Stadtrundgang durch Zürich, Schweiz, Teil 1

Auf mei­ner Advents­rei­se nach Zürich habe ich mich nicht nur die Fest­be­leuch­tung in der Stadt ange­schaut, son­dern bin auch in die Geschich­te ein­ge­taucht. Die kom­pak­te Innen­stadt lässt sich gut zu Fuß erkun­den und so habe ich auf einem Stadt­rund­gang vie­le der wich­tig­sten Sehens­wür­dig­kei­ten von Zürich angeschaut.

Da sich mein Hotel, das Renais­sance Zürich Tower Hotel, etwas außer­halb des Stadt­zen­trums befin­det, fah­re ich zunächst mit der Stra­ßen­bahn bis zum Para­de­platz, von wo ich mei­nen Stadt­rund­gang star­ten möch­te. Der Para­de­platz ist eine der besten Adres­sen der Stadt. Hier liegt noch heu­te die Zen­tra­le der UBS und bis vor kur­zem war hier auch die Cre­dit Sui­s­se ange­sie­delt. Um die Ecke gelangt man auch gleich auf die Bahn­hof­stra­ße, wo sich eini­ge der teu­er­sten Geschäf­te in Zürich befinden.

An der Ecke Para­de­platz und Bahn­hof­stra­ße liegt das Sprüng­li­haus, der Haupt­sitz der berühm­ten Kon­di­to­rei. Im Jahr 1936 von David Sprüng­li gegrün­det, die Sprüng­li für die Her­stel­lung von Scho­ko­la­de, Pra­li­nen und Fein­ge­bäck bekannt. Bereits seit 1859 befin­det sich der Fir­men­sitz übri­gens an die­ser Stel­le und bis 1961 fand hier auch die Pro­duk­ti­on statt. Die Wege der Con­fi­se­rie Sprüng­li und der eben­falls bekann­ten Fir­ma Lindt&Sprüngli trenn­ten sich übri­gens schon 1892, als Rudolf Sprüng­li das Unter­neh­men auf­teil­te, bevor es an sei­ne Söh­ne ver­erbt wurde.

Nur weni­ge Meter wei­ter errei­che ich den Zen­tral­hof, der heu­te von neu­en und alten Gebäu­den ein­ge­rahmt wird. Schon 1835 wur­de hier ein Post­kut­schen­zen­trum gegrün­det und spä­ter dien­ten die Gebäu­de auch als Haupt­post von Zürich. Heu­te gibt es hier Woh­nun­gen, Büros und Geschäf­te und der Platz besteht aus einer klei­nen Park­an­la­ge mit Brunnen.

Gleich hin­ter dem Zen­tral­hof befin­det sich die Kir­che Frau­mün­ster, die eine der vier refor­mier­ten Alt­stadt­kir­chen ist und zu den Wahr­zei­chen der Stadt gehört. Bereits am 21. Juli 853 wur­de an die­ser Stel­le ein Klo­ster von Lud­wig dem Deut­schen gegrün­det, der ein Enkel Karl des Gro­ßen war. Auf ihn geht auch die heu­ti­ge Kir­che noch zurück, die in Grund­zü­gen bereits 874 ein­ge­weiht wurde.

Neben der Kir­che liegt der Mün­ster­hof, der zu den schön­sten Plät­zen in Zürich gehört. Die ersten Bür­ger­bau­ten aus Stein wur­den im 12. Jahr­hun­dert errich­tet, sein heu­ti­ges Erschei­nungs­bild erhielt der Platz aber erst nach 1676, als der Mün­ster­hof gepfla­stert wur­de. Das größ­te Gebäu­de am Platz ist neben der Kir­che das Zunft­haus zum Mei­sen (unten rechts im Bild). Im 1757 wur­de es als barockes Palais erbaut und soll­te als Ver­samm­lungs­haus der 1336 gegrün­de­ten Zunft die­sen. Die Zunft zur Mei­sen ist die Zunft der Wein­händ­ler, Gast­wir­te, Satt­ler und Maler und damit die größ­te Zunft in Zürich.

Hin­ter dem Platz liegt das Ufer der Lim­mat, der Fluss, der durch Zürich fließt und auf dem Stadt­ge­biet am Ufer des Zürich­sees beginnt. Im Ober­lauf heißt der Fluss noch Linth, wäh­rend er nach dem Zürich­see eben Lim­mat genannt wird und das schon min­de­stens seit dem 8. Jahrhundert.

