Schlösser und Herrenhäuser rund um Wurzen, Sachsen – Teil 1
Auf einer Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Wurzen in Sachsen habe ich wieder schöne und interessante herrschaftliche Gebäude entdeckt. Inzwischen sind ein Großteil der adligen Wohnsitze renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Einige Objekte warten jedoch auch hier noch auf einen Investor.
Schloss Wurzen
Meine Rundfahrt beginnt in Wurzen, wo ich das gleichnamige Schloss besuche, das zwischen 1491 und 1497 für Meißener Bischof Johann VI. von Saalhausen als Bischofsresidenz erbaut wurde. Bis 1581 residierten die Bischöfe im Schloss, bevor es bis 1856 Sitz des Stiftsamtes Wurzen wurde. Später nutze man das Schloss zunächst als Amtsgericht und ab 1945 als Sitz der Polizei.
Am 17. Juni 2002 kaufte eine Familie Wedekind das Schloss und eröffnete schon ein Jahr später ein Restaurant. Im Jahr 2004 wurde noch ein Hotel mit zwölf Doppelzimmern und einem Einzelzimmer eröffnet. Seitdem ist das Schloss Wurzen die einzige Bischofsburg mit Hotel- und Restaurantbetrieb.
Dom St. Marien, Wurzen
Gleich neben dem Schloss befindet sich der Dom St. Marien zu Wurzen. Der erste Bau an dieser Stelle wurde bereits zwischen 1112 und 1114 erbaut, wurde jedoch über die Jahrhunderte mehrmals erweitert. Nachdem ein Großbrand im Jahr 1470 Teile der Kirche zerstört hatte, wurde diese im gotischen Stil wieder aufgebaut.
Während auch das Deckengewölbe im Kirchenschiff ein gotisches Kreuzrippengewölbe ist, wurde die Innenausstattung zwischen 1931 und 1932 letztmalig erneuert, „weil die alten Holzeinbauten nicht mehr zu erhalten waren“, wie in den Büchern festgehalten wurde.
Besonders bemerkenswert ist die Ausstattung des Domes mit Plastiken des Künstlers Georg Wrba, der zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts gehörte. Insgesamt verwendete Wrba zehn Tonnen reiner Bronze, um seine Plastiken für den Dom zu Wurzen anzufertigen.
An die ehemaligen Domherren erinnern acht Domherrenstühle, die auf beiden Seiten des Altarraums zu finden sind. Auf den Rückenlehnen sind die jeweiligen Namen eingraviert.
Erneuert wurde bei der Umgestaltung auch die Orgel, die ein modernes, dem Stil der 1930er Jahre angepasstes Design erhielt. Das robuste Instrument überstand auch vierzig Jahre DDR ohne große Pflege und wurde erst in den 2000er Jahren generalüberholt.
Herrenhaus Roitzsch
Ich verlasse nun Wurzen und fahre in einen Vorort der Stadt, wo sich das Herrenhaus Roitzsch befindet. Der ehemalige Rittersitz wurde bereits im Jahr 1198 erstmalig erwähnt und das Herrenhaus über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut und erneuert. Nach 1945 wurde die letzte Eigentümerin, Ruth Gräfin von Schack, enteignet und das Gebäude der Gemeinde zugesprochen, während das umliegende Land aufgesiedelt wurde.
Eine historische Aufnahme zeigt, wie das Rittergut vor rund zweihundert Jahren ausgesehen hat. Seitdem wurde das Gebäude nochmals stark verändert, besonders zu Zeiten der DDR, als sich hier ein Kindergarten befand. Inzwischen ist das Haus wieder in privater Hand und wird bewohnt.
Herrenhaus Schmölen
Für mich geht es weiter zum Herrenhaus Schmölen, das einst ebenfalls zu einem Rittergut gehörte. Bereits im 10. Jahrhundert stand an der Stelle des heutigen Hauses eine Wasserburg. Später wurde das Herrenhaus errichtet, das lange Zeit als Sommerfrische für die Meißner Bischöfe diente. Auch dieses Gebäude wurde zu DDR Zeiten stark verändert, sodass viele dekorative Elemente verloren gegangen sind. Heute wird das Herrenhaus als Pension und Veranstaltungsstätte genutzt, kann aber zumindest von der Straße angeschaut werden.
Bismarckturm Wurzen
Wer meine Reportagen zu Schlössern und Herrenhäusern kennt, der hat vielleicht schon entdeckt, dass ich auch immer wieder Bismarcktürme besuche. Begonnen hat diese Reise in meiner Heimat, als ich den Bismarckturm in Klein-Mutz besucht habe. Nun aber zurück zum Turm in Wurzen, der 1908 auf dem 148 Meter hohen Wachtelberg außerhalb der Stadt errichtet wurde.
Besonders an Wochenenden ist der Turm ein beliebtes Ausflugsziel, dementsprechend voll kann es hier werden. An Sonn- und Feiertagen ist sogar geöffnet und der zwanzig Meter hohe Turm kann bestiegen werden.
