Schlösser und Herrenhäuser zwischen Tangermünde und Magdeburg, Sachsen-Anhalt

Auf mei­ner Fahrt von Ber­lin nach Mag­de­burg habe ich wie­der eini­ge Abste­cher zu Schlös­sern und Her­ren­häu­sern gemacht. In die­ser Regi­on gibt es auch eine gro­ße Anzahl an Anwe­sen, die schon in den berühm­ten Bild­bän­den von Alex­an­der Dun­cker abge­bil­det waren und die woll­te ich mir natür­lich auf kei­nen Fall ent­ge­hen lassen.

Gutshaus Grieben

Das Guts­haus Grie­ben befin­det sich im gleich­na­mi­gen Ort im öst­li­chen Sachsen-​Anhalt, süd­lich von Tan­ger­mün­de und in der Nähe der Elbe. Schon 1314 wur­de der Ort erst­ma­lig erwähnt und seit dem 14. Jahr­hun­dert war hier auch die Fami­lie von Itzen­plitz, ein uraltes mär­ki­sches Adel­ge­schlecht, ansäs­sig und betrieb ein Rit­ter­gut. In den Befrei­ungs­krie­gen wur­de ihr Schloss jedoch zer­stört, sodass im 19. Jahr­hun­dert ein Neu­bau errich­tet wurde.

So schlicht und unschein­bar wie heu­te sah das Guts­haus aller­dings nicht immer aus. Eine Litho­gra­fie aus dem 19. Jahr­hun­dert zeigt ein präch­ti­ges Anwe­sen mit einem gro­ßen Park, der nach Peter Joseph Len­né ange­legt wur­de und von dem eben­falls nur wenig erhal­ten ist.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Nach der Ent­eig­nung der Fami­lie im Jahr 1945 wur­den die Gebäu­de jedoch mehr­mals umge­baut und die gesam­te Anla­ge kom­plett ent­stellt, sodass heu­te kaum noch etwas von der alten Pracht zu erken­nen ist.

Herrenhaus Briest

West­lich von Grie­ben befin­det sich das Städt­chen Tang­erhüt­te, das neben dem Schloss­ensem­ble, das ich bereits vor­ge­stellt habe, noch wei­te­re inter­es­san­te Gebäu­de besitzt. Eines ist das Her­ren­haus Briest. Das „Schloss im Grü­nen”, wie es frü­her genannt wur­de, ist 1624 im Sti­le der Spät­re­nais­sance mit Eichen­fach­werk erbaut wor­den. Es ist der älte­ste Stamm­sitz der Fami­lie Bis­marck in der Alt­mark und ver­fügt über mehr als sechs­hun­dert Jah­re Familiengeschichte.

Zumin­dest äußer­lich hat sich nicht viel ver­än­dert, wie die Auf­nah­me aus dem 19. Jahr­hun­dert zeigt. Doch wur­de natür­lich auch die Fami­lie Bis­marck 1945 ent­eig­net und im Her­ren­haus Flücht­lin­ge und spä­ter sozi­al­schwa­che Fami­li­en ein­quar­tiert. Im Jahr 1997 wen­de­te sich das Blatt jedoch und Fried­rich von Bis­marck, Sohn des letz­tens Eigen­tü­mers, und sei­ne Frau Maren, konn­ten das Haus zurück­er­wer­ben und began­nen zunächst eine Außen­sa­nie­rung, spä­ter wur­de auch innen aus­ge­baut. Heu­te kann das Her­ren­haus für Ver­an­stal­tun­gen gemie­tet wer­den und ist zu beson­de­ren Anläs­sen für Besu­cher geöff­net. Der Park ist hin­ge­gen jeder­zeit frei zugänglich.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Gutshaus Birkholz

Ganz in der Nähe erstrahlt das Guts­haus Birk­holz inzwi­schen wie­der im alten Glanz. Einst gehör­te es eben­falls der Fami­lie von Bis­marck, nach der Rit­ter­sitz im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg voll­stän­dig ver­wü­stet und auf­ge­ge­ben wur­de. Das heu­ti­ge Guts­haus ent­stand 1770 unter Georg Wil­helm von Bis­marck, sein Enkel ver­kauf­te es 1856 an Leut­nant Emil Bal­ler­stedt, des­sen Fami­lie hier bis 1945 Eigen­tü­mer war. Nach dem Krieg war hier zunächst eine Schu­le, spä­ter dann das Forst­amt und die Gemein­de­ver­wal­tung zu fin­den. Seit 2008 ist das Guts­haus Birk­holz wie­der in Pri­vat­be­sitz, wur­de auf­wen­dig saniert und wird von den Eigen­tü­mern bewohnt.

