Schloss Oranienbaum, Sachsen-Anhalt

Schloss Ora­ni­en­baum ist eines von vier Schlös­sern in Deutsch­land, das nach dem Hau­se Ora­ni­en benannt ist. Dazu gehö­ren auch Schloss Ora­ni­en­burg in Bran­den­burg, Schloss Ora­ni­en­st­ein in Rheinland-​Pfalz sowie das nicht mehr exi­stie­ren­de Schloss Ora­ni­en­hof in Bad Kreuznach.

Ora­ni­en­baum ken­ne ich schon aus mei­ner Kind­heit. Doch bewusst in Schloss und Schloss­park gewe­sen bin ich noch nie. Nach­dem eines der drei noch erhal­te­nen Ora­ni­er Schlös­ser bei mir fast um die Ecke steht (Ora­ni­en­burg) und ich ein wei­te­res auf einer Rei­se durch Rheinland-​Pfalz besucht habe (Ora­ni­en­st­ein), war für mich klar, dass ich auch Ora­ni­en­baum noch ein­mal genau­er anschau­en wollte.

Ich par­ke mein Auto in unmit­tel­ba­rer Nähe des Schlos­ses. Im ver­schla­fe­nen Städt­chen Ora­ni­en­baum ist das kein Pro­blem. Sogleich fällt mir der geschmie­de­te Oran­gen­baum auf dem Markt­platz auf. Seit 1700 steht er auf dem Sand­stein­sockel, seit 1997 ist es aber eine Kopie.

Neun Äste mit zahl­rei­chen Blät­tern ragen aus dem Stamm, an ihren Enden neun gol­de­ne Oran­gen. Sie ste­hen sym­bo­lisch für die neun Kin­der der Stadt­grün­de­rin Für­stin Hen­ri­et­te Katha­ri­na von Anhalt-​Dessau, gebo­re­ne von Oranien.

Ich gehe hin­über zum Schloss, das an sei­ner Vor­der­sei­te durch einen Schloss­gra­ben von der Stadt getrennt ist. Hin­über führt eine Fuß­gän­ger­brücke, über die auch ich nun den Schloss­hof betrete.

Für­stin Hen­ri­et­te Katha­ri­na von Anhalt-​Dessau gab 1683 den Auf­trag, ihr eine Som­mer­re­si­denz im hol­län­di­schen Stil zu erbau­en und dazu eine Gar­ten­an­la­ge sowie eine klei­ne Stadt zu schaf­fen. Die aus dem Hau­se Oranien-​Nassau stam­men­de Prin­zes­sin gab dem Ensem­ble den Namen Ora­ni­en­baum. Am Bau im hol­län­di­schen Stil wirk­te maß­geb­lich der hol­län­di­sche Bau­mei­ster Cor­ne­lis Ryck­waert mit. Nach dem Tod ihres Man­nes, dem Für­sten Johann Georg II. von Anhalt-​Dessau, im Jahr 1893, ließ sie Ora­ni­en­baum als ihren Wit­wen­sitz ausbauen.

Wäh­rend der Zutritt zum Park jeder­zeit kosten­los mög­lich ist, kann ich das Inne­re des Schlos­ses nur auf einer Füh­rung besich­ti­gen. Vie­les ist hier noch in Arbeit, denn wäh­rend der DDR Zeit wur­de das Gebäu­de nicht son­der­lich gepflegt. So war hier von 1953 bis 1993 eine Außen­stel­le des Staats­ar­chivs Mag­de­burg unter­ge­bracht. Erst vor rund zwan­zig Jah­ren wur­de mit der Restau­rie­rung der einst so pracht­vol­len Räu­me begonnen.

Recht gut erhal­ten geblie­ben ist aber der präch­ti­ge Leder­ta­pe­ten­saal. Auf­wen­dig wur­den die fan­ta­sti­schen Wand­be­hän­ge restau­riert und erstrah­len nun wie­der wie vor über 300 Jahren.

Auf der Füh­rung sind auch Räu­me zu sehen, in den die Arbei­ten gera­de erst begon­nen haben. Wie lan­ge die gesam­te Reno­vie­rung des Ensem­bles dau­ern wird, ist noch nicht abzusehen.

Nach der Besich­ti­gung des Erd­ge­schos­ses geht es zunächst in den ersten Stock. Dabei sind beson­ders die tol­len Decken­ge­mäl­de zu beach­ten, die in mühe­vol­ler Klein­ar­beit wie­der restau­riert wurden.

Auch eini­ge Zim­mer im asia­ti­schen Stil gibt es im Schloss Ora­ni­en­baum zu besich­ti­gen. Die Gestal­tung die­ser Räu­me wird übri­gens dem Enkel der Erbaue­rin, Fürst Leo­pold Fried­rich Franz von Anhalt-​Dessau zugeschrieben.

Eben­falls inter­es­sant ist der Spie­gel­kri­stall­saal, in dem heu­te Wer­ke des nie­der­län­di­schen Glas­künst­lers Bern­hard Heesen zu sehen sind.

