Stadtrundgang durch Plymouth, Devon, England

Ply­mouth ist ein­fach die Hafen­stadt im Süden Eng­lands. Kaum ein Hafen hat mehr geschicht­li­che Bedeu­tung als die­ser. Schon im Doo­mes­day Book wird hier ein Ort erwähnt und 1211 eine Sied­lung namens Plym Mouth. Wäh­rend des Hun­dert­jäh­ri­gen Krie­ges segel­te der Schwar­ze Prinz im Jahr 1355 von hier zu sei­nen Feld­zü­gen nach Frank­reich und er soll­te nicht der Ein­zi­ge bleiben. 

In den Jah­ren 1339, 1377, 1400 und 1403 wur­de die Stadt von den Fran­zo­sen geplün­dert und 1588 star­te­te die eng­li­sche Flot­te von hier in den Kampf gegen die spa­ni­sche Arma­da. Vie­le der histo­ri­schen Gebäu­de gibt es jedoch heu­te nicht mehr oder sie muss­ten mühe­voll wie­der auf­ge­baut wer­den, denn 1941 wur­de die Stadt Ziel von 59 deut­schen Luft­an­grif­fen, die als Ply­mouth Blitz in die Geschich­te eingingen.

Wich­tig war der Hafen von Ply­mouth aber nicht nur für das Mili­tär. Auch vie­le Ent­decker und Aus­wan­de­rer star­te­ten von hier und denen wird an der alten Hafen­aus­fahrt gedacht. Ein Monu­ment sticht dabei ganz beson­ders ins Auge, der 1934 errich­te­te Por­ti­kus, der den Ort mar­kie­ren soll, an dem die May­flower ihren letz­ten Stopp mach­te, bevor sie nach Ame­ri­ka segelte.

Und hier sto­ße ich auch ganz uner­war­tet auf einen mir bekann­ten Namen, Wal­ter Annen­berg. Das Wohn­haus des ehe­ma­li­gen Bot­schaf­ters hat­te ich in Palm Springs besucht.

Eine wei­te­re Pla­ket­te erin­nert an die Tory, das erste von drei Schif­fe, das 1839 zur Erkun­dung von Neu­see­land auf­brach. Das Schiff gehör­te zur New Zea­land Com­pa­ny, die Sied­ler ans ande­re Ende der Welt brach­te und dort erste Orte, wie Wel­ling­ton, Nel­son oder New Ply­mouth gründete.

Und noch ein Name kommt mir sehr bekannt vor, denn auch von der Sea Ven­ture habe ich schon gehört. Sie war das Schiff, dass eigent­lich Sied­ler nach Vir­gi­nia brin­gen soll­te, jedoch schließ­lich auf Ber­mu­da stran­de­te und ihre Pas­sa­gie­re so dort die erste eng­li­sche Sied­lung grün­de­ten. Einen Nach­bau des Schiffs habe ich auf mei­ner Rei­se nach Ber­mu­da gesehen.

Damit ist die lan­ge Liste derer, die von hier zu Rei­sen um die gan­ze Welt auf­bra­chen, noch lan­ge nicht been­det. Es gibt unzäh­li­ge Pla­ket­ten, die an die gan­zen Ent­deckungs­fahr­ten oder Aus­wan­de­rer­schif­fe erin­nern, die von hier abfuh­ren. Dazu zäh­len die 1577 gestar­te­te Welt­um­seg­lung von Fran­cis Dra­ke, die Kolo­nie­grün­dung von Roano­ke durch Richard Gren­ville im Jahr 1585 (einen Ort, den ich im April 2018 besucht habe) oder die legen­dä­ren Fahr­ten von James Cook in den Jah­ren 1768, 1772 und 1776. Auch in neue­rer Zeit star­te­ten berühm­te Welt­um­seg­ler hier, so 1831 die Bea­gle mit Charles Dar­win an Bord oder 1966 die Welt­um­se­ge­lung von Fran­cis Chi­che­ster. Er gilt als der letz­te See­held Groß­bri­tan­ni­ens und wur­de 1967 sogar von Köni­gin Eliza­beth II. zum Rit­ter geschla­gen, mit dem Schwert, das einst Fran­cis Dra­ke, dem ersten Welt­um­seg­ler, gehörte.

Eini­ge histo­ri­sche Häu­ser ste­hen noch an der alten Kopf­stein­pfla­ster­stra­ße, die am Hafen ent­lang­führt. An einem gibt es eine Tafel mit den Namen derer, die 1620 auf der May­flower gen Ame­ri­ka gese­gelt sind.

