Schlösser und Herrenhäuser südlich von Luckau, Brandenburg

Auf mei­ner Rück­fahrt von Dres­den nach Ber­lin habe ich noch einen klei­nen Abste­cher ins süd­li­che Bran­den­burg unter­nom­men und hier eini­ge mir bis dato unbe­kann­te Schlös­ser und Her­ren­häu­ser besucht. Der Fokus lag bei die­ser Tour auf Häu­sern, die schon in den berühm­ten Bild­bän­den von Alex­an­der Dun­cker zu fin­den sind.

Schloss Zinnitz

Ich begin­ne mei­ne Rund­fahrt in Zin­nitz, einem klei­nen Ort unweit der Auto­bahn 13, der aller­dings zu den älte­sten der Regi­on gehört und schon im Mit­tel­al­ter erwähnt wur­de. Fast genau­so lan­ge gab es hier auch schon einen Adels­sitz, doch davon sind heu­te nicht ein­mal mehr Bil­der erhal­ten. Das Schloss, das heu­te in Zin­nitz steht, ist viel jün­ge­ren Datum und hat trotz­dem schon eine tur­bu­len­te Geschich­te hin­ter sich.

Inzwi­schen erstrahlt auch der Bel­ve­dereturm des Schlos­ses wie­der in alter Pracht und sogar eini­ge der Zier­fi­gu­ren sind zurück­ge­kehrt, nach­dem das Gebäu­de in der DDR-​Zeit stark umge­baut und ver­nach­läs­sigt wurde.

An der Fas­sa­de sind die Namen der zwei Eigen­tü­mer zu fin­den, die die­sen Bau maß­geb­lich gestal­tet haben. Lud­wig Phil­ipp Karl des Gran­ges, Sohn des Chefs des Feldjäger-​Regimentes unter Fried­rich II. und einer Schwei­zer Fami­lie ent­stammt, bau­te hier in Zin­nitz ein Her­ren­haus, nach­dem er den Besitz 1795 von sei­nem Vater gekauft hatte.

Das heu­ti­ge Aus­se­hen aber bekam das Schloss von Eras­mus Robert Frei­herr von Patow. Der könig­lich preu­ßi­sche Ober­fi­nanz­rat, spä­te­re Finanz­mi­ni­ster und Ober­prä­si­dent der Pro­vinz Bran­den­burg erwarb das Gut im Jahr 1842 und ließ umfang­rei­che Bau­maß­nah­men durchführen.

Die­se Bau­maß­nah­men ver­wan­del­ten das vor­han­de­ne Her­ren­haus in ein klas­si­zi­sti­sches Schloss mit einer groß­zü­gi­gen Park­an­la­ge, wie es auch schön auf dem histo­ri­schen Bild zu sehen ist.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg ging das Schloss in den Besitz der Gemein­de Zin­nitz über. Die­se nut­ze das Gebäu­de zunächst als Schu­le, dann als Sitz des Rates der Gemein­de sowie als Kan­ti­ne für die hie­si­ge LPG und zu Wohn­zwecken. Das ging mit vie­len bau­li­chen Ver­än­de­run­gen ein­her. So wur­den die Kolon­na­den ent­fernt, alle histo­ri­schen Fen­ster ersetzt und auch sonst sämt­li­che Figu­ren und Stuck­ar­bei­ten ent­fernt. Der Park wur­de in gro­ßen Tei­len durch den nahen Braun­koh­le­ab­bau zer­stört. Was nicht direkt im Tage­bau lan­de­te, wur­de durch die star­ke Absen­kung des Grund­was­ser­spie­gels in Mit­lei­den­schaft gezogen.

Zum Glück für Schloss Zin­nitz fand sich bereits 1993 mit dem Archi­tek­ten Robert Vik­tor Scholz ein neu­er Besit­zer, der mit der behut­sa­men Reno­vie­rung des Gebäu­des begann. Auch ein Teil der Park­an­la­ge wur­de wie­der­her­ge­stellt und ist inzwi­schen wie­der öffent­lich zugänglich.

Gutshaus Mallenchen

Nur weni­ge Kilo­me­ter von Zin­nitz ent­fernt ist ein wei­te­res Gut zu fin­den. Das Guts­haus Mal­len­chen wur­de bereits 1787 für Eras­mus Gott­fried Bern­hard Frei­herr von Patow in Ein­be­zie­hung eines Vor­gän­ger­baus errich­tet. Es gibt lei­der kei­ne wei­te­ren Unter­la­gen über den Bau, da das Stadt­ar­chiv von Calau, wo die­se gela­gert wur­den, in den letz­ten Kriegs­ta­gen aus­brann­te. Auch das Guts­haus selbst wur­de zu jener Zeit mehr­fach geplündert.

