Stadtrundgang durch Passau, Bayern

Pas­sau wird auch die „Drei Flüs­se Stadt” genannt, denn direkt vor der Alt­stadt flie­ßen Donau, Inn und Ilz zusam­men. Doch die Stadt an der öster­rei­chi­schen Gren­ze hat noch viel mehr zu bie­ten. Zwi­schen barocker Alt­stadt und histo­ri­scher Festung lässt sich her­vor­ra­gend fla­nie­ren und die engen Gas­sen sowie die brei­ten Ufer­we­ge an den Flüs­sen laden zu einem Spa­zier­gang ein.

Ich star­te mei­ne Ent­deckungs­tour durch Pas­sau am Ufer des Inn, der am Mor­gen wun­der­schön im Son­nen­licht liegt. So macht ein Spar­zier­gang am Inn­kai, wie der Ufer­weg hier genannt wird, gleich dop­pelt Spaß. Über fünf­hun­dert Kilo­me­ter hat der Fluss bereits durch die Schweiz, Öster­reich und Deutsch­land zurück­ge­legt, bevor er hier sei­ne letz­ten Meter ent­lang­fließt, bevor er in die Donau mündet.

Auf der ande­ren Ufer­sei­te habe ich schön die Wall­fahrts­kir­che Maria­hilf mit der Wall­fahrts­stie­ge im Blick. Das Got­tes­haus wer­de ich spä­ter noch besu­chen, denn von dort soll man einen tol­len Blick auf die Stadt haben.

Erst ein­mal fol­ge ich wei­ter dem Inn, der heu­te fried­lich in sei­nem Bett fließt. Das kann jedoch auch ganz anders sein, wie die ver­schie­de­nen Mar­kie­run­gen an den Haus­wän­den erzäh­len. Beson­ders zur Schnee­schmel­ze führt der Fluss oft Hoch­was­ser und kann dabei schon mal um meh­re­re Meter ansteigen.

Schließ­lich gelan­ge ich zum Schaib­lings­turm, der 1250 als Wehr­turm erbaut wur­de und über die Jahr­hun­der­te als Spei­cher­turm, Boots­an­le­ge­stel­le, Unter­kunft sowie Ver­an­stal­tungs­ge­bäu­de dien­te. Der Name lei­tet sich übri­gens von dem Wort „Schei­be” ab, das für sei­ne rund­li­che Form steht. Ein­zi­ger Zugang zum Turm ist der gemau­er­te Brücken­gang über den Inn­kai. Eine Ein­gangs­tür am Ufer gibt es nicht.

Das letz­te gro­ße Gebäu­de am Ufer des Inns vor sei­ner Mün­dung ist Schloss Ort, das heu­te ein Hotel beher­bergt. Erst­ma­lig erwähnt wur­de das Schloss bereits um 1200 als Veste Ort und dien­te damals zum Schutz der Stadt vor Angrif­fen aus dem Osten. Nach­dem das Haus ver­schie­de­ne Funk­tio­nen hat­te, wird es bereits seit 1873 als Hotel geführt und gehört heu­te zu den besten Unter­künf­ten der Stadt.

Der Inn­kai führt mich direkt zum Drei­flüs­se­eck, jenem Ort, an dem Inn, Donau und Ilz zusam­men­flie­ßen. Die Orts­spit­ze, wie der Park hier auch genannt wird, bie­tet einen unver­bau­ten Blick auf das Natur­schau­spiel, denn oft kann man durch die unter­schied­li­chen Far­ben des Was­sers den Zusam­men­fluss sogar erkennen.

Bei mei­nem Besuch ist davon aber lei­der nichts zu sehen. Das Was­ser scheint von hier eine ein­heit­li­che Far­be zu haben. Oft jedoch schim­mert das Was­ser des Inns, der in den Alpen ent­springt, eher grün­lich, wäh­rend die Donau, die ihren Ursprung an der Donau­quel­le in Donau­eschin­gen hat, eine blau-​braune Far­be auf­weist. Das Was­ser der Ilz hin­ge­gen kommt aus einem Moor­ge­biet und wirkt oft eher schwarz.

Auf der Luft­auf­nah­me auf einer Infor­ma­ti­ons­ta­fel am Ufer kann ich die drei Far­ben jedoch sehr gut erken­nen. Auch zu erken­nen ist, dass das grü­ne Was­ser des Inns das Was­ser der Donau am Zusam­men­fluss fast ver­drängt. So kommt des Öfte­ren doch die Fra­ge auf, wie­so der Fluss ab hier nicht wei­ter Inn, son­dern Donau genannt wird. Das liegt dar­an, dass in immer­hin sie­ben Mona­ten des Jah­res die Donau mehr Was­ser führt als der Inn, damit also die grö­ße­re Was­ser­men­ge führt. Außer­dem hat die Donau bei zum Zusam­men­fluss bereits 647 Kilo­me­ter zurück­ge­legt, wäh­rend der Inn nur auf 510 Kilo­me­ter kommt.

