Singer Castle, New York
Dark Island ist nur eine von unzähligen Inseln im mächtigen St. Lorenz Strom. Viele dieser Inseln sind besiedelt, so auch Dark Island. Doch das Haus, das hier zu finden ist, ist ein ganz besonderes. Es trägt den Namen Singer Castle und kann im Rahmen einer Bootstour besichtigt werden.
Singer Castle wurde zwischen 1903 und 1905 für Frederick Gilbert Bourne erbaut. Er war der Direktor der Singer Nähmaschinen Fabriken. Daher stammt auch der heutige Name, denn das Haus wird erst seit etwa 20 Jahren so genannt. Bourne nutzte das Anwesen bis zu seinem Tod im Jahr 1919 als Sommerdomizil. Danach ging es in den Besitz seiner Tochter über. Nach ihrem Tod gehörte es einer katholischen Schule, die aber eigentlich nur an dem Anwesen der Bournes auf Long Island nahe New York interessiert war.
Da aber beide Häuser als Paket kamen, kaufte man die Insel mit, hatte aber keinerlei Nutzen für das Haus. Schließlich wurde es 1965 abermals verkauft, diesmal an die religiöse Harold Martin Evangelistic Association. Ihr Leiter, Dr. Harold Martin, lebte viele Jahrzehnte auf der Insel, bis sie Ende der 90er Jahre abermals zum Verkauf stand. Jahrelang fand sich, trotz verschiedenster Interessenten, zu denen auch Japaner oder sogar Michael Jackson gehörten, niemand und ein Kauf kam erst im Jahr 2001 zustande. Käufer war der deutsche Unternehmer Farhad Vladi, der in Hamburg die Firma Vladi Private Islands GmbH betreibt. Er ließ das Anwesen sanieren und 2006 erstmalig für Besucher öffnen.
Als unser Boot am Steg festmacht, werden wir schon empfangen, denn frei bewegen darf man sich als Tagesgast auf der Insel leider nicht. Nur wer hier ein Zimmer bucht (bzw. die ganze Insel) hat diese, außerhalb der Besuchszeiten, ganz für sich allein.
In kleine Gruppen aufgeteilt, beginnt die Tour des Hauses. Mein Tourguide ist allerdings sehr nett und hat auch nichts dagegen, wenn man sich zum Fotografieren mal ein Stückchen von der Gruppe entfernt. Als ich so vor dem Eingang stehe, kann ich mir vorstellen, warum Mr. Bourne sein Schloss „The Towers” nannte. Inspiriert wurde er zum Bau übrigens durch den Roman „Woodstock” von Sir Walter Scott.
Gleich hinter der Eingangstür beginnt dann das richtige Schlosserlebnis. Man steht in einem Raum, der fast dem Mittelalter entsprungen zu sein scheint, komplett mit Ritterrüstungen und einem großen Weinkeller.
Eine große Treppe führt den Besucher in den ersten Stock. Hier befinden sich die Wohnräume. Der Bau von „The Towers” fand zur selben Zeit statt, wie der von Boldt Castle und viele von Mr. Boldts Bauarbeitern fanden hier neue Arbeit, als dieser die Arbeiten stoppte.
Auf diesem Foto sieht man Mr. Bourne zusammen mit seiner Familie, als sie hier auf der Insel ihre Sommer verbrachten.
Viele Räume bieten einen atemberaubenden Blick auf den Fluss, aus manchen führen Türen auf kleine Balkone.
Das Gebiet um Dark Island ist auch sehr fischreich, was es zu einem guten Angelplatz macht. Grund dafür ist das seichte Wasser auf der einen Seite der Insel, das im starken Kontrast zur tiefen Fahrrinne auf der anderen Seite steht. Dark Island liegt auch nur wenige Meter von der Grenze zu Kanada entfernt. Mr. Bourne gehörte auch noch eine kleine Insel in kanadischen Gewässern. Es wird gemunkelt, dass man dort während der Prohibition Alkohol brannte und ihn nachts nach Dark Island schmuggelte.
Im zweiten Stockwerk befinden sich die Schlaf- und Gästezimmer. Und jedes ist natürlich mit einer Singer Nähmaschine ausgestattet, auch wenn die meisten sicher nur der Dekoration galten.
Ganz oben, unter dem Dach, befindet sich schließlich ein großer Raum, in dem die weiblichen Angestellten untergebracht waren. Für die damalige Zeit war das äußerst luxuriös, denn das Personal hatte hier nicht nur eigene, abschließbare Schränke, sondern ihm stand auch ein volles Badezimmer zur Verfügung.
Nach einer guten Stunde sind wir dann schließlich wieder draußen, diesmal hinter dem Haus. Hier befand sich früher ein Tennisplatz und auch ein Bootshaus gehörte zum Anwesen. Zu guter Letzt spazieren wir noch kurz durch einen kleinen Teil des Gartens, bevor es zurück zum Anleger geht.
Faszinierend finde ich auch das Video auf der Homepage von Singer Castle. KLICK Es ist von 1906 und zeigt Mr. Bourne mit seiner Familie, wie sie The Towers zum ersten Mal besuchen.
Anfangs hatte ich ja erwähnt, dass man auf der Insel auch übernachten kann. Dazu gibt es eigens die Royal Suite, die auf der Tour leider nicht gezeigt werden konnte, da sie gerade bewohnt wurde.
Ganz zum Schluss der Tour bleibt noch genügend Zeit den kleinen Shop zu besuchen und ein Souvenir zu erstehen, bevor es wieder zurück auf das Schiff geht. Und dann heißt es auch schon Leinen los und Abschied nehmen von Dark Island, doch der Ausflug auf den St. Lorenz Strom ist damit noch lange nicht zu Ende.
Die Ausflüge nach Singer Castle werden von verschiedenen Anbietern durchgeführt. Die meisten Touren starten in Alexandria Bay, New York. Weiterhin kann man die Insel auch mit einem privaten Boot besuchen.
© 2018 – 2020, Betty. All rights reserved.