Refugium eines Erzherzogs – Monestir de Miramar, Mallorca

Das Mone­stir de Mira­mar ist ein ganz beson­de­rer Ort auf Mal­lor­ca, denn die klei­ne Klo­ster­an­la­ge wird als das älte­ste Gebäu­de der Insel ange­se­hen. Dazu haben zwei bekann­te und ganz unter­schied­li­che Män­ner hier ihre Spu­ren hin­ter­las­sen, Ramón Llull und Erz­her­zog Lud­wig Salvator.

Wer auf der Küsten­stra­ße MA-​10 im Westen Mal­lor­cas unter­wegs ist, wird unwei­ger­lich auch über das Mone­stir de Mira­mar sto­ßen, zumin­dest wenn er gut auf­passt, die die klei­ne Ein­fahrt in dem kur­vi­gen Gebiet ist schnell zu über­se­hen. Fährt man gen Nor­den, muss man kurz von einer Kur­ve links abbie­gen, in den umge­kehr­te Rich­tung sehr scharf rechts abbie­gen. Nur ein Holz­schild unter Bäu­men weist auf die­sen inter­es­san­ten Ort hin.

Mit etwas Glück ist dann auch geöff­net, denn die ange­schla­ge­nen Öff­nungs­zei­ten sind eher als Emp­feh­lung zu sehen. Ein­mal stand ich kom­plett vor ver­schlos­se­nem Tor, ein ande­res Mal war ledig­lich am Nach­mit­tag geöff­net. Ist die Zufahrt dann tat­säch­lich offen, geht es durch ein Tor auf eine stei­le Stra­ße, die zu einem Park­platz unter Oli­ven­bäu­men hin­ab­führt. Kei­ne Angst, man muss hier nicht mehr zurück, es gibt eine viel bes­se­re Alter­na­ti­ve, doch dazu mehr am Ende die­ses Artikels.

In einem klei­nen Gebäu­de am Ende des Park­plat­zes befin­det sich die win­zi­ge Kas­se, wo vier Euro Ein­tritt (2021) ent­rich­tet wer­den müs­sen. Gleich neben­an gibt es die ein­zi­gen Toi­let­ten. Das ehe­ma­li­ge Klo­ster befin­det sich dann hin­ter einer Stein­mau­er, in der sich ein Durch­gang zum Klo­ster­gar­ten befin­det. Hier fällt als Erstes die klei­ne Kapel­le auf, die sich unmit­tel­bar hin­ter dem Ein­gang befindet.

In die Kapel­le hin­ein geht es zwar nicht, doch durch die offe­nen Türen und ein Git­ter kann das Inne­re recht gut ange­schaut werden.

Das Mone­stir Mira­mar, als das Klo­ster mit dem Blick aufs Meer, war eigent­lich nie ein sol­cher Ort, son­dern viel­mehr eine Mis­si­ons­schu­le. König Jau­me II. ließ sie 1276 auf Anre­gung von Ramón Llull erbau­en und hier soll­ten jun­ge Mön­che Ara­bisch ler­nen, um anschlie­ßend den Ori­ent zu missionieren.

Heu­te liegt das Gelän­de fried­lich dar, denn im Spät­herbst ver­ir­ren sich nur weni­ge Tou­ri­sten nach Mal­lor­ca. So lässt sich die Anla­ge auch ganz in Ruhe erkunden.

Herz­stück der Anla­ge ist das Her­ren­haus, das aller­dings viel jün­ger ist als das Klo­ster selbst. Es wur­de erst 1872 für Erz­her­zog Lud­wig Sal­va­tor errich­tet, der von der Geschich­te des Anwe­sens und sei­ner traum­haf­ten Lage fas­zi­niert war. Das Haus steht auf den Grund­mau­ern der ehe­ma­li­gen Mis­si­ons­schu­le und wur­de der Aus­gangs­punkt für die Expe­di­ti­ons­rei­sen des Erz­her­zogs und Gelehr­ten, der auf Mal­lor­ca sein Para­dies fand.

Er mach­te das Her­ren­haus aber auch zu einem Treff­punkt von Dich­tern, Künst­lern, Wis­sen­schaft­lern, Exzen­tri­kern und Welt­ver­bes­sern. Vie­le bekann­te Per­sön­lich­kei­ten der dama­li­gen Zeit waren im Mone­stir de Mira­mar zu Gast. Und auch heu­te noch kom­men gele­gent­lich Besu­cher, um inter­es­san­ten Ver­an­stal­tun­gen beizuwohnen.

Der berühm­te­ste Gast in die­sem Haus aber war wohl die öster­rei­chi­sche Kai­se­rin Eli­sa­beth, genannt Sisi, die eine Cou­si­ne von Lud­wig Sal­va­tor war und sei­nen unge­wöhn­li­chen Lebens­stil bewun­der­te und sei­ne Her­zens­gü­te schätz­te. Sogar die könig­li­che Yacht bekam nach einem Besuch den Namen Miramar.

