Schlösser und Herrenhäuser im Landkreis Barnim, Brandenburg – Teil 2
Im zweiten Teil meiner Reportage über Schlösser und Herrenhäuser im Brandenburger Landkreis Barnim entferne ich mich weiter vom Stadtrand Berlins, immer auf der Suche nach Spuren der alten Adelssitze. Einige erstrahlen inzwischen in altem Glanz, von anderen sind kaum noch die Grundmauern erhalten.
Schloss Trampe
Bei einer Fahrt durch Trampe im Barnim muss man schon zweimal hinschauen, um dieses schlichte, gelbe Gebäude noch als Schloss zu erkennen. Tatsächlich wurde das Gutshaus bereits 1657 erbaut und 1780 noch einmal grundlegend umgebaut. Seine heutige Gestalt aber erhielt das Gebäude erst in den 1970er Jahren, als einfach der gesamte Dachstuhl entfernt und ein weiteres Geschoss aufgesetzt wurde.
Wie Schloss Trampe einst ausgesehen hat, das ist noch gut auf einem Bild im berühmten Bildbank von Alexander Duncker zu erkennen. Bis ins 20. Jahrhundert hatte das Gebäude einen Giebel, einen repräsentativen Eingang sowie ein Mansardendach.
Davon ist heute allerdings nichts mehr zu erkennen. Nur am Seitenflügel ist noch ein Teil der alten Dachform erhalten geblieben.
Ganz so wie derzeit soll das Schloss aber nicht bleiben. Zumindest das Dach will die Gemeinde in Zügen wiederherstellen, wenn sie das Gebäude zu einem Generationenhaus umbaut. So zumindest die Planung.
Gleich nebenan steht ein weiteres historisches Gebäude, das man auf den ersten Blick als das Gutshaus ansehen könnte. Tatsächlich aber gehört das Haus zu den Nebengebäuden des alten Gutshofes, die noch erhalten geblieben sind.
Der eigentliche Schatz von Schloss Trampe liegt aber hinter dem Gebäude, denn hier sind noch Teile des alten Schlossparks erhalten. Bereits 1412 wurde das Gut gegründet und bis 1772 von der Familie von Sparr bewirtschaftet. Anschließend war Friedrich Wilhelm von Wartenberg Gutsherr auf Trampe, verkaufte das Anwesen jedoch bereits 1802 wieder. Die neuen Besitzer waren die Familie von der Schulenburg, die hier bis zur Enteignung 1945 residierte.
Wie das Haus, so wurde auch die Gartenanlage über die Jahrhunderte mehrmals umgestaltet. Gab es hier zunächst einen Lustgarten, wurde dieser später zu einem Landschaftspark umgestaltet. In Grundzügen ist die Gestaltung auch heute noch zu erkennen und zumindest einige Wege sind inzwischen wieder begehbar.
Dieser Weg ist der, den wohl die meisten Besucher zurücklegen, denn er führt zu einem weiteren kleinen Schatz im Gutspark, den Resten der Burg Breydin.
Die Burganlage wurde 1308 zum ersten Mal erwähnt und im Landbuch Karls IV. wird Breydin 1375 als Burg geführt. Der Name bedeutet so viel wie „Ort an einem Übergang (Furt)“ oder „Übergang an einem Fluss“. Erbaut wurde die Burg aus Feldsteinen und wahrscheinlich auch Fachwerk. Erwähnt wurde sie letztmalig 1527 und danach wohl zu Gunsten eines Herrenhauses aufgegeben.
Mitten in der dreieckig angelegten Burgruine befindet sich die Familiengrabstätte derer von der Schulenburg. Auf den Grabsteinen sind die Namen Berhard Graf von der Schulenburg und Hedwig Gräfin von der Schulenburg, geboren Freiin von Eckardstein, zu lesen.
Die Reste der Burganlage wurden übrigens auch archäologisch untersucht und anschließend gesichtet, sodass die Anlage für die Nachwelt erhalten bleibt.
Eine Schautafel erklärt, wie die Burganlage einst ausgesehen hat. Sonderlich groß war sie nicht, aber ihre Existenz allein ist schon bemerkenswert, befand sich doch in der Nähe die viel größere Burganlage Eberswalde.
Heute liegen Ruine und Grabstätte friedlich dar und können jederzeit bei einem Sparziergang erkundet werden.
Burg Biesenthal
Noch weniger als von der Burg Breydin ist von der Burg Biesenthal erhalten und doch lohnt sich der Ausflug in den kleinen Ort, denn der ehemalige Schlossberg ist heute ein beliebtes Ausflugsziel, auf dessen Spitze sich der Kaiser-Friedrich-Turm befindet.
Vor dem Eingang zum Schlossberg erzählt eine Schautafel die Geschichte der Burg. Bereits 1247 wurde die zweigliedrige Anlage erbaut, deren Gebäude durch eine Brücke verbunden waren. Jedoch überlebte die Burg der Dreißigjährigen Krieg nicht und wurde 1632 vollständig zerstört.
Nur ein Modell auf dem Spielplatz, der zur Parkanlage gehört, zeigt heute noch plastisch, wie die Burg Biesenthal einst über dem Ort thronte.
