Stadtrundgang durch Worms, Rheinland-Pfalz
Worms am Rhein ist heute als Nibelungen- und Lutherstadt bekannt und als eine der ältesten Städte Deutschlands. Fragt man in Worms, wird man hören, dass es sogar die älteste Stadt Deutschlands ist. Doch auch Trier, Augsburg und Kempten beanspruchen diesen Titel für sich. Sicher ist auf jeden Fall, dass Worms von den Kelten gegründet wurde. In den ersten Überlieferungen hieß die Stadt noch Borbetomagus, doch die frühmittelalterlichen germanischen Siedler wandelten den Namen zu Wormatia, was schließlich zu Worms wurde.
Mein Stadtrundgang durch Worms beginnt am Rhein. Hier verbindet die Nibelungenbrücke Rheinland-Pfalz mit Hessen. Sie ersetzt die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ernst-Ludwig-Brücke und wurde in den 50er Jahren erbaut. Erhalten geblieben ist jedoch der historische Nibelungenturm.
Läuft man unter der Brücke am Rhein entlang, erreicht man das Pegelhaus von Worms. Der turmartige Rundbau mit seinem Kegeldach steht heute unter Denkmalschutz. Er zeigt aber auch immer noch den Pegel des Rheins an. Während auf der dem Wasser zugewandten Seite eine Digitalanzeige den Wasserstand anzeigt, gibt es auf der Landseite eine analoge Pegeluhr. Der kleine Zeiger gibt dabei die Meter, der große die Zentimeter an. Der niedrigste jemals gemessene Pegel lag im Jahr 2003 bei 0,16 Metern, der höchste Stand im Jahr 1882 bei 8,22 Metern.
Nur wenige Meter weiter steht das Hagen Denkmal, das an die Versenkung des Nibelungenschatzes durch Hagen von Tronje erinnert. Die Plastik aus Bronze wurde von Johannes Hirt entworfen und 1905 ursprünglich im Stadtpark Bürgerweide aufgestellt. Erst 1932 wurde sie auf den Sockel des städtischen Rheinkrans ans Rheinufer versetzt.
Schließlich führt der Weg vom Rhein weg in Richtung Innenstadt. Dabei durchquert man die Rundbögen der Nibelungenschule. Die im Jahr 1900 fertiggestellte Schule steht heute unter Denkmalschutz und wurde als Teil einer neuen Stadtplanung von Stadtbaumeister Karl Hofmann entworfen.
Hinter der Tordurchfahrt der Schule führt der Weg weiter in die Große Fischerweide. Hier lebten einst die Wormser Fischer, die ihre Häuser direkt vor den Stadtmauern errichteten. Viele kleine Merkmale an den Häusern erinnern an diese alte Zunft. So auch die Bojemääschterei, die Bürgermeisterei. Während des jährlichen Backfischfestes übernimmt der Bojemääschter symbolisch die Herrschaft über die Stadt.
Folgt man der Straße weiter, landet man schließlich an der Woogbrücke. Diese Reste eines historischen Brückenbauwerkes wurden 2009 zufällig bei Straßenbauarbeiten entdeckt. Das Bauwerk ist besonders wertvoll, denn es stammt aus der Zeit vor der Stadtzerstörung im Jahr 1689 während des pfälzischen Erbfolgekrieges.
Schließlich erreicht man die Wormser Stadtmauer. Heute sind nur noch Reste dieser gewaltigen Stadtbefestigung erhalten. Mit dem Bau einer Stadtbefestigung wurde bereits unter den Römern im 3. Jahrhundert begonnen und bis zum Pfälzer Erbfolgekrieg war die Mauer weitgehend erhalten. Die Franzosen fügten ihr jedoch großen Schaden zu und die erhaltenen Teile wurden erst in den letzten 100 Jahren wieder restauriert.
Durch die Gassen der Altstadt geht es weiter bis in das jüdische Viertel.
Bereits im Mittelalter gab es in Worms eine bedeutende jüdische Gemeinde. Noch heute gibt es hier eine Synagoge mit angeschlossenem Museum.
Rund um das Gebäude führen kleine Gassen durch die Stadt. Schließlich erreicht man die Martinspforte. Das heutige Gebäude wurde erst 1904 erbaut, doch es orientiert sich an der 1689 zerstörten Martinspforte, einem nahe gelegenen Tor der alten Stadtmauer.
