Schlösser und Herrenhäuser im Boitzenburger Land, Uckermark, Brandenburg
Das wohl bekannteste Schloss im Boitzenburger Land ist das Schloss Boitzenburg, das ich bereits vorgestellt habe. Doch auch der Park, der das Schloss umgibt, ist absolut sehenswert. Und in der Umgebung gibt es noch einige weitere schöne Herrenhäuser, die ebenfalls einen Besuch wert sind.
Schloss Herzfelde
Schloss Herzfelde befindet sich in der Gemeinde gleichen Namens, die heute ein Teil der Stadt Templin ist. Erstmals wurde der Ort bereits 1375 in der Zeit von Kaiser Karls IV. als Hertzvelde bzw. als Hetzvelde erstmalig erwähnt. Das Herzstück des Ortes ist das große Gut, dessen rasanter Aufstieg aber erst vor gut einhundert Jahren begann.
Vom Tor führt eine lange Allee zu Schloss. Die heutige Hauptzufahrt führt jedoch nur zu einem Seitenflügel des Schlosses, sodass die ganze Pracht des Anwesens von hier gar nicht zu erfassen ist.
Rechts und links neben der Einfahrt sind Reste der ehemaligen Gartenanlagen sowie die hauseigene Gärtnerei noch zu erkennen. Hier müsste aber noch einiges getan werden, um die Anlage wieder im Glanz erstrahlen zu lassen.
Das Haus hingegen ist in einem recht guten Zustand, auch wenn noch einige Reparaturmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Vor allem Fenster müssten ausgetauscht und wieder denkmalgerecht angepasst werden.
Ein Blick durch die Fenster zeigt aber noch die alte Pracht des Gebäudes. Leider kann das Schloss nur von außen besichtigt werden, sodass mehr als ein Blick durch die Fenster nicht möglich ist.
Aber zurück zum Gut, das so richtig in der Zeit nach 1907 aufblühte, als das Gut Herzfelde vom Kommerzienrat Max Franke (Besitzer der Berliner Holzfirma David Franke & Söhne) übernommen wurde. Anschließend begann ein rasanter Aufstieg von Gut und dem umgebenden Dorf.
Die dreiflügelige Schlossanlage ist von einem Landschaftspark umgeben, in dem noch heute viele schöne Sichtachsen zu sehen sind.
Das heutige Schloss wurde zwischen 1908 und 1911 erbaut. Rund 400 Bauarbeiter waren damit beschäftigt, das Gebäude nach den Entwürfen des Architekten Risse zu erbauen. Für den Transport der Baumaterialien wurde sogar extra eine Schmalspurbahn errichtet.
Das Gut wurde übrigens zu einem brandenburgischen Mustergut ausgebaut, von dem auch heute noch viele Gebäude neben dem Schloss erhalten sind. In den 1920er Jahren lebten knapp vierhundert Menschen im Ort, von denen viele beim Gutsherren in Lohn und Brot standen.
Neben dem Gut gibt es im Ort noch eine schöne Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Der turmlose Feldsteinbau wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert und ausgebaut. Die Kirche wird auch heute noch von der evangelischen Kirchengemeinde Herzfelde genutzt.
Schlosspark Boitzenburg
Schloss Boitzenburg ist ein wahres Traumschloss und eines der größten Schlösser in der Uckermark. Doch nicht nur das Gebäude an sich ist interessant, sondern auch der riesige Schlosspark, der zum Anwesen gehört. Während das Schloss als Kinder- und Jugendhotel genutzt wird, ist der Schlosspark für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Geschichte des Schlossparks begann im 18. Jahrhundert, als zum ersten Mal ein richtiger Garten auf der Schlossinsel angelegt wurde und Wirtschaftsgebäude auf ein weiter entferntes Gelände verbannt wurden. Dort legte man einen Gutshof an, während am Schloss alle Gebäude abgerissen wurden. Außerdem wurde der bereits bestehende Barockgarten in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umgewandelt.
