Projekttag Fliegen, Neuhardenberg, Brandenburg
Eigentlich sollte dieser Tage die ILA 2020, die Internationale Luft- und Raumfahrtstellung Berlin stattfinden. Doch wie so viele andere Veranstaltungen wurde sie leider abgesagt. Somit wird die beliebte Flugshow wohl erst 2022 wieder ihre Pforten öffnen. Aus diesem Grund und um die Zeit bis dahin ein bisschen zu überbrücken, möchte ich noch einmal auf ein fliegerisches Ereignis aus dem Sommer 2019 zurückblicken, den Projekttag Fliegen am Flugplatz Neuhardenberg.
„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein” sang schon Reinhard Mey und zu einem Rundflug abheben, das geht heutzutage auch vom ehemaligen Militärflughafen Marxwalde, der jetzt Flugplatz Neuhardenberg heißt. Allerdings, und das ist die Einschränkung, heben hier normalerweise nur noch Sport- und Kleinflugzeuge ab. Das war aber nicht immer so, denn zu DDR Zeiten waren hier sogar Interflug Maschinen der Regierung stationiert. Dementsprechend ausgebaut ist die Start- und Landebahn. Und so träumt der Flugplatz davon, hier eines Tages wieder größere Flugzeuge begrüßen zu können. Einmal hat das inzwischen sogar geklappt, denn anlässlich des Projekttages Fliegen hob zum ersten Mal ein Airbus 320 ab.
Der Projekttag war ein Event, das den Flugplatz über die Grenzen der Region hinaus bekannt machen sollte und das Highlight insgesamt drei einstündige Rundflüge mit einem Airbus 320 der Chartergesellschaft Sundair. Tickets dafür wurden zuvor im Internet verkauft und am Flugplatz in einen Boardingpass umgewandelt.
Der Check-in findet an einem einfachen Tisch statt, wo noch einmal Ticket und Personalausweis abgeglichen werden. Mit dem Boardingpass in der Hand geht es anschließend zur Sicherheitskontrolle, die im großen Hangar des Flugplatzes aufgebaut ist. Dann heißt es warten auf den Abflug, mal ohne Lounge, aber dafür auf urigen Bierbänken und einer Cola aus dem Kühlschrank. Zum Einstieg geht es ebenfalls zu Fuß, einmal quer über das Vorfeld.
Am Rand steht schon die Flughafenfeuerwehr bereits, die aber nur aus Sicherheitsgründen im Einsatz ist.
Sundair ist eine Fluggesellschaft aus Stralsund, die 2016 gegründet wurde und hauptsächlich für Reiseveranstalter in die Urlaubsregionen rund um das Mittelmeer, auf die Kanaren und nach Ägypten fliegt. Die Airline verfügt über sieben Maschinen, von denen zwei dem Typ A319 und fünf dem Typ A320 angehören. Regelmäßiger Flugbetrieb findet von Berlin-Tegel, Dresden, Kassel und Bremen statt.
An diesem sonnigen Augusttag war ein Airbus 320 aber nun auf dem Flugplatz Neuhardenberg zu Gast, um zu demonstrieren, dass der kleine Airport östlich von Berlin sehr wohl auch große Passagiermaschinen abfertigen könnte.
Irgendwie wirkt die Maschine aber doch etwas deplatziert auf dem Vorfeld, auf dem sonst kein einziges anderes Flugzeug zu sehen ist. Außer der Feuerwehr und dem Hangar in meinem Rücken gibt es hier eigentlich gar nichts, nur Felder und Wiesen sowie ein großes Solarfeld, das reichlich Energie liefert.
Über die Gangway geht es an Bord, so wie bei einem ganz normalen Linienflug. Doch nach dem Einsteigen ist es heute erlaubt, auch einen kurzen Blick ins Cockpit zu werfen und unsere Piloten persönlich zu begrüßen.
Der Airbus der Sundair ist mit einer reinen Economy Bestuhlung ausgestattet, die noch die Farben der südamerikanischen TAM trägt, die dieses Flugzeug von 2011 bis 2016 betrieb.
Wichtig war mir, für diesen Flug einen Fensterplatz zu bekommen, da es sich hier um einen Rundflug über Berlin und Brandenburg handelte und ich somit natürlich auch etwas sehen wollte. Das hatte zum Glück auch geklappt, sodass ich in der Reihe 18 Platz nehmen kann.