Schloss Angern

Von Schloss Angern ist von der Stra­ße aus lei­der nicht sehr viel zu sehen, doch näher kommt man heu­te nur zum Tag des offe­nen Denk­mals an das Gebäu­de her­an, das inzwi­schen wie­der der Fami­lie von der Schu­len­burg gehört, die bereits seit 1448 hier ansäs­sig war.

Das präch­ti­ge, drei­flü­ge­li­ge Schloss, ent­stand aus einer Was­ser­burg, die hier bereits 1341 erbaut und im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg durch schwe­di­sche Trup­pen zer­stört wur­de. Um 1736 wur­de für Gene­ral Chri­stoph Dani­el von der Schu­len­burg ein Neu­bau errich­tet, der 1849 für Edo Graf von der Schu­len­burg im Stil einer römi­schen Vil­la umge­baut wurde.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Nach der Ent­eig­nung 1945 zogen auch hier zunächst Flücht­lin­ge ein, spä­ter war im Schloss eine land­wirt­schaft­li­che Schu­le unter­ge­bracht. Erst 1997 konn­te die Fami­lie von der Schu­len­burg das Anwe­sen zurück­kau­fen und betreibt seit­dem wie­der einen land­wirt­schaft­li­chen Betrieb.

Schloss Ramstedt

Momen­tan sieht es recht trau­rig aus um das ein statt­li­che Schloss Ram­stedt. Gro­ße Schil­der war­nen vor dem näher tre­ten, sodass nur der Zoom der Kame­ra bleibt. Erst 2019 wur­de das Schloss für knapp 300.000 an einen neu­en Eigen­tü­mer ver­kauft, doch seit­dem scheint noch nicht viel gesche­hen zu sein.

Einst war Ram­stedt ein präch­ti­ges Anwe­sen, das 1830 für Adri­an Hans Graf von Zie­then erbaut wur­de und 1838 einen Park vom berühm­ten Peter Joseph Len­né bekam. Doch der Glanz ist inzwi­schen ver­blasst, denn nach dem Krieg wur­de das Schloss als Alten­heim genutzt und stand spä­ter zwi­schen­zeit­lich leer. Was der neue Eigen­tü­mer nun vor­hat, das bleibt abzuwarten.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Schloss Wolmirstedt

Ganz anders ist es da der Schloss­an­la­ge Wol­mir­stedt ergan­gen, die inzwi­schen sehr schön reno­viert wur­de. Bereits 1009 wur­de an die­ser Stel­le erst­ma­lig eine Burg erwähnt, die ab 1342 die Resi­denz der Mag­de­bur­ger Erz­bi­schö­fe war. Ab 1480 erfolg­te schließ­lich unter Ernst II. von Wet­tin der Umbau der Burg zur Schloss­an­la­ge. Über die Jahr­hun­der­te wur­de die Burg immer wie­der umge­baut und Tei­le wur­den auch abge­ris­sen. Der Palas wird bereits seit 1795 von der Justiz genutzt und noch heu­te ist hier das Amts­ge­richt ansässig.

Eben­falls erhal­ten ist die Schloss­ka­pel­le, die 1381 erst­ma­lig erwähnt wur­de. Der heu­ti­ge Bau stammt aus dem Jahr 1480 und ist aus Back­stein gemauert.

In der Unter­burg ist der ehe­ma­li­ge Rit­ter­sitz zu fin­den. Das Her­ren­haus, das zwi­schen 1773 und 1774 im Stil des Barocks errich­tet wur­de, wird heu­te für Ver­an­stal­tun­gen genutzt.

