MittsommerRemise 2023 in Mecklenburg – Entdeckungen im Ostseegutsland
Bereits zum dritten Mal bin ich anlässlich der MittsommerRemise in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs gewesen. Nachdem ich in den Jahren zuvor verschiedene südliche Regionen erkundet habe, war ich im Juni 2023 im Ostseegutsland rund um Wismar unterwegs. Dabei habe ich wieder einmal interessante und seltene Einblicke in die von mir besuchten Schlösser und Herrenhäuser erhalten.
Schloss Tressow
Los geht meine Tour im Ostseegutsland am Schloss Tressow, das ich schon einmal auf einer meiner Fahrten zu Schlössern und Herrenhäusern in MV besucht habe. Damals stand ich aber, wie bei den meisten Gebäuden, vor verschlossenen Türen und konnte das Herrenhaus nur von außen bestaunen. Anlässlich der MittsommerRemise waren die Türen allerdings weit geöffnet.
Tressow gehörte ursprünglich der Familie von Plessen, ging aber bereits 1751 in den Besitz der Grafen von der Schulenburg über. Das heutige Herrenhaus wurde aber erst zwischen 1862 und 1865 für Graf Werner von der Schulenburg erbaut. Architekt war der Schweriner Hofbaumeister Georg Daniel, der ein Schüler Schinkels war.
Die Grafen von der Schulenburg wurden, wie alle adligen Grundbesitzer in Mecklenburg, 1945 durch die Bodenreform enteignet. Das Haus wurde zunächst zur Flüchtlingsunterkunft und später als Schule genutzt. In den 1980er Jahren war Tressow jedoch in einem so schlechten baulichen Zustand, dass das Haus gesperrt wurde. Durch Plünderungen gingen zu jener Zeit viele bauliche Einrichtungsgegenstände wie Kamine verloren. Von all dem ist allerdings nichts mehr zu sehen, als mich der neue Eigentümer zu einem Schlossrundgang auf Tressow willkommen heißt.
In jahrelanger Kleinarbeit und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz wurde eine Sanierung des wunderschönen Herrenhauses begonnen. Inzwischen sind viele der Räume wieder hergerichtet und können für Veranstaltungen oder Hochzeiten gemietet werden. Ins Obergeschoss führt noch heute eine wunderschöne Treppe.
Auf halber Höhe liegt der Zugang zur kleinen Terrasse, die sich über der Kutschenzufahrt des Hauses befindet. Hier können heute die Feriengäste frühstücken, die die Appartements im Obergeschoss des Schlosses mieten können.
Von der Terrasse habe ich einen schönen Blick auf den ehemaligen Marstall des Anwesens, der im Gegensatz zum Haus, noch nicht renoviert wurde. Das soll aber nach dem Abschluss der Schlosssanierung folgen, wie mir auf dem Rundgang versichert wird.
Für mich geht es zunächst weiter nach oben in das erste Obergeschoss. Hier befinden sich inzwischen vier Ferienwohnungen, die von Besuchern angemietet werden können.
In eine der Wohnungen darf ich auf dem Rundgang auch einen Blick werfen. Dieses Appartement ist mit einem Schlafzimmer, Esszimmer und Bad und natürlich einer Küche ausgestattet. Die Einrichtung hat der Eigentümer aus Verkäufen antiker Möbel zusammengetragen und sie passt ganz wunderbar in das Schloss Tressow.
Zurück im Erdgeschoss werde ich dann noch mit einer anderen Wirklichkeit konfrontiert, denn die Renovierung des Herrenhauses ist noch lange nicht abgeschlossen. Während ein Flügel bereits wieder Gäste empfangen kann, befindet sich der zweite Teil des Gebäudes noch immer im Rohbau.
Hier wird gezeigt, wie aufwendig es ist, ein Herrenhaus wie Tressow wieder zu sanieren. Allein den verlorenen Stuck oder das Parkett zu reproduzieren, verlangt viel handwerkliches Geschick und vor allem Zeit.
In einer Ecke entdecke ich auch ein Modell des Marstalls. Daneben liegen Pläne für den Umbau zu einem Veranstaltungszentrum aus. Bis dieses Projekt abgeschlossen ist, werden aber wohl noch einige Jahre vergehen.
Von außen zeigt sich Tressow aber bereits wieder als das prächtige Herrenhaus, das es einst war. Auch an der Fassade wurden die baulichen Verzierungen in mühevoller Kleinarbeit wiederhergestellt.
Wie das Haus vor der Sanierung ausgesehen hat, kann man noch auf der Gartenseite erahnen, denn hier ist die Sanierung der Fassade noch nicht ganz abgeschlossen.
Herrenhaus Schönhof
Für mich geht die Fahrt nun weiter nach Schönhof. Das dortige Herrenhaus finde ich erst im zweiten Anlauf, denn ein Teil der Ländereien wurde über die Jahre aufgesiedelt und so ist die Zufahrt zum Haus inzwischen etwas versteckt. Als ich endlich vor dem Haus stehe, bekomme ich ein Herrenhaus in extrem schlechten Zustand zu sehen, das über viele Jahre vernachlässigt wurde.
Das Anwesen wurde erst im Frühjahr 2023 vom jetzigen Eigentümer erworben, der einen ersten Einblick in das Haus gibt und über seine Pläne für eine Sanierung spricht. Und die hat der neoklassizistische Bau, der in seiner heutigen Form aus dem Jahr 1870 stammt, auch dringend notwendig.
