Schlösser und Herrenhäuser zwischen Rostock und Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern

Schlös­ser, Herren- und Guts­häu­ser gibt es in Mecklenburg-​Vorpommern buch­stäb­lich wie Sand am Meer. Eini­ge weni­ge sind heu­te Muse­en und gehö­ren dem Bun­des­land, wie die Schlös­ser Both­mer, Mirow oder Schwe­rin. Die mei­sten histo­ri­schen Häu­ser befin­den sich aber noch immer in Pri­vat­be­sitz und wer­den als Wohn­häu­ser oder Feri­en­ob­jek­te genutzt. Vie­le von ihnen sind lie­be­voll reno­viert wor­den und erstrah­len wie­der in altem Glanz. Ent­deckt wer­den kön­nen sie vor allem auf Fahr­ten durch die länd­li­chen Regio­nen von Mecklenburg-Vorpommern.

Schloss Pütnitz

Die Fahrt beginnt und Rostock und führt zuerst auf der Bun­des­stra­ße 105 nach Osten. In der Nähe von Ribnitz-​Damgarten errei­che ich das erste Guts­haus des Tages. Schloss Püt­nitz, das um 1836 auf älte­ren Grund­mau­ern errich­tet wur­de, erhielt sein heu­ti­ges Aus­se­hen durch einen Umbau im Jahr 1906.

Bis 1945 wur­de das Haus von den Nach­fah­ren der Fami­lie Dechow und spä­ter durch Hei­rat von Zan­thi­er bewohnt, die seit 1261 auf dem Anwe­sen ansäs­sig war. Zu Zei­ten der DDR befand sich im Guts­haus eine Schu­le. Nach der Wen­de gehör­te es zuerst der Stadt und wur­de 2010 ver­kauft. Die neu­en Eigen­tü­mer haben das Haus auf­wen­dig saniert und zehn Feri­en­woh­nun­gen sowie Ver­an­stal­tungs­räu­me eingerichtet.

Gutshaus Wiepkenhagen

Wei­ter geht die Fahrt zunächst wie­der auf der Bun­des­stra­ße, an des­sen Rand ich das Guts­haus Wiep­ken­ha­gen ent­decke. Auch die­ses Gut ist sehr alt und wur­de bereits vie­le Jahr­hun­der­te bewirt­schaf­tet. Das heu­ti­ge Guts­haus ent­stand aller­dings erst um 1880 und gehört seit 1993 einem Rostocker Rechts­an­walt, der es seit­her saniert.

Schloss Barth

Ich ver­las­se die Bun­des­stra­ße und fah­re nach Nor­den in das Städt­chen Barth, das sich direkt am Bar­ther Bod­den befin­det. Mit­ten in der Stadt befin­det sich Schloss Barth. Auf dem Anwe­sen wur­de bereits 1315 ein Stadt­schloss durch den letz­ten Rügen­für­sten Witz­law III. erbaut, der Barth zu sei­ner Resi­denz­stadt mach­te. Um 1570 ließ Bor­gis­law III. von Pom­mern das Gebäu­de zum Renais­sance­schloss aus­bau­en, das jedoch nur rund 200 Jah­re Bestand hat­te. Nach dem 30-​jährigen Krieg kamen die Schwe­den in den Besitz des Schlos­ses und lie­ßen hier ein adli­ges Fräu­lein­stift erbau­en, in dem fort­an unver­hei­ra­te­te Töch­ter vor­pom­mer­scher Rit­ter leb­ten. Auf dem Tor­bo­gen ist noch heu­te das schwe­di­sche Königs­wap­pen zu sehen.

In die­sem Stil ist das Gebäu­de immer noch erhal­ten und bis 1975 exi­stier­te sogar das Fräu­lein­stift, bevor es auf­ge­löst wur­de. Heu­te wird das Gebäu­de als Begeg­nungs­stät­te der Volks­so­li­da­ri­tät genutzt und es gibt alters­ge­rech­te Woh­nun­gen im Gebäude.

Nur einen kur­zen Fuß­weg ent­fernt befin­det sich der Markt­platz von Barth, an dem es eini­ge Restau­rants gibt, die zu einer kur­zen Mit­tags­pau­se einladen.