Auch im Bild­band von Alex­an­der Dun­cker ist das Anwe­sen ver­ewigt wor­den und die Auf­nah­me zeigt schön, wie es hier vor rund 150 Jah­ren aus­ge­se­hen hat.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Eben­falls in der Unter­burg sind noch eini­ge Neben­ge­bäu­de erhal­ten geblie­ben. In einem ist heu­te ein Muse­um zu fin­den, in dem ein Modell der gan­zen Anla­ge zu fin­den ist sowie vie­le Aus­stel­lungs­stücke aus längst ver­gan­ge­nen Zeiten.

Schloss Königsborn

Abschlie­ßend besu­che ich noch das Schloss Königs­born, das sich öst­lich von Mag­de­burg befin­det. Hier ist ein wei­te­res einst präch­ti­ges Anwe­sen zu fin­den, das 1770 für Kriegs­rat Fried­rich Goss­ler erbaut wur­de, der eine Sei­den­fa­brik betrieb. Im 19. Jahr­hun­dert ging das Schloss durch meh­re­re Hän­de, bis es 1945 eben­falls ent­eig­net wurde.

Nach dem Krieg wur­de in dem Gebäu­de ein Alten­heim betrie­ben und nach der Wen­de stand das Haus vie­le Jah­re leer. Inzwi­schen scheint eine Sanie­rung gestar­tet wor­den zu sein, die aber stockt. Als ich am Haus war, waren vie­le Tei­le schon wie­der etwas zuge­wu­chert und Arbei­ten schei­nen schon län­ger nicht mehr statt­ge­fun­den zu haben. Es bleibt also abzu­war­ten, wie es mit Königs­born weitergeht.

Noch heu­te zeugt eine Auf­nah­me im Dun­cker Bild­band von dem wun­der­schö­nen Schloss im Roko­ko Stil, das inzwi­schen zumin­dest wie­der ein biss­chen Far­be bekom­men hat.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Gleich neben dem Schloss erin­nert ein Gedenk­stein an eine Bis­marck­ei­che, die aller­dings inzwi­schen einem Sturm zu Opfer fiel und durch einen jun­gen Baum ersetzt wurde.

Bismarckturm Wartberg

Die Fami­lie von Bis­marck lässt mich auf die­ser Tour nicht so ganz los und so besu­che ich zum Abschluss des Tages noch den Bis­marck­turm Wart­berg in der Nähe von Mag­de­burg. Ein Hin­weis­schild an der Stra­ße weist den Weg zum Turm, der auf dem Gro­ßen Wart­berg thront.

Vom Park­platz führt ein kur­zer Weg auf die mit 145 Metern höch­ste Erhe­bung der Mag­de­bur­ger Bör­de. Öffent­lich zugäng­lich ist das Gebiet erst seit der Wen­de wie­der, denn vor­her betrieb die rus­si­sche Armee hier eine Funkstation.

Erbaut wur­de der zwölf Meter hohe Turm 1910 und der Bau geht auf einen Ent­wurf von Regie­rungs­bau­mei­ster Schu­mann aus Frie­de­berg zurück. Als Mate­ri­al wur­de Sand­stein genutzt und der Turm war frü­her mit einer Feu­er­scha­le ausgestattet.

Am Gie­bel über dem Ein­gang ist das Bis­marck­wap­pen zu sehen, das hier nach der Sanie­rung wie­der ange­bracht wur­de. Ver­ant­wort­lich für die Reno­vie­rung sind die Natur­freun­de Wart­berg, die hier seit 1993 die Gegend rena­tu­rie­ren und die alten Gebäu­de der rus­si­schen Nut­zung ent­fernt haben.

Der Turm kann heu­te eigen­stän­dig und kosten­frei besucht wer­den. Lei­der wird der schö­ne Turm nicht von allen Besu­chern geschätzt und so ist vor allem im Inne­ren viel beschmiert worden.

Trotz­dem mache ich mich auf und erklim­me die Stu­fen auf die zehn Meter hohe Aus­sichts­platt­form von der man einen schö­nen Blick über die Mag­de­bur­ger Bör­de hat.

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Betty

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