Schlösser und Herrenhäuser zwischen München und Augsburg, Bayern
Auf meiner kleinen Rundreise im Süden von Bayern habe ich mir auch wieder einige Schlösser und Herrenhäuser angesehen. Dieses Mal war ich zwischen München und Augsburg unterwegs und habe hier zumindest versucht, einen Blick auf die prachtvollen Anwesen zu werfen, was in Bayern nicht immer ganz so einfach ist, da viele Häuser auch heute noch privat bewohnt sind.
Schloss Blumenthal
Mein Ausflug startet am Schloss Blumenthal, das sich in der Nähe der Kleinstadt Aichach, östlich von Augsburg befindet. Die Geschichte dieses Schlosses geht bis in das 13. Jahrhundert zurück, denn bereits um 1254 erwarb der Deutschherrenorden die Hofmark Blumenthal und bewirtschaftete diese. Das ursprünglich vierflügelige Schloss mit seinem umfangreichen Wirtschaftshof wurde zwischen 1568 und 1622 im Stil der Renaissance erbaut.
Die Türme der Anlage, von denen einer als Torturm genutzt wird und noch heute die Zufahrt zur Anlage bildet, entstanden im 17. Jahrhundert. Im Jahr 1805 wurde die Anlage vom bayerischen Staat beschlagnahmt und 1806 an den Grafen Maria Joseph Fugger von Dietenheim übergeben.
Viele der Gebäude des umfangreichen Wirtschaftshofes sind noch heute erhalten und inzwischen renoviert sowie einer neuen Nutzung zugeführt worden.
Das Schloss selbst wurde zwischen 1822 und 1836 nochmals umfassend verändert. Damals wurde das vierseitige Wasserschloss durch den Grafen Karl Rasso größtenteils abgebrochen und die Wassergräben wurden aufgefüllt. Nur der Südflügel blieb erhalten. Mangels Erben wurde das Anwesen 1871 an die Fürstliche und Gräflich Fuggersche Stiftungsadministration in Augsburg übergeben, die es zunächst als Landwirtschaft und ab 1950 auch als Altersheim betrieb.
Bereits ab 1986 versuchten die Fugger Schloss Blumenthal zu verkaufen, doch erst 2006 wurde es von acht Familien übernommen, mit dem Ziel, ein ökologisches und gemeinschaftliches Wohn- und Lebensprojekt zu etablieren. Heute gibt es auf dem Anwesen nicht nur Wohnungen, sondern auch ein Hotel, eine Gaststätte sowie Veranstaltungsräume und Handwerksstätten, die besucht werden können.
Schloss Haslangkreit
Mein zweites Ziel ist das Schloss Haslangkreit, eines jener Gebäude, das man nur schwer anschauen kann. Es befindet sich in privater Hand und ist nicht öffentlich zugänglich. Und da das Grundstück sehr zugewachsen ist, ist vom Schloss leider nur wenig zu sehen.
Schloss Haslangkreit ist eine dreiflügelige Anlage mit Schlosskapelle und war als Hofmarkschloss der Herrensitz der Hofmark Haslangkreit. Das Schloss war zunächst eine mittelalterliche Burg, die von Wassergräben umgeben war. Dieser Bau wurde im 16. Jahrhundert zu einer repräsentativen vierflügeligen Anlage umgebaut und um 1680 bekam das Schloss seine barocke Gestalt. Im 19. Jahrhundert wurde schließlich einer der Flügel abgerissen und so entstand das heutige Gebäude.
Seinen Namen erhielt das Schloss vom Namen der Haslanger, die um 1300 das Anwesen kauften. Im Jahr 1622 wurden die Haslanger zunächst in den Freiherrenstand und 1745 in den Grafenstand erhoben. Aus der Familie gingen viele bedeutende Offiziere und Beamte im Dienst der bayerischen Landesherren hervor, doch 1804 starb die Familie in der männlichen Linie aus. Um 1840 erwarb die Familie Maldeghem das Schloss, bewohnte es aber nie. Im Jahr 1972 wurde schließlich die Familie Rössig Eigentümer des Anwesens.
