Schlösser und Herrenhäuser in der Uckermark, Brandenburg
Nach meiner Tour durch das Boitzenburger Land habe ich nun einen Ausflug in die östliche Uckermark unternommen. Auch hier gibt es einige schöne Schlösser und Herrenhäuser zu entdecken, die von längst vergangenen Zeiten erzählen. Obwohl die meisten der Häuser dieser Rundfahrt im Land Brandenburg liegen, habe ich auch einen kleinen Ausflug nach Mecklenburg-Vorpommern unternommen, denn die Landesgrenze verläuft hier etwas gezackt.
Barockschloss Zichow
Auf der Autobahn elf fahre ich bei strahlendem Sonnenschein nach Norden, tief in das Herz der Uckermark. Bei Gramzow verlasse ich die Schnellstraße und wechsele auf kleine Landstraßen, die durch verschlafene Dörfer und Städtchen führen. Zuerst erreiche ich Zichow, wo sich das Barockschloss Zichow befindet. Direkt an der Dorfstraße sind noch Reste der Einfahrt zum Gutshof zu sehen.
Schloss Zichow startete als Burg, und der Ort wurde 1288 zum ersten Mal erwähnt. Später entstand hier eine Burganlage, deren genauer Zeitpunkt der Erbauung jedoch nicht mehr überliefert ist. Von dieser mittelalterlichen Burganlage ist jedoch nur noch der Bergfried aus dem Jahr 1527 vorhanden. Alle anderen Gebäude sind jüngeren Datums.
Bereits im Jahr 1456 gelangte das Areal in die Hände der Familie von Arnim, die Zichow bis zur Enteignung im Jahr 1945 besessen hatte. Die alte Burg wurde größtenteils von einem Feuer zerstört und 1745 auf den Grundmauern ein Schloss errichtet. Der L‑förmige Bau steht direkt neben dem noch erhaltenen Bergfried.
Die denkmalgeschützte Anlage ist heute in einem ziemlich schlechten Zustand, denn das Schloss steht seit Jahren leer. Zwar hat die Gemeinde das Dach instand gesetzt, doch eine weitere Renovierung lässt weiterhin auf sich warten, auch nachdem das Schloss im Jahr 2015 verkauft wurde.
Schloss Zichow ist von einem kleinen Park umgeben, der allerdings derzeit auch nicht gepflegt wird. Schlosspark und Schlossteich können aber von der Öffentlichkeit erkundet werden.
Schloss Schönow
Schönow ist ein alter Ort, der bis 1945 zur Provinz Pommern gehörte. Die Gutsanlage gehörte von 1262 bis 1863 der Familie von Sydow, die auch die Gutsanlage erbauen ließ. Das heutige Gutshaus stammt aus dem Jahr 1840. Im Jahr 1863 wurde Gut Schönow an Rittmeister Gustav Karl Kieckebusch verkauft und 1892 an Kurt Gustov von Lettow-Vorbeck, dessen Nachfahren 1945 enteignet wurden. Heute ist das Schloss wieder in privater Hand und wird gerade renoviert, sodass es für die Öffentlichkeit nicht weiter zugänglich ist.
Schloss Blumberg
Wie Schönow lag Blumberg bis 1945 im Landkreis Randow der Provinz Pommern und wurde als Rittergut gegründet, das der Familie von Randow gehörte. Bereits 1430 ging die Gutsanlage jedoch in die Hände der Familie von Sydow über, die das Gut nun fast dreihundert Jahre verwaltete, bevor es 1763 als Lehen an die Familie von Osten ging. Unter Karl von Osten wurde 1792 das Herrenhaus mit seinen zwei Kavaliershäusern als Seitenflügel erbaut.
Im Vergleich zur historischen Aufnahme aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist hier sehr schön zu sehen, dass Herrenhaus und Außenanlagen wieder nach diesem Vorbild restauriert wurden.
Letzter Besitzer des rund 2500 Hektar großen Gutes war Henning von Osten, der 1945 ohne Entschädigung enteignet wurde. Danach wurde das Gut in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt und das Gutshaus zunächst als Flüchtlingsunterkunft und später als Mehrzweckhaus der Gemeinde genutzt.
Seit 1996 gehört Schloss Blumberg wieder der Familie von Osten, die es zurückkaufte und seitdem hier wohnt. Sie konnte auch die Ländereien sowie ein großes Waldgebiet zurückerwerben, das sie heute wieder bewirtschaftet.
Schloss Wartin
Nur wenige Kilometer weiter befindet sich ein weiteres Herrenhaus, das Schloss Wartin. Im 18. Jahrhundert von der Familie von Osten erbaut, die von 1674 bis 1785 Eigentümer war, wurde es im 19. Jahrhundert um die Ecktürme sowie das gotische Eingangsportal erweitert. Heute ist im Schloss die „Europäische Akademie” untergebracht und Eigentümer ist die Stiftung Collegium Wartin.
Ein Blick auf die historische Aufnahme zeigt sehr schön, dass sich das Herrenhaus seit dem 19. Jahrhundert kaum verändert hat. Nur der Bewuchs rundherum ist stärker geworden und verhindert so eine schöne Sicht auf das Gebäude.
Schloss Penkun (Mecklenburg-Vorpommern)
Wieder sind es nur wenige Kilometer bis zu meinem nächsten Ziel und doch überquere ich hier heute die Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern. Früher gehörte jedoch das gesamte Gebiet zur Provinz Pommern, sodass Schloss Penkun historisch gesehen zu den zuvor vorgestellten Herrenhäusern gehört. Letzter Besitzer des Anwesens vor der Enteignung war Eckehard von Osten, dem auch Schloss Blumberg gehörte.
