Stadtrundgang durch Lissabon, Portugal – Teil 1

Lis­sa­bon an einem Tag zu erkun­den, ist gar nicht so ein­fach, denn es gibt viel zu sehen. Die Stadt am Fluss Tejo war­tet mit viel Geschich­te, leben­di­gen Stadt­vier­teln sowie inter­es­san­ten Ver­kehrs­mit­teln, wie den berühm­ten Stand­seil­bah­nen, auf. Mein Rund­gang hat mich durch das histo­ri­sche Stadt­zen­trum geführt, das noch heu­te das Herz der por­tu­gie­si­schen Haupt­stadt ist.

Stadtrundgang durch Lissabon – Praça do Comércio

Ich star­te mei­nen Rund­gang am Pra­ça do Comércio (Platz des Han­dels), einem der drei zen­tra­len Plät­ze in Lis­sa­bon. Wie der Groß­teil der Stadt wur­de der Platz nach dem ver­hee­ren­den Erd­be­ben 1755 neu ange­legt. Vor dem Erd­be­ben befand sich hier der könig­li­che Ufer­pa­last, von dem aber nichts erhal­ten geblie­ben ist. Statt­des­sen wur­de dem Platz im Rah­men des Stadt­auf­baus ein völ­lig neu­es Gesicht gege­ben, das noch heu­te fast genau­so erhal­ten ist.

In der Mit­te des Plat­zes steht die Rei­ter­sta­tue von José I. aus dem Hau­se Bra­gan­za, der zur Zeit des Erd­be­bens und dem anschlie­ßen­den Wie­der­auf­bau König von Por­tu­gal war.

Der Pra­ça do Comércio öff­net sich direkt zum Tejo, jenem rund tau­send Kilo­me­ter lan­gen Fluss, an des­sen Ufer sich die por­tu­gie­si­sche Haupt­stadt befin­det. Der Tejo ent­springt in der spa­ni­schen Pro­vinz Teruel und ist der läng­ste Fluss der ibe­ri­schen Halb­in­sel. Bei Lis­sa­bon mün­det er in den Atlantik.

Vom Ufer habe ich einen schö­nen Blick auf die Brücke des 25. April, die mit ihrer roten Far­be so sehr an die Gol­den Gate Brücke in San Fran­cis­co erin­nert. Die Brücke hier in Lis­sa­bon ist jedoch viel län­ger und eine kom­bi­nier­te Auto- und Eisenbahnbrücke.

Aber Abend ist hier übri­gens auch ein schö­ner Platz um den Son­nen­un­ter­gang zu erleben.

Aber zurück zum Pra­ça do Comércio, jenem Platz, der viel hei­te­re, aber auch düste­re Kapi­tel der por­tu­gie­si­schen Geschich­te erlebt hat. So wur­den hier, mit Car­los von Por­tu­gal und sei­nem Sohn, der vor­letz­te König von Por­tu­gal und sein Sohn bei einem Atten­tat getö­tet und auch wäh­rend der Nel­ken­re­vo­lu­ti­on 1974 spiel­te der Platz eine wich­ti­ge Rolle.

Den Über­gang vom Platz zur Alt­stadt bil­det der Arco da Rua Augu­sta, ein Tri­umph­bo­gen, der eigent­lich schon 1775 geplant, aber erst 1875 rea­li­siert wur­de. Auf dem Bogen steht die Göt­tin Glo­ria, die den Geni­us und den Wert krönt. Dar­un­ter sind die histo­ri­schen Per­so­nen Nuno Álva­res Perei­ra, Viria­to, Vas­co da Gama und Mar­quês de Pom­bal zu fin­den. Die Inschrift besagt: „Den Tugen­den der Vor­fah­ren, damit es allen als Zeug­nis die­ne. Gewid­met auf öffent­li­che Kosten.”

Geht man durch den Bogen, lohnt sich ein Blick nach oben zur reich ver­zier­ten Decke sowie zu den Arka­den, die sich auf bei­den Sei­ten erstrecken und in denen tags­über oft Händ­ler ihre Stän­de aufbauen.

Schön ver­ziert ist auch die Rück­sei­te des Tri­umph­bo­gens, wenn man von der Rua Aug­sta nach oben blickt.

In der Dun­kel­heit wird der Arco da Rua Augu­sta auch beleuch­tet und ist so ein weit­hin sicht­ba­res Bauwerk.