Bei der Ilz stellt sich die­se Fra­ge weni­ger, denn der klei­ne Donau­zu­fluss hat bis zu sei­ner Mün­dung gera­de mal sieb­zig Kilo­me­ter zurück­ge­legt und führt bei wei­tem nicht so viel Was­ser wie die mäch­ti­ge Donau, in die sie bei Pas­sau mündet.

Beson­ders male­risch liegt auf der Land­spit­ze zwi­schen Donau und Ilz die Veste Nie­der­haus. Die erste Bebau­ung die­ser Land­zun­ge geht bereits auf das Jahr 737 zurück, der Bau der heu­ti­gen Anla­ge begann um 1250. Im Hin­ter­grund ist übri­gens die Veste Ober­haus zu sehen, die eben­falls zur Ver­tei­di­gungs­an­la­ge von Pas­sau gehört. Die Veste befin­det sich heu­te noch immer in Pri­vat­be­sitz und ist daher nur von außen zu besichtigen.

Am Donau­ufer befin­den sich auch die Anle­ger für die Fluss­kreuz­fahrt­schif­fe, die von hier zu Fahr­ten bis zur Donau­mün­dung star­ten. Pas­sau hat sich zu einem der belieb­te­sten Fluss­kreuz­fahrt­hä­fen am Fluss ent­wickelt und wenn man hier an der Donau steht, dann wird auch ganz schnell klar war­um. Die Stadt ist ein­fach ein per­fek­tes Ziel für solch eine Reise.

Ich fol­ge dem Donau­ufer und habe von hier einen schö­nen Blick auf die Veste Ober­haus. Gegrün­det wur­de die Burg bereits 1219 und war Jahr­hun­der­te die Resi­denz des fürst­li­chen Bischofs vom Hoch­stift Pas­sau. Erst mit der Säku­la­ri­sa­ti­on ende­te die­se Ära und die Burg wur­de für die näch­sten gut hun­dert Jah­re vom Mili­tär über­nom­men. Auch als Staats­ge­fäng­nis wur­de die Anla­ge genutzt, bis sie 1932 in den Besitz der Stadt Pas­sau kam, die hier seit­dem ein Muse­um betreibt.

Ich fol­ge wei­ter dem Donau­kai und wäh­rend ich rech­ter Hand wei­ter­hin die Veste Ober­haus im Blick habe, erstreckt sich auf der lin­ken Sei­te nun wie­der die Alt­stadt mit ihren histo­ri­schen Gebäuden.

Am Ufer sto­ße ich auf die Sta­tue von Eme­renz Mei­er, einer bedeu­ten­den bay­ri­schen Hei­mat­dich­te­rin, die wäh­rend der schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Lage um 1900 im bay­ri­schen Wald in die USA auswanderte.

Bereits seit 1910 ver­bin­det die Prinzregent-​Luitpoldbrücke, die Pas­sau­er Alt­stadt mit der Anger­stra­ße unter­halb der Veste Ober­haus. Die 208 Meter lan­ge Hän­ge­brücke ist mit einer Durch­fahrts­hö­he von nur 5,15 Metern eine der nied­rig­sten Brücken über die Donau.

Eben­falls am Donau­ufer befin­det sich das Rat­haus der Stadt Pas­sau, das inzwi­schen aus drei Gebäu­den besteht. Der schön­ste Bau ist aber wohl das alte Rat­haus, des­sen Anfän­ge bis auf das Jahr 1298 zurück­ge­hen. Das Gebäu­de wur­de über die Jahr­hun­der­te immer wie­der aus- und umge­baut. So stammt der heu­ti­ge Rat­haus­turm erst aus den Jah­ren 1889 bis 1892 und ersetzt einen 1811 abge­ris­se­nen Vor­gän­ger­turm. Auch die Fres­ken wur­den bei einer Reno­vie­rung aus­ge­tauscht. Die heu­ti­gen Wand­bil­der ent­stan­den erst 1922, wäh­rend die ursprüng­li­chen Fres­ken 1446 auf die Rat­haus­wand auf­ge­bracht wurden.

Neben dem Zugang zur Tou­ri­sten­in­for­ma­ti­on gibt es auch hier vie­le Hoch­was­ser­mar­ken, die ab 1890 regel­mä­ßig ange­bracht wur­den. Alle Mar­ken aus den vor­he­ri­gen Jah­ren wur­den nachgetragen.

In der Nähe des Rat­haus­plat­zes ver­las­se ich das Donau­ufer und wen­de mich den Gas­sen der Alt­stadt zu.