Wäh­rend das einst präch­ti­ge Haus heu­te etwas trost­los und ver­las­sen direkt an der Dorf­stra­ße steht, ist in der histo­ri­schen Auf­nah­me zu sehen, was für ein wun­der­schö­nes Guts­haus sich hier einst befun­den hat.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Viel­leicht wären das Guts­haus und der klei­ne Ort sogar ganz ver­schwun­den, wäre der Tage­bau­be­trieb in der Gegend nicht 1991 ein­ge­stellt wor­den. Der Guts­park, mit dem alten Eichen­be­stand sowie die Guts­müh­le, sind der Wen­de­schlei­fe der Gru­ben­bahn noch zum Opfer gefal­len. Erhal­ten geblie­ben sind nur eini­ge Neben­ge­bäu­de, die aber größ­ten­teils eben­falls nicht reno­viert sind.

Schloss Fürstlich Drehna

Ein ganz ande­res Bild zeigt sich mir dage­gen bei mei­nem näch­sten Stopp, den das Schloss Fürst­lich Dreh­na wird heu­te als Hotel betrie­ben und ist wun­der­schön reno­viert. Das geht auf die Bran­den­bur­gi­sche Schlös­ser GmbH zurück, die das Anwe­sen zwi­schen 1994 und 2007 in den heu­ti­gen Zustand versetzte.

Der Adels­sitz selbst exi­stier­te aber schon vor 1301, denn als der Ort Dreh­na erst­ma­lig erwähnt wird, steht hier bereits eine Was­ser­burg. Ursprüng­lich bestand der Bau aus drei ein­zel­nen Häu­ser, die im 15. Jahr­hun­dert ver­bun­den wur­den. Um 1560 wur­de das Schloss schließ­lich zur Vier­flü­gel­an­la­ge aus­ge­baut. Im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg wur­de die Was­ser­burg stark beschä­digt und erst ab 1697 fan­den schließ­lich Sanie­rungs­ar­bei­ten statt, nach­dem der Adels­sitz von den Gra­fen von Prom­nitz erwor­ben wurde.

Im Jahr 1807 wur­de das Anwe­sen an Moritz zu Lynar ver­kauft, der kurz zuvor in den Stand eines Für­sten erho­ben wur­de. Er war es auch, der den bis dato Deutsch Dreh­na genann­ten Ort in Fürst­lich Dreh­na umbe­nann­te. Den­sel­ben Namen bekam auch sein Schloss, das zu jener Zeit von einem Land­schafts­park umge­ben war, des­sen Gestal­tung auf Peter Joseph Len­né zurückgeht.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Mit dem Ein­marsch der Roten Armee wur­de das Schloss geplün­dert und sei­ne Bewoh­ner ver­trie­ben. Kur­ze Zeit spä­ter fand die Ent­eig­nung im Zuge der Boden­re­form statt. Zunächst wur­de 1948 beschlos­sen, das Schloss abzu­rei­ßen, doch das wur­de glück­li­cher­wei­se nicht umge­setzt. Statt­des­sen wur­den hier zunächst eine FDG-​Schule und spä­ter ein Jugend­werk­hof untergebracht.

Ab 1986 stand das Schloss schließ­lich leer und nach der Wen­de fand die ein­gangs schon erwähn­te umfas­sen­de Sanie­rung statt. Im Jahr 2007 konn­te das Ensem­ble schließ­lich ver­kauft wer­den und wird seit­dem als Hotel genutzt.

Vom einst rie­si­gen Schloss­park sind heu­te nur noch Tei­le erhal­ten, denn Ende der 1970er Jah­re wur­de ein Teil des Anwe­sens durch einen Braun­koh­le­ta­ge­bau zer­stört. Der inne­re Park wur­de zudem ver­klei­nert und umge­stal­ten. Inzwi­schen lädt er aber wie­der zum Fla­nie­ren ein.