Den Besu­chern ste­he heu­te eini­ge Räu­me im Erd­ge­schoss des Hau­ses offen, die die ver­schie­de­nen Epo­chen demon­strie­ren. Der Erz­her­zog selbst zog spä­ter in sein neu­es Haus etwas wei­ter nörd­lich, das er Son Mar­roig tauf­te. Bei­den Anwe­sen gehen flie­ßend inein­an­der über und sind heu­te einer der größ­ten unbe­bau­ten Küsten­ab­schnit­te der Insel.

Zu Zei­ten des Erz­her­zogs war hier sicher­lich kein Raum für Mön­che zu fin­den, doch heu­te ist eine der Kam­mern so ein­ge­rich­tet, wie sie die jun­gen Mön­che zur Grün­dungs­zeit der Mis­si­ons­schu­le wohl vorfanden.

Inter­es­sant ist aber auch die Bau­wei­se des Her­ren­hau­ses. In eini­gen Räu­me wur­den hand­ge­fer­tig­te Flie­sen ver­baut, woan­ders Mosai­ke oder es wur­de ganz auf Fels­stei­ne gesetzt.

Die Aus­stel­lung zur „Nixe” wie­der­um the­ma­ti­siert die For­schungs­rei­sen des Erz­her­zogs rund um die Balea­ren. Das Schiff brach­te ihn von Mal­lor­ca auch auf die ande­ren drei Inseln des Archipels.

Auf der klei­nen Ter­ras­se hin­ter dem Haus bekommt man dann einen ersten Vor­ge­schmack auf die fan­ta­sti­sche Lage des Anwe­sens. Hier lässt sich erah­nen, war­um sich Lud­wig Sal­va­tor in die­ses Fleck­chen Erde ver­liebt hat.

Vom Haus führt ein zuwei­len etwas stei­ler und unebe­ner Weg über meh­re­re klei­ne Trep­pen hin­un­ter zu jedem Ort, von dem die Aus­sicht am schön­sten ist.

Durch einen Oli­ven­hain und über holp­ri­ge Pfa­de geht es zum Rand der Klip­pen, die hier steil ins Meer abfal­len und die raue, aber wun­der­schö­ne West­kü­ste Mal­lor­cas bilden.

Von hier ist dann auch das neue Wohn­haus des Erz­her­zogs zu erken­nen, Son Mar­roig, des­sen Ter­ras­se wohl eines der bekann­te­sten Foto­mo­ti­ve der west­li­chen Insel bietet.

Noch ein paar Meter wei­ter ist dann der Aus­guck erreicht, der hier den direk­ten Blick auf das Mit­tel­meer und die Küste freigibt.

Der Blick zurück gibt dann noch­mals den Blick auf das Haus frei und den Oli­ven­hain, der zu sei­nen Füßen liegt.

Das letz­te Stück auf dem Anwe­sen ist dann nur mit dem Auto zurück­zu­le­gen. Dabei hat man die Wahl, ob es über die stei­le Zufahrt zurück zur MA-​10 geht, oder den etwas unge­wöhn­li­chen Weg, der aber auf jeden Fall vor­zu­zie­hen ist.

Statt also um die Kur­ve zu fah­ren, geht es direkt zu die­sem Tor. Das lässt du Betä­ti­gen eines Tasters öff­nen und man gelangt so auf eine schma­le, aber asphal­tier­te Stra­ße. Das Land hier ist teil­wei­se noch heu­te in der Hand jener mal­lor­qui­ni­schen Fami­lie, der der Erz­her­zog sei­nen Besitz auf der Insel ver­macht hat und die er heu­te auch teil­wei­se für Besu­cher zugäng­lich macht.

Über die Stra­ße geht es nun durch alte Oli­ven­hai­ne bis zu einem zwei­ten Tor, das wie­der auf die Küsten­stra­ße führt. Hier ist das Ein­bie­gen aller­dings sehr viel ein­fa­cher, denn es gibt einen grö­ße­ren Wen­de­kreis, der mehr Über­sicht bietet.

Mone­stir Mira­mar ist auch heu­te noch ein Ort der Stil­le, an dem einst Mön­che unter­rich­tet wur­den und der spä­ter zum Rück­zugs­ort eines öster­rei­chi­schen Erz­her­zogs wur­de, des­sen Hei­mat eigent­lich das Schloss Brand­eis bei Prag war, in dem ihm noch heu­te gedacht wird.

Mone­stir de Miramar
Dise­mi­na­do Mira­mar, 1, 07170 Miramar
April-​Okt. jeweils Mo-​Sa 9–17 Uhr
Nov.-März jeweils Mo-​Sa 10–18 Uhr
Ein­tritt: 4 Euro (2021)

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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