So gelan­ge ich zum Resi­denz­platz, in des­sen Zen­trum der Wit­tels­ba­cher­brun­nen steht. Der Brun­nen wur­de zwi­schen 1904 und 1906 im Auf­trag des Prinz­re­gent Luit­pold erbaut und soll­te an die hun­dert­jäh­ri­ge Zuge­hö­rig­keit von Pas­sau zum König­reich Bay­ern im Jahr 1903 erinnern.

Vom Resi­denz­platz fol­ge ich der gro­ßen Mes­ser­gas­se. Hier in der Nähe befand sich lan­ge Zeit auch das Dackel­mu­se­um, das ich bei mei­nem Rund­gang noch besu­chen konn­te. Inzwi­schen ist die Aus­stel­lung aller­dings nach Regens­burg umgezogen.

Immer wei­ter fol­ge ich der Stra­ße, die inzwi­schen Stein­weg heißt, und einen Blick auf die 1678 erbau­te Stadt­pfarr­kir­che St. Paul freigibt.

Der Weg führt mich nun wie­der ein wenig zurück in das Herz der Stadt, wo ich am Land­rats­amt vor­bei­kom­me. Hier ganz in der Nähe ist seit 2003 der Pas­sau­er Töl­pel zu sehen, der über sie Jahr­hun­der­te schon vie­le ver­schie­de­ne Orte zier­te. Neben dem Stein­kopf zu lesen ist:

„Von Pas­saus Dom fiel ich her­un­ter, wobei mein schö­ner Leib zer­brach. Bin trotz­dem kreuz­wohl­auf und mun­ter, und nur im Kopf noch etwas schwach.“

So ganz genau weiß man bis heu­te nicht, woher der Stein­kopf stammt. Es wird aber ver­mu­tet, dass die Figur 1662 beim gro­ßen Stadt­brand vom Dom stürz­te und dabei nur der Kopf erhal­ten blieb.

Der Pas­sau­er Dom ist dann auch jenes Gebäu­de, das mein näch­stes Ziel ist. Die Rück­sei­te konn­te ich bereits am Resi­denz­platz sehen, doch den schön­sten Anblick habe ich vom Dom­platz. Der erste Dom wur­de bereits ab 1221 erbaut, jedoch beim Stadt­brand 1662 sehr stark zer­stört. Dar­auf­hin erfolg­te 1668 bis 1693 der Wiederaufbau.

Der Innen­raum des Doms besteht aus einem drei­schif­fi­gen Lang­haus und ist mit wun­der­schö­nen Decken­fres­ken ver­se­hen. Das gro­ße Lang­haus ist 102 Meter lang und 33 Meter breit. Wäh­rend der Dom selbst Jahr­hun­der­te alt ist, wur­de der heu­ti­ge Hoch­al­tar erst 1947 und 1953 geschaffen.

Auf der Nord­sei­te des Doms befin­det sich der soge­nann­te Dom­hof, in dem noch Reste eines alten Klo­sters zu erken­nen sind. Die Kreuz­gän­ge wur­den jedoch schon im 19. Jahr­hun­dert abgebrochen.

Nach der Besich­ti­gung des Doms been­de ich mei­nen Rund­gang durch die Alt­stadt von Pas­sau und gehe zu mei­nem Auto zurück. Zunächst geht es für mich noch auf die Veste Ober­haus, um das dor­ti­ge Muse­um zu besich­ti­gen, bevor ich zur Wall­fahrts­kir­che Maria­hilf fahre.

Die Wall­fahrt auf die­sem Hügel hoch über dem Inn wur­de bereits 1622 durch Dom­de­kan Mar­quard von Schwen­di begrün­det, der hier zunächst eine Kapel­le mit einem Mari­en­gna­den­bild errich­ten ließ. Bereits zwi­schen 1624 und 1627 wur­de hier jedoch eine Wall­fahrts­kir­che mit ange­schlos­se­nem Klo­ster erbaut. Die mar­kan­ten Tür­me bekam das Got­tes­haus aller­dings erst 1665 aufgesetzt.

Der Hoch­al­tar wur­de 1729 in die Kir­che ein­ge­fügt und seit­dem ist in sei­ner Mit­te das Mari­en­gna­den­bild zu fin­den. Geschaf­fen hat­te es 1620 der Pas­sau­er Künst­ler Pius als Kopie des Gna­den­bil­des Maria­hilf von Lucas Cra­nach dem Älteren.

Gleich vor dem Zugang zur Wall­fahrts­kir­che befin­det sich der Aus­sichts­punkt Napo­le­on­schan­ze, von dem ich einen wun­der­schö­nen Blick auf Pas­sau habe. Und mit die­sem Aus­blick endet auch mein Besuch in Pas­sau und ich set­ze mei­ne Rund­fahrt durch Nie­der­bay­ern fort.

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Betty

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