Schlösser und Herrenhäuser rund um Neuruppin, Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg
Ein neuer Ausflug zu Schlössern und Herrenhäusern führt mich dieses Mal nach Ostprignitz-Ruppin, genauer gesagt in die Umgebung der Fontanestadt Neuruppin. Hier habe ich wieder einige interessante Bauten entdeckt.
Schloss Wustrau
Um die Geschichte von Schloss Wustrau zu erzählen, muss ich etwas weiter ausholen. Im alten Gutshaus erblickte im Jahr 1699 ein gewisser Hans Joachim von Zieten das Licht der Welt. Soweit zunächst nichts Besonderes, doch Zieten wurde zu einem der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte sowie enger Vertrauter von Friedrich II. von Preußen. Seit 1726 lebte Zieten auf dem alten Rittersitz in Wustrau und zwischen 1747 und 1750 ließ er sich, mit besonderer Unterstützung des Königs, ein Schloss errichten.
Damals sah das Schloss allerdings noch etwas anders aus. Mitte des 19. Jahrhunderts hat es allerdings schon große Ähnlichkeit mit dem heutigen Herrenhaus.
So sieht das Schloss heute aus, nachdem spätere Generationen nahmen weitere Umbauen vornahmen. Einer von ihnen war Graf Albert-Julius von Zieten-Schwerin, der dem Haus sein heutiges Aussehen gab.
Und während das Schloss heute wieder erstrahlt, von den Adlern an der Einfahrt überwacht, so sah seine Zukunft doch nicht immer so rosig aus. Auch Schloss Wustrau entging dem Schicksal der Enteignung nicht, nachdem die letzte Besitzerin, Anni von Schwerin, gezwungen war auszuziehen.
Nach dem Krieg wurde das Schloss geplündert, verstaatlicht und zunächst als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Von 1950 bis 1975 wurde es schließlich als Berufs- und Oberschule genutzt, bevor ab 1981 das Justizministerium der DDR hier eine Weiterbildungsstätte betrieben hatte.
Mit der Justiz ist Schloss Wustrau auch heute noch verknüpft, denn nach der Wiedervereinigung wurde das Schloss nicht nur saniert, sondern als zweite Deutsche Richterakademie eröffnet. Trotzdem kann es an einigen Tagen im Jahr von der Öffentlichkeit besucht werden, solange nicht gerade Schulferien sind.
Gutshaus Gnewikow
„Gnewikow, Karwe und Wustrau sind Rittergüter“ schrieb Theodor Fontane während seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Jahr 1859 und Fontane werde ich auf meiner Herrenhaustour rund um Neuruppin sowieso noch öfter begegnen. Schließlich war diese Gegend seine Heimat und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der wohl berühmteste Brandenburger Schriftsteller auch hier in Gnewikow schon vorbeigekommen ist.
Das Gut Gnewikow gehörte seit dem Spätmittelalter der Familie von Woldeck und um 1800 wurde mit dem Bau eines neuen Gutshauses begonnen. Im Jahr 1844 wechselte der Besitz jedoch zur bürgerlichen Familie Jacobs, die das bis dato eingeschossige Gutshaus ab 1870 aufstocken und mit einer klassizistischen Fassade versehen ließ.
Das Gut liegt landschaftlich sehr schön, direkt am Ruppiner See, der auf einem kurzen Spaziergang durch den Gutspark erreichbar ist.
Gut Gnewikow wurde nach der Wende umfassend saniert und ist heute Teil des von der DKB Stiftung betriebenen Jugenddorfes am Ruppiner See.
Schloss Kränzlin
Mit Fontane wird auch Schloss Kränzlin verbunden, wo sich der Autor zweimal aufgehalten haben soll. Das Herrenhaus wurde bereits 1818 erbaut, aber 1855 bis 1856 im klassizistischen Stil umgebaut. Renoviert wurde das Haus in den 1990er Jahren und wird inzwischen von einem Unternehmen genutzt. Einst gehörte auch ein Schlosspark nach Plänen von Peter Joseph Lenné dazu, doch davon ist leider nicht mehr viel erhalten.
Im 19. Jahrhundert hatte das Haus aber auch nach dem Umbau noch keine Türme, wie im Bildband von Alexander Duncker sehr schön zu sehen ist.
Die markanten Türme wurden erst 1912 an das Schloss angebaut.
Wohnturm Garz
Ein interessantes und markantes Gebäude im Landkreis ist der Wohnturm in Garz. Das Gebäude ist der letzte Rest einer Burganlage, die in einem Gutshof integriert wurde. Der Wohnturm wurde vermutlich im 13. Jahrhundert von den Herren von Quast errichtet und bis weit in das 17. Jahrhundert zu Wohnzwecken genutzt. Erst mit der Errichtung eines neuen Herrenhauses verlor der Turm seine Bedeutung.
Verewigt wurde das Ensemble auch im historischen Duncker, wo Wohnturm und Herrenhaus schön zu sehen sind.
Rund um den Wohnturm sind auch noch einige Gebäude des historischen Gutshofes erhalten geblieben.