Geht man rechts neben der Martinspforte durch die Fußgängerzone weiter, erreicht man den Ludwigsplatz mit dem Ludwigsdenkmal. Es erinnert an Ludwig IV., der Großherzog von Hessen war und 1892 verstarb. Der Entwurf des Denkmals stammt abermals von Stadtbaumeister Karl Hofmann, die Verzierungen von Johannes Hirt, der auch das Hagendenkmal schuf. Am Rand des Platzes steht die Martinskirche, deren Ursprung bereits auf eine Schenkungsurkunde Kaisers Otto III. im 10. Jahrhundert zurückgeht.
Nur wenige Meter weiter steht das Schicksalsrad des Bildhauers Gustav Nonnenmacher. Auf der einen Seite wird die Geschichte der Stadt Worms gezeigt, die Kelten- und Römerzeit, die Nibelungensage, die 1000-jährige jüdische Geschichte, die Stadt der Reichstage und der Kaiserhochzeit, die Nibelungen- und die Lutherstadt, aber auch der Faschismus, die Zerstörungen in verschiedenen Kriegen und der Schatten des nahen Atomkraftwerkes. Auf der anderen Seite werden die Wormser Bürger und ihre Bräuche sowie Feste dargestellt.
Wieder nur wenige Schritte sind es bis zum großen Lutherdenkmal. Das Denkmal wurde von Ernst Rietschel zu Ehren des großen Reformators Martin Luther errichtet und 1868 eingeweiht. Neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf zählt es als größtes Lutherdenkmal der Welt.
Ganz neu ist hingegen ein zweites Denkmal an Luther, das im Garten des Heylshof steht. Im Lutherjahr 2017 wurde der Gedenkort „Die großen Schuhe Luthers” eingeweiht. Der Standort wurde gewählt, weil es vermutlich genau hier war, dass Martin Luther vor Kaiser Karl V. stand und sich weigerte, seine Thesen zu widerrufen. Daraufhin erließ der Kaiser das Wormser Edikt, das Luther verbot, seine Thesen zu verbreiten.
In Sichtweite des Denkmals liegt der berühmte Wormser Dom. Der Dom St. Peter ist der kleinste der rheinischen Kaiserdome. Der Dom ist etwa 100 Jahre jünger als die Dome in Speyer und Mainz und schlanker konzipiert.
Der Wormser Dom feierte 2018 sein 1000-jähriges Bestehen.
Auch wenn der Dom schon 1000 Jahre das Stadtbild von Worms ziert, so wurde er doch immer wieder in Mitleidenschaft von Auseinandersetzungen und Kriegen gezogen. Zuletzt im Jahr 1945, als ein Feuer nach einem Bombenangriff das Dach zerstörte, der reich verzierte Altarraum blieb jedoch erhalten.
Von den Mittelalterlichen Buntglasfenstern ist durch die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes im Jahr 1921 leider keines mehr erhalten geblieben. Erst nach und nach werden wieder neue Buntglasfenster geschaffen und eingesetzt. So auch dieses recht ungewöhnliche Fenster, das schon fast als politische Stellungnahme gewertet werden könnte. Auf dem Fenster zu sehen sind Sünden der Menschheit, darunter auch das Atomkraftwerk Biblis (im Ausschnitt ganz links im Bild).
Unter dem Altarraum des Doms liegt die Gruft der Salier. Insgesamt neun Gräber befinden sich in dem heute zugänglichen Raum, die allesamt Vorfahren oder Angehörige Kaiser Konrad II. waren und zwischen 955 und 1044 verstarben, unter ihnen der 955 während der Schlacht auf dem Lechfeld gefallene Konrad der Rote.
Mit der Besichtigung des Doms neigt sich mein kleiner Stadtrundgang durch Worms dem Ende zu. Sicherlich gibt es noch viel mehr zu entdecken, wie z.B. das Nibelungenmuseum, das Andreasstift oder den alten jüdischen Friedhof. Worms ist auf jeden Fall eine Reise wert und wer etwas mehr Zeit hat, der kann auch ins nahegelegene Speyer fahren, wo ein weiterer der Kaiserdome steht, den ich im November 2017 besucht habe.
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Wir waren anläßlich einer Rheinkreuzfahrt in Worms und ich kann nur sagen: leider eine der häßlichsten Innenstädte die wir auf dieser Reise gesehen haben. Schöne Bürgerhäuser: Fehlanzeige. Gaststätten die einer solchen historischen Stätte entsprechen: Fehlanzeige. Aber jede Menge Spielhallen, Massagesalons, Shishabars, Dönerimbisse und ein riesiges lautes „Volksfest” in der Nähe der Anlegestelle. Danke!