Hinauf auf den äußerst gut sanierten Turm geht es über eine eiserne Wendeltreppe, die bis zur Aussichtsterrasse führt, die sich unter der Spitze mit der Befeuerung befindet.
Der Panoramablick vom Turm reicht bei schönem Wetter bis zu vierzig Kilometer weit über das Muldetal und auch die Stadt Wurzen ist schön zu erkennen.
Schloss Brandis
Mein nächster Halt ist wieder ein herrschaftliches Anwesen, das Schloss Brandis. Im Jahr 1700 und 1727 wurde das Anwesen, auf dem sich früher ein Rittersitz befand, von Kraft Burchhard von Bodenhausen gekauft. Das prächtige Barockensemble wurde allerdings erst für seinen Sohn zwischen 1724 und 1727 errichtet.
Architekt des herrlichen Schlosses war David Schatz, ein Schüler des Zwingerbaumeisters Pöppelmann, der den Dresdner Barock nach Leipzig brachte.
Im Vergleich mit der historischen Aufnahme ist zu sehen, dass das Haus nach 1860 noch verändert wurde. Besonders die Anbauten sehen inzwischen anders aus.
Umgeben ist das Schloss von einem riesigen Gutshof, der zu großen Teilen bereits restauriert ist und zu Wohnungen umgebaut wurde. Rund um die Gebäude gibt es einen Schlosspark, der sich aber noch in der Restaurierungsphase befindet und deshalb nicht besucht werden kann.
Schloss Polenz
Für mich geht die Fahrt weiter zum Schloss Polenz, das sich auf einem weiteren ehemaligen Rittergut befindet. Schon 1262 wurde das Anwesen erstmalig erwähnt, mit dem Bau des heutigen Schlosses wurde aber erst um 1720 begonnen.
Eine Plakette am Gebäude erinnert noch heute an die letzten adligen Besitzer, die Familie von Trebra-Lindenau, die hier bis 1945 ansässig war.
Und so sah das Haus seinerzeit aus, als es noch in adligem Besitz war.
Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss, wie so viele Herrensitze, als Kindergarten und Sitz der Gemeinde genutzt. Nach der Wende fand eine umfassende Sanierung und der Umbau zu einem Pflegeheim statt.
Schloss Ammelshain
Ebenfalls von der Familie von Lindenau erbaut wurde das Schloss Ammelshain, das bereits 1552 als Vorwerk erwähnt wurde und 1608 zum Rittergut erhoben wurde. Das heutige Schloss wurde 1723 für Adam Friedrich von Lindenau erbaut und war von Wirtschaftsgebäuden umgeben. Die Zufahrt in den Schlosshof erfolgte durch ein Torhaus.
Das schöne Barockschloss brachte der Familie von Lindenau jedoch kein Glück, denn man verschuldete sich für den Bau so sehr, dass die Familie ihr Anwesen bereits 1749 an Ernst Ludwig von Wilcke verkaufen musste. Doch auch dieser häufte nur weiter Schulden an, sodass zunächst Johann Friedrich von der Becke das Schloss erwarb, seine Nachkommen aber 1889 an den letzten Eigentümer, Georg von Eckhardt, verkauften.
Während inzwischen rund um das Schloss ein Ort entstanden ist, sieht man auf der historischen Aufnahme sehr schön, dass das Gut mit dem Herrenhaus einst ein frei stehendes Ensemble war.
Ab 1991 wurde das Schloss aufwendig saniert und zu Wohnungen umgebaut. Auch die Wirtschaftsgebäude beherbergen heute Wohnungen, wobei viele der Gebäude abgerissen werden mussten, allerdings durch optisch angeglichene Häuser ersetzt wurden.
Gleich neben dem Schloss befindet sich die sehenswerte Kirche Ammelshain, die bereits 1250 erbaut wurde und ein typisch romanischer Dorfkirchenbau dieser Region ist.
Schloss Altenhain
Von Ammelshain geht es für mich weiter nach Altenhain, wo sich das gleichnamige Schloss befindet. Erbaut wurde das herrschaftliche Gebäude auf einem ehemaligen Rittergut und ging anschließend durch viele Hände. Letzter Eigentümer war Dietrich von Gontard, der 1945 enteignet wurde.
Während das Haus heute am Rande einer Ortschaft steht, ist auf der historischen Aufnahme noch schön zu sehen, dass ein großer Gutshof zum Herrenhaus gehörte.
In der DDR wurde das Gebäude vielen Nutzungen zugeführt und beherbergte zuletzt Wohnungen der Sowjetarmee. Bereits seit 1982 stand das Schloss jedoch leer und wurde erst 1996 von privat erworben. Bis 2010 fand eine umfassende Sanierung statt, sodass das Schloss heute wieder in seinem alten Glanz erstrahlt.
Hier endet der erste Teil meiner Rundfahrt zu Schlössern und Herrenhäusern rund um Wurzen. Im zweiten Teil besuche ich weitere herrschaftliche Anwesen, deren Parkanlagen zumindest teilweise sogar öffentlich zugänglich sind.
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