Schloss Unterweikertshofen
Schloss Unterweikertshofen ist zwar ein recht unauffälliges Gebäude, wurde aber bereits im 12. Jahrhundert als Burg Weikertshofen gegründet. Zweihundert Jahre später erfolge schließlich ein Ausbau durch die Herzöge von Bayern, die die Burg als wichtigen strategischen Stützpunkt nutzten. Um 1597 wird die Burg schließlich als baufällig beschrieben, bevor im Jahr 1610 die Grundsteinlegung zu einem neuen Schloss durch Sebastian Adlzhauser stattfand und 1616 war der Bau abgeschlossen. Schon 1933 wurde das Schloss jedoch im Dreißigjährigen Krieg zerstört und bis 1657 wieder aufgebaut.
Einst wurden die Ecken des Gebäudes von Türmen verziert, doch davon ist nichts mehr erhalten. Lediglich der rechteckige Grundriss hat bis heute Bestand, es gibt ein hohes Walmdach und die einzelnen Geschosse sind optisch voneinander getrennt. Seit 1800 ist das Anwesen im Besitz der Grafen Hundt von und zu Lauterbach.
Schloss Odelzhausen
Der Ort Odelzhausen wurde bereits im Jahr 814 als „Otolteshusir“ in den Traditionen des Hochstifts Freising erwähnt und eine Burg um 1247 erbaut. Die imposante Höhenburg verschwand jedoch mit der Barockisierung der Anlage und es entstand ein vierflügeliges Schloss. Heute sind nur noch ein Türmchen sowie ein Flügel der Nebenanlage erhalten geblieben. Im Jahr 1963 entstand auf den Resten des Schlosses ein Neubau.
Teile der Anlage sind aber weiterhin unrenoviert und warten darauf, wachgeküsst zu werden, nachdem bereits 1936 ein Hauptgebäude durch Erdverschiebungen und Vernachlässigung eingestürzt ist.
In den Gebäuden des Gutes befinden sich heute ein Hotel sowie eine Gaststätte sowie eine Brauerei.
Schloss Esting
Schloss Esting ist ein recht ungewöhnliches Gebäude, das durch seine Lage direkt an der Straße in Olching aber trotz privater Nutzung gut besichtigt werden kann. Das Anwesen selbst geht wohl auf Herren „de Ehstingen“ zurück, die hier bis ins 14. Jahrhundert ansässig waren. Im 16. Jahrhundert war das Schloss im Besitz der Familie von Preysing, wurde aber 1704 im spanischen Erbfolgekrieg vollständig durch die Truppen des Herzogs von Marlborough zerstört.
Ein anschließender Wiederaufbau erfolgte bis 1764, bei dem auch die noch heute erhaltene Schlosskapelle eingefügt wurde. Im Gegensatz zum Schloss ist sie öffentlich zugänglich. Durch einen Torbogen in der Mitte des Gebäudes gelangt man zur Kapelle.
Das kleine Gotteshaus verfügt über einen Hochaltar mit einer spätgotischen Marienstatue. Auch heute noch werden hier Gottesdienste abgehalten.
Weiterhin interessant anzusehen sind die zahlreichen Wandbilder, mit denen die Front des Schlosses versehen ist.
Durch einen weiteren Torbogen mit dem Schloss verbunden ist auch dieses Wohngebäude, das ebenfalls schön restauriert wurde.
Schloss Dachau
Schloss Dachau ist als einziges der von mir besuchten Anwesen in der Hand des Freistaates Bayern und so sind hier sowohl das Gebäude als auch der Park öffentlich zugänglich. Das Schloss war das erste Sommerschloss der Wittelsbacher. Die einstige spätgotische Burg wurde im 16. Jahrhundert unter den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. sowie Albrecht V. zu einer repräsentativen vierflügeligen Anlage ausgebaut. Der Südwestflügel erhielt dabei einen Festsaal mit einer prächtigen Holzdecke, die noch heute zu den bedeutendsten Renaissancedecken in Deutschland zählt.