Vor dem Schloss ist zudem der Lin­den­platz erhal­ten, an dem sich die Guts­ge­bäu­de des ein­sti­gen Gutes befan­den. Eini­ge sind heu­te noch erhal­ten und gehö­ren heu­te eben­falls zum Hotel. Die Zufahrt erfolgt durch Tor­pfei­ler aus dem Jahr 1895, die mit Hir­schen ver­ziert sind.

Schloss Sonnewalde

Das süd­lich­ste Anwe­sen die­ser Tour ist das Schloss Son­ne­wal­de, oder bes­ser gesagt das, was noch davon übrig ist. Erhal­ten ist heu­te nur noch das Vor­der­schloss mit sei­nem schö­nen Tor­haus. Der Aus­bau der Gebäu­de fand durch die Gra­fen zu Solms-​Sonnewalde statt, wäh­rend das Anwe­sen selbst bereits seit dem 12. Jahr­hun­dert existierte.

Am präch­tig­sten ist das gut erhal­te­ne Renais­sance­por­tal, das die Schloss­zu­fahrt ziert.

Dahin­ter schließt sich eine Zufahrt an, die einst zum Schloss­hof führte.

Dort war bis 1947 das Haupt­schloss zu fin­den, das 1647 zu einem Barock­schloss aus­ge­baut wur­de. Lei­der fiel es 1947 einem Brand zum Opfer und wur­de ein Jahr spä­ter abgebrochen.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Schloss Bornsdorf

Nicht viel mehr ist auch vom nahen Schloss Born­dorf erhal­ten. Ein Turm und ein paar Grund­mau­ern sind heu­te noch von der unre­gel­mä­ßi­gen Drei­flü­gel­an­la­ge übrig­ge­blie­ben, deren Bau bereits im 15. Jahr­hun­dert begann und die zunächst noch aus vier Flü­geln bestand.

Der Umbau fand um 1730 unter dem dama­li­gen Besit­zer Cas­par Sigis­mund von Lan­gen statt und auch im 19. Jahr­hun­dert zeig­te sich das Schloss nur mit drei Flü­geln sowie einem Turm. Nach dem Krieg und der Ent­eig­nung zogen zunächst Flücht­lin­ge ein, doch das Gebäu­de ver­fiel immer mehr, bis 1967 ein Gebäu­de­gie­bel ein­stürz­te. Dar­auf­hin wur­de zunächst ein Teil­ab­riss ange­ord­net und die Anla­ge spä­ter kom­plett zer­stört. Nur der Turm ist noch heu­te erhal­ten und wur­de inzwi­schen saniert.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Schloss Beesdau

Mein letz­ter Adel­sitz, den ich auf die­ser Fahrt besu­che, ist das Schloss Bees­dau. Das Anwe­sen selbst wur­de wohl schon 1366 erwähnt und gehört damit zu den älte­sten in der Lau­sitz. Die Drei­flü­gel­an­la­ge des Schlos­ses ent­stand zwi­schen dem 14. und 16. Jahr­hun­dert, wur­de jedoch im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zer­stört und anschlie­ßend wie­der auf­ge­baut. Sein heu­ti­ges Aus­se­hen erhielt das Haus aber erst durch Johann Gott­fried Kop­pe, der das Anwe­sen 1841 erwor­ben hat­te. Auf sei­ne Initia­ti­ve ent­stand auch der auf­fäl­li­ge, neu­go­ti­sche Trep­pen­turm im Hof zwi­schen den zwei Gebäudeflügeln.

Zu DDR-​Zeiten wur­de das Gebäu­de als Kul­tur­haus genutzt und teil­wei­se bau­lich ver­än­dert. Beson­ders stark umge­baut wur­de der lin­ke Flü­gel, wie im Ver­gleich mit der histo­ri­schen Auf­nah­me gut zu erken­nen ist.

Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Resi­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ssi­schen Mon­ar­chie /​ Dun­cker, Alex­an­der (Public Domain)

Nach der Wen­de wur­de das Anwe­sen zunächst durch die Treu­hand über­nom­men, die mit der Sanie­rung begann. Heu­te ist Schloss Bees­dau wie­der in pri­va­ter Hand und wird von einer Fami­lie bewohnt.

Damit endet mei­ne Fahrt zu den Schlös­sern und Her­ren­häu­sern süd­lich von Luckau in Bran­den­burg. Und wie immer habe ich natür­lich noch lan­ge nicht alle Adels­sit­ze gese­hen, sodass ich auch in die­se Regi­on sicher­lich noch ein­mal zurück­keh­ren werde.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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