Pünktlich um 13 Uhr soll unser Rundflug starten und fast auf die Minute genau rollen wir nun auch zur Startbahn. Vorbei geht es dabei an den Hangars, die noch aus DDR-Zeiten erhalten geblieben sind und einst die Militärjets der Nationalen Volksarmee beherbergten.
Winzig ist der kleine Tower, der rechts neben dem Taxiway steht. Fast hätte ich ihn übersehen, wenn der Moderator, der für diesen Flug mit an Bord ist, nicht darauf hingewiesen hätte.
Die Startbahn allerdings unterscheidet sich nicht von der eines jeden anderen Verkehrsflughafens. Sie ist rund 2400 Meter lang und somit absolut ausreichend für einen Airbus 320 wie den von Sundair.
Kaum ist der Airbus auf der Startbahn, kommt auch schon die Startfreigabe. Warten muss hier keiner, der A320 ist die einzige Maschine weit und breit. Und dann geht es los, hinauf in den Himmel über Neuhardenberg.
Wir starten Richtung Osten und drehen vor der Oder nach Norden ab. Kurze Zeit später schlagen wir eine weitere Kurve nach Westen ein und ich kann das Schiffshebewerk Niederfinow unter uns ausmachen.
Nun geht es geradeaus Richtung Westen. Zunächst fliegen wir nördlich an Berlin vorbei und aus dem Fenster kann ich kurze Zeit später meine Heimatstadt und den südlichen Landkreis Oberhavel entdecken.
Anschließend fliegen wir eine scharfe Linkskurve und drehen in Richtung Berlin. Ganz frei kann der Airbus hier nicht unterwegs sein, denn es gilt den übrigens Flugverkehr nicht zu behindern, der regulär den Flughafen Tegel anfliegt. Den sehe ich kurze Zeit später aus der Luft.
Jetzt geht es zügig weiter in Richtung Innenstadt. Schon kann ich den Tiergarten ausmachen und in der Mitte die Siegessäule. Auch das Sony Center am Potsdamer Platz mit seiner markanten Dachkonstruktion ist gut zu erkennen.
Eine kurze Runde später und schon kann ich den Berliner Hauptbahnhof sehen.
Zum Abschluss fliegen wir noch einmal eine große Runde um die Innenstadt und ich kann den ehemaligen Flughafen Tempelhof gut erkennen, der heute eine riesige Grünfläche ist.
Viel zu schnell ist der Rundflug über Berlin wieder zu Ende. Ich wäre gern noch eine Weile über der Stadt gekreist, denn so sieht man Berlin doch eher selten. Aber die Zeiger der Uhr drehen sich immer weiter und nach einer Stunde sind wir schließlich zurück in Neuhardenberg.
Hier wirkt der Anflug des Airbus 320 wieder etwas fehl am Platze, denn wenn man ihn so über den Feldern einschweben sieht, kommt doch unweigerlich für einen Moment die Frage auf, wo er denn hier landen will. Die Landebahn ist schon wenige Meter weiter kaum noch zu sehen.
Doch natürlich ist das nur eine Illusion und die Piloten bringen uns sicher wieder auf die Erde. Die Bahn in Neuhardenberg reicht locker, um einen Airbus 320 zu landen.
Dann geht es denselben Weg zurück zum Hangar, vorbei an den alten Militärhangars und dem heutigen Flugplatzmuseum Neuhardenberg, das die Militärzeit noch immer lebendig hält.
Zurück am Vorfeld heißt es Abschied nehmen von der Sundair Crew und zu Fuß geht es nun zurück zum Hangar. Hier gibt es noch einige Informationen zum Flugplatz sowie einen Stand, der für das leibliche Wohl sorgt und diesen spannenden Tag so abrundet.
Der Projekttag Fliegen war auf jeden Fall eine interessante Initiative des Flugplatzes Neuhardenberg, um die Aufmerksamkeit auf den kleinen Airport östlich von Berlin zu lenken. Ob das allerdings reicht, um hier eines Tages die Abfertigung von Passagiermaschinen zu beginnen, das wird allein die Zukunft zeigen. Für die Besucher war es auf jeden Fall ein interessantes Event, dessen unangefochtenes Highlight natürlich der Rundflug über Berlin war.
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