Der gro­ße Saal in der Mit­te des Schlos­ses ist dann der letz­te Raum im Ober­ge­schoss, der besich­tigt wird. Hier steht der ori­gi­na­le Oran­gen­baum vom Markt­platz, der dort durch eine Kopie ersetzt wurde.

Von hier oben habe ich einen schö­nen Blick in den weit­läu­fi­gen Garten …

… und in das sich dane­ben befin­den­de Trau­zim­mer, in dem gehei­ra­tet wer­den kann.

Der aller­letz­te Stopp ist dann aber das Kel­ler­ge­wöl­be, wo sich einst der Som­mer­spei­se­saal befand. Die­ser ist mit nie­der­län­di­schen Flie­sen ver­ka­chelt, die auch heu­te noch in ihrer wun­der­schö­nen blau­en Far­be strahlen.

In einem der Neben­ge­bäu­de wur­de ein wei­te­res klei­nes Muse­um zum dama­li­gen Tabak­an­bau in der Regi­on ein­ge­rich­tet, das eigen­stän­dig besich­tigt wer­den kann.

Ande­re Tei­le des Schloss­ensem­bles war­ten noch auf ihre Reno­vie­rung. Wann die­se abge­schlos­sen sein wird, ist bis­her nicht bekannt.

Als Näch­stes bege­be ich mich in den Gar­ten. Die­ser wur­de ab 1780 eben­falls durch Fürst Leo­pold Fried­rich Franz von Anhalt-​Dessau in Auf­trag gege­ben. Nach Ideen des eng­li­schen Gar­ten­bau­ers Sir Wil­liam Cham­bers wur­de hier eine Gar­ten­an­la­ge im englisch-​chinesischen Stil erschaf­fen. Sie ist heu­te die ein­zi­ge noch in die­sem Stil erhal­te­ne Anla­ge in Deutschland.

Die chi­ne­si­sche Gestal­tung eini­ger Schloss­räu­me setzt sich hier im Gar­ten fort. So wur­de unter ande­rem eine fünf­ge­schos­si­ge Pago­de erbaut.

Über zahl­rei­che klei­ne Rund­bo­gen­brücken führt der Weg dann wei­ter durch den ehe­ma­li­gen barocken Insel­gar­ten, in dem das chi­ne­si­sche Haus zu fin­den ist.

Seit eini­ger Zeit gibt es auch wie­der Oran­gen­bäu­me im Gar­ten von Ora­ni­en­baum, die an die nie­der­län­di­schen Ora­ni­er erinnern.

Ich set­ze mei­nen Rund­gang durch die schö­ne Gar­ten­an­la­ge fort. Immer wie­der ent­decke ich dabei neue Sicht­ach­sen und Aus­blicke. Auch klei­ne Spring­brun­nen sind an eini­gen Kreu­zun­gen zu fin­den. Und immer wie­der fällt mein Blick auf die Rück­sei­te des Schlosses.

Die Oran­gen­bäu­me und ande­ren tro­pi­schen Pflan­zen über­win­tern in der Oran­ge­rie, die 1811 erbaut wur­de. Mit ihren 175 Metern Län­ge gehört sie zu den läng­sten in Euro­pa und ist auch eine der älte­sten Oran­ge­ri­en, in der ohne Unter­bre­chung eine gro­ße Samm­lung von Zitrus­pflan­zen sowie ande­rer sel­te­ner Gehöl­ze unter­ge­bracht sind.

Am 3. März 2004 besuch­te die dama­li­ge nie­der­län­di­sche Köni­gin Bea­trix zum ersten Mal Ora­ni­en­baum, um sich über das Schloss ihrer Vor­fah­ren zu infor­mie­ren. Seit­dem hat sie die Schirm­herr­schaft über die Restau­rie­rung über­nom­men und das Gebäu­de im Jahr 2012 ein wei­te­res Mal besucht.

Schloss Ora­ni­en­baum
Schloß­stra­ße 9a, 06785 Oranienbaum-Wörlitz
Früh­lings­er­wa­chen bis 30. April Sa, So, Fei­er­ta­ge 10:00–17:00 Uhr
01. Mai bis 30. Sep­tem­ber Di–So, Fei­er­ta­ge 10:00–17:00 Uhr
01. Okto­ber bis Sonn­tag nach Refor­ma­ti­ons­tag Di, So, Fei­er­ta­ge 10:00–17:00 Uhr
Der Park ist ganz­jäh­rig geöffnet.
Ein­tritt: €7.50 (2018) 

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reise:

Stadt­rund­gang durch Leip­zig, Sach­sen – Teil 1

Stadt­rund­gang durch Leip­zig, Sach­sen – Teil 2

Haupt­bahn­hof Leip­zig, Sachsen

Muse­um Grenz­bahn­hof Probst­zel­la, Thüringen

Schloss Ora­ni­en­baum, Sachsen-Anhalt

Review: Mar­riott Hotel Leipzig

Review: Westin Hotel Leipzig

Lesen Sie wei­te­re Bewer­tun­gen von Flug­zeu­gen, Air­port Loun­ges, Miet­wa­gen und Hotels.

© 2018 – 2024, Bet­ty. All rights reserved. 

Weiter lesen:

Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Website einverstanden.

3 × drei =