An einer Außen­mau­er der Zita­del­le, die gleich hin­ter dem Admi­ral Mac­Bri­de Pub beginnt, wer­den schließ­lich noch mehr See­hel­den und Aus­wan­de­rer geehrt. So segel­ten von hier auch vie­le der ersten Sied­ler nach Austra­li­en, vie­le von ihnen Straf­ge­fan­ge­ne, die sich dort ein neu­es Leben erhoff­ten und natür­lich Admi­ral Lord Nel­son, einer der berühm­te­sten See­hel­den Englands.

Ich fah­re ein Stück wei­ter am Was­ser ent­lang und hof­fe, auch hier noch ein­mal Glück mit einem Park­platz zu haben. Man könn­te den Weg auch zu Fuß gehen, doch dafür fehlt mir heu­te die Zeit. Erst sieht es nicht beson­ders gut aus, doch dann parkt vor mir jemand aus, sodass ich ein­par­ken kann – per­fekt. So ste­he ich direkt am Bel­ve­de­re, von des­sen Ter­ras­se man einen tol­len Blick über den Hafen hat.

The Hoe heißt die­se rie­si­ge Grün­flä­che, die den Hafen von Ply­mouth über­blickt. Erzäh­lun­gen nach soll Fran­cis Dra­ke hier Bowls gespielt haben, als er die spa­ni­sche Arma­da kom­men sah und gegen sie in den Krieg zog. Heu­te ist das Gebiet ein rie­si­ger Park, in des­sen Mit­te der Smeaton’s Tower steht. Der 18 Meter hohe Leucht­turm wur­de 1759 fer­tig­ge­stellt und hat am Fuß einen Durch­mes­ser von acht Metern, der sich nach oben auf fünf Meter ver­jüngt. Eigent­lich stand der Turm direkt im Meer vor der Land­spit­ze Rame Head und war das drit­te Bau­werk an der Stel­le. Im Jahr 1877 wur­de er jedoch durch einen Neu­bau ersetzt und hier­her umgesetzt.

Den Turm kann man auch bestei­gen und da ich das bei mei­nem letz­ten Besuch nicht gemacht habe, will ich heu­te die 93 Stu­fen nach oben klet­tern. Das ist gar nicht so leicht, denn in der Spit­ze gibt es kei­ne Stein­stu­fen mehr, son­dern nur noch stei­le Leitern.

Schließ­lich errei­che ich aber doch die Spit­ze und wer­de mit einem tol­len Aus­blick belohnt.

Unter ande­rem kann ich schön auf das 1935 im Art Deco Stil erbaue Tin­si­de Mee­res­schwimm­bad schau­en, das noch heu­te für Besu­cher geöff­net ist. Gleich dahin­ter befin­det sich der 1989 durch Queen Eliza­beth II. eröff­ne­te Ply­mouth Dome, der bis 2006 eine Mul­ti­me­dia­show zur eng­li­schen See­fah­rer­ge­schich­te zeig­te. Heu­te gibt es hier ein Restaurant.

Die Zita­del­le, auf die ich von hier oben eben­falls einen schö­nen Blick habe, wur­de übri­gens schon im Jahr 1665 von Charles II. gegrün­det, nach­dem die­ser nach dem eng­li­schen Bür­ger­krieg hier einen Stütz­punkt ein­ge­rich­tet hat­te, um die Mon­ar­chie zu festi­gen, denn vor­her stand die Stadt auf der Sei­te der Par­la­men­ta­ri­er und wur­de von den Roya­li­sten erfolg­los belagert.

Wie­der unten, lau­fe ich noch ein­mal zum Tin­si­de Pool, um mir die­ses inter­es­san­te Mee­res­was­ser­schwimm­bad aus der Nähe anzusehen.

Fazit: Ply­mouth ist neben Exe­ter die größ­te Stadt in Devon und auch heu­te noch ein Ort mit mari­ti­mem Flair. Die Lage direkt am Was­ser beschert ein mil­des Kli­ma und lädt gleich­zei­tig zu schö­nen Spar­tier­gän­gen ein. Rund um Ply­mouth gibt es auch eini­ge der schön­sten Her­ren­häu­ser in Devon zu sehen, unter ihnen Antho­ny und Sal­tram Hou­se. Auch das Dart­mouth Moor ist von hier nicht weit sowie eini­ge schö­ne Was­ser­fäl­le, die über klei­ne Wan­der­we­ge zu errei­chen sind.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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