Gut Neu Bartelshagen

Nach der Mit­tags­pau­se geht die Fahrt wei­ter ent­lang des Bar­ther Bod­dens. Ich lege einen kur­zen Stopp am Gut Neu Bartels­ha­gen ein. Der wohl bekann­te­ste Eigen­tü­mer des Anwe­sens war Fer­di­nand Phil­lipp Rée, des­sen Sohn, Paul Lud­wig Carl Hein­rich Rée, ein enger Freund und spä­te­rer Feind von Fried­rich Nietz­sche war. Eine Gedenk­ta­fel vor dem Haus erin­nert daran.

Gut Nisdorf

Nur eine kur­ze Auto­fahrt ent­fernt, befin­det sich Gut Nis­dorf. Das Guts­haus ist hin­ter den gro­ßen Bäu­men kaum zu sehen, erstrahlt aber nach einer Reno­vie­rung in alter Pracht. Als ehe­ma­li­ges Rit­ter­gut blickt das Anwe­sen auf rund 700 Jah­re Geschich­te zurück und wur­de bereits 1302 erst­ma­lig erwähnt. Das heu­ti­ge Haus wur­de erst um 1900 erbaut, nach­dem der Vor­gän­ger­bau einem Feu­er zum Opfer gefal­len war. Seit 2003 wird das Guts­haus als Fami­li­en­ho­tel betrieben.

Schloss Hohendorf

Ein rich­ti­ges Schlöss­chen erwar­tet mich dann in Hohen­dorf, dem nörd­lich­sten Punkt mei­ner klei­nen Rund­fahrt. Das neo­go­ti­sche Her­ren­haus war einst der Sitz der Gra­fen von Klot-​Trautvetter, die 1733 hier­her­ka­men. Das Gut selbst exi­stier­te jedoch bereits seit 1321. Ent­wor­fen wur­de das Her­ren­haus vom preu­ßi­schen Bau­mei­ster Karl Fried­rich Schin­kel und um 1850 erbaut.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Schloss geplün­dert und die Innen­aus­stat­tung zer­stört. In der DDR befand sich schließ­lich ein Alters­heim in dem Gebäu­de. Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung kehr­te Huber­tus Graf von Klot-​Trautvetter auf das Anwe­sen zurück, das er der Gemein­de für eine Mark abkauf­te. Jedoch kam das Haus 2010 in die Zwangs­ver­stei­ge­rung und wur­de von einem Lübecker gekauft, der das Schloss­ho­tel zu Woh­nun­gen umbau­en ließ.

Schloss Groß Kedingshagen

Nur weni­ge Kilo­me­ter wei­ter erwar­tet mich schon das näch­ste Schlöss­chen. Das Her­ren­haus von Groß Kedings­ha­gen wur­de im Auf­trag des Stral­sun­der Ree­ders und spä­te­ren könig­lich bel­gi­schen Kon­suls Johann Hein­rich Bartels vor 1835 erbaut. Das Haus befin­det sich auch heu­te noch in Pri­vat­be­sitz und wird als Wohn­ge­bäu­de genutzt.

Gutshaus Klein Kordshagen

Nur weni­ge Kilo­me­ter außer­halb von Stral­sund liegt das Guts­haus Klein Kords­hagen, das im Jahr 1878 als Back­stein­bau im Grün­der­zeit­stil erbaut wor­den ist. Nach 1945 dien­te das Haus unter ande­rem als Flücht­lings­un­ter­kunft, Biblio­thek, Gemein­de­saal, Arzt­pra­xis und als Wohn­haus. In die­ser Zeit wur­den am Gebäu­de vie­le Bau­sün­den began­gen, die erst nach und nach durch die neue Eigen­tü­mer­fa­mi­lie Lüth ent­fernt wer­den, die das Gut 2003 erwor­ben hat. Im Erd­ge­schoss befin­den sich heu­te drei Ferienwohnungen.

Gutshaus Karnin

Die Rück­fahrt nach Rostock erfolgt dann wie­der in gro­ßen Tei­len über die Bun­des­stra­ße 105, an deren Rand ich ein wei­te­res Klein­od ent­deck­te, das aber noch dar­auf war­tet, aus sei­nem Dorn­rös­chen­schlaf geweckt zu wer­den. Das heu­ti­ge Guts­haus Karn­in ent­stand um 1860 und war bis zur Ver­trei­bung der Fami­lie im Jahr 1945 bewohnt. Auch in der DDR wohn­ten Fami­li­en in dem Gebäu­de, das aller­dings seit den 1990er Jah­ren leer steht und an dem bis­her nur weni­ge Instand­hal­tungs­maß­nah­men durch­ge­führt wurden.

