Schlösser und Herrenhäuser zwischen Hannover und Wolfsburg, Niedersachsen
Auf einer Fahrt von Hannover nach Wolfsburg in Niedersachsen habe ich einige Schlösser sowie andere interessante Orte besichtigt, die sich in der Region befinden. Nur das Wetter hat leider nicht so mitgespielt, sodass einige Stopps eher kurz ausgefallen sind.
Schloss Burgdorf
Los geht es für mich am Schloss Burgdorf, das bereits 1643 als Amtshaus erbaut wurde. Schon seit dem 13. Jahrhundert gab es auf dem Gelände eine Burganlage, von der sich auch der Ortsname ableitet. Das Amtshaus gehörte den welfischen Herzögen und wurde zunächst als Jagdschloss sowie Konferenzort genutzt. Allein zwischen 1674 und 1714 fanden hier über einhundert Konferenzen statt. Tagungsmitglieder waren die Geheimräte der Fürstentümer Celle, Hannover und Wolfenbüttel.
Später diente Schloss Burgdorf nur noch als Amtssitz und zwischen 1714 und 1885 auch als Sitz des Amtshauptmannes. Im 20. Jahrhundert war das Gebäude schließlich Sitz des Landkreises Burgdorf, bis dieser 1976 der Region Hannover zugeschlagen wurde. Bis heute wird das Schloss als Verwaltungsgebäude genutzt.
Vor dem Zugang zum Schloss steht ein Brunnen, in dessen Mitte der Wickenthies zu sehen ist. Er lebte um 1600 in Burgdorf und sah die Folgen menschlichen Fehlverhaltens wie Krieg und Zerstörung, aber auch glückliche Zeiten voraus. Die 1990 vom Bildhauer Dieter Läpple geschaffene Statue soll die Menschen ermahnen, bei all ihrem Tun die Wirkung auf die Zukunft zu bedenken.
Schloss Gifhorn
Weiter geht die Fahrt quer durch Niedersachsen, wo es eigentlich einige Orte zu entdecken gibt, die ich aber wegen des strömenden Regens schnell von der Liste streiche. So gelange ich relativ zügig weiter bis nach Gifhorn, wo es zumindest nur noch tröpfelt, sodass ich das dortige Schloss besuchen will.
Bevor ich mir das Schloss näher anschaue, fallen mir die zwei Figuren auf, die im Schlossgraben halb versunken Wasser speien. Geschaffen wurden sie von der Künstlerin Petra Förster, die ihr Werk ganz simpel „Wasserspiele II” nennt.
Schloss Gifhorn wurde zwischen 1525 und 1581 im Stil der Weserrenaissance erbaut und war bis 1790 festungsmäßig mit Wassergraben, Wällen sowie Bastionen ausgebaut. Von der Bastion selbst sind heute nur noch wenige Reste erhalten. Residenz des Herzogtums Gifhorn war die Anlage lediglich für zehn Jahre im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg.
Der Haupteingang zum Schloss führte über eine Brücke und durch das Torhaus. So können Besucher noch immer das Schloss betreten, auch wenn der Haupteingang inzwischen über die alte Südbastion führt.
Das 1526 errichtete Torhaus war auch der erste Bau des Schlosses, der fertiggestellt wurde. Wegen seiner überdimensionalen Größe war er vermutlich zuerst als einziges Schlossgebäude geplant. Besonders die Dachkonstruktion mit den Halbkreisgiebeln ist heute einzigartig und sonst nirgendwo mehr erhalten.
