängt die Besu­cher an die­sem Tag an der Tür und für sie in die Hal­le, in der noch Restau­rie­rungs­ar­bei­ten statt­fin­den. Die neu­en Besit­zer haben sich viel vor­ge­nom­men, denn das Haus war in einem desa­strö­sen Zustand, vor allem von innen. Ein vor­he­ri­ger Eigen­tü­mer begann zwar mit einer Reno­vie­rung, doch irgend­wann wur­de die­se wie­der eingestellt.

So wird der­zeit noch an vie­len Ecken und Enden des Hau­ses gewer­kelt und geforscht, denn das Haus soll spä­ter in altem Glanz erstrah­len und dazu gehört aus, in müh­sa­mer Klein­ar­beit her­aus­zu­fin­den, wie es frü­her ein­mal aus­ge­se­hen hat.

Im Haus sol­len spä­ter Feri­en­woh­nun­gen ent­ste­hen, und Räu­me für kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen. Noch aber ist in den mei­sten Räu­men des Erd­ge­schos­ses das blan­ke Mau­er­werk zu sehen. So eine Sanie­rung ist teu­er und auf­wen­dig. Das dau­er­te sei­ne Zeit.

Ein Raum ist jedoch schon fer­tig und gibt einen Ein­druck, wie sich die neu­en Eigen­tü­mer ihr Haus vor­stel­len. In die­sem Zim­mer kann bereits gehei­ra­tet wer­den, doch Hoch­zei­ten sol­len nicht die ein­zi­gen Ver­an­stal­tun­gen im Guts­haus Nien­dorf bleiben.

Rund um das Haus erstreckt sich eine klei­ne Park­an­la­ge, die zu Spar­zier­gän­gen ein­lädt, wenn man Gast des Hau­ses ist.

Und hier sei­ne Feri­en ver­brin­gen kann man heu­te schon, denn in der alten Kut­scher­re­mi­se gibt es bereits eine fer­ti­ge Feri­en­woh­nung, die gemie­tet wer­den kann.

Gutshaus Saunstorf

Der Tag neigt sich mal wie­der viel zu schnell dem Ende zu und so mache ich mich auf den Heim­weg. Unter­wegs kom­me ich aller­dings noch an zwei wei­te­ren Her­ren­häu­sern vor­bei. Zunächst stop­pe ich am Guts­haus Sau­ns­torf, das erst 1915 für Eugen Phil­ip­pi erbaut wur­de. Ein älte­res Guts­haus ist nicht mehr erhalten.

Nach­dem das Haus 1985 wegen Bau­fäl­lig­keit geräumt wur­de, soll­te die Rui­ne 1989 sogar gesprengt wer­den. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Statt­des­sen wur­de das bau­fäl­li­ge Anwe­sen von der Stif­tung Gut Sau­ns­torf – Ort der Stil­le erwor­ben und zu einem moder­nen Klo­ster ausgebaut.

Schloss Bernstorf

Ein ganz beson­de­res Her­ren­haus ist das Schloss Berns­torf, an dem ich noch einen kur­zen Foto­stopp ein­le­ge. Woher die Her­ren von Berns­torff ursprüng­lich kamen, ist nicht bekannt, jedoch wur­de die Fami­lie 1237 erst­ma­lig in die­ser Gegend erwähnt. Das Gut war auch bis zur Ent­eig­nung 1945 im Besitz der Fami­lie, letz­ter Eigen­tü­mer war Kam­mer­herr Her­mann von Berns­dorff. Das heu­ti­ge Her­ren­haus wur­de von 1877 bis 1880 nach Plä­nen von Georg Dani­el im Stil der Weser­re­nais­sance erbaut. Seit 2014 wird das Haus als Hos­piz genutzt und kann des­halb nur von außen ange­schaut werden.

Damit endet mei­ne klei­ne Rund­fahrt anläss­lich des Tages des offe­nen Denk­mals 2024. Es war wie­der ein­mal ein inter­es­san­ter Tag, an dem ich zwei wirk­lich schö­ne Guts­häu­ser anschau­en konn­te. Ich bin schon gespannt, wohin es mich 2025 ver­schla­gen wird, wenn wie­der Schlös­ser und Her­ren­häu­ser ihre Pfor­ten öffnen.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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