Herrenhaus Wall
Das Herrenhaus Wall liegt etwas versteckt in dem kleinen Örtchen unweit der Landkreisgrenze. Erbaut wurde es 1828 für den preußischen Generalfeldmarschall Karl Friedrich von dem Knesebeck, der das Gut kurze Zeit vorher übernommen hatte. Gut hundert Jahre später wurde das Gebäude jedoch an die Gemeinde verkauft, die hier zunächst eine Schule sowie eine Kapelle einbauen ließ. Im Jahr 1992 wurde das Herrenhaus umfassend saniert und beherbergt seitdem ein kleines Dorfmuseum, das nach vorheriger Anmeldung besucht werden kann.
Gut Hesterberg
Eine etwas andere Geschichte verbirgt sich hingegen hinter Gut Hesterberg. Im Gegensatz zu all den anderen Herrenhäusern hat dieses keine lange Geschichte vorzuweisen, auch wenn man das auf den ersten Blick meinen könnte. Das Gut mit seinem imposanten Gutshaus entstand erst im Jahr 2000, als die Familie Hesterberg hier ihren Agrarbetrieb eröffnete.
Heute leben hier neben Rindern, Enten, Gänsen und Hühnern auch Pferde, die sich besonders für die Besucher zu interessieren scheinen, die zu den Öffnungszeiten des Hofladens sowie des kleinen Restaurants auf das Gut kommen.
Ebenfalls imposant ist die Zufahrt zum Gutshaus, die über eine lange Allee führt, ganz so, als wäre das Herrenhaus hier schon lange Zeit zu finden.
Gut Gentzrode
Das letzte Herrenhaus, das ich in der Umgebung von Neuruppin besuche, hat dagegen eine sehr traurige Geschichte. Eigentlich sah es nach dem Abzug der russischen Armee, die hier auf dem Gelände eine Kaserne betrieb, zunächst gar nicht so schlecht aus für Gut Gentzrode, denn ein Investor wollte ein Hotel eröffnen. Doch die Pläne zerschlugen sich und die Besitzer wechselten. Und so kommt es auch, dass das Gut gar nicht so leicht zu finden ist.
An der Straße nach Rheinsberg befindet sich der Abzweig zur einstigen Gutszufahrt. Die Kopfsteinpflasterstraße ist noch gut zu erkennen und auch mit einem normalen Auto befahrbar. Ein ganzes Stück führt sie in den Wald hinein und wenn man glaubt, es geht nicht mehr weiter, sind die halb überwucherten Steine doch wiederzuerkennen.
Schließlich, fast wie aus dem Nichts, taucht dann dieses verwunschene Gutsgelände zwischen den Bäumen auf. Die Gebäude wurden ab 1861 für Alexander Gentz im maurischen Stil errichtet. Nur drei Jahre später, im Jahr 1864, kam Theodor Fontane auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg nach Gentzrode und beschrieb die opulente Ausstattung, obwohl zuerst nur ein Kornspeicher mit Wohnturm errichtet worden war.
Heute ist davon leider nicht mehr viel zu sehen, denn der Kornspeicher mit dem Wohnturm ist in einem erbärmlichen Zustand. Türkischen Investoren gehört das Areal inzwischen, die 2020 zumindest rudimentäre Sicherungsarbeiten durchführen ließen. Besonders traurig aber ist, dass der Denkmalschutz die Gebäude als verloren eingestuft hat.
Aber zurück zur Geschichte, denn auf den Wohnturm, der als erstes Gutshaus des Mustergutes fungierte, folgte 1876 bis 1877 der Bau des Herrenhauses nach Plänen von Martin Gropius und Heino Schmieden im Stil des orientalisierten Historismus.
Nur wenige Jahre später ging das Gut jedoch in Konkurs, woran die horrenden Baukosten des Herrenhauses wahrscheinlich nicht ganz unschuldig waren. Da Alexander Gentz keine Nachkommen hatte und sein Bruder Wilhelm kein Interesse an dem Erbe, verkaufte er das Anwesen schließlich im Jahr 1881. Bis 1924 gab es viele Besitzerwechsel und so richtig glücklich wurde keiner der Besitzer in Gentzrode. Im Jahr 1934 wurde die letzte private Besitzerin, die Bankierswitwe Rätzsch, gezwungen, das Gut an die Stadt Neuruppin zu verkaufen, die es danach der Wehrmacht übergab.
Damit begann eine lange Zeit der militärischen Nutzung, deren Spuren noch heute überall im Wald zu sehen sind. Es wurden Kasernen gebaut und das Gelände als Schießübungsplatz genutzt. Nach 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände und baute es weiter aus. Bis 1991 blieben die Soldaten hier stationiert und ein Zugang zu den historischen Gebäuden so auch verwehrt. Nach der Wiedervereinigung gab es mehrere Besitzer, doch geschehen ist seither nichts. Auch der Landkreis wehrte sich bisher beharrlich, etwas zur Rettung des einmaligen Ensembles zu unternehmen. Ob und wie es mit dem Gut Gentzrode weitergeht, ist immer noch offen.
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