Schlösser und Herrenhäuser in der Mecklenburgischen Schweiz, Teil 1

Erster Teil mei­ner Repor­ta­ge über Schlös­ser und Her­ren­häu­ser in der Meck­len­bur­gi­schen Schweiz, von denen eini­ge heu­te als Schloss­ho­tels genutzt wer­den und ande­re noch immer auf ihre Reno­vie­rung warten.

Gutshaus Vollrathruhe

Mei­ne Ent­deckungs­rei­se beginnt in Voll­rath­ru­he, einem Dörf­chen am west­li­chen Rand des Land­krei­se Meck­len­bur­gi­sche Seen­plat­te. Hier ist ein präch­ti­ges Her­ren­haus zu fin­den, das bis­her nur in Tei­len aus sei­nem Dorn­rös­chen­schlaf erweckt wurde.

Es war das Jahr 1759 als Voll­rath Levin II. Malt­zan den ehe­ma­li­gen Pfarr­acker von Kirch-​Grubenhagen in Erb­pacht nahm und ein Gut anleg­te. Lan­ge bliebt das Anwe­sen jedoch nicht in der Fami­lie, denn von 1828 bis 1851 war die Fami­lie Heise-​Rothenburg Eigen­tü­mer. Anschlie­ßend kam das Anwe­sen jedoch wie­der in die Grün­der­fa­mi­lie als Karl von Malt­zan es zurück­kauf­te. Sein Sohn muss­te das Gut aber schon 1876 aus finan­zi­el­len Grün­den an die Fami­lie Tiele-​Winckler verkaufen.

Es war die Fami­lie Tiele-​Winckler, die Voll­raths­ru­he zu dem ent­wickel­te, was heu­te noch erhal­ten ist, denn nach­dem das alte Her­ren­haus 1917 bis auf die Grund­mau­ern nie­der­ge­brannt war, wur­de ein Neu­bau geplant. Hans Wer­ne Graf von Tiele-​Winckler ließ das heu­ti­ge Her­ren­haus im neo­ba­rocken Stil erbau­en, in dem die Fami­lie bis zur Ent­eig­nung im Jahr 1945 lebte.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg gab es im Her­ren­haus Woh­nun­gen, Ver­wal­tungs­räu­me, ein Kino, einen Kon­sum sowie ein Kin­der­heim. Nach der Wen­de wur­de das Haus mehr­mals ver­kauft, doch bis­her gibt es kein rich­ti­ges Kon­zept. Auch eine Reno­vie­rung wur­de begon­nen, doch ein wei­te­rer Fort­schritt ist momen­tan nicht zu erken­nen, sodass noch nicht zu sagen ist, wie es mit dem präch­ti­gen Adels­sitz wei­ter­ge­hen wird.

Das Haupt­haus war von einem zwei Hekt­ar gro­ßen Land­schafts­park umge­ben, von dem aber lei­der nur noch Grund­zü­ge zu erken­nen sind, da gro­ße Tei­le nach dem Krieg abge­holzt wur­den. Außer­dem gibt es eini­ge Neben­ge­bäu­de wie den Mar­stall im recht deso­la­ten Zustand oder das frisch reno­vier­te Gartenhäuschen.

Gutshaus Großen Luckow

Schon viel län­ger zur Fami­lie von Malt­zan gehör­te das Gut Gro­ßen Luc­kow. Von 1364 bis 1945 war die Fami­lie durch­gän­gig Eigen­tü­mer, auch wenn es immer wie­der in die Hän­de ver­schie­de­ner Fami­li­en­zwei­ge gelang­te. Im Jahr 1836 über­nahm Land­rat Fried­rich Rudolph von Malt­zan das Gut und sein Sohn, Adolph August von Malt­zan, ließ durch den Wis­ma­rer Archi­tek­ten Hein­rich Gustav Thor­mann ein neu­es Her­ren­haus im Tudor­stil anstel­le des alten Guts­hau­ses errich­ten. Nach der Wen­de stand das Haus lei­der vie­le Jah­re leer, doch 2004 begann eine Reno­vie­rung. Die­se wur­de durch einen Brand jedoch jäh gestoppt und seit­dem rot­tet die Rui­ne vor sich hin, denn auch der Denk­mal­schutz wur­de inzwi­schen auf­ge­ho­ben. Ein Schild weist zwar auf einen Ver­ein zur Ret­tung des Hau­ses hin, doch gesche­hen ist bis­her wenig.

