Schlösser und Herrenhäuser bei Braunschweig, Niedersachsen
Viel Zeit hatte ich nicht, mir Schlösser und Herrenhäuser rund um Braunschweig anzusehen. Doch ein paar Exemplare habe ich auf kleiner Rundfahrt besuchen können, die sich nördlich und östlich der Stadt befinden, da ich noch nicht viele herrschaftliche Anwesen in Niedersachsen kenne.
Schloss Destedt
Die Schlossanlage Destedt befindet sich östlich von Braunschweig und wird als das Stammhaus derer von Veltheim angesehen, einem alten Braunschweiger Adelsgeschlecht. Historisch gesehen ist der Adelssitz, der einst als Wasserburg gegründet wurde, allerdings noch viel älter.
Vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert war die Burg, deren genaues Entstehungsdatum nicht bekannt ist, im Besitz der Grafen von Wernigerode. Ab 1356 sind nachweislich die Herren von Veltheim und Harbke als Eigentümer angegeben. Im Jahr 1430 belagerten Braunschweiger Söldner die Burg und anstatt die Burg aufzugeben wurde sie in Brand gesetzt. Die Bewohner flüchteten durch einen unterirdischen Gang, der erst 1980 wieder freigelegt werden konnte. Davon und vom Wiederaufbau des Schlosses erzählt eine Inschrift am Giebel.
Auch die Wappen der Familien von Veltheim und von Bibow sind im Giebel zu finden, die lateinische Inschrift dazwischen besagt: „Die alte herrliche Burg Destedt, die lange im Besitz der Herren aus dem Adelsgeschlecht derer von Veltheim war, kam bei der Belagerung durch ihre Feinde, die Bürger aus Braunschweig, im Jahre 1430 in solche Not, dass die Besitzer, die an Flucht denken mussten, sie lieber dem Feuer als dem Feinde überantworten wollten, und ist nun unter der Oberleitung, Fürsorge und günstigen Mithilfe des hochgeborenen Herrn Joachim Ludolf von Veltheim und seiner hochedlen Gemahlin Helene von Bibow zum Ruhme des höchsten Gottes und zum Gedächtnis seines alten Geschlechtes im Jahre 1693 von Grund auf neu erbaut. So steht sie also von dem alten Geschlecht, das einst sie vernichtete, nun wiederum neu aufgebaut, herrlich dar.”
Der heutige barocke Schlossbau befindet sich dort, wo einst die Oberburg war. Die Unterburg war dort, wo sich jetzt der Wirtschaftshof befindet. Vollendet wurde der Neubau 1740 durch Georg Philipp III. von Veltheim, der auch zunächst einen kleinen französischen Garten anlegen ließ.
Während das Schloss privat bewohnt wird und nicht zugänglich ist, kann der Schlosspark frei erkundet werden. Der Destedter Park wurde ab 1768 angelegt und gehört zu den ältesten Landschaftsgärten in Deutschland. Er wurde noch lange vor den berühmten Wörlitzer Gärten angelegt.
Johann Friedrich von Veltheim war es, der der Garten anlegen ließ, indem er den kleinen französischen Park seiner Vorfahren vergrößern und umbauen ließ. Schließlich dauerte es bis 1793 den Park zu erweitern und viele Pflanzen, die teils aus Übersee kamen, zu kultivieren.
Der Park erstreckt sich an der Nordseite des Schlosses und wird über die sogenannte „Chinesischen Brücke“ betreten, die an einem Teich liegt, der wiederum durch einen Bach gespeist wird.
Der Park wird von verschlungenen Wegen durchzogen, die zu den Raritäten des Parks führen und immer wieder interessante Sichtachsen freigeben.
Interessant sind auch die verschiedenen Orte im Park, die zum Verweilen einladen, wie dieser Eichenstamm, der 2008 durch Sturm Kyrill gefällt wurde.
Einziges erhaltenes Gebäude im Park ist das Palmenhaus, das früher als Orangerie genutzt wurde. Heute wird es für Veranstaltungen und Hochzeiten genutzt.
Besonders die vielen hohen Bäume, von denen einige mehr als vierzig Meter hoch sind, sind sehenswert im Park. Dazu zählen viele Gehölze aus Amerika, wie die gut erkennbaren Mammutbäume.
Neben dem Schlossareal befindet sich die Patronatskirche von Destedt. Eine Kirche muss hier mindestens schon 1348 gestanden haben, der heutige Bau ist jedoch viel jünger. Aufgrund von Bauschäden musste die alte Kirche ersetzt werden und so ließ der damalige Patron Carl Friedrich von Veltheim zwischen 1839 und 1841 ein neues Gotteshaus errichten. Aus der alten Kirche wurden der Taufstein sowie einige Grabmale der Familie von Veltheim übernommen.
Rittergut Lucklum
Südlich von Destedt liegt das alte Rittergut Lucklum, das bereits durch an Deutschen Orden an Bedeutung gewann, der sich hier um 1260 niederließ. Bis zur Säkularisation war das Rittergut in der Hand des Deutschen Ordens, danach ging es durch verschiedene Hände. Erst 1831 wurde die Domäne zu einem Rittergut, das noch heute existiert. Im Jahr 2012 wurde es von der Wolfenbütteler Familie Findel-Mast gekauft, die das historische Gelände regelmäßig zum Tag des offenen Denkmals öffnet.
Herrenhaus Essenrode
Im Nordosten der Stadt befindet sich das Herrenhaus Essenrode, das 1738 für Gotthart Heinrich August von Bülow im spätbarocken Stil erbaut wurde. Auf den Torpfosten der Toreinfahrt sind noch die alten Wappen mit der Jahreszahl 1638 zu finden.
Das Herrenhaus wird noch immer von einem Wassergraben umgeben, der früher Teil einer Befestigungsanlage war. Ein 1337 errichteter Vorgängerbau war einst eine Wehranlage, die von Gebäuden umringt war und eine Zugbrücke besaß.
Drei Familien waren Eigentümer des Anwesens im Laufe der Jahrhunderte. Der Vorgängerbau befand sich zwischen 1337 und 1625 in den Händen der Familie von Garssenbüttel. Von 1627 bis 1837 gehörte Essenrode der Familie von Bülow, die auch das heutige Herrenhaus errichten ließ. Seit 1837 ist schließlich die Familie von Lüneburg auf dem Anwesen ansässig.
Um das Herrenhaus wurde nach seiner Erbauung ein englischer Landschaftspark angelegt, von dem noch immer Teile erhalten geblieben sind.
Schloss Richmond
Das einzige Schloss, das ich schon einmal besucht habe, ist Schloss Richmond im Süden von Braunschweig. Zwischen 1768 und 1769 wurde es für die Prinzessin und spätere Herzogin Augusta, die Ehefrau von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, erbaut und in Erinnerung an ihre englische Heimat Richmond getauft.
Während das Schloss heute vor allem für Veranstaltungen genutzt wird, ist der schöne Schlosspark jederzeit öffentlich und kostenfrei zugänglich.
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