Stadtrundgang durch Stuttgart, Baden-Württemberg
Während eines Kurztrips nach Stuttgart habe ich auch einen kleinen Stadtrundgang unternommen. Da ich zuvor noch nie in der baden-württembergischen Landeshauptstadt war, stand für mich der Besuch einiger der wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf dem Programm.
Ich starte meinen Rundgang durch Stuttgart am Le Meridien Hotel, in dem ich übernachtet habe. Gleich gegenüber liegt der Mittlere Schlossgarten, zu dem ich über eine Brücke gelange, die eine breite Straße vor dem Hotel überquert. In unmittelbare Nähe entdecke ich diese Ruine, die an einem der Parkwege zu finden ist. Das Bauteil gehört zum 1583 bis 1592 errichteten Neuen Lusthaus, das einer der bedeutendsten Profanbauten der Renaissance war. Um 1750 wird das Gebäude zunächst zur Oper und später zum Hoftheater umgebaut.
Doch 1902 kommt es zu einem verhängnisvollen Brand, der das Gebäude fast komplett zerstört. Nur die Freitreppe bleibt erhalten und wird zwei Jahre später an den Stadtort im Schlossgarten verbracht. Im Laufe der Jahre hat die Ruine durch Witterung und Vandalismus immer mehr Schaden genommen und wird derzeit saniert.
Für mich geht es nun weiter, vorbei an der Baustelle von Stuttgart 21, bis in den Oberen Schlossgarten. Hier steht die 1909 bis 1912 nach dem Brand des Hoftheaters errichtete Stuttgarter Staatsoper, die zu den bedeutendsten europäischen Opernhäusern gehört.
An den Schlossgarten grenzt auch das Neue Schloss Stuttgart. Vom Platz vor der Oper ist allerdings nur einer der Seitenflügel zu sehen. Um einen besseren Blick auf das historische Gebäude zu bekommen, werde ich es einmal umrunden.
Zunächst komme ich noch am Landtag von Baden-Württemberg vorbei. Das etwas unscheinbare Gebäude wurde 1961 nach einem Entwurf von Horst Linde erbaut und 2013 bis 2016 umfassend saniert.
Vor dem Gebäude steht ein Teil der Berliner Mauer. Zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls schenkte die Axel Springer AG jedem Bundesland ein Mauersegment. Hier in Stuttgart wurde das Segment am 9. November 2009 aufgestellt.
Ich biege nun in den Akademiegarten ab. Hier befand sich einst die Hohe Carlsschule, eine von Herzog Carl Eugen gegründete Militärakademie und spätere Universität, die allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Der wohl berühmteste Schüler der Akademie war der Dichter Friedrich Schiller. Während die Ruinen längst verschwunden sind, steht der Löwenbrunnen heute in der Mitte des Parks. Er wurde von Nicolas von Thouret für König Friedrich von Württemberg errichtet. Friedrich war der erste König Württembergs und kam 1806 durch Napoleon auf den Thron.
Vom Akademiegarten schaue ich nun auf die Rückseite des Neuen Schlosses. Der Palast wurde für die Herzöge und späteren Könige von Württemberg erbaut. Begonnen wurde der Bau 1746 und erst 1907 von Nicolas von Thouret fertiggestellt. Der Bau wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und erst nach langen Diskussionen konnte zumindest die Fassade zwischen 1958 und 1964 wiederaufgebaut werden. Im Inneren wurde nur ein Teil der Räume wiederhergestellt.
Die schönste und repräsentativste Seite des Schlosses ist wohl die, die zu drei Seiten den großen Ehrenhof umschließt. Auf der Spitze, wo heute die Fahne weht, befand sich vor dem Krieg übrigens eine Krone, darunter auch heute noch zu sehen, das Königswappenrelief. In der Vorweihnachtszeit ist das Panorama allerdings durch ein großes Riesenrad gestört. Im Schloss sind heute das Finanz- und das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg untergebracht, einige Räume können aber auch auf Führungen besichtigt werden.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Stadtflügels des Neuen Schlosses ist das Alte Schloss zu finden. Zu seinen Anfängen um 1200 war es eine Wasserburg, die ab 1553 zum Renaissanceschloss umgebaut wurde. Im Jahr 1931 brach ein Feuer in dem Gebäude aus und richtete großen Schaden an, der Wiederaufbau wurde aber bald begonnen, jedoch im Zweiten Weltkrieg komplett zunichtegemacht. Von 1960 bis 1971 wurde das Schloss so ein zweites Mal wiederhergestellt. Im Schloss befindet sich heute das Landesmuseum Baden-Württemberg.
Neben dem Schloss schaue ich mir noch die Stiftskirche an. Viel kann ich aber leider nicht sehen, denn hier wird gerade der Stuttgarter Weihnachtsmarkt aufgebaut, sodass ich mich zwischen LKW und halbfertigen Buden hindurchschlängeln muss. Die Stiftskirche ist die Hauptkirche der evangelischen Landeskirche in Württemberg und ihr Bau begann bereits im 10. und 11. Jahrhundert. Seitdem wurde sie allerdings mehrmals umgebaut und trug ebenfalls schwere Kriegsschäden davon. Der Wiederaufbau erfolgte in den 1950er Jahren in vereinfachter Form.
Ich gehe nun zurück zum Hotel, wo ich meinen Mietwagen aus der Tiefgarage hole, denn ich will noch einige weitere Orte besichtigen, die ich aber fußläufig nicht erreichen kann. Die Fahrt führt mich zunächst an den Rand von Stuttgart, wo sich das Schloss Solitude befindet, das zwischen 1763 und 1769 als Jagd- und Repräsentationsschloss für Herzog Carl Eugen von Württemberg erbaut wurde.