Das Schloss blieb bis 1715 unverändert, bis Kurfürst Max Emanuel seinem Hofbaumeister den Auftrag erteilte, das Schloss zu modernisieren und dabei auch die Fassade umzugestalten. Die nächste große Veränderung erfuhr Schloss Dachau im 19. Jahrhundert, als König Max Joseph I. drei der vier Flügel des Schlosses abreißen ließ. Nur der Festsaaltrakt blieb erhalten und kann heute besichtigt werden.
Mit der Umgestaltung des Schlosses wurde auch ein Garten angelegt. Bis ins 19. Jahrhundert gab es eine große Freitreppe in den Garten, die aber mit dem Abriss der drei Flügel verschwand. Das Gartenparterre ist aber noch heute erhalten und wird jedes Jahr schön bepflanzt.
Im Garten befindet sich auch ein Gebäude für die Schloss- und Gartenverwaltung, das noch heute als solches genutzt wird.
Ebenfalls erhalten ist auch der schöne Laubengang, durch den Besucher des Schlossgartens noch heute flanieren können.
Im 19. Jahrhundert wurde aber nicht nur das Schloss umgebaut, auch der Garten bekam nochmals ein neues Aussehen. Die Anlagen wurden vereinfacht und im hinteren Bereich Obstbäume angepflanzt, die noch heute zu sehen sind. Nur noch wenig ist dagegen vom Spielgarten im Wäldchen erhalten, der sich hinter der Schlossanlage befindet.
Schloss Haimhausen
Nicht besichtigt werden kann hingegen das Schloss Haimhausen, das heute die Bavarian International School, eine englischsprachige private Gesamtschule beherbergt. Das Schloss selbst wurde um 1660 auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus errichtet, nachdem dieser im Dreißigjährigen Krieg durch einen Brand schwer beschädigt wurde. Zu jener Zeit residierten die Grafen von Haimhausen auf dem Anwesen, die schließlich auch den letzten großen und bis heute prägenden Umbau um 1750 in Auftrag gaben.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging das Schloss durch weibliche Erbfolge an die Grafen Butler-Clonebough, die ursprünglich aus Irland stammten. Ein Nachfahre war Theobald Graf von Butler-Clonebough genannt von Haimhausen, der Präsident des bayerischen Landtages war und dessen Frau 1861 Armen-Mädchenhaus einrichtete. Ihr letzter männlicher Erbe konnte das Schloss jedoch aus Geldmangel nicht halten und verkaufte es 1892 an Edward James Haniel. Seine Erben veräußerten das Anwesen im Jahr 1983 an Louise Daxer-Piëch aus der Familie Porsche, die es mit ihrem Mann als Wohnhaus nutzte, bis 1997 schließlich die Schule in Schloss Haimhausen ihre Pforten öffnete.
Schloss Hohenkammer
Ein sehr repräsentatives Gebäude ist auch das Schloss Hohenkammer, das ich als Letztes auf dieser Tour besuche. Hohenkammer war Sitz der gleichnamigen Hofmark und seine Existenz kann bis auf das Jahr 1042 zurückverfolgt werden. Sein heutiges Aussehen erhielt die Anlage, nachdem ein Großteil des Vorgängerbaus im Jahr 1648 bei einem Feuer zerstört wurde.
Von 1551 bis 1801 war das Schloss im Besitz der Familie Haslang, anschließend wechselten die Besitzer häufiger, bis es 1917 an die Raiffeisen-Genossenschaft verkauft wurde. In den folgenden Jahrzehnten gab es eine wechselvolle Nutzung und ab 1970 entstand schließlich ein Schulungszentrum der bayerischen Raiffeisen-Zentralbank.
Seit 2003 gehört die vierflügelige Anlage mit ihrem Laubeninnenhof der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, die hier ein Hotel und Tagungszentrum sowie drei Restaurants betreibt.
Das Schloss ist noch heute komplett von einem Wassergraben umschlossen, nur die Zugbrücke wurde durch eine feste Brücke ersetzt. Der kleine Schlosspark eignet sich wunderbar für einen Sparziergang, um dieses tolle Schloss ausgiebig zu bewundern.
Alle auf dieser Rundfahrt besuchten Schlösser und Herrenhäuser sind, wie immer, auch in meiner Google Maps Karte zu finden.
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