Rund um das Her­ren­haus sind noch eini­ge Wirt­schafts­ge­bäu­de des ehe­ma­li­gen Gutes erhal­ten. Am pro­mi­nen­te­sten sticht wohl die alte Stell­ma­che­rei mit ihrer noch immer funk­ti­ons­tüch­ti­gen Uhr hervor.

Schloss Schorssow

Das Schloss Schorssow hat es da bes­ser getrof­fen als die bei­den Her­ren­häu­ser zuvor. Das Haus ist heu­te voll­stän­dig saniert und wird als Hotel betrie­ben. Ursprüng­lich gehör­te Gut Schorssow von 1400 bis 1545 eben­falls der Fami­lie von Malt­zahn, ging dann jedoch bis 1816 in den Besitz der Fami­lie von Molt­ke über. Sie bau­te auch um 1730 das Her­ren­haus und ließ es 1812 im klas­si­zi­sti­schen Stil umgestalten.

Im 19. Jahr­hun­dert wech­sel­te das Anwe­sen jedoch mehr­mals den Besit­zer. Ab 1820 gehör­te Schorssow zuerst der Fami­lie von Hahn, von 1890 bis 1929 war es im Besitz der Fami­lie von Tiele-​Winckler. Letz­ter Besit­zer vor der Ent­eig­nung 1945 war der Müh­len­be­sit­zer Kurt Kampffmey­er aus Pots­dam. Nach 1945 waren im Schloss eine Kin­der­krip­pe, ein Gemein­de­bü­ro sowie eine Betriebs­kü­che unter­ge­bracht, bevor nach der Wen­de ein Schloss­ho­tel ein­ge­rich­tet wurde.

Umge­ben ist das Schloss von einem Park, der sich direkt bis zum Ufer des Haus­sees erstreckt.

Gutshaus Marxhagen

Auch Marx­ha­gen begann ursprüng­lich als Gut der Fami­lie von Malt­zahn, die es über die Jahr­hud­ner­te mehr­mals ver­lor und wie­der zurück­er­wor­ben hat­te. Letz­ter Eigen­tü­mer der Fami­lie war Graf Alex­an­der von Maltzahn-​Militsch, der 1841 in Kon­kurs ging. So kam das Anwe­sen in die Hän­de der Fami­lie von Hahn, die es jedoch schon 1853 an Franz von Olden­burg ver­kauf­ten. Die­ser begann bereits im sel­ben Jahr mit dem Bau des Her­ren­hau­ses im Tudorstil.

Archi­tekt des Hau­ses war Theo­dor Krü­ger, der auch die Guts­häu­ser Harmsha­gen und Molt­zow sowie die Pauls­kir­che in Schwe­rin ent­wor­fen hat­te. Die Initia­len des Bau­herrn sind noch heu­te am Haus zu finden.


Nach dem Krieg und der fol­gen­den Ent­eig­nung zogen kur­ze Zeit die Rus­sen in das Haus ein, bevor es 1949 volks­ei­gen wur­de. Spä­ter zogen Fami­li­en in das Haus und es wur­den ein Kon­sum, eine Biblio­thek, eine Schu­le sowie ein Post­amt ein­ge­rich­tet. Nach der Wen­de wur­de das Her­ren­haus zunächst an einen der Mie­ter ver­kauft, wird aber wohl inzwi­schen wie­der zum Kauf angeboten.