Der Schlosshof ist außer vom Torhaus noch vom Westflügel, Kommandantenhaus und Ablagehaus umgeben. Das Ablagehaus auf der rechten Seite war ab dem 18. Jahrhundert hohen Gifhorner Beamten als Wohnraum vorbehalten. Der Name geht auf den Begriff Ablager zurück, was so viel wie Besuch bedeutet. Die Beamten hatten ihre Wohnräume freizumachen, wenn sich hochherrschaftlicher Besuch ankündigte. Ebenfalls im Gebäude befindet sich der Rittersaal. Das Kommandantenhaus war ab 1581 Wohnsitz des Schloss- oder Amtshauptmannes und im 19. sowie 20. Jahrhundert Sitz des Amtsgerichts. Im Westflügel war bis 2010 eine kleine Abteilung der Justizvollzugsanstalt untergebracht. Inzwischen nutzen der Landreis Gifhorn sowie ein Museum und Restaurant die Räumlichkeiten des Schlosses.
Als ich zurück zum Auto gehe, bleibe ich noch einmal an den Wasserspielen im Schlossgraben stehen, die weiter vor sich hinplätschern, ganz ohne auf das Nass von oben zu achten.
Neben dem Schloss gibt es in Gifhorn noch einige andere interessante Sehenswürdigkeiten, die sich ganz in der Nähe des Schlossparks befinden. Dazu gehört das Windmühlen-Museum mit einer interessanten Sammlung an Windmühlen, das ich gerne auf einer weiteren Reise einmal besuchen würde. Im Regen macht das leider wenig Sinn.
Eine ganz besondere Windmühle schaue ich mir aber doch noch etwas genauer an, die Lady Devorgilla. Sie ist ein Nachbau einer Mühle, die auf dem Corby Hill hoch über der schottischen Stadt Dumfries steht.
Erbaut wurde die Mühle erst im Jahr 2000, um die Partnerschaft der Städte Gifhorn und Dumfries in Schottland zu bekräftigen. Der Name des Originals sowie der Kopie geht auf Lady Devorgilla zurück, der Mutter des schottischen Königs John I., die 1210 bis 1290 lebte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1269 soll sie sein einbalsamiertes Herz in eine Schatulle aus Elfenbein und Silber gebettet haben. Die Schatulle begleitete sie dann auf all ihren Reisen bis an ihr Lebensende und steht als Symbol der wahren Liebe.
Die Mühle wird als Hochzeitsort genutzt und die Flügel drehen sich nur exklusiv für Brautpaare und sollen so Schwung ins neue Eheleben bringen.
Meine Fahrt geht nun weiter in Richtung Wolfsburg. Im Westen der Autostadt liegt Fallersleben, das 1972 in die Stadt Wolfsburg eingemeindet wurde.
Schloss Fallersleben
Herzstück von Fallersleben ist das Schloss, das zwischen 1520 und 1551 erbaut wurde, nachdem ein Vorgängerbau während der Hildesheimer Stiftsfehde zerstört wurde. Die Anlage war ursprünglich von einem Wassergraben umgeben, der nur von zwei Brücken überspannt wurde. Ein Teil des Grabens ist nach einer Ausgrabung seit 1998 wiederzuerkennen. Von den einstigen drei Schlossflügeln ist nur noch der Westflügel mit dem Treppenturm erhalten.
Bauherr von Schloss Fallersleben war Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg, der auch Schloss Gifhorn errichten ließ. Er verstarb jedoch noch während der Bauarbeiten mit nur 41 Jahren. Seine Gattin Klara von Sachsen-Lauenburg erhielt das Schloss daraufhin als Witwensitz und vollendete den Bau im Jahr 1551. Sie lebte über 27 Jahre in Fallersleben, ist aber in Barth in Mecklenburg-Vorpommern bestattet, wo sie auf einer Reise verstorben war. Eine Statue der Herzogin ist vor dem Schlosseingang zu finden.
Im Schloss ist heute das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum untergebracht, das sich unter anderem dem Dichter der deutschen Nationalhymne widmet. Sehenswert sind aber auch die vielen Holzschnitzereien, von denen noch einige auf die Erbauerin hinweisen.
Zwischen 2001 und 2003 erfolgten umfassende archäologische Untersuchungen auf dem Schlossgelände, bei denen Kellerräume und Fundamente freigelegt wurden, die früher als Lagerräume des Schlosses dienten.
