Schlösser und Herrenhäuser rund um Wurzen, Sachsen – Teil 2
Auf einer ausführlichen Rundfahrt durch den Norden von Sachsen habe ich viele Schlösser und Herrenhäuser entdeckt. Einige sind inzwischen wunderschön renoviert und wurden einer neuen Nutzung zugeführt, andere warten noch darauf aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt zu werden, wie das so vielerorts in Deutschland ist. In diesem Beitrag setze ich meine Besichtigungen rund um Wurzen fort, nachdem ich schon im ersten Teil einige interessante Häuser vorgestellt habe.
Schloss Püchau
Meine Fahrt führt mich in den kleinen Ort Püchau, wo sich das gleichnamige Schloss befindet. Ein herrschaftliches Gebäude gab es an dieser Stelle schon lange, die erste Erwähnung des Besitzes reicht in das Jahr 924 zurück. Damit ist Püchau einer der ältesten Orte in Sachsen. Zunächst wurde hier eine Burg erbaut, die später zu einem Schloss umgebaut wurde.
Das heutige Schloss besteht aus einer vierflügeligen Anlage, die im Tudor-Revival-Stil verziert wurde und dazu gibt es noch einige Nebengebäude. Die neue Gestaltung stammt erst aus dem 19. Jahrhundert, denn um 1850 wurde umfassend umgebaut. So sah die Anlage damals aus.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es dann noch einmal eine Renovierung, denn 1912 wurde der Ort von einem Wirbelsturm getroffen, der das Schloss stark beschädigte. Auch der Seitenflügel wurde neu gestaltet.
Die letzten adligen Besitzer waren die Hohenthal-Püchaus, die 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet wurden. Anschließend zog zunächst die russische Kommandantur ein. Ab 1948 wurde im Schloss ein Alten- und Pflegeheim eingerichtet, das bis zur Wende Bestand hatte. Nach der Wende stand das Gebäude zunächst leer. Das änderte sich erst 1998, als ein Unternehmerpaar aus Leipzig das Anwesen kaufte und mit der Sanierung begann. Inzwischen ist das Schloss in Teilen auch öffentlich zugänglich und kann besichtigt werden. Dazu wird es oft für Hochzeiten genutzt und sogar im Fernsehen ist Schloss Püchau immer wieder zu sehen.
Meine Besichtigung startet in der Tordurchfahrt, die in den Innenhof der vierflügeligen Anlage führt.
Der Innenhof ist ebenfalls schön gestaltet und restauriert. Groß ist der Innenhof nicht, aber durch die zahlreichen Sitzgelegenheiten lädt er zu einer kleinen Pause ein.
Im hinteren Schlossteil sind dann auch mehrere Räume für die Öffentlichkeit zu besichtigen. Einige sind auch hier inzwischen schön restauriert, andere noch immer im Originalzustand.
Richtig toll gefällt mir das Treppenhaus, das sich im Turm befindet. Hier ist die Sanierung wirklich richtig toll gelungen und man kann sich gut vorstellen, wie hier auch die Herrschaften nach oben gewandelt sind.
Im Obergeschoss setzt sich der Eindruck dann nicht fort. Das ist allerdings bewusst so, denn die neuen Eigentümer wollen zeigen, in welchem Zustand sich das gesamte Anwesen befand, als sie es 1998 übernommen haben. Der Leerstand hatte dem Schloss sehr zugesetzt. Undichte Dächer ließen Regenwasser in das Haus und Vandalen nahmen fast alles mit, was nicht niet- und nagelfest war.
Vom Obergeschoss habe ich Zugang zu einem kleinen Gang auf der Schlossmauer, die den Innenhof auf einer Seite begrenzt.
Von hier habe ich einen schönen Ausblick auf einen Teil der Gartenanlagen des Schlosses. Diese wurden im 19. Jahrhundert im englischen Stil neu angelegt. Einige der damals gepflanzten Bäume und Sträucher sind noch heute im Garten zu bewundern.
Erreicht werden kann der Schlossgarten über eine Treppe, die vom hinteren Teil des Schlosses in den Park führt, der übrigens genau wie das Schloss zu den Öffnungszeiten oder im Rahmen besonderer Veranstaltungen besucht werden kann.
Schloss Machern
Weiter geht es für mich nun zum Schloss Machern, das sich ganz in der Nähe von Püchau befindet. Laut einer Jahreszahl, die sich im Türsturz befindet, wurde das Schloss 1566 errichtet, jedoch später noch umgebaut, bevor es sein heutiges Aussehen erhielt. Eigentlich war die Anlage als Wasserschloss konzipiert, doch durch den Eisenbahnbau zwischen Dresden und Leipzig wurde es 1828 versehentlich trockengelegt.
Um 1860 wurde das Schloss auch im Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen festgehalten, sodass ich schön vergleichen kann, ob sich in den letzten rund 150 Jahren etwas verändert hat. Hier ist noch eben jener Wassergraben zu sehen, der inzwischen nicht mehr existiert.
Während das Schloss der Gemeinde gehört und für Veranstaltungen gemietet werden kann, ist der Schlosspark öffentlich zugänglich. So begebe ich mich auf Entdeckungstour durch den weitläufigen Schlosspark, der im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltet wurde. An den Wegen zu finden sind verschiedene Bauwerke und Denkmäler, die mehr oder weniger gut erhalten sind. Eines davon ist der Hygieia-Tempel, der etwas versteckt am Wegesrand liegt. Darin steht Hygieia, die Göttin der Gesundheit, die in der griechischen Mythologie als Schutzpatronin der Apotheker gilt.