Wasserburg Liepen

Die Was­ser­burg Lie­pen gehör­te ab 1337 zum Besitz der Fami­lie von Hahn auf Schloss Base­dow, die hier zunächst eine Wehr- und Ver­tei­di­gungs­an­la­ge errich­te­te. Nach dem Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg ver­lor die­se jedoch ihre Bedeu­tung und war dem Ver­fall preis­ge­ge­ben. Um 1700 wur­de auf den alten Kel­ler­ge­wöl­ben ein barockes Wohn­ge­bäu­de errich­tet, das noch heu­te erhal­ten ist.

Die Fami­lie von Hahn war durch­gän­gig bis zur Ent­eig­nung im Jahr 1945 Eigen­tü­mer des Anwe­sens. Nach dem Krieg wur­de das Gebäu­de wei­ter als Wohn­haus genutzt und nach der Wen­de schon Anfang der 1990er Jahr saniert. Seit 2015 ist das Anwe­sen wie­der im Besitz der Fami­lie von Hahn und das Wohn­haus des Gra­fen und der Grä­fin Hahn von Burgs­dorff, die hier eine Guts­ma­nu­fak­tur betreiben.

Gut Faulenrost

Gut Fau­len­rost war einst eine rie­si­ge Guts­an­la­ge, deren Aus­ma­ße man noch heu­te erah­nen kann, auch wenn die umlie­gen­den Gebie­te längst zer­sie­delt sind. Bis in das 15. Jahr­hun­dert gehör­te das Anwe­sen der Fami­lie von Rost­ke, doch 1494 ver­kauf­te Engel­ke von Rost­ke den gesam­ten Besitz an die Fami­lie von Hahn, die bis ins 20. Jahr­hun­dert Eiegn­tü­mer blieb.

Heu­te gehö­ren die ver­schie­de­nen Guts­ge­bäu­de unter­schied­li­chen Eigen­tü­mern, sodass eini­ge inzwi­schen reno­viert, ande­re aber immer noch dem Ver­fall preis­ge­ge­ben sind. Aber zurück zur Geschich­te Faulenrost.

Die geht erst ein­mal mit der Fami­lie von Hahn wei­ter, die die noch heu­te zu erken­nen­de Anla­ge errich­te­te. Claus Lud­wig Graf von Hahn gab 1760 ein Her­ren­haus als Som­mer­wohn­sitz in Auf­trag, das von Kava­liers­häu­sern flan­kiert wur­de. Bis 1928 resi­dier­te die Fami­lie hier, als sie auf­grund der Welt­wirt­schafts­kri­se in finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten kam und das Gut unter Zwangs­ver­wal­tung gestellt wur­de. Im Jahr 1934 ver­kauf­te Sep­ti­mus Graf von Hahn das gesam­te Anwe­sen an die Nord-​Siedlung GmbH aus Ber­lin, die mit der Aus­sied­lung des Gutes begann.

Schon 1936 über­nahm jedoch die Gemein­de das Her­ren­haus, das den Krieg unbe­scha­det über­stand und anschlie­ßend Flücht­lin­gen Zuflucht gewähr­te. Zudem wur­den ein Kin­der­gar­ten sowie ab 1959 eine Schu­le ein­ge­rich­tet. Im Jahr 1969 kam es jedoch zu einem ver­hee­ren­den Brand, der das Her­ren­haus weit­ge­hend zer­stör­te, sodass die Reste abge­tra­gen wurden.

Erhal­ten geblie­ben sind seit­dem nur noch die zwei Tor­häu­ser, eini­ge Wirt­schafts­ge­bäu­de, ein Pfer­de­stall, eine Scheu­ne und die zwei impo­san­ten Kava­liers­häu­ser, die heu­te teil­wei­se bewohnt sind.

Im näch­sten Teil mei­ner Rei­se durch die Meck­len­bur­gi­sche Schweiz besu­che ich wei­te­re impo­san­te Schlös­ser und Her­ren­häu­ser wie das Schloss Viet­gest, das Her­ren­haus Vogel­sang oder die Burg Schlitz.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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