Steinhuder Meer und Festung Wilhelmstein, Niedersachsen
Steinhuder Meer heißt der größte See Nordwestdeutschlands und wenn man an seinem Ufer steht, dann fällt es nicht schwer sich vorzustellen am Meer zu sein. Und doch ist der See nur 29 Quadratkilometer groß und extrem flach. Durchschnittlich 1,35 Meter ist das Steinhuder Meer nur tief und selbst an seiner tiefsten Stelle sind es nur knapp drei Meter bis zum Grund. Der See ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern vor allem wegen der Festung Wilhelmstein bekannt, die sich mitten im See befindet.
Rund um das Steinhuder Meer gibt es einen 35 Kilometer langen Wanderweg, der auch durch die Orte Mardorf und Steinhude führt. Hier haben Künstler ihre Werke im seichten Seewasser aufgestellt.
Eine Besonderheit auf dem Steinhuder Meer sind diese Boote, sogenannte Auswanderer. Dieser besondere Typ einer Segeljolle ist nur hier zu finden. Da Motorboote, bis auf weniger Ausnahmen, auf dem See verboten sind, ist dieser Bootstyp am häufigsten auf dem See anzutreffen. Der Name stammt aus der Anfangszeit der touristischen Nutzung der Jollen, als diese Besucher von Steinhude, das zu Schaumburg-Lippe gehörte, in der hannoveranisch-preußische „Ausland” am anderen Ufer brachten. Sie wanderten also aus. Noch heute befördern die Auswanderer Touristen über das Steinhuder Meer, hauptsächlich von Steinhude nach Mardorf oder aber zur Festung Wilhelmstein.
Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, zur Festung zu kommen. Neben den Segeljollen verkehrt im Sommer auch ein Ausflugsboot regelmäßig über den See. Der Ausflug startet in Steinhude, wo auch die Tickets zu kaufen sind.
Mit diesem Ausflugsschiff starte auch ich meinen Ausflug auf die kleine, künstliche Insel mitten im Steinhuder Meer. Im 18. Jahrhundert wurde sie aus militärischen Gründen für den Bau einer Festung der Grafschaft Schaumburg-Lippe geschaffen. Zuerst einmal geht die Fahrt aber ganz gemütlich über den See, der bei windstillem Wetter fast wie ein Spiegel anmutet.
Bald schon sehe ich mein Ziel vor mir, die 1,25 Hektar große Insel der Festung Wilhelmstein. Das Anlegen der Insel war für die damalige Zeit ein riesiges Unterfangen. Zwischen 1761 und 1765 wurden von der Bevölkerung an jedem Werktag 30 Kubikmeter Sand, Kies und Steine auf den See gebracht, im Sommer mit Booten und im Winter mit Schlitten. Im Jahr 1765 begann man schließlich mit dem Bau der sternförmigen Festung.
Nach dem Anlegen mache ich mich auch gleich auf den Weg zu selbiger. Mit mir unterwegs waren nur fünf weitere Personen und auch sonst scheint an diesem schönen Augusttag nicht zu viel los zu sein. Ich beschließe mir die Festung zuerst von innen anzusehen, bevor ich die Insel erkunde.
Hinein geht es über diese Holztreppe, die als einzige zu einem Eingang in der Festungsmauer führt.
Dann stehe ich in den vor Beschuss sicheren Gewölben. Hier wurden einst Munition und Verpflegung sowie Waffen gelagert. Die militärische Funktion hatte die Insel aber gerade mal zehn Jahre inne. Bereits 1777 verstarb ihr Erbauer Graf Wilhelm und die Festung wurde aufgegeben.
Von 1787 diente die Festung als Gefängnis. Besonders Schwerverbrecher wurden hier inhaftiert. Das war bis 1867 so, als das Militär der Grafschaft nach einer Vereinbarung mit Preußen aufgelöst wurde.
Neben der militärischen Nutzung und bevor die Festung zum Gefängnis wurde, gab es auf dem Wilhelmstein auch eine Militärschule. Hier wurden Offiziere, Unteroffiziere sowie Mannschaften der Artillerie und des Pionierwesens ausgebildet. Der bekannteste Schüler war der spätere preußische General Gerhard von Scharnhorst. Mit 18 Jahren begann er 1773 seine Ausbildung und blieb bis 1777 auf dem Wilhelmstein.
Ob auf der Festung wurde das sogenannte Schlösschen errichtet. Hier befanden sich die Wohnräume des Kommandanten der Festung.
Einen letzten Blick werfe ich noch in den Turm, in dem seit 1774 eine Sternwarte war, bevor zurück in die Kasematten steige und mich dort auf dem Weg nach draußen noch ein wenig umschaue.
Auf einem kleinen Rundweg, der einmal um die Insel führt, setze ich meine Erkundung fort. Immer wieder eröffnen sich mir schöne Ausblicke auf das Steinhuder Meer.
An manchen Stellen gibt es noch ein paar Reste der Verteidigungsanlagen der einstigen Festung. Seinerzeit zählten die 166 Kanonen zu den modernsten Waffen. Darunter waren Drei‑, Sechs- und Zwölfpfünderkanonen.
Heute stehen am Rundweg aber auch Kunstwerke, die von der Fürstenfamilie hier aufgestellt wurden, denn die Festung Wilhelmstein ist noch immer im Besitz der Familie Schaumburg-Lippe.
Verwaltet wird die Insel von einem Inselvogt der fürstlichen Hofkammer in Bückeburg. Damit verbunden ist auch das Recht der Zufahrt mit einem Motorboot, obwohl Motorboote auf dem Gewässer sonst verboten sind.
In den die Festung umgebenden Gebäuden sind heute ein Café, ein Souvenirladen sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen untergebracht. Und dann gibt es da noch den kleinen, gelben Briefkasten, in den man seine Postkarten einwerfen kann. Die bekommen dann einen Sonderstempel von der Insel, den man nirgendwo sonst erhalten kann.
Schließlich gehe in wieder an Bord des kleinen Motorbootes, das für den Linienverkehr eingesetzt wird, um zurück nach Steinhude zu kommen.
Inselfestung Wilhelmstein
31515 Wunstorf
Naviadresse: Meerstraße oder Bruchdamm in Steinhude
täglich: 1. April bis 15. Oktober 9:30 – 17:30 Uhr
Eintritt: €3,50
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