Schlösser und Herrenhäuser zwischen Stendal und Gardelegen, Sachsen-Anhalt
Auf meinem Pfingstausflug nach Sachsen-Anhalt habe ich wieder interessante Schlösser und Herrenhäuser angesteuert. Dieses Mal war ich zwischen Stendal und Gardelegen unterwegs, wo ich einmal mehr auf die Familie von Alvensleben gestoßen bin, die in dieser Gegend einst sehr viele Anwesen besessen hat.
Wasserburgruine Kalbe
Ich beginne meine Rundfahrt in Kalbe, das sich nördlich von Letzlingen befindet, wo ich im dortigen Jagdschloss übernachtet habe. In Kalbe suche ich zunächst die Ruine der Burg auf, die noch heute auf einer kleinen Insel steht, die von einem Wassergraben umgeben ist, der aus den zwei Armen des Flüsschens Milde besteht. Die Burganlage wurde im 10. Jahrhundert als sächsische Grenzfestung gegen die Wenden erbaut und ersetzte vermutliche eine frühere slawische Burg. Ende Juni 1240 wurde die Burg im Teltow-Krieg und Magdeburger Krieg zerstört und kam als Ruine 1324 in die Hände der Familie von Alvensleben.
Die von Alvensleben bauten die Burganlage noch einmal auf und so wurde die Burg Kalbe zur größten Burg in der Altmark. Im Jahr 1479 wurde die Burg letztmalig erneuert und 1631, im Dreißigjährigen Krieg, geschleift. Seitdem sind nur noch Ruinen erhalten geblieben. Diese gehörten allerdings weiterhin der Familie von Alvensleben, die 1903 eine Sicherung der noch bestehenden Gebäude vornahm.
Eine alte Plakette erinnert noch heute an die Erbauer derer von Alvensleben, die bis zur Bodenreform 1945 Eigentümer des Anwesens in Kalbe blieben. Heute sind nur noch Teile der alten Kapelle sowie ein Turm erhalten, der bestiegen werden kann.
An der Zufahrt zur Burg steht dazu noch das alte Wachhaus, das heute ein kleines Heimatmuseum beherbergt. Gerne hätte ich mir die Ausstellung auch angeschaut, jedoch hat das Museum sehr reduzierte Öffnungszeiten und ist nur an einigen Tagen für eine Stunde am Nachmittag geöffnet.
Gutshaus Kalbe
Ebenfalls von der Familie von Alvensleben erbaut, wurde das Gutshaus Kalbe, das sich nur wenige Gehminuten von der Burgruine entfernt befindet. Um 1840 erbaut, wurde es bis zur Enteignung 1945 von Familienmitgliedern bewohnt.
Nach dem Krieg funktionierte man das Gutshaus zu einem Schulhort um und nach der Wende stand das Haus für viele Jahre leer. Erst 2012 begannen Sanierungsanlagen und der Umbau zu Wohnungen.
Das Gutshaus Kalbe ist von einer Parkanlage umgeben, die leider in Teilen twas ungepflegt wirkt. Es gibt aber einige Wege, sodass das Gelände durchaus erkundet werden kann.
Villa Gossler
Das dritte adlige Anwesen in Kalbe ist die Villa Gossler. Leider ist die Datei mit meinem Bild beschädigt worden, sodass ich es zu einem späteren Zeitpunkt nachliefern muss. Ich möchte aber trotzdem einen kurzen Abriss über die Villa geben und zumindest das alte Bild aus dem Duncker Bildband zeigen.
Die Villa Gossler wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Bis zur Enteignung im Jahr 1945 wurde es von der Familie von Gossler bewohnt. Zu DDR-Zeiten nutze das Haus der Rat des Kreises und nach der Wende kam es zu einem Pflegeheim, dessen Neubau sich im umliegenden Park befindet. Heute kann in der Villa geheiratet werden und der Park ist öffentlich zugänglich. Mehr zur Geschichte der Familie gibt es auf der Homepage von Kalbe nachzulesen.
Gutshof Lindstedt
Gut Lindstedt ist ein denkmalgeschützter Vierseitenhof, der im 18. Jahrhundert angelegt wurde. An der Südseite befindet sich das 1704 erbaute Gutshaus, das für rund einhundert Jahre von der Familie Lindstedt bewohnt wurde. Anschließend hatte das Anwesen wechselnde Besitzer und Funktion. Um 1880 wurde ein Anbau an der Rückseite des Gutshauses errichtet. Heute erstrahlt das Gebäude wieder in altem Glanz, denn als erster Teil des Ensembles wurde es zwischen 2012 und 2013 saniert und beherbergt unter anderem eine Ferienwohnung.
Vor dem Gutshaus erstreckt sich der 56 Meter lange Gutshof, an dessen Nordende sich das alte Torhaus befindet, das erst um 1900 errichtet wurde. Im Gegensatz zum Gutshaus ist dieser Teil der Anlage bisher nur teilsaniert und rund die Hälfte des Gebäudes wartet noch darauf, wachgeküst zu werden.
Auch die Scheunen an der Ost- und Westseite sind bisher nur zu Teilen saniert. Allerdings handelt es sich hierbei um eine der größten in der Altmark erhaltenen Backsteinscheunen und allein deshalb ist der gesamte Gusthof sehenswert.