In der Mitte des Parks befindet sich der fast sechs Quadratmeter große Schwemmteich, der hier künstlich angelegt wurde und aus dem kleinen Fluss Gottschalke gespeist wird. Um ihn herum führen mehrere Wege durch den Park.
Und immer wieder gibt es auch kleine Bauwerke zu entdecken, wie den Agnestempel, von dem man eine schöne Aussicht auf den Schwemmteich hat. Erbaut wurde der Tempel zu Ehren der Schwiegertochter der Familie Schnettger, die von 1806 bis 1945 Eigentümer des Anwesens war.
Ein steinerner Bogen mit Burgtürmchen ist ein weiteres Bauwerk, das im Park erhalten geblieben ist. Eine wirkliche Verwendung hatten diese Bauwerke meist nicht, sondern wurden eher als Verzierung der Parkanlage gesehen. Genannt wurde Bau übrigens Wilhelmruh und sollte damit an den Besuch des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II. im Schlosspark Machern im Jahr 1792 erinnern.
Auch ein imposanter kleiner Wald gehört zum Schlosspark, durch den sich mehrere Wege schlängeln.
So gelange ich zur 1795 erbauten Ritterburg, die sich an der höchsten Stelle im Park befindet und durch diesen unterirdischen Eingang betreten werden kann. Der Eingang ist bewusst so angelegt worden, denn der Garten gehört auch zu den Freimaurerischen Gärten, die eine besondere Konzeption und Ausstattung verbindet.
Erzählungen nach wurden hier geheime Dinge besprochen, die noch nicht nach außen dringen sollten. Heute aber kann jeder die Ritterburg auf einer Parkführung erkunden.
Bereits aus dem Jahr 1792 stammt die Pyramide im Schlosspark. Eigentlich sollte sie als gräfliches Mausoleum genutzt werden, wurde jedoch nie dafür verwendet.
Durch die Gittertür kann ich einen Blick in das Innere werfen. Hier zu sehen sind die Nischen, in denen eigentlich die Urnen platziert wurden. Heute sind sie leer, zur damaligen Zeit aber wurden Repliken geschaffen, die mit den Namen der verstorbenen Familienmitglieder versehen wurden.
Ich setze meinen Rundgang durch den Park fort und entdecke dabei immer wieder neue Facetten der Anlage. An den Eingängen des Parks gibt es auch Karten, auf denen Wege und Sehenswürdigkeiten eingezeichnet sind.
Eine zerbrochene Steinplatte an einem Bau wird durch ein Schild als Rittergrab ausgewiesen.
Schließlich rückt auch wieder Schloss Machern in das Blickfeld und damit schließt sich der Kreis meines Rundgangs. Der Schlosspark ist wirklich schön und eignet sich auf jeden Fall für einen kleinen Spaziergang.
Schloss Trebsen
Mein letzter Stopp auf meiner Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Wurzen ist das Schloss Trebsen. Funde lassen vermuten, dass das Gebiet schon seit dem 9. Jahrhundert besiedelt ist, genau nachweisen lässt sich eine Burg an dieser Stelle aber erst 1161, die mit dem heutigen Bau aber nichts gemein hat. Ein späterer Besitzer ließ sie alte Burg 1494 schleifen und begann mit einem Neubau, der den Grundstock für das heutige Schloss legte.
Hans von Minckwitz, dem das Anwesen ab 1511 gehörte, leitete schließlich die erste große Bauphase ein, die Schloss Trebsen zu dem machen sollte, was es noch heute ist, ein vierflügeliges Schloss, das auf einem fast quadratischen Grundriss steht.
Auf der historischen Aufnahme ist das Schloss noch in seiner ursprünglichen Gestaltung zu sehen.
Besonders auf der dem Park zugewandten Seite ist aber zu sehen, dass nicht immer pfleglich mit dem Gebäude umgegangen wurde. Durch die Bodenreform wurde auch dieses Anwesen zu sogenanntem Volkseigentum und als solche wurde es zwar fast vierzig Jahre als Wohnraum, Kindergarten und Seniorentreff genutzt, jedoch wurden von West- und Nordflügel die Dächer angebrochen und man ließ diese zu Ruinen verfallen. Erst mit der Wende begann ein Wiederaufbau, zunächst durch einen Förderverein, der auch die stilisierten Giebel an den Stellen anfertigen ließ, wo die Originale zerstört wurden. Seit 2009 ist das Schloss in Privatbesitz und wird für Veranstaltungen genutzt. Ein viele Jahre bestehendes Schlossrestaurant wurde kürzlich geschlossen.
In den 90er Jahren wurde auch der Schlossgraben wieder freigelegt. Dabei wurde die historische Steinbrücke wiederentdeckt, die das Schloss mit dem alten Rittergut verbindet.
Darunter hindurch und an der Schlossmauer entlang führt ein Spazierweg, der in den Schlosspark im Stil eines englischen Landschaftsgartens führt, der im 18. Jahrhundert angelegt wurde.
Leider reicht bei mir an diesem Tag nicht mehr die Zeit, um den Schlosspark ausführlich zu erkunden. Einen kleinen Blick in den Park erlaube ich mir aber noch, bevor ich wieder zum Auto zurückgehe. Da muss ich wohl irgendwann nochmals zurückkehren, um mir ein genaueres Bild von der Parkanlage zu machen.
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