Neben dem Schloss steht die evangelisch-lutherische Michaeliskirche, ein Zeichen dafür, dass der Herzog seinerzeit die Reformation nach Fallersleben brachte. Die heutige Kirche wurde allerdings erst 1803 errichtet, nachdem ein Vorgängerbau abgerissen wurde.
Schloss Fallersleben ist von einer Parkanlage umgeben, die ich gerne etwas mehr erkundet hätte. Aufgrund des Regens habe ich mich allerdings auf einen kurzen Rundweg beschränkt.
Auf meinem Sparziergang kann ich nochmals besonders gut den Westflügel des Schlosses anschauen, der rund vierzig Meter lang ist und aus Fachwerk mit steinernem Fundament besteht.
Die letzte Etappe meiner Fahrt bringt mich nun in das Stadtzentrum von Wolfsburg, wo sich das Schloss Wolfsburg befindet, das ich als letzten herrschaftlichen Bau anschauen möchte.
Schloss Wolfsburg
Die Wolfsburg entwickelte sich aus einem Wohnturm an der Aller zu einer Wasserburg und später zu einem Renaissanceschloss. Der Bau stellt heute den nordöstlichsten Vertreter der Weserrenaissance dar und wurde vom Adelgeschlecht der von Bartensleben erbaut. Nach deren Aussterben im Jahr 1742 ging der Besitz an die Grafen von der Schulenburg.
Vor dem Schlosseingang ist ein alter Grenzstein zu finden, der einst die Grenze zwischen dem Königreich Hannover und dem Herzogtum Braunschweig markierte. Er steht hier allerdings nicht an seiner originalen Stelle, denn Wolfsburg selbst war ab 1742 eine preußische Exklave.
Seit dem 17. Jahrhundert ist Schloss Wolfsburg ein vierseitiger massiver Bau, der um einen Innenhof angeordnet ist. Einen starken Kontrast zum massiven Baukörper bilden die filigranen Türme und Giebelverzierungen. Den Eingang mit seinem Rundbogen zieren überlebensgroße Ritterfiguren.
Über dem Tor befinden sich steinerne Schilde mit dem Wappen der von Bartensleben sowie Neidköpfe und Ritterfiguren.
Nord- und Südflügel des Schlosses wurden rein zu Wohnzwecken genutzt, der Ostflügel hingegen war Repräsentationszwecken vorbehalten. In seinem Erdgeschoss befindet sich ein dreißig Meter langer und neun Meter breiter Saal.
Der Ostflügel mit seinen Repräsentationsräumen zeigt auch heute noch zum großen Schlosspark und der Saal im Erdgeschoss wurde im 19. Jahrhundert durch eine Terrasse mit Freitreppe erweitert.
Schloss Wolfsburg verfügt über mehrere Park- und Gartenanlagen. Während der neue Garten auf der Südseite bereits im 17. Jahrhundert angelegt wurde, entstand der Lustgarten im Stil des Barocks auf der Nordseite im 18. Jahrhundert.
Der Lustgarten wurde im Jahr 2000 aufwändig restauriert und seitdem ist der barocke Stil der Anlage wieder sehr schön zu erkennen.
Der Pavillon am Kopfende des Gartens ist allerdings neueren Datums und wurde erst 1912 errichtet. Er ersetzte das zweigeschossige Lusthaus, das sich zuvor hier befunden hatte. Von 1948 bis 1954 wurde der Pavillon als Café genutzt und war ein beliebter Treff für sonntägliche Tanzveranstaltungen.
Mit der Besichtigung des Lustgartens endet mein kleiner Ausflug zu den Schlössern und Herrenhäusern zwischen Hannover und Wolfsburg. Bei schönerem Wetter hätte es noch mehr tolle Orte zu entdecken gegeben, doch einen kleinen Eindruck von den herrschaftlichen Gebäuden dieser Gegend konnte ich zumindest gewinnen.
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