Royale Wurzeln – der Palast der Großherzöge von Litauen

Das Groß­fürst­li­che Schloss in Vil­ni­us war die Resi­denz der Groß­für­sten von Litau­en. Der Palast wur­de aller­dings im 19. Jahr­hun­dert zer­stört und spä­ter abge­ris­sen, sodass das heu­ti­ge Gebäu­de eine Rekon­struk­ti­on ist, die im Jahr 2013 eröff­net wur­de. Im Schloss sind ver­schie­de­ne Aus­stel­lun­gen zu sehen und es fin­den regel­mä­ßig Ver­an­stal­tun­gen statt.

Gedimi­nas, dem Groß­für­sten, der 1316 bis 1341 Litau­en regier­te, begeg­net man in Vil­ni­us noch heu­te über­all. Nicht nur der alte Burg­berg ist nach ihm benannt, auch die größ­te Ein­kaufs­stra­ße der Stadt. Aus sei­nen Nach­fah­ren gin­gen die Jagiel­lo­nen her­vor, eine Herr­scher­dy­na­stie, die 1386 nicht nur die Macht in Litau­en über­nah­men, son­dern bis 1572 auch den pol­ni­schen Thron besetzten.

In die­ser Zeit ent­stand auch ein erster, damals noch goti­scher Palast am Fuße des Hügels, auf dem die alte Burg zu fin­den war. Um 1500 wur­de das erste Gebäu­de errich­tet, das für eini­ge Jahr­hun­der­te der Herr­scher­sitz in Vil­ni­us blei­ben soll­te. Nur weni­ge Jah­re spä­ter zer­stör­te jedoch ein Feu­er das Gebäu­de und der Neu­bau wur­de im Stil der Renais­sance erbaut. Nach 1624 wur­de der Palast schließ­lich noch ein­mal barockisiert.

Wäh­rend der rus­si­schen Erobe­rung von Litau­en 1655 und einer anschlie­ßen­den Bela­ge­rung der Haupt­stadt, wur­de der Palast schwer beschä­digt. Zwar kam es nur sechs Jah­re spä­ter zur Rück­erobe­rung, doch der halb zer­stör­te und geplün­der­te Palast wur­de nicht wie­der auf­ge­baut. Knapp hun­dert­fünf­zig Jah­re blieb die Rui­ne erhal­ten, bis sie 1801, nach der Ein­glie­de­rung Litau­ens in das Zaren­reich, abge­ris­sen wur­de. Im Unter­ge­schoss des Pala­stes sind noch heu­te die Grund­mau­ern des alten Pala­stes zu sehen, die bei Aus­gra­bun­gen in den 1980 Jah­ren wie­der­ent­deckt wurden.

Die Aus­gra­bun­gen waren so erfolg­reich, dass die Idee auf­kam, den Palast zu rekon­stru­ie­ren. Im Jahr 2000 beschloss das Par­la­ment schließ­lich den Wie­der­auf­bau, der von 2002 bis 2013 erfolg­te. Doch nicht nur die Mau­ern wur­den wie­der­auf­ge­baut, auch vie­le der Räu­me beka­men eine histo­ri­sche Ein­rich­tung. So wur­de eine gan­ze Eta­ge wie­der als groß­fürst­li­che Resi­denz ausgestattet.

Die­se Räu­me, die die offi­zi­el­len und pri­va­ten Gemä­cher der Groß­für­sten zei­gen, wur­den in fan­ta­sti­scher Hand­werks­kunst gestal­tet. Beson­ders die Decken sind klei­ne Meisterwerke.

Eben­so wur­den in ganz Euro­pa Anti­qui­tä­ten und Wand­tep­pi­che aus der dama­li­gen Zeit zusam­men­ge­tra­gen, um die Räu­me aus­zu­stat­ten, denn vom ursprüng­li­chen Mobi­li­ar ist nach so lan­ger Zeit nichts mehr erhalten.

Ein High­light des Besuchs ist auch der Gang auf den Schloss­turm. Eine eiser­ne Wen­del­trep­pe führt bis ganz nach oben in einen klei­nen Raum, der einen Aus­blick in alle Him­mels­rich­tun­gen erlaubt.

Zwei Eta­gen tie­fer geht die Tour dann wei­ter durch die groß­fürst­li­chen Gemä­cher. Im Palast gibt es übri­gens vier ver­schie­de­ne Tou­ren. Tour eins führt zu den Aus­gra­bungs­stät­ten, Tour zwei zeigt die Gemä­cher, Tour drei führt durch den musea­len Teil mit Waf­fen und Gegen­stän­den aus dem täg­li­chen Leben und Tour vier für in das Aus­stel­lungs­zen­trum, wo wech­seln­de Son­der­aus­stel­lun­gen gezeigt wer­den. Wer alle Tou­ren ablau­fen möch­te, muss locker einen gan­zen Tag für den Palast einplanen.

Allein der Rund­gang durch die Palast­ap­par­te­ments nimmt locker zwei Stun­den in Anspruch und da kann man sich nicht mal jeden Bei­trag des Audio­gui­des anhö­ren. Die Aus­stel­lung ist wirk­lich sehr umfangreich.

Ein abso­lu­tes High­light ist der rekon­stru­ier­te Thron­saal, in dem die Groß­für­sten von Litau­en Audi­en­zen abhiel­ten. Bis ins klein­ste Detail wur­den Räu­me wie die­ser aus­ge­stat­tet und dafür sogar pas­sen­des Por­zel­lan erworben.

Von den Gemä­chern führt eine Trep­pe schließ­lich in einen ande­ren Teil des Pala­stes, wo sich die Schatz­kam­mer befin­det. Hier sind die Kro­nen sowie ande­re Schät­ze der litaui­schen Groß­für­sten ausgestellt.

Über eine teils glä­ser­nen Trep­pe geht es schließ­lich noch tie­fer in den Palast hin­ein, auf jene Eta­ge, wo die alten Grund­mau­ern auch die heu­ti­gen Wän­de bilden.

Hier sind nun die Mün­zen aus­ge­stellt, die bei den Aus­gra­bun­gen auch in gro­ßer Zahl gefun­den wur­den. Aber nicht nur das fer­ti­ge Pro­dukt wird gezeigt, auch die Her­stel­lung der alten Zah­lungs­mit­tel wird thematisiert.

Der groß­fürst­li­che Palast in Vil­ni­us ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Er ent­führt tief in die Geschich­te des Lan­des und manch­mal ver­gisst man sogar, dass es beim heu­ti­gen Gebäu­de nur um eine Rekon­struk­ti­on handelt.

Groß­fürst­li­ches Schloss Vilnius
Kate­dros a. 4, Vil­ni­us 01143, Litauen
Di-​Sa 10–18 Uhr (Do bis 20 Uhr), So 10–16 Uhr
Juni-​Aug. tgl. 10–18 Uhr (Do,Fr,Sa bis 20 Uhr)
Ein­tritt: 7 Euro (4 Routen)

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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