Auf dem Grund­stück sind auch noch alte Neben­ge­bäu­de des Gutes zu fin­den, die aller­dings eben­falls in einem recht deso­la­ten Zustand sind. Nur ein Stor­chen­paar hat sich Karn­in momen­tan als Wohn­sitz ausgesucht.

Schloss Semlow

Einen klei­nen Schlen­ker süd­lich der Bun­des­stra­ße 105 mache ich noch, bevor es end­gül­tig zurück nach Rostock geht. In der Nähe der Klein­stadt Mar­low liegt Schloss Sem­low, ein Her­ren­haus im klas­si­zi­sti­schen Stil, das um 1825 erbaut wur­de. Bis 1945 war die Fami­lie Behr-​Nebendank hier ansäs­sig, bevor sie ver­trie­ben wur­de und das Haus in den Besitz der Gemein­de über­ging. Bis 1989 wur­de es unter ande­rem als Schu­le, Kin­der­gar­ten, Spei­se­saal und Sitz der Gemein­de­bi­blio­thek genutzt. In die­ser Zeit wur­de es mehr­mals saniert und erhielt sein eher schlich­tes Aus­se­hen. Heu­te ist das Schloss wie­der in Pri­vat­be­sitz und wird von der Fami­lie Hant­ke betrie­ben. Ein klei­ner Bericht des NDR gibt auch einen Ein­blick in das Inne­re des Schlosses.

Dorfkirche Semlow

Gleich neben dem Schloss befin­det sich die alte Dorf­kir­che von Sem­low, die zwi­schen dem Ende des 12. Jahr­hun­derts und dem Anfang des 13. Jahr­hun­derts erbaut wur­de. Sie gehört heu­te zu den älte­sten Bau­wer­ken Nordvorpommerns.

Es ist bereits frü­her Abend, als ich die letz­ten Kilo­me­ter nach Rostock hin­ter mich brin­ge. Zu ent­decken gibt es in Mecklenburg-​Vorpommern noch viel mehr Her­ren­häu­ser, Güter und Schlös­ser, doch die müs­sen auf ein ande­res Mal war­ten, wenn ich wie­der zu einer klei­nen Ent­deckungs­tour aufbreche.

Wei­te­re Arti­kel die­ser Reihe:

Mecklenburg-​Vorpommern

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Rostock und Stralsund

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser rund um Rostock

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Rostock und Kühlungsborn

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser rund um Waren/​ Müritz

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in der Meck­len­bur­gi­schen Schweiz, Teil 1

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in der Meck­len­bur­gi­schen Schweiz, Teil 2

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Rostock und Tete­row, Mecklenburg-Vorpommern

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Küh­lungs­born und Satow

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Stral­sund und Ber­gen auf Rügen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Tete­row und Alt-Schwerin

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser rund um Neustrelitz

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser rund um Stavenhagen

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser zwi­schen Müritz und Plau­er See, Mecklenburg-Vorpommern

Schlös­ser und Her­ren­häu­ser west­lich von Neubrandenburg

Mitt­som­mer Remi­se 2021 in Meck­len­burg – Die Nacht der nor­di­schen Guts- und Herrenhäuser

Mitt­som­mer Remi­se 2021 in Vor­pom­mern – Die Nacht der nor­di­schen Guts- und Herrenhäuser

Schloss Schlem­min, Mecklenburg-Vorpommern

Schloss Base­dow, Mecklenburg-Vorpommern

Schloss­park und Schloss­rui­ne Pan­se­vitz, Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Gut Hohen Luc­kow, Mecklenburg-Vorpommern

Grand Hotel und See­bad Heiligendamm

Lesen Sie wei­te­re Bewer­tun­gen von Flug­zeu­gen, Air­port Loun­ges, Miet­wa­gen und Hotels.

© 2020 – 2024, Bet­ty. All rights reserved. 

Weiter lesen:

Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Website einverstanden.

2 × 5 =