Stadtrundgang durch Lissabon – Rua Augusta

Die Rua Augu­sta ist eine rund einen hal­ben Kilo­me­ter lan­ge Ein­kaufs­stra­ße und Fuß­gän­ger­zo­ne, die den Pra­ça do Comércio und den Ros­s­io Platz ver­bin­det, einem wei­te­ren der drei wich­tig­sten inner­städ­ti­schen Plätze.

Die Geschäf­te in der Stra­ße spre­chen heu­te vor allem Tou­ri­sten an, so gibt es natür­lich auch belieb­te Fan­ar­ti­kel des por­tu­gie­si­schen Fußballs.

Dazu sind in der Stra­ße viel Restau­rants ange­sie­delt, von denen eini­ge auch typisch por­tu­gie­si­sche Küche anbie­ten. Beson­ders die fri­schen Mee­res­früch­te sind schon in den Schau­fen­stern inter­es­sant anzusehen.

Bei den por­tu­gie­si­schen Spe­zia­li­tä­ten nicht feh­len dür­fen natür­lich auch die Past­eis de Nata. Gleich meh­re­re Bäcke­rei­en buh­len hier um die Kund­schaft, die die lecke­ren Tört­chen auch mit nach Hau­se neh­men kann. Am besten schmecken sie aber ganz frisch. Und so gut wie hier auf der Rua Augu­sta in Lis­sa­bon schmecken die Past­eis de Nata fast nirgendwo.

Ent­stan­den ist das Rezept schon Ende des 17. Jahr­hun­derts, als die Tört­chen vor allem in Klö­stern gebacken wur­den. Die Bäcke­rei­en über­nah­men die Rezep­tu­ren erst nach der Schlie­ßung vie­ler Klö­ster um 1820 und seit­dem sind die Past­eis de Nata zur wohl belieb­te­sten Süß­spei­se der Por­tu­gie­sen geworden.

In den Bäcke­rei­en an der Rua Augu­sta kann man übri­gens live zuse­hen, wie die klei­nen Pud­ding­tört­chen her­ge­stellt und gebacken wer­den, bevor sie in den Taschen der vie­len Kun­den verschwinden.

Stadtrundgang durch Lissabon – Elevador de Santa Justa

Im wahr­sten Sin­ne gleich um die Ecke befin­det sich der Ele­va­dor de San­ta Justa, ein öffent­li­cher Per­so­nen­auf­zug, der längst zur Tou­ri­sten­akt­trak­ti­on gewor­den ist. Auf­zü­ge zum Über­win­den der Höhen­un­ter­schie­de gibt es in Lis­sa­bon eini­ge, doch kei­ner ist so schön wie dieser.

Fer­tig­ge­stellt wur­de der Ele­va­dor de San­ta Justa im Jahr 1902 und zunächst mit einer Dampf­ma­schi­ne betrie­ben, bevor 1907 auf elek­tri­schen Strom umge­stellt wur­de. Gan­ze 45 Meter Höhen­un­ter­schied wer­den mit dem Lift zwi­schen den Stadt­tei­len Baixa und Chia­do überwunden.

Da der Auf­zug heu­te so beliebt ist, bil­den sich lei­der oft lan­ge Schlan­gen, sodass es sinn­voll ist, recht zei­tig hier­her­zu­kom­men. In die Kabi­ne, die die Men­schen nach oben beför­dert, pas­sen pro Fahrt näm­lich nur 24 Personen.

So eine Fahrt ist dann auch nicht ganz bil­lig. Über fünf Euro kostet der Spaß inzwi­schen pro Per­son, es sei denn, man hat eine Tages­kar­te für die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel. Da der Auf­zug dazu­ge­hört, ist die Fahrt dann inklu­diert. Ein rich­tig guter Deal.

Oben ange­kom­men bie­tet sich dann ein sehr schö­ner Aus­blick auf die Alt­stadt von Lis­sa­bon und dar­über hin­aus. So reicht mein Blick bis zum Caste­lo de São Jor­ge, einer Burg­rui­ne und Festungs­an­la­ge, deren Besuch in nicht mehr geschafft habe.

Die impo­san­te Burg wur­de ursprüng­lich bereits von den Mau­ren gebaut, die sie 1147 an Alfons den Erobe­rer ver­lo­ren. Sie wur­de jahr­hun­der­te­lang als Königs­burg genutzt und bei dem ver­hee­ren­den Erd­be­ben 1755 eben­falls weit­ge­hend zer­stört. Sein heu­ti­ges Aus­se­hen bekam die Festung erst in den 1940er Jah­ren, als die Anla­ge umfas­send restau­riert und die mas­si­ven Mau­ern wie­der auf­ge­baut wurden.