Zwischen den zwei Hügeln verläuft ein kurzer Pfad durch den dichten Laubwald. Darüber hat sich einst die Brücke befunden.
Der Burgberg wiederum kann über eine lange Treppe erklommen werden. Über achtzig Stufen führen bis auf die Spitze hinauf.
Auf der Spitze steht heute der Kaiser-Friedrich-Turm, der ursprünglich 1884 in Holzbauweise errichtet wurde. In den Jahren 1906 bis 1907 wurde der alte Turm durch den heutigen ersetzt. Nach dem Krieg wurde der Turm jedoch vernachlässigt und kann erst seit 2007 nach einer umfassenden Sanierung wieder bestiegen werden.
Am Fuße des Turms sind dann auch die einzigen Reste der alten Burganlage der Askanier zu finden. Einige Kellergewölbe haben die Jahrhunderte überdauert und sind inzwischen wieder freigelegt worden.
Auf den Turm hinauf führen dann nochmal über siebzig Stufen, doch bevor es nach oben geht, lohnt ein Blick in die Halle im Erdgeschoss.
Hier, wo heute nur eine Silhouette zu sehen ist, stand einst ein Standbild Kaiser Friedrich III., dem der Turm gewidmet ist. Die Statue selbst wurde aber zerstört und so ist nur zu erahnen, wie es hier einst ausgesehen hat.
Heute führt eine moderne Holztreppe auf den Turm, die im Zuge der Sanierung eingebaut wurde, damit eine sichere Besteigung gewährleistet ist.
Wer es auf halbe Höhe schafft, wird durch einen Blick von oben auf die Reste der alten Burg belohnt.
Ganz oben angekommen, ist dann eher der Weg das Ziel, denn die Aussicht ist nur mäßig interessant. Bis auf eine Kirchturmspitze sind hauptsächliche Bäume zu sehen.
Schloss Lanke
Nur wenige Kilometer von Biesenthal entfernt, befindet sich ein weiteres interessantes Herrenhaus. Schloss Lanke ist ein ehemaliger Besitz der gräflichen Familie von Redern, die 1155 erstmals erwähnt wurde und 1914 im Mannesstamm erloschen ist.
Vom Haupteingang aus ist allerdings nicht sehr viel von dem imposanten Gebäude zu sehen, das sich seit 2006 wieder in Privatbesitz befindet. Zuvor wurde es lange Zeit als Pflegeheim genutzt. Die Nutzung als Wohnhaus, Veranstaltungsort und Ferienwohnung bringt es allerdings mit sich, dass das Grundstück nicht mehr ohne weiteres betreten werden kann und so ein Blick auf das Schloss recht schwierig zu erhaschen ist. Nur ein paar Nebengebäude sind neben der Einfahrt zu erkennen.
Ein Bild im Duncker zeigt das elegante Schloss in seiner ganzen Pracht. Doch so ganz muss man auch heute auf den Blick nicht verzichten.
Hinter dem Schloss befindet sich noch immer der Schlosspark, auch wenn seine Grundstrukturen heute kaum noch zu erkennen sind. Angelegt wurde er einst im Stil eines englischen Landschaftsgartens vom berühmten Gartenbauarchitekten Peter Joseph Lenné. Doch davon ist heute kaum noch etwas zu sehen. Fast alle Wege und Sichtachsen sind überwuchert, nur der Pfad zum Hellsee ist heute noch begehbar.
Während das Schloss und die unmittelbare Umgebung Privateigentum sind, ist der alte Park öffentlich und somit frei zugänglich. Einen Blick auf ihr Schloss wollen die neuen Besitzer aber trotzdem nicht einfach so gestatten und so ist es gar nicht so einfach eine Lücke im dichten Buschwerk zu finden, durch die man an den Zaun kommt und von dort einen Blick auf das wunderschöne Schloss Lanke erhaschen kann.
Basierend auf einem barocken Landhaus, wurde das Schloss von 1856 bis 1859 im Stil der französischen Renaissance erbaut. Verantwortlich für den Entwurf war der Architekt Eduard Knoblauch. Graf Friedrich Wilhelm von Redern und sein Nachkommen liebten Lanke und hielten sich hier gerne auf. Doch 1914 nahm die Geschichte ein jähes Ende, als der letzte männliche Erbe 1914 im Ersten Weltkrieg fiel. Der Urenkel des Bauherrn, veräußerte das gesamte Anwesen, mit Schloss, Gut, umgebendem Park, Acker und Waldflächen für 20 Millionen Mark an die Stadt Berlin.
Gleich neben dem Schloss sind übrigens auch noch Teile einer alten Gutsanlage erhalten, die aber heute ebenfalls privat ist und nur von der Einfahrt angesehen werden kann.
Ein ganz besonderes Schloss im Barnim ist auch Dammsmühle, dass ich bisher noch nicht vorgestellt habe. Das werde ich aber bei Gelegenheit nachholen, wenn ich noch weitere Bilder des imposanten Herrenhauses mitten im Wald geschossen habe. Für den Moment endet meine kleine Reise durch den Barnim hier in Lanke, doch Schlösser und Herrenhäuser gibt es in Brandenburg noch viele mehr, sodass dies sicherlich nicht meine letzte Tour gewesen ist.
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