Gutshaus Hohenwulsch
Wann genau das Rittergut Hohenwulsch gegründet wurde, ist nicht genau überliefert. Fest steht aber, dass am 11. Februar 1345 Markgraf Ludwig an Könekin das Rittergut an Thydeke und Henning von Woltz verlieh. In den folgenden Jahrhunderten hatte das Gut verschiedene Besitzer, darunter der Dom in Stendal und der Tangermünder Domstift. Ab dem 1436 wurde die Familie von Jeetze Eigentümer des Gutes Hohenwulsch und besonders bekannt wurde das Rittergut durch Joachim Christoph von Jeetze, der 1673 in Hohenwulsch geboren wurde und sich in vielen Schlachten hervor, besonders während der ersten beiden Schlesischen Kriege hervortat.
Durch Erbschaft kam das Gut 1803 in die Hände der Familie von Rohr, die bis zur Enteignung 1945 Eigentümer war. Sie war es auch, die 1815 das heutige Herrenhaus erbauen ließ. Nach 1945 wurde das Anwesen zunächst als Partei- und Landwirtschaftsschule, ab Juli 1967 als NVA Ausbildungs- und Unterkunftsstätte, ab 1969 als Unterbringung und Ausbildung des VEB Erdöl und Erdgas Stendal, ab 1982 als Lehrlingswohnheim und von 1983 bis 1990 als Kinderferienlager genutzt. Nach der Wende wurde das Anwesen von einem privaten Eigentümer gekauft, wartet aber bis heute auf eine Sanierung.
Um das Gutshaus sind auch noch einige Scheunen des alten Gutes erhalten geblieben. Größtenteils sind diese leider auch in einem baufälligen Zustand. Nur der Teil einer Scheune ist renoviert und wird von der Gemeinde als Büro genutzt.
Herrenhaus Kläden
Nur wenige Kilometer von Hohenwulsch entfernt, stoße ich auf das Herrenhaus Kläden, das 1753 bis 1754 im Auftrag von Hans Friedrich Wilhelm von Lattorf anstelle eines abgebrannten Vorgängerbaus errichtet wurde. Ein weiterer Eigentümer war Carl Theodosius von Levetzow, der das Haus 1827 umfassend ausbauen und aufstocken ließ. Letzter Eigentümer vor der Bodenreform 1945 war Werner Graf von Bassewitz-Levetzow, der hier ein Saatzuchtunternehmen betrieb.
Nachdem das Anwesen in der DDR größtenteils landwirtschaftlichen Zwecken gedient hatte, befinden sich heute Wohnungen sowie ein Seniorenheim im Herrenhaus. Ebenfalls erhalten ist der große Schafstall, der allerdings noch auf eine Sanierung wartet.
Schloss Schönfeld
Im kleinen Örtchen Schönfeld in der Altmark stoße ich auf ein weiteres Schloss, das dieses Mal bereits aufwendig saniert wurde. Leider ist auch der Zugang sehr eingeschränkt, denn das Haus wird heute als Eventlocation genutzt und Zutritt bekommt man nur zu einem dieser Events. Ansonsten ist lediglich die Hofeinfahrt zu sehen.
Durch die dichten Bäume, die das Grundstück umgeben, kann ich aber noch auf das zwischen 1873 und 1875 im Stil des Barocks für die Familie von Rundstedt errichtete Gebäude werfen. Die Familie, die 1945 enteignet wurde, konnte 1993 zwar Teile ihrer Landwirtschaft zurückerwerben, nicht aber das Schloss. Das wurde 1996 an die ostfriesische Familie Röpkes verkauft, die hier bis 2007 ein Hotel betrieb. Anschließend stand das Haus bis 2012 leer, nachdem ein Plan gescheitert war, hier eine Seniorenresidenz zu eröffnen. Stattdessen öffnet zunächst ein Bordell seine Pforten. Im Jahr 2014 wurde das Schloss schließlich von einem Hamburger Unternehmerehepaar gekauft und wird seitdem wieder als Eventlocation genutzt.
Gutshaus Wittenmoor
Für mich geht es nun weiter nach Norden, wo ich auf das Gutshaus Wittenmoor stoße. Das Anwesen, auf dem das heutige Gutshaus steht, ist uralt. Bereits 1150 wurde es von Heinrich dem Löwen dem Domkapitel in Havelberg geschenkt, das bis 1784 Eigentümer war. Im Jahr 1835 wurde Wittenmoor von der Familie von Alvensleben gekauft, die bis zur Enteignung durch die Bodenreform Eigentümer blieb. Ein Bild im Dunckerschen Bildband erinnert an jene Zeit.
Heute ist das Gut wieder belebt, nach Jahren der Vernachlässigung durch die LPG. Der Münchner Unternehmer Olaf Stehwien hat das Anwesen 2018 gekauft und hier einen Teil seiner Konditoreiverwaltung untergebracht. Seitdem ist das Haus auch als Schokoladenschloss bekannt.
Schloss Vinzelberg
Nur wenige Kilometer nördlich befindet sich ein weiteres Adelsanwesen, das Schloss Vinzelberg. Das Anwesen war einst der Stammsitz der Familie von Vinzelberg, die aber seit 1726 ausgestorben ist. Das heutige Gutshaus wurde Ende des 18. Jahrhundert durch Karl Heinrich Ludwig Freiherr von Ingersleben erbaut und gehörte von 1816 bis 1945 der Familie von Kröcher, die es nochmals durch Ferdinand Schorbach umbauen ließ.
Zwischen 1945 und 1990 wurde das herrschaftliche Haus als Kreispflegeheim genutzt und dabei viel der Bausubstanz zerstört. Erst nach der Wende fand eine Sanierung statt und seit 1996 befindet sich hier ein Wohnheim für Behinderte der Stiftung Uhlebüll.
Damit endet diese Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern im Norden von Sachsen-Anhalt. So konnte ich auf diesem kleinen Pfingstausflug wieder einige historische Gebäude entdecken, doch weitere warten noch immer, von mir mit der Kamera festgehalten zu werden.
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