Ein wei­te­res Opfer des Erd­be­bens ist zu sehen, wenn man sich umdreht und in Rich­tung Chia­do schaut. Hier befin­den sich die Über­re­ste des Con­ven­to do Car­mo, einem ehe­ma­li­gen Klo­ster, das von 1389 bis 1423 erbaut wurde.

Schön anzu­schau­en sind aber auch die schmie­de­ei­ser­nen Ver­zie­run­gen am Ele­va­dor de San­ta Justa, die den Auf­zug zu einem klei­nen Kunst­werk machen.

Der obe­re Aus­gang des Auf­zu­ges ist durch einen 25 Meter lan­gen Steg mit dem Stadt­teil Chia­do ver­bun­den, sodass man hier bequem den Höhen­un­ter­schied über­win­den kann.

Auch vom Steg gibt es herr­li­che Aus­blicke auf Lis­sa­bon, vorn schön zu sehen der Ros­s­io Platz, der mein näch­stes Ziel sein wird.

Am Ende des Ste­ges ent­decke ich noch einen klei­nen Shop, der eine wei­te­re typisch por­tu­gie­si­sche Spe­zia­li­tät anbie­tet, die Past­eis de Bal­cal­hau. In die­sem Fall han­delt es sich nicht um eine Süß­spei­se, son­dern eine Vor­spei­se aus Kar­tof­feln und Stock­fisch, die oft eben­falls hand­ge­macht sind. Auch hier kann ich bei der Pro­duk­ti­on zuschauen.

Stadtrundgang durch Lissabon – Praça do Rossio

Nach­dem mit der Auf­zug wie­der nach unten gebracht hat, fol­ge ich einer Neben­stra­ße der Rua Augu­sta und gelan­ge so durch einen Tor­bo­gen auf den Ros­s­io Platz.

Schon seit dem Mit­tel­al­ter ist der Ros­s­io das Zen­trum der Innen­stadt von Lis­sa­bon. Hier wer­den Feste gefei­ert und hier fan­den Revo­lu­tio­nen statt. Auch bei mei­nem Besuch herrscht auf dem Ros­s­io ein bun­tes Trei­ben. Die zwei fran­zö­si­schen Bron­ze­brun­nen wur­den im 19. Jahr­hun­dert auf dem Platz aufgestellt.

Am obe­ren Ende des Plat­zes befin­den sich zwei inter­es­san­te Gebäu­de. Zum einen das wun­der­schö­ne Gebäu­de des Bahn­hofs Ros­s­io (links), das 1890 eröff­net wur­de, und zum ande­ren das Teat­ro Nacio­nal D. Maria II (rechts), das zwi­schen 1842 und 1846 im klas­si­zi­sti­schen Stil erbaut wurde.

Ich bie­ge vom Ros­s­io in eine der Sei­ten­gas­sen ab, die mich nun zum letz­ten der drei wich­tig­sten Plät­ze in der Lis­sa­bon­ner Innen­stadt brin­gen wird.

Schon nach weni­gen Minu­ten errei­che ich den Pra­ça da Figuei­ra, den Platz des Fei­gen­baums, der als ein­zi­ger der drei Plät­ze vor dem Erd­be­ben 1755 nicht exi­stier­te. Hier stand ursprüng­lich das König­li­che Aller­hei­li­gen Spi­tal, das aber so stark zer­stört wur­de, dass es abge­ris­sen wer­den muss­te. Der frei­ge­wor­de­ne Platz wur­de als Markt­platz genutzt und von 1885 bis 1949 gab es hier sogar eine Markthalle.

Für Tou­ri­sten ist der Platz vor allem des­halb inter­es­sant, da hier die berühm­te Stra­ßen­bahn­li­nie 28 star­tet. Die Schlan­gen sind jedoch auch hier enorm, doch Abhil­fe gibt es gleich neben­an. Davon und von wei­te­ren Ent­deckun­gen in Lis­sa­bon erzäh­le ich im zwei­ten Teil mei­nes Stadt­rund­gangs. Mehr Tipps zu den öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln, zu denen auch die histo­ri­schen Stra­ßen­bah­nen gehö­ren, gibt es aber auch in mei­nem Ser­vice­ar­ti­kel zum ÖPNV in Lis­sa­bon.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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