Kleiner Rundgang durch Lübeck

Auf mei­nem Weg von Rostock nach Ham­burg habe ich dies­mal in Lübeck einen Halt ein­ge­legt. Die Han­se­stadt Lübeck ist vor allem für zwei Din­ge bekannt, das histo­ri­sche Hol­sten Tor und Mar­zi­pan. Auf mei­nem kur­zen Rund­gang habe ich aber noch eini­ges mehr entdeckt.

Ich star­te mei­nen Spa­zier­gang am berühm­ten Hol­sten­tor, in des­sen Nähe ich einen Park­platz für mein Auto gefun­den habe. Am Zugang zum Park lie­gen zwei der berühm­ten Lübecker Löwen. Der Kauf­mann Johann Dani­el Jac­obj ließ sich die zwei Löwen Mit­te des 19. Jahr­hun­derts anfer­ti­gen und vor sei­nem Haus auf­stel­len. Nach sei­nem Tod lan­de­ten sie vor dem Hotel Stadt Ham­burg, wo sogar Tho­mas Mann sie schon gese­hen hat. Das Hotel selbst wur­de 1942 zer­stört, die Löwen aber über­stan­den den Luft­an­griff unbeschadet.

Nach Kriegs­en­de kamen die zwei Sta­tu­en zuerst ins Muse­um, wur­den aber schon 1949 vor der Park­an­la­ge am Hol­sten Tor auf­ge­stellt. Auf­grund ihrer seri­el­len Fer­ti­gung fin­den sie die glei­chen Löwen auch an ande­ren Orten in Mit­tel­eu­ro­pa. Hier in Lübeck sind sie ein belieb­tes Fotomotiv.

Durch den Park lau­fe ich schließ­lich auf das berühm­te Hol­sten Tor zu. Das Lübecker-​Stadttor bil­de­te die west­li­che Stadt­gren­ze und ist neben dem Burg­tor das ein­zi­ge erhal­te­ne Stadt­tors der Hansestadt.

Das Tor besteht aus drei Tei­len, einem Nord­turm, einem Süd­turm sowie dem Mit­tel­bau. Auf der von der Stadt weg gerich­te­ten Sei­te, die Feld­sei­te genannt wird, gren­zen sich die Tür­me deut­lich vom Mit­tel­bau ab. Ins­ge­samt gibt es vier Stock­wer­ke, wobei der Mit­tel­bau auf­grund des Tores kein Erd­ge­schoss hat.

Über der Tor­zu­fahrt, die erst seit 1934 ein Fall­git­ter hat (davor gab es einen ande­ren Mecha­nis­mus), steht in gol­de­nen Let­tern: Con­cor­dia Domi Foris Pax – Ein­tracht drin­nen, drau­ßen Frie­de. Die Inschrift stammt aus dem Jahr 1871, als das Tor restau­riert wur­de. Sie ähnelt einer Inschrift, die sich zuvor auf dem nicht erhal­te­nen Vor­tor befand.

Auf der Stadt­sei­te bil­den die drei Gebäu­de­tei­le hin­ge­gen eine gera­de Front. Auch hier gibt es eine Inschrift aus dem Jahr 1871: 1477 (man weiß aller­dings heu­te, dass das Tor 1478 erbaut wur­de) S.P.Q.L. 1871 steht dort, die Buch­sta­ben ste­hen für die latei­ni­schen Wör­ter Sena­tus popu­lus­que Roma­nus (Senat und Volk Roms) und die Jah­res­zahl für die Restau­rie­rung sowie die Grün­dung des Deut­schen Reiches.

Neben dem Hol­sten Tor, direkt am Ufer der Ober­tra­ve, befin­den sich die Salz­spei­cher, die zwi­schen 1579 und 1745 erbaut wur­den. Die Lager­häu­ser im Stil der Back­stein­re­nais­sance wur­den ursprüng­lich für die über die Alte Salz­stra­ße aus Lüne­burg her­an­ge­brach­ten Sal­ze genutzt. Die Sal­ze wur­den nach Skan­di­na­vi­en ver­kauft und dort vor allem in Nor­we­gen zum Kon­ser­vie­ren von Fisch genutzt. Heu­te sind in den Spei­chern Geschäf­te untergebracht.

Von der Hol­sten­brücke habe ich dann einen schö­nen Blick über die Ober­tra­ve auf die Häu­ser der Altstadt.

