Mein Flug mit dem Rosinenbomber
Vom Flughafen Tempelhof bin ich nicht sehr oft geflogen. An knapp eine handvoll Flüge kann ich mich erinnern. Als ich mit dem Reisen begann, hatte der legendäre Berliner Flughafen seinen Status als Tor nach Berlin schon lange an Tegel abgegeben. An meinen letzten Flug von Tempelhof kann ich mich aber noch sehr gut erinnern, denn der fand in einem der legendären Rosinenbomber statt.
Mein Flug startet in der Haupthalle des Flughafens Tempelhof. Hier findet auch für mich der Check-in statt, selbst wenn ich nur zu einem Rundflug aufbreche.
Heute finden mehrere Rundflüge mit dem Rosinenbomber statt, parallel zum regulären Flugverkehr, der aber nur aus wenigen Verbindungen besteht.
Anschließend geht es zur Sicherheitskontrolle, denn wer fliegen will, muss sie passieren, egal wo es hingeht.
Der Warteraum ist mit den typischen metallenen Stühlen ausgestattet. Hier heißt es bis zum Boarding Platz nehmen.
Schon von hier habe ich einen interessanten Blick auf das Vorfeld, das hier zu Teilen unter einem Vordach liegt, einer der Gründe, warum größere Maschinen hier nicht mehr abgefertigt werden.
Das Boarding beginnt pünktlich. Für meinen Flug gibt es nur eine Handvoll Passagiere. Die gehen nun über eine Treppe direkt auf das Vorfeld, wo schon der Rosinenbomber wartet.
Am anderen Ende des Vordachs wartet derweil ein Avro Jet von Brussels Airline auf seine Abfertigung.
Für mich aber geht es heute zu diesem Fluggerät, einem original Rosinenbomber. Die Douglas C‑47 Skytrain gehörte dem Air Service Berlin und war bis zu einer missglückten Landung im Jahr 2010 regelmäßig im Einsatz.
Da es sich um einen Sonderflug handelt, haben wir auch Zeit für Erinnerungsfotos vor dem Flugzeug.
Selbst ein Blick ins Cockpit ist heute möglich und ein kurzer Schnack mit den Piloten.
In originaler Uniform präsentiert sich auch unsere Flugbegleiterin, die sich während des Fluges um die Passagiere kümmert.
In der Maschine warten bequeme Ledersessel auf die Passagiere. Um zum Platz zu gelangen, heißt es für mich hier bergan gehen, denn ein Rosinenbomber steht in schräger Position. Die Nase liegt höher als das Heck, in dessen Nähe sich die Tür befindet.
Da auf diesem Flug nur ein Dutzend Personen an Bord sind, sind wir sehr schnell bereit für den Abflug und rollen schon wenige Minuten später unter dem Vordach heraus.
Da ich einen Fensterplatz habe, kann ich alles genau aus den großen Fenstern beobachten. Die haben hier sogar Gardinen, wie es zur damaligen Zeit üblich war.
Eines ist auf dem Flug aber ganz genauso wie auf jedem anderen, die Sicherheitserklärung. Das ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben und muss auch vor dem Rundflug stattfinden.
Anschließend geht es aber wirklich los. Kurz rollen wir noch zur Startbahn und dann gibt es auch schon die Startfreigabe. Viel Flugverkehr gibt es hier nicht, sodass wir keine Wartezeit haben.
Schon die ersten Meter in der Luft bieten tolle Ausblicke, denn wir starten hier mitten in Berlin. Schade, dass das Wetter nicht ganz optimal ist, aber damit muss ich leben, denn ändern kann ich es eh nicht.
Schon kurze Zeit später habe ich dann die gesamte Berliner City im Blick. Besonders schön ist natürlich der 365 Meter hohe Fernsehturm am Alexanderplatz zu sehen.
Da es sich bei diesem Flug um einen Rundflug handelt, sehe ich auf dem Weg nach Süden auch den Flughafen Tempelhof. Schön zu erkennen sind hier die zwei Start- und Landebahnen sowie das monumentale Terminalgebäude.
Dann geht es weiter in den Süden Berlins und ich kann die Berliner Schlange, ein Haus, das direkt über die Stadtautobahn gebaut wurde, entdecken.
In der Luft legen wir den weiteren Weg nach Süden in wenigen Minuten zurück und ich kann so den Fernsehturm auf dem Berliner Schäferberg erblicken.
Jetzt geht es raus nach Potsdam, wo wir zuerst die Glienicker Brücke passieren, die die Landeshauptstadt mit der Bundeshauptstadt verbindet.
Anschließend überfliegen wir die Potsdamer Innenstadt und ich kann markante Gebäude wie das Mercure Hotel oder den Dom entdecken.
Bei einem Flug über Potsdam darf natürlich auch Sanssouci nicht fehlen und so drehen wir eine Runde über dem alten und dem neuen Palais.
Dann geht es wieder zurück nach Berlin und wir folgen der Stadtautobahn ein Stück in Richtung Innenstadt.
Wir drehen noch eine kurze Runde über dem Bahnhof Südkreuz, bevor wir wieder zur Landung auf dem Flughafen Tempelhof ansetzen.
Schließlich erlebe ich meine allerletzte Landung auf dem legendären Berliner Flughafen, der nur wenige Monate später geschlossen werden wird.
Aber auch der Rosinenbomber wird nur noch zwei weitere Jahre in der Luft sein, denn 2010 kommt es zu einem schwerwiegenden Defekt während eines Fluges, der das historische Flugzeug anschließend für immer auf den Boden zwingt. Alle Versuche den Rosinenbomber zu reaktivieren scheitern und werden 2019 schließlich endgültig aufgegeben.
Für mich aber geht es an diesem Tag erst einmal zurück ins Terminal. Dabei komme ich noch am Gepäckförderband vorbei, auf dem bei regulären Flügen die Koffer in das Gebäude transportiert werden.
Für mich aber geht mit diesem Rundflug nicht nur eine Reise in einem legendären Flugzeug zu Ende, sondern es ist auch ein Abschied vom Flughafen Tempelhof, der am 30. Oktober 2008 endgültig vom Netz genommen wird. Damit endet die Ära THF und dieses historische Flugfeld, über dem einst während der Luftbrücke auch die Rosinenbomber kreisten, wird in Zukunft nur noch in den Erzählungen derer weiterleben, die hier noch starteten und landeten.
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