Schlösser zwischen Braunschweig und Hameln, Niedersachsen
Eine Fahrt von Braunschweig nach Hameln hat mich zu drei der schönsten Schlösser der Region geführt. Zwei von ihnen sind auch zur Innenbesichtigung geöffnet und eines sogar noch heute im Besitz der Erbauerfamilie, eine ganz besondere Geschichte.
Schloss Richmond
Ich beginne meine Besichtigung am Schloss Richmond in Braunschweig, das von 1768 bis 1769 für die Prinzessin und spätere Herzogin Augusta, die Ehefrau von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel. Da die Herzogin aus dem englischen Königshaus entstammte, wurde das Schloss in Erinnerung an ihre englische Heimat Richmond genannt. Der umgebende Park wurde im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt.
Das kleine Schloss ist auf dem Grundriss eines auf Eck gestellten Quadrates errichtet. Es gibt herrschaftliche Repräsentationsräume sowie die privaten Gemächer im Zwischengeschoss.
Seit dem Jahr 1935 gehören Schloss und Park der Stadt Braunschweig, die es seinerzeit käuflich erwarb. Daran war allerdings die Bedingung geknüpft, dass das Schloss niemals baulich verändert und der Park bebaut werden darf. Inzwischen wird das Schloss für verschiedene Veranstaltungen genutzt.
Schloss Marienburg
Meine Reise führt mich nun weiter bis in die Gegend südlich von Hannover, wo sich die Marienburg befindet. Das Schloss wurde zwischen 1858 und 1869 für König Georg V. von Hannover als Sommerresidenz und Jagdschloss erbaut. Bereits im April 1857 schenke er das Schloss seiner Frau, Königin Marie, zu ihrem 39. Geburtstag. König Marie und ihre Tochter Mary lebten 1866 bis 1869 auf dem Schloss, bevor sie ins Exil abreisten. Danach war Schloss Marienburg für über achtzig Jahre unbewohnt.
Das Schloss befindet sich auf dem 135 Meter hohen Marienberg, der während des Schlossbaus zu einem Landschaftspark umgestaltet wurde. Der Name selbst geht auf König Georg V. von Hannover zurück, der Berg und Schloss nach seiner Ehefrau König Marie benannte.
Nach der Annexion des Königreiches Hannover durch Preußen wurden viele Schlösser enteignet, nicht jedoch die Marienburg, die Privatbesitz der König war und so im Besitz der Welfen, des ältesten noch existierenden Hochadelsgeschlechts in Europa, geblieben war.
Und im Besitz der Welfen blieb das Schloss, bis sich Ernst August Prinz von Hannover junior im Jahr 2018 dazu entschied, das Schloss an das Land Niedersachsen für einen Euro zu verkaufen. Da er den Besitz zuvor von seinem noch lebenden Vater geschenkt bekommen hatte, erhob dieser Einspruch. Schließlich wurde das Schloss nicht veräußert, sondern in eine Stiftung überführt, die sich um den Erhalt der Marienburg kümmern soll.
Einige Prunkräume der Marienburg sind heute für Besucher geöffnet, leider ist das Fotografieren im Schloss aber streng untersagt. Viele der Stücke, die hier einst zu sehen waren, sind aber inzwischen verloren, denn 2005 wurde eine große Auktion durchgeführt und unzählige Wertgegenstände veräußert. Dieser Verkauf reif auf viele Kritiker auf den Plan, denn es wurde einige Schätze niedersächsischer Geschichte an größtenteils ausländische Käufer abgegeben.
Während der Schlosshof kostenfrei besucht werden kann, ist die Führung durch das Schloss kostenpflichtig. Gezeigt werden fünfzehn der rund hundert Räume, die einst für Königin Marie fertiggestellt wurden. Andere Räume sind bis heute nicht fertiggestellt worden, denn nachdem die Königin ausgezogen war, wurde die Bautätigkeit eingestellt. Auch von der einstigen Pracht zeugen heute größtenteils Fotografien, denn Teile der kostbaren Ausstattung wurde auf besagter Auktion ebenso veräußert.