Zwi­schen der Mün­ster­brücke und dem Zürich­see wird eines der Ufer Stadt­haus­quai genannt und die­sem fol­ge nun auch ich. Dabei kom­me ich am Stadt­haus vor­bei, das zwi­schen 1883 und 1900 errich­tet wur­de. Das Stadt­haus ist der Sitz der Stadt­prä­si­den­tin und ihres Stabs, der Stadt­schrei­be­rin sowie des Rechts­kon­su­len­ten und jeden Mitt­woch tagt hier der Züri­cher Gesamtstadtrat.

Neben dem Stadt­haus fin­den sich aber noch ande­re schö­ne Bau­ten am Fluss­ufer, die mehr als einen Blick wert sind.

Schließ­lich errei­che ich das Nord­ufer des Zürich­sees, der sich von hier in Form einer Bana­ne durch ein enges Tal ergießt. Ins­ge­samt erstreckt sich der See auf 42 Kilo­me­ter Län­ge und ist bis zu 3,8 Kilo­me­ter breit.

Die Blu­men­uhr am See­ufer gibt es hier erst seit 1999. Damals wur­de sie vom Bür­kli­platz hier­her ver­setzt, nach­dem die­ser kom­plett umge­stal­tet wur­det. Die Uhr wird regel­mä­ßig neu gestal­tet, sodass sie bei jedem Zürich­be­such anders aus­se­hen wird.

Ich fol­ge dem See­ufer jetzt ein Stück nach Westen und kom­me dabei am Blunt­sch­li­brun­nen vor­bei, der sich am Ein­gang zum Arbo­re­tum, einer im 19. Jahr­hun­dert neu gestal­te­ten Park­an­la­ge am See befin­det. Zu den Kunst­wer­ken, die hier errich­tet wur­den, gehört auch der von Alfred Fried­rich Blunt­sch­li ent­wor­fe­ne Brun­nen, der 1909 ein­ge­weiht wurde.

An der Stra­ße hin­ter dem Park ste­hen zwei von Zürichs soge­nann­ten Schlös­sern. Das rote Schloss ist ein 1891 bis 1893 im Stil des Histo­ris­mus erbau­tes Wohn- und Geschäfts­haus, das sich seit 1950 im Besitz der Swiss­Li­fe befindet.

Auch in direk­ter Nach­bar­schaft gab es vie­le histo­ri­sche Wohn­häu­ser, von denen eini­ge aber 1960er Jah­ren der Abriss­bir­ne zum Opfer fie­len, bevor sie unter Denk­mal­schutz gestellt wer­den konn­ten. Die­sem Schick­sal ent­gan­gen ist aber das wei­ße Schloss, das zwi­schen 1890 und 1893 eben­falls zu Wohn­zwecken erbaut und in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf­wen­dig saniert wurde.

In direk­ter Nach­bar­schaft befin­den sich noch eini­ge wei­te­re die­ser Stadt­pa­lais, die um 1900 ent­stan­den und schon damals Woh­nun­gen beher­berg­ten, die für die dama­li­ge Zeit luxu­ri­ös mit flie­ßend Was­ser sowie Zen­tral­hei­zung aus­ge­stat­tet waren.

Ich gehe jetzt wie­der zurück zur Lim­mat und über­que­re den Fluss auf der Quai­brücke, um zum Lim­mat­quai zu kom­men. Von hier habe ich noch ein­mal einen schö­nen Blick auf den Stadt­haus­quai mit sei­nen histo­ri­schen Gebäu­den und dem Kirch­turm des Fraumünsters.

Im Vor­der­grund zu sehen ist von hier das Frau­en­bad am Stadt­haus­quai, kurz Frau­en­ba­di genannt, das eine tags­über nur für Frau­en zugäng­li­che schwim­men­de Bade­an­stalt im Fluss ist. Das Bad wur­de zunächst 1837 ein­ge­rich­tet, als das öffent­li­che Bade­ver­bot für Frau­en in Zürich auf­ge­ho­ben wur­de. Damals war das Bad aber weni­ger zum Schwim­men als viel mehr zur Kör­per­pfle­ge gedacht. Die heu­ti­ge Bade­an­stalt stammt aus dem Jahr 1888 und wur­de im Jugend­stil erbaut.