Die letzte Sanierung des Hauses fand bereits 1933 bis 1938 unter dem damaligen Eigentümer Martin Langenbeck statt. Seitdem wurde das Haus sehr stiefmütterlich behandelt, was man an vielen Stellen sehen kann. Es wird eine ganze Menge Arbeit sein, diesem Haus wieder Leben einzuhauchen und ich bin schon gespannt, eines Tages das Ergebnis sehen zu können.
Herrenhaus Roggow
Roggow ist ein weiteres der Herrenhäuser, das ich schon einmal besucht habe. Damals war aber auch nur eine Außenbesichtigung möglich. Anlässlich der Mittsommer Remise öffnete dieses Herrenhaus aber ebenfalls seine Pforten für Besucher.
Roggow ist der älteste Familienbesitz der Familie von Oertzen, einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht und interessant ist hier vor allem, dass das Anwesen auch heute wieder der Familie von Oertzen gehört, nachdem es Perter von Oertzen 1991 zurückgekauft hat. Seit mindestens 1345 ist das Adelsgeschlecht bereits auf Roggow ansässig und umso spannender ist es, zur Hausführung von der Dame des Hauses persönlich empfangen zu werden. Zusammen mit ihrem Mann hat Bianca von Oertzen das Haus grundlegend renoviert und das Ehepaar ist hier inzwischen auch wieder zu Hause.
In der Eingangshalle hängen heute Bilder der Ahnen, die auf diesem Land bereits gelebt haben. Man vermutet sogar, dass die von Oertzen diesen Flecken Land in der Nähe der Ostsee bereits 1192 besiedelt haben.
Das heutige Herrenhaus ist allerdings nicht ganz so alt. Nach schweren Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg wurde es um 1686 neu erbaut, der letzte Umbau fand allerdings erst 1850 statt. Viele Generationen haben ihre Spuren hinterlassen, bevor der Besitz 1945 enteignet wurde. Zu DDR-Zeiten gingen jedoch große Teile der prachtvollen Ausstattung verloren, denn das Haus wurde geplündert und später sogar die Fassade verändert. Heute jedoch erstrahlt vieles wieder im alten Glanz, was besonders im Salon zu sehen ist. Hier hat die Hausherrin in mühevoller Kleinarbeit, die alten Farben aufgetragen und so ein Stück Geschichte wiederbelebt.
An den Wänden hängen jedoch heute Stofftapeten, denn die wertvolle Wandbemalung ist durch jahrelange Vernachlässigung fast völlig verloren gegangen. Nur einige Bilder zeugen heute noch von der Pracht des Raumes.
Eine Fotosammlung dokumentiert die Veränderungen, die das Haus in den vergangenen dreißig Jahren durchlaufen hat. Kurz nachdem die von Oertzens hier angekommen waren, war von der einstigen Pracht kaum noch etwas übrig. Wie viele andere Anwesen wurde auch dieses extrem vernachlässigt und das Grundstück verwildert.
Sehr schön restauriert sind heute auch die alten Balken und das Treppenhaus. In einigen der Fenster sind die Familienwappen der von Oertzen sowie der eingeheirateten Familien zu sehen. So gleicht der Gang ins Obergeschoss einer kleinen Führung durch die Familiengeschichte.
Auch die von Oertzen haben einen Teil ihres Herrenhauses heute für Gäste geöffnet. So wurden im Obergeschoss einige Ferienwohnungen eingerichtet, von denen ich eine auch anschauen kann.
Der große Saal wird hingegen regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. So fand hier auch während der Mittsommer Remise ein Konzert statt.
Der Rundgang führte mich schließlich noch durch einige weitere Räume, in denen unzählige Familienschätze zu finden sind. Seien es Bücher, Fotografien oder auch Mitbringsel von Reisen, die von Oertzen haben eine interessante Sammlung der Familiengeschichte zusammengetragen.
Besonders fallen mir aber immer wieder die Bilder auf, die die Vorfahren zeigen, die dieses Land schon bewirtschaftet haben. Umso schöner ist es, dass hier auch heute wieder Mitglieder der Familie von Oertzen leben und wirken.
Auf einige alten Fotografien ist noch zu erkennen, wie das Haus vor der Enteignung 1945 ausgesehen hat. Schön zu erkennen ist vor allem der prachtvolle Giebel an der Front, der während des Umbaus 1850 durch den Wismarer Architekten Heinrich Thormann hinzugefügt und zu DDR-Zeiten vollständig vernichtet wurde.
Zum Ende der Hausführung kann ich noch einen kleinen Blick in den Garten des Hauses werfen, der inzwischen auch wieder schön angelegt wurde, auch wenn das Grundstück heute nicht mehr ganz so groß ist wie das Gut in vergangenen Zeiten.
Damit endet meine kleine Rundfahrt anlässlich der MittsommerRemise 2023 im Ostseegutsland. Wie immer, konnte ich nur einige ausgewählte Anwesen besuchen. Geöffnet waren noch viele mehr. Zwei weitere Anwesen habe ich allerdings noch anschauen können, doch von meinen Entdeckungen im Mecklenburger Gutsland erzähle ich ein anderes Mal.
Schloss Tressow, Schloss Tressow 1, 23966 Bobitz
Herrenhaus Schönhof, Schlossstraße 5, 23936 Testorf-Steinfort-Schönhof
Herrenhaus Roggow, Schloßstraße 21, 18230 Rerik
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