Im Schlosshof befindet sich auch ein Restaurant, sodass man sich auf der Marienburg durchaus längere Zeit aufhalten kann. Auch die verschiedenen Wanderwege rund um den Berg laden zu einem Spaziergang ein.
Wie es mit der Marienburg nun endgültig weitergeht, wird die Zukunft zeigen, denn das Bauwerk bedarf dringender Renovierung. So soll sich in einem Teil des Mauerwerkes der Schwamm eingenistet haben und Erosion bedroht die Standfestigkeit der Außenmauern. Bis 2030 will man die grundlegenden Probleme angehen und eine Sanierung abgeschlossen haben.
Schloss Hämelschenburg
Als Letztes besuche ich das Schloss Hämelschenburg, das ein Meisterwerk der Weserrenaissance ist und sich südlich von Hameln befindet. Auch wenn schon früher eine Burg an dieser Stelle gestanden hat, so möchte ich die Geschichte der Hämelschenburg mit der Übernahme des Anwesens durch die Ritterfamilie Klencke im Jahr 1437 beginnen. Das Bauwerk, das damals hier stand, wurde jedoch 1487 während der großen Stadtfehde zerstört. Die nächste Burg brannte im Jahr 1544 ab, sodass abermals ein Neubau geplant wurde. Dieser Neubau ist die heutige Hämelschenburg, die zwischen 1588 und 1619 für Jürgen Klencke und Anna von Holle erbaut wurde.
Der Eingang erfolgt durch ein großes Tor und die dahinterliegende Schlossbrücke, denn die neue Hämelschenburg wurde als Wasserschloss gebaut.
Schloss Hämelschenburg befindet sich auch heute noch in den Händen der Familie Klencke. Seit 1973 ist Lippold von Klencke Eigentümer des Schlosses. Er hat das Schloss teilweise als Museum zugänglich gemacht. Rund ein Drittel des Schlosses wird auf Führungen gezeigt. Die restlichen Räume sind zu Wohnzwecken vermietet.
Auch wenn das Schloss noch heute im Stil der Weserrenaissance erhalten ist, wurden über die Jahrhunderte immer wieder Umbaumaßnahmen vorgenommen, um das Ensemble den modernen Lebensumständen anzupassen. So wurden einige Wälle entfernt und ein Teil des Burggrabens zugeschüttet. Im Jahr 1974 wurden schließlich die Rotsandsteindächer verändert und nun mit Schiefer eingedeckt.
Vor dem Schloss befindet sich ein Ehrenhof, von dem die Eingänge des Schlosses abgehen und in dessen Mitte sich ein kleiner Springbrunnen angelegt wurde.
Über dem Westturm sind die Wappen der Erbauer Jürgen Klencke und Anna von Holle zu sehen.
Besonders am Ostflügel der Hämelschenburg sind die schönen Verzierungen noch gut zu erkennen. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich delikate Steinmetzarbeiten, die in das Mauerwerk eingearbeitet wurden.
Gegenüber der Burganlage steht die Schlosskirche, die 1563 auf den Fundamenten einer älteren Kapelle errichtet wurde. Unter der Kirche befindet sich die Familiengruft der Familie Klencke. Die Kirche gehört zu den ersten Gotteshäusern in Norddeutschland, die nach der Reformation erbaut wurden und ist die älteste evangelische Kirche in Deutschland.
Gegenüber der Kapelle und des Schlosseingangs befindet sich ein kleiner Wirtschaftshof, wo sich heute der Empfang für die Schlossführungen sowie eine kleine Ausstellung und ein Café befinden.
Hier endet meine kleine Rundfahrt und ich mache mich auf den Weg nach Hannover, wo ich ein Hotel reserviert habe und noch einige weitere Besichtigungen auf dem Plan habe.
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