Schloss Oranienstein, Dietz, Rheinland-Pfalz
Schloss Oranienstein ist eines von vier Schlössern in Deutschland, das nach dem Hause Oranien benannt ist. Dazu gehören auch Schloss Oranienburg in Brandenburg, Schloss Oranienbaum in Anhalt sowie die nicht mehr existierende Schloss Oranienhof in Bad Kreuznach. Schloss Oranienstein wurde von der Fürstin Albertine Agnes von Oranien-Nassau als ihr Witwensitz errichtet.
Es ist nicht so ganz einfach, das Schloss Oranienstein zu besuchen, denn es steht heute mitten auf dem Gelände einer Bundeswehrkaserne. Doch vielleicht war das auch sein Glück, denn so wurde es wunderschön restauriert und erstrahlt heute wieder in seiner ganzen Pracht.
Im Städtchen Dietz angekommen folgt man aber erst einmal dem Weg zur Kaserne, die auch den Namen des Schlosses trägt. Vor dem Haupttor gibt es einen kleinen Besucherparkplatz. Von hier starten auch die Führungen, ohne die man das Gelände nicht betreten darf.
An diesem Morgen bin ich der einzige Gast, der sich für eine Besichtigung der Schlossanlage interessiert. Pünktlich werde ich von meinem Guide am Tor abgeholt und wir laufen einmal quer über das Kasernengelände. Dazu erfahre ich einiges zur Geschichte und den derzeitigen Aufgaben der Anlage. Nach einigen Minuten Fußmarsch kann ich schließlich einen ersten Blick auf Schloss Oranienstein werfen.
Über dem Tor die fürstlichen Initialen und dann steht man auch schon im Schlosshof. Der sieht heute etwas anders aus als zu den Zeiten von Fürstin Albertine Agnes, denn erst ihre Schwiegertochter, Fürstin Henriette Amalia, ließ das Schloss zu dem prächtigen Barockbau ausbauen, der es heute ist. Zuerst entstand nur der Mittelteil der Anlage.
Auf diesem Bild sind die vier Schwestern zu sehen, die den Grundstein für die vier Oranierschlösser in Deutschland legten. Luise Henriette von Oranien, Albertine Agnes von Nassau-Dietz, Henriette Katharina von Anhalt Dessau und Maria von Pfalz-Simmern (v.l.n.r.).
Im Gartensaal des Schlosses hängen dann auch zwei historische Drucke der noch existierenden Schlösser Oranienburg und Oranienbaum, wobei man letzteres schon sehr gut erkennen kann, während Oranienburg sich in den Jahrhunderten danach noch sehr veränderte.
Und das ist die Erbauerin von Schloss Oranienstein – Fürstin Albertine Agnes von Nassau-Dietz. Sie war die fünfte Tochter von neun Kindern des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien und seiner Frau Gräfin Amalie zu Solms-Braunfels und wurde am 9. April 1634 in Den Haag geboren. Am 2. Mai 1652 heiratete Prinzessin Albertine Agnes in Kleve den Fürsten Wilhelm Friedrich von Nassau-Dietz. Aus der Verbindung gingen drei Kinder hervor.
Wir betreten das Schloss durch eine Seitentür und gelangen in eines der Treppenhäuser. Früher waren dieser sicher nicht einfach weiß gestrichen, doch die reichhaltige Verzierung ist, genauso wie der größte Teil der Einrichtung, den Napoleon 1811 versteigern ließ, über die Jahrhunderte verloren gegangen.
Wunderschön restauriert, sind jedoch die Stuckarbeiten der Italiener Eugenio Castelli und Antonio Gentone sowie die Fresken des Niederländers Jan van Dyk.
Ein Modell gibt einen Überblick über das fünfflügelige Schloss, das so von Fürstin Henriette Amalia in den Jahren 1704–1709 unter Leitung von Daniel Marot, Sohn des Erbauers der Anlagen von Versailles, zum Barockschloss umgebaut wurde. Auch Henriette Amalia war zu dieser Zeit bereits Witwe, denn ihr Mann, Heinrich Casimir, verstarb bereits 1696.
Der wohl schönste der öffentlichen Räume ist der blau-goldene Saal. Seine prunkvolle Ausstattung lässt erahnen, welch rauschende Feste hier gefeiert wurden und auch heute noch werden, denn die Bundeswehr nutzt die Räumlichkeiten durchaus.
Einer der letzten Räume, den man auf der Führung besucht, ist das Gartenkabinett. Die meisten anderen der 318 Zimmer bleiben dem Besucher leider verborgen, denn dort befinden sich Büros der Bundeswehr.
Auf der Rückseite des Schlosses befindet sich ein kleiner Garten, der über einer hohen Klippe endet und einen schönen Ausblick über das Land und die Lahn bietet.
Einmal quer durch den Mittelbau gelangen wir schließlich wieder von Vorderseite des Schlosses. Von hier gehen wir noch in zwei weitere Räume, die sich in einem Seitenflügel befinden.
Dieser prunkvolle Saal wird heute als Kantine und Veranstaltungsraum genutzt.
Schließlich erreichen wir noch die prunkvolle Schlosskapelle. Hier finden auch heute noch Gottesdienste und Trauungen für Bundeswehrangehörige statt.
Dann stehe ich wieder vor dem Schloss und schaue auf den weitläufigen Vorplatz. Ich frage noch einmal nach, wie das Schloss eigentlich zur Kaserne geworden ist. Der Niedergang des Schlosses als Residenz begann schon sehr früh, aber als Nassau nach dem Deutschen Krieg im Jahr 1866 auf der Seite des Verlierers Österreich stand, wurde das Herzogtum von Preußen zugeschlagen. Man wollte im Schloss zuerst eine Irrenanstalt unterbringen, was wegen Protesten des niederländischen Königshauses jedoch unterblieb. Stattdessen ließ Preußen eine Kadettenanstalt einrichten, die immer wieder erweitert wurde und bis zum Ende des Ersten Weltkrieges existierte. Nach dem Krieg erfolgte zuerst die französische Besetzung und 1929 eine umfassende Sanierung sowie die Eröffnung als Museum.
Von 1934 bis 1945 war Schloss Oranienstein schließlich eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt und wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges abermals von den Franzosen besetzt. Im Jahr 1947 fiel das Schloss schließlich an das neu gegründete Land Rheinland-Pfalz, das jedoch die benötigten Mittel zur Renovierung nicht aufbringen konnte. Dem damaligen Ministerpräsidenten Peter Altmeier gelang es jedoch, den damaligen Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß von der Übernahme des Schlosses durch die Bundeswehr zu überzeugen, von der es noch heute genutzt wird.
Nach einer guten Stunde bin ich zurück am Eingangstor der Kaserne und verabschiede mich von meinem Guide. Es war eine interessante Führung, die mir ein weiteres Stück der Geschichte der Oranien Schlösser auf deutschem Boden näher gebracht hat.
Schloss Oranienstein
65582 Dietz
April-Okt.: Di-Fr 9:00, 10:30, 14:00, 15:30 Uhr;
Sa+So 10:30, 14:00, 15:30 Uhr
Nov-Feb: Di-Fr 9:00, 10:30, 14:00, 15:30 Uhr
Eintritt: €4 (2017)
Mehr Informationen: 06432–9401666
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