Schlösser und Herrenhäuser im Havelland, Brandenburg, Teil 2
Im zweiten Teil meiner Reportage über Schlösser und Herrenhäuser im Havelland besuche ich historische Anwesen zwischen Nauen und Rathenow, denen in den vergangenen Jahren neues Leben eingehaucht wurde.
Schloss Nennhausen
Schloss Nennhausen ist eines dieser imposanten märkischen Schlösser, die den Besucher gleich in ihren Bann ziehen. Es befindet sich im gleichnamigen Ort, der östlich von Rathenow im Havelland liegt. Erstmalig erwähnt wurde Nennhausen bereits 1304 und im Landbuch Kaiser Karl IV. wird im Jahr 1375 die Familie von Stechow als Lehnsherr geführt. Das wiederum spielt erst viele Jahrhunderte später wieder eine Rolle, doch dazu später mehr.
Über der Tür des Schlosses ist das Wappen von Friedrich Christoph von Briest zu sehen. Die Familie von Briest erwarb das Gut bereits 1686 von der Familie von Lochow. Ein erstes Gebäude wurde bereits 1705 auf alten Fundamenten errichtet, doch es war Friedrich Christoph von Briest, der Nennhausen zu einem dreiflügeligen Barockschloss umgestaltete. Das Jahr 1737 unter dem Wappen erzählt von der Fertigstellung des Umbaus.
Heute hat Schloss Nennhausen allerdings nur noch zwei Flügel, denn Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu weiteren Umbaumaßnahmen, nachdem die Familie Briest 1822 erloschen war und die Familie von Rochow den Besitz durch Erbschaft übernommen hatte. Beim Umbau wurde der nördliche Flügel abgerissen und der südliche erhöht, sodass die noch heute erhaltene L‑Form entstand.
Auch die historischen Bilder aus dem Gesamtwerk von Duncker zeigen Nennhausen schon als zweiflügelige Anlage, allerdings mit kleinem Wintergarten am Kopfende, der inzwischen nicht mehr erhalten ist.
Zum Schloss Nennhausen gehört ein rund vierzig Hektar großer Schlosspark, der nach der Enteignung im Jahr 1945 völlig vernachlässigt wurde und erst nach 1990 wiederhergestellt wurde. Der Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens geht auf Philipp von Briest zurück und wurde zwischen 1780 und 1822 angelegt.
Schloss und Park erstrahlen erst seit gut zwanzig Jahren wieder im alten Glanz, denn ebenso wie der Park, hat auch das Schloss schwierige Zeiten durchgemacht. Nach der Enteignung wurde es zuerst als Flüchtlingsheim und später als Schule, Kindergarten und Sparkasse genutzt. Bei Arbeiten am Dach brach 1983 ein Feuer aus, das das Schloss als Ruine zurückließ. Erst 1997 erwarb die Familie von Stechow (Nachfahren jener ersten Besitzer) das Schloss und baute es wieder auf. Seitdem wird Schloss Nennhausen wieder als Wohnhaus genutzt und ist somit nur zu besonderen Anlässen öffentlich zugänglich.
Der Schlosspark aber ist jederzeit zugänglich und lädt zu Spaziergängen und Erkundungen ein. So gibt es einen alten Baumbestand sowie den Schlossteich zu entdecken.
Mitten im Park steht eine Sandsteinvase, die an Ludwig von Briest erinnert. Er war der in jungen Jahren verstorbene Bruder von Philipp von Briest.
Im Park sind während der Restaurierung auch die Sichtachsen wiederhergestellt worden, sodass das Schloss aus immer neuen Blickwinkeln zu sehen ist.
Neben dem Schloss ist die kleine Orangerie zu finden, die über einen Festsaal für Eheschließungen sowie eine Ferienwohnung im Obergeschoss verfügt.
Gutshaus Liepe
Das Gut Liepen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1304 wird das Dorf erstmalig erwähnt und ab 1375 als Besitz der Familie von Lochow geführt. Bereits 1427 übernahm die Familie von Bredow das Gut, die es bis 1928 in ihrem Besitz hatte. Zu Zeiten der DDR gehörte das Anwesen zu hiesigen LPG und stand nach der Wende eine Weile leer. Zur Landesgartenschau in Rathenow wurden Park und Gutshaus renoviert. Kurze Zeit später zog eine erste Heilpraktikerpraxis ein und inzwischen ist hier ein Gesundheitshaus entstanden.
Schloss Ribbeck
Schloss Ribbeck ist heute das wohl berühmteste Schloss im Havelland, was nicht zuletzt dem Dichter Theodor Fontane zu verdanken ist, der das Herrenhaus in seinen Büchern verewigte. Doch das Schloss, das hier heute besucht werden kann, ist nicht jenes, das Fontane zu seinen Lebzeiten in Ribbeck vorgefunden hat.
Damals sah das Herrenhaus noch ganz anders aus. Es gab ein eingeschossiges Landhaus, das zwischen 1822 und 1826 anstelle eines noch älteren Gebäudes errichtet worden war.
Das heutige Schloss entstand erst zwischen 1893 und 1895. Warum es zum Neubau kam, ist nicht abschließend geklärt, doch ist bekannt, dass ihn Hans Georg Henning von Ribbeck in Auftrag gegeben hat. Bis 1947 war die Familie noch Eigentümer des Schlosses, bevor es in den Besitz des damaligen Kreises Nauen überging. Von 1956 bis zum Jahr 2004 wurde Schloss Ribbeck als Alten- und Pflegeheim genutzt und im Laufe der Jahre gab es viele Umbauten. So wurden Verzierungen, Wappen und Gemälde entfernt und auch bauliche Veränderungen vorgenommen. Ein Rückbau fand erst während der Sanierung statt, die bis 2009 dauerte. Heute ist das Schloss ein Kulturzentrum, das sich im Besitz des Landkreises Havelland befindet.
Einige Räume im Schloss werden auch regelmäßig für Ausstellungen genutzt und im Park ist die Skulpturengruppe „Havel” zu sehen.
Gleich neben dem Schloss ist der alte Familienfriedhof der Familie von Ribbeck zu finden. Eingerichtet wurde er 1893, als drei Kinder der Familie an Diphtherie starben.
Ein Gedenkstein erinnert außerdem an Hans Georg Karl Anton von Ribbeck, der ins KZ Sachsenhausen verschleppt wurde und seitdem verschollen ist.
Nur wenige Schritte vom Schloss entfernt steht die alte Dorfkirche, die schon im Mittelalter erbaut, aber 1722 umfassend umgebaut wurde. Unter der Kirche befindet sich die Familiengruft derer von Ribbeck. Rund um die Kirche sind auch Teile des alten Gutshofs erhalten.
Die wohl bemerkenswerteste Sehenswürdigkeit aber ist dieser Birnbaum. Leider ist er nicht mehr das Original, denn das wurde bereits 1911 während eines Sturms umgeworfen. Dieser Baum wurde erst im Jahr 2000 gepflanzt.
Der Birnbaum aber hat große Bedeutung, ist er doch zentraler Bestandteil des berühmten Gedichtes von Theodor Fontane „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland”. Das Gedicht erinnert an Hans Georg von Ribbeck, auf dessen Grab ein Birnbaum gepflanzt wurde. Auch eine Plastik neben der Kirchentür erinnert an den wohl bekanntesten Obstbaum des Havellandes.
Meine kleine Rundfahrt durch das Havelland ist für heute vorbei, doch es gibt noch viel mehr Schlösser und Herrenhäuser zu entdecken, die ich in weiteren Artikeln vorstellen werde.
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