Wäh­rend die Quai­brücke die erste Über­que­rung über die Lim­mat hin­ter dem Zürich­see ist, gibt es in der Stadt noch eine Rei­he wei­te­rer Brücken, die größ­ten­teils viel älter sind. Die näch­ste Brücke ist die Mün­ster­brücke, auch Helm­haus­brücke genannt, die lan­ge Zeit die erste Brücke zwi­schen See und Alt­stadt war. Die mit Natur­stein­stei­nen gemau­er­te Bogen­brücke ist die älte­ste Lim­mat­que­rung, die noch im Ori­gi­nal­zu­stand vor­han­den ist und wur­de 1836 bis 1838 errichtet.

Direkt neben einem der Brücken­köp­fe und am Ufer der Lim­mat steht die etwas unschein­ba­re Was­ser­kir­che. Ursprüng­lich stand das Got­tes­haus auf einer klei­nen Insel im Fluss, die jedoch durch die Auf­schüt­tung des Lim­mat­quai zer­stört wur­de. Vor der Refor­ma­ti­on wur­den hier vor allem die zwei Züri­cher Stadt­hei­li­gen Felix und Regu­la ver­ehrt, die an die­ser Stel­le hin­ge­rich­tet wor­den sein sol­len. Der heu­ti­ge spät­go­ti­sche Bau wur­de um 1486 erbaut und ersetz­te bereits zwei Vorgängerbauten.

Die Innen­räu­me waren einst mit kost­ba­ren Fres­ken und Ver­zie­run­gen aus­ge­stat­tet, von denen aber kaum noch etwas erhal­ten ist, denn zur Zeit der Refor­ma­ti­on um 1524 wur­den die Bil­der, Altä­re und die Orgel aus der Was­ser­kir­che ent­fernt und die Kir­che ent­weiht. Lan­ge Zeit wur­de sie anschlie­ßend als Lager­haus genutzt und mit Zwi­schen­bö­den ver­se­hen. Erst im Jahr 1634 wen­de­te sich das Blatt wie­der und die Was­ser­kir­che wur­de zur „Gemei­nen Bürger-​Bücherei”, der ersten Stadt­bi­blio­thek in Zürich.

Im Jahr 1717 wur­den die Zwi­schen­bö­den wie­der her­aus­ge­bro­chen und höl­zer­ne Gale­rien ein­ge­baut. Auch davon ist aber heu­te nichts mehr erhal­ten, denn 1917 zog die Stadt­bi­blio­thek in ein neu­es Gebäu­de und beim Umzug wur­de auch Tei­le der Innen­ein­rich­tung mit­ge­nom­men. Erst zwi­schen 1928 und 1940 wur­de die Kir­che umfas­send saniert und wird seit­dem wie­der für Got­tes­dien­ste der refor­mier­ten Kir­che, aber auch für Aus­stel­lun­gen und Kon­zer­te genutzt.

So gibt es inzwi­schen nach über vier­hun­dert Jah­ren sogar wie­der eine Orgel in der Was­ser­kir­che, die 1943 erbaut wurde.

Unter der Was­ser­kir­che befin­det sich eine Kryp­ta, die noch von der ersten, im 10. Jahr­hun­dert errich­te­ten Was­ser­kir­che stammt. Sie wur­de rund um einen Find­ling erbaut, den man als Hin­rich­tungs­stein von Felix und Regu­la ver­ehr­te. Erst seit 1988 ist die Kryp­ta über­haupt wie­der öffent­lich zugäng­lich, da sie lan­ge Zeit durch die ver­schie­de­nen Umbau­ar­bei­ten bedingt, sogar unter Was­ser stand.

An der nörd­li­chen Sei­te der Was­ser­kir­che ist das Helm­haus ange­baut, das urkund­lich erst­mals 1253 als Gerichts­stät­te erwähnt wur­de. Das heu­ti­ge Stein­ge­bäu­de wur­de aller­dings erst zwi­schen 1791 und 1794 von Hans Con­rad Blunt­sch­li d. Ä. erbaut. Ursprüng­lich lief die Mün­ster­brücke übri­gens durch das Gebäu­de, was noch heu­te an den gro­ßen Rund­bö­gen im Erd­ge­schoss zu erken­nen ist. Durch den Neu­bau der Brücke Anfang des 19. Jahr­hun­derts exi­stiert die­ser Durch­lass nicht mehr, denn die Brücke ver­läuft jetzt nörd­lich am Helm­haus vorbei.

Hier am Ufer der Lim­mat endet der erste Teil mei­nes Stadt­rund­gangs durch das histo­ri­sche Zürich. Im zwei­ten Teil besu­che ich eini­ge wei­te­re Wahr­zei­chen der Stadt sowie einen ganz beson­de­ren Platz.

wei­ter zu Teil 2 – in Kürze

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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