Im Park zu finden sind noch Reste des Schlangentempels, der eigentlich Gedächtnistempel hieß. Im Jahr 1804 gab ihn Freda Antoinette von Arnim zu Ehren ihres 1801 verstorbenen Mannes Friedrich Wilhelm Graf von Arnim in Auftrag. Entworfen wurde der klassizistische Tempel von Carl Gotthard Langhans und ist in Richtung Schloss sowie der Kirche von Boitzenburg ausgerichtet.
Das Mauerwerk aus Backstein war einst verputzt und auf dem Giebel war eine sich in den Schwanz beißende Schlange zu sehen, die als Ewigkeitssymbol angesehen wurde. Daher kam auch der Name Schlangentempel. Im Tempel stand die von Johann Gottfried Schadow geschaffene Plastik „Die Trauernde”, für die die Witwe selbst Modell gesessen haben soll. Seit 1987 ist sie in der Ausstellung Friedrichwerderschen Kirche in Berlin zu finden, nachdem sie vom Schlossgelände entfernt wurde.
Ab 1838 wurde der Schlosspark vom berühmten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné erweitert und in diesem Zuge wurde 1855 unter Leitung des Architekten August Stüler, der auch Umbauarbeiten am Schloss leitete, der Apollotempel errichtet.
Direkt vom Tempel hat der Besucher einen schönen Blick auf die Vorderseite des Schlosses und den Ehrenhof.
Ebenfalls im Park zu finden ist das Erbbegräbnis der Familie von Arnim. Es ist von 1887 bis 1889 nach den Plänen des Architekten Carl Doflein errichtet worden, der auch am Schloss Umbaumaßnahmen vorgenommen hat.
Das Bauwerk wurde im neuromanischen Stil aus Sandstein erbaut und beherbergt eine Kapelle sowie die Urnengrabstätten vieler Mitglieder der Familie von Armin.
Die offene Kapelle ist mit farbiger Putztechnik verziert worden und besitzt einen Altar, über dem sich Mosaikschmuck befindet. Im Giebeldreieck des Altars befindet sich außerdem eine Statue des segnenden Jesus, die von der Witterung leider recht stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Leider kann beides nicht mehr aus der Nähe angeschaut werden, denn der Innenraum des Erbbegräbnisses ist verschlossen, da immer wieder Teile beschädigt worden sind.
Auf beiden Seiten der Haupttreppe sind außerdem zwei steinerne Löwen zu finden, die wichtige Blickbeziehungen aufgreifen. Während der linke Löwe seinen Blick in Richtung Kirche richtet, schaut der rechte Löwe auf das Schloss.
Damit endet mein kleiner Rundgang durch den Park von Schloss Boitzenburg, doch wer will, kann die Runde noch beliebig ausweiten. Sowohl ein Rundweg um den ehemaligen Küchenteich und zum Obelisken als auch zum ehemaligen Gutshof sind noch möglich und laden zu weiteren Spaziergängen ein. Neben dem Schlosspark gibt es aber auch noch weitere interessante Orte in Boitzenburg zu entdecken.
Kloster Boitzenburg
Nur wenige Gehminuten vom Schloss Boitzenburg befindet sich die Ruine des Klosters Boitzenburg. Viel ist nicht mehr erhalten von der einst prächtigen Anlage, nur ein paar Außenmauern stehen heute noch, doch passen sie sich schön in die liebliche Landschaft der Uckermark ein.
Gestiftet wurde das Kloster Boitzenburg bereits 1271 durch Johann II., Otto IV. und Konrad von Brandenburg. Zeitgleich entstand das heute viel bekanntere Kloster Chorin. Bis zur Reformation wurde das Kloster von Zisterzienserinnen genutzt, im Jahr 1536 jedoch säkularisiert.
Zwei Jahre später erhielt der damalige Landvogt Hans von Arnim das ehemalige Kloster zum Lehen, gewährte den verbliebenen Nonnen jedoch lebenslanges Wohnrecht. Zerstört wurde die Anlage erst 1637 während des Dreißigjährigen Krieges von dänischen Truppen und anschließend nicht wieder aufgebaut. Bis 1945 bliebt das Land im Besitz der Familie von Arnim und die Ruine so bis heute erhalten.