Wunderschön ist hier aber nicht nur das Schloss selbst, auch die Anlage ist einzigartig. Besonders die Sichtachse auf Stuttgart im Talkessel gefällt mir sehr.
Das Schloss wird heute als Museum geführt und kann besichtigt werden. Leider war ich dafür aber am falschen Tag vor Ort. Schade, da muss ich wohl nochmal wiederkommen.
Vom Schloss Solitude fahre ich einmal quer durch die Stadt bis nach Bad Cannstatt, das inzwischen ebenfalls eingemeindet wurde. Im hiesigen Kurpark befindet sich die Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte und schon am Parkeingang wird mit einem Relief auf den berühmten Stuttgarter hingewiesen.
Im Park befindet sich dann dieses kleine Haus, in dem Großes entstand, aber von vorn. Wir schreiben das Jahr 1872 als ein gewisser Gottlieb Daimler eine Stelle als technischer Direktor in der Gasmotorenfabrik Deutz angenommen hatte. Zehn Jahre später verließ er das Unternehmen, um sich selbstständig zu machen. Für 75.000 Goldmarkt erwarb er eine Villa im damaligen Cannstatt und im Garten jener Villa befand sich ein Gewächshaus. Dieses ließ Daimler umgehend um einen Backsteinbau erweitern, um es als Versuchswerkstatt nutzen zu können.
Und in die kann man als Besucher auch heute wieder eintauchen. Völlig kostenlos öffnet die Firma Mercedes Benz hier den Ort, an dem die Firmengeschichte einst begann. Zusammen mit Wilhelm Maybach führte Daimler hier seine ersten Versuche mit Verbrennungsmotoren durch und konnten bereits 1883 ihren ersten Erfolg verbuchen und einen schnell laufenden Viertaktmotor herstellen. Mit dieser Erfindung veränderten Daimler und Maybach schließlich die Welt.
In dem kleinen Museum sind auch Modelle der ersten Autos zu sehen, mit denen die zwei Männer Probefahrten im Garten machten. Dazu wurden sogar extra die Wege verbreitert. Wer sich beim Anblick dieses Gefährts an einen Kutsche erinnert fühlt, liegt übrigens gar nicht so falsch, denn das erste Automobil basierte noch auf einer alten Kutsche, die mit einem Antrieb versehen wurde.
Aber auch Zweiräder, wie dieser Urtyp eines Motorrades, sind im Museum zu sehen.
Die Villa, die Daimler 1882 kaufte, überlebte, im Gegensatz zum Gartenhaus, den Zweiten Weltkrieg leider nicht. So bleibt nur das Bild auf einer Gedenktafel.
In der ehemaligen Gartenanlage sind aber anhand von Fundamenten noch die Umrisse des einstigen Wohnhauses zu erkennen.
Vom heutigen Kurpark fahre ich weiter in die nahe Freiligrathstraße, wo sich das Wohnhaus von Wilhelm Maybach befindet, das den Krieg, im Gegensatz zu Daimler Villa, überstanden hat.
Ihre letzte Ruhestätte haben die zwei Erfinder schließlich auf dem Uff-Kirchhof gefunden. Der Friedhof wurde bereits im Mittelalter angelegt und beherbergt die Gräber der Familien Daimler und Maybach.
Etwas suchen muss ich schon, bis ich die historischen Grabsteine finde. Es gibt zwar eine Beschreibung, doch leider sind die Reihen auf dem Friedhof nicht sehr deutlich nummeriert, sodass man die Gräber praktisch abzählen muss. So kann ich aber beide dann doch noch entdecken.
Bismarcktürme besuche ich schon, seitdem ich den Bismarckturm Klein Mutz in meiner Heimat entdeckt habe und so will ich natürlich auch den Stuttgarter Turm besuchen. Dieser befindet sich auf dem Gähkopf, der höchsten Erhebung in Stuttgart-Nord. Der Grundstein für den Turm wurde 1902 gelegt und 1904 konnte Eröffnung gefeiert werden. Der Turm ist nach dem preisgekrönten Entwurf Götterdämmerung erbaut worden.
Vom Turm soll man eine fantastische Rundumsicht haben, doch leider ist der Turm im Winter geschlossen, sodass ich mich mit dem Blick vom Fuß des Turms auf den Talkessel von Stuttgart begnügen muss. Der ist aber wirklich auch nicht zu verachten.
So langsam schwindet das Tageslicht, doch so ganz will ich meine Stadtbesichtigung noch nicht beenden. Ich habe im Vorfeld von einem recht skurrilen Museum gelesen, dem Schweinemuseum und hier möchte ich zumindest einmal vorbeischauen. Das Museum ist zwar bei meiner Ankunft schon geschlossen, doch auch vor dem Gebäude sind einige Exemplare aus der umfangreichen Ausstellung zu sehen.
Ebenfalls zu spät ist es heute schon für einen Besuch im Mercedes Benz Museum, doch von außen kann ich mir das interessante Gebäude zumindest noch anschauen.
Gerne hätte ich auch noch die Grabkapelle auf dem Württemberg besucht, doch auch die ist im Winter geschlossen. Das Mausoleum wurde von 1820 bis 1824 erbaut, nachdem zuvor die Burg Wirtemberg, die verfallene Stammburg des Hauses Württemberg, abgerissen wurde.
Meine Stadtbesichtigung beende ich am 212 Meter hohen Stuttgarter Fernsehturm, der sich auf dem Hohen Bopsers befindet. Eröffnet wurde der Turm 1956 und stellt baulich wie architektonisch den Beginn einer neuen Ära im Turmbau dar, da der Turm aus Stahlbeton errichtet wurde.
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