Das prächtige Schloss ist auch in den historischen Ausgaben von Duncker zu finden. Hier zeigt sich besonders schön die traumhafte Lage am Wasser mit dem umgebenden Schlosspark.
Penkun liegt inmitten von drei Seen und das Schloss ist eines der wenigen noch erhaltenen pommerschen Schlösser. Mit dem Bau wurde bereits 1198 begonnen und bis 1498 war Penkun im Besitz der Pommernherzöge. Im Jahr 1479 bekam Hauptmann Werner von der Schulenburg das Schloss geschenkt und begann mit dem Bau der noch heute vorhandenen dreiflügeligen Schlossanlage, bevor der Besitz 1614 an Hennig von Osten verkauft wurde.
Nach der Enteignung wurde Schloss Penkun als Schule, Internat und landwirtschaftliche Ausbildungsstätte genutzt. Ab 1991 begann die Sanierung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und seit 1998 wird das Gebäude als Museum genutzt.
Die unregelmäßige, dreiflügelige Anlage ist um einen nach Nordosten offenen Hof angelegt. Das Schloss hat drei Geschosse und verfügt auf der Südseite über eine Tordurchfahrt zum Innenhof.
Die heutige Toreinfahrt in den Schlosshof wurde 1614 errichte und ist mit dem Wohnhaus des Gutsverwalters verbunden.
Berlischky Pavillon
Meine Fahrt führt mich nun entlang der deutsch-polnischen Grenze wieder zurück nach Brandenburg und in den südlichen Teil der Uckermark nach Schwedt. Hier steht mitten im Stadtzentrum der Berlischky Pavillon. Die ehemalige französisch-reformierte Kirche wurde 1777 nach den Plänen von Georg Wilhelm Berlischky erbaut und Teil des barocken Schwedter Herrschaftssitzes. In der Kirche waren ursprünglich auch die Schwedter Markgrafen beigesetzt, die aber Anfang der 1990er Jahre in den Berliner Dom umgebettet wurden. Die ehemalige Kirche wird heute als Veranstaltungsraum genutzt.
Direkt vor dem Gebäude befindet sich ein Denkmal Johann Abraham Peter Schulz, der im Jahr 1800 in Schwedt verstarb. Auch wenn der Name vielen Menschen heute nichts mehr sagt, so sind seine Werke doch immer noch bekannt. Der Liedermann des Volkes, wie er auf der Gedenkstele genannt wird, komponierte unter anderem die Melodie zu „Der Mond ist aufgegangen”, das auf dem Gedicht „Abendlied” von Matthias Claudius basiert, sowie die Melodie zum bekannten Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet”.
Schloss Monplaisir
Das Parkschlösschen Monplaisir ist ein Lustschloss, das im ehemaligen Stadtwald erbaut wurde und eine direkte Verbindung zum Schwedter Stadtschloss hatte, das heute nicht mehr erhalten ist. Der heutige Bau hatte bereits zwei Vorgänger, die abgerissen wurden. Das dritte Lustschloss wurde nach den Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg errichtet und ab 1789 vom Schloss- und Hofgärtner genutzt. Ab 1803 kamen ein Ausschank sowie eine Pension hinzu. Beides wurde bis 1945 betrieben. Um 1970 wurde das Gartenschloss durch einen Saal erweitert und eine Gaststätte eingerichtet. Inzwischen wird das Parkschlösschen für Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt.
Schlossruine Hohenlandin
Letztes Ziel meiner Rundfahrt durch die Uckermark ist Hohenlandin, wo sich die wohl schönste Schlossruine der gesamten Region befindet. Leider steht das einst prächtige Herrenhaus heute leer und verfällt zusehends. Ob und wie es erhalten werden kann, ist noch immer nicht abschließend geklärt.
Einst war Hohenlandin ein stolzes Herrenhaus, das es sogar in die Sammlung Duncker deutscher Herrensitze geschafft hat und dem dort eine ganze Seite gewidmet ist.
Erbaut wurde das Herrenhaus erst im Jahr 1861 im englischen Tudorstil, doch der Besitz ist schon viel älter. Bereits 1250 wurde er erstmalig erwähnt und war vor 1354 brandenburgisch, danach bis 1472 pommerscher Besitz. Die Besitzer des Gutes haben danach oft gewechselt, bis 1798 der Rittmeister von Warburg Gut und Schloss kaufte und das Herrenhaus erbauen ließ. Bereits 1866 wurde der Besitz jedoch an die Familie Müller verkauft, die hier bis zur Enteignung im Jahr 1945 ansässig war.
Von der einstigen Pracht des Herrenhauses zeuge noch zahlreiche Verzierungen und Details, die bei genauem Hinsehen zu erkennen sind. Leider wird dem Verfall bisher kaum Einhalt geboten, obwohl sich die Gemeinde und ein Verein der Rettung der Ruine verschrieben haben.
Das Herrenhaus war einst von einem großzügigen Schlosspark umgeben, der vom berühmten Landschaftsarchitekten Joseph Peter Lenné im Jahr 1822 angelegt wurde. Leider sind viele Facetten des Geländes heute überwuchert und zerstört, sodass der Garten in großen Teilen nur noch erahnt werden kann.
Neben dem Herrenhaus sind auch noch die Ruinen der Wirtschaftsgebäude des alten Gutshofes erhalten, die sich jedoch ebenfalls in einem sehr schlechten Zustand befinden.
Dorfkirche Steinhöfel
Auf der Rückfahrt zur Autobahn halte ich noch kurz an der historischen Feldsteinkirche in Steinhöfel, die bereits im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Ursprünglich war die Kirche turmlos, erhielt aber 1720 einen verbretterten Westturm. Noch heute ist in der Kirche ein Schnitzaltar aus dem Jahr 1470 erhalten.
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