Schloss Kröchlendorff
Während Boitzenburg erst seit 1833 als Fideikommiss der Familie von Arnim geführt wurde, wurde Kröchlendorff bereits seit 1429 in dieser Art in der Familie von Arnim weitervererbt und ist so bis zur Enteignung im Jahr 1945 komplett erhalten geblieben. Zentrum des Gutes und seines umgebenden Dorfes ist das Schloss Kröchlendorff, dessen Grundstein 1844 gelegt wurde.
Auftraggeber für das imposante Herrenhaus war Oskar von Arnim, königlich preußischer Landrat sowie später Mitglied des preußischen Herrenhauses und des Deutschen Reichstages, der mit Malwine von Bismarck, der Schwester von Reichskanzler Otto von Bismarck verheiratet war. Architekt des im Stil der englischen Neugotik errichteten Hauses war der Berliner Eduard Knoblauch und der umgebende Park wurde von Peter Joseph Lenné geschaffen.
Bis 1945 lebte die Familie auf dem imposanten Anwesen, bevor sie vor der Roten Armee floh, die Kröchlendorff wenig später ohne Entschädigung enteignete. Zuvor war das Schloss für kurze Zeit noch Heimat der japanischen Botschaft, die aus Berlin evakuiert wurde. Nach dem Krieg zogen Flüchtlinge in das Haus und einige Zeit später sollte das Schloss eigentlich abgerissen werden. Davon bliebt es nur verschont, nachdem hier von 1962 bis 1989 ein Kinderkurheim eingerichtet wurde.
Seit 1993 hat die Deutsche Gesellschaft für Europäische Erziehung e.V., Outward Bound, das Schloss übernommen und aufwändig restauriert. Heute wird Kröchlendorff als Bildungs- und Seminarzentrum genutzt.
Gleich neben dem Schloss ist die um 1860 nach Plänen des Hofbaurats Ferdinand von Arnim erbaute Schlosskirche zu finden. Im Jahr 1885 sah sie das wohl prunkvollste Event ihrer Geschichte, die Hochzeit von Oskar von Arnims Tochter Sibylle mit ihrem Vetter Graf Wilhelm von Bismarck, einem Sohn des deutschen Reichskanzlers. Nach dem Krieg wurde die Kirche jedoch geplündert und entwidmet. Sie diente viele Jahre als Abenteuerspielplatz. Erst ab 1993 wurde auch das ehemalige Gotteshaus saniert und dient seit 2002 als Kommunikations- und Kulturzentrum.
Neben dem Schloss sind auch noch Reste des alten Gutshofes zu finden. Einst gehörten 545 Hektar Wald, 370 Hektar Acker, 37 Hektar Wiese sowie 21 Hektar Park und Hoffläche zum Gut Kröchlendorff. Oberster Aufseher war der Gutsverwalter, der in diesem Gebäude lebte und arbeitete.
Nach der Enteignung wurde 1952 zunächst eine LPG gegründet, die eine Nutzfläche von 289 Hektar bewirtschaftete und fünfzig Mitarbeiter hatte. Im Jahr 1967 wurde die LPG jedoch an die LPG Gollmitz angeschlossen und der Hof verlor seine Bedeutung. Er ist seitdem in weiten Teilen dem Verfall preisgegeben. Ein Teil des Gutes wird jedoch seit 1994 von Barbara von Oppen, geborene von Arnim, bewirtschaftet, die zumindest einige Gebäude restaurierte.
Unweit vom Schloss befindet sich der kleine Dorffriedhof, der während meines Besuchs leider verschlossen war, sodass ich nur über den Zaun schauen konnte. Das Granitmonument erinnert an die Verstorbenen der Familie von Arnim.
Der Park von Schloss Kröchlendorff ist übrigens frei zugänglich und auch für Eheschließungen wird das Gelände gerne genutzt.
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