Ich fol­ge der Stra­ße immer tie­fer in das Gewirr von klei­nen Gas­sen der Lübecker Alt­stadt und lan­de schließ­lich an der Königstraße.

In einem der schö­nen Stadt­häu­ser befin­det sich das Wil­ly Brandt Haus, eine Gedenk­stät­te an den frü­he­ren SPD-​Politiker, Bun­des­kanz­ler und Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger. Brandt wur­de 1913 im Lübecker Stadt­teil St. Lorenz gebo­ren, die Gedenk­stät­te 2007 aber hier in der Innen­stadt eröffnet.

Das Muse­um bie­tet einen umfas­sen­den Ein­blick in das Leben des ehe­ma­li­gen deut­schen Bun­des­kanz­lers. So gibt es auch pri­va­te Ein­blicke in sei­ne Kind­heit. Beson­ders ins Auge sticht mir ein Rat sei­nes Leh­rers an die Mut­ter: „Hal­ten Sie ihren Sohn von der Poli­tik fern. Der Jun­ge hat gute Anla­gen. Die Poli­tik wird ihn ruinieren.”

Wäh­rend der NS-​Zeit ging auch Brandt ins Exil. So ist zum Bei­spiel sein nor­we­gi­scher Pass in der Aus­stel­lung zu sehen. Und nicht nur das, denn Wil­ly Brandt war eigent­lich nur sein Deck­na­me, gebo­ren wur­de er als Her­bert Ernst Karl Frahm.

Ein gan­zer Raum beschäf­tigt sich mit sei­ner Zeit als Bun­des­kanz­ler in den Jah­ren 1969–74. In die­ser Zeit, genau­er im Jahr 1971, erhielt Brandt für sei­ne Ent­span­nungs­po­li­tik mit dem Ost­block auch den Friedensnobelpreis.

Nach die­sem inter­es­san­ten Muse­ums­be­such set­ze ich mei­nen Rund­gang fort und kom­me an der 1334 geweih­ten Jaco­bi­kir­che vor­bei. Sie ist eine der fünf evan­ge­li­schen Haupt­kir­chen der Hansestadt.

Nur ein kur­zes Stück wei­ter steht das Bud­den­brook Haus, das seit 1993 eine Gedenk­stät­te für den Schrift­stel­ler Tho­mas Mann und sei­nen berühm­ten Roman „Die Bud­den­brooks” ist.

An der näch­sten Stra­ßen­ecke ent­decke ich Deutsch­lands älte­stes Druck- und Ver­lags­haus, die Max Schmidt-​Römhild GmbH & Co. KG. Das Unter­neh­men geht direkt auf den Ver­le­ger Lau­ritz Albrecht zurück, der 1579 erst­ma­lig in Lübeck urkund­lich erwähnt wurde.

Schließ­lich errei­che ich den Lübecker Markt. Lei­der fin­det hier gera­de ein Fest statt, sodass ich kaum foto­gra­fie­ren kann. Nur ein Bild von einem Teil des Lübecker Rat­hau­ses gelingt mir.

Durch die Bögen unter dem Rat­haus gelan­ge ich in die Brei­te Stra­ße, wo vie­le Geschäf­te behei­ma­tet sind.

Von hier ist auch die tol­le Renais­sance­trep­pe des Gebäu­des zu sehen.

Gleich gegen­über befin­det sich das Geschäft des 1806 gegrün­de­ten Lübecker Mar­zi­pan­her­stel­lers Nie­der­eg­ger, dem ich einen kur­zen Besuch abstatte.

Der Stamm­sitz des berühm­ten Lübecker Mar­zi­pan­her­stel­lers beher­bergt nicht nur ein Geschäft mit unzäh­li­gen Köstlichkeiten, …

… son­dern auch ein Café und seit 1999 sogar ein Marzipan-​Museum. Hier wird die Geschich­te des süßen Kon­fekts leben­dig und ich kann sogar zuschau­en, wie klei­ne Kunst­wer­ke ent­ste­hen, die fast zu scha­de zum Essen sind.

In der Oster­zeit dreht sich die Aus­stel­lung natür­lich rund um das Fest.

Und von hier oben, aus dem zwei­ten Stock des Muse­ums, habe ich dann auch noch­mals einen tol­len Blick auf die Renais­sance­trep­pe des Rathauses.

Fazit: Natür­lich war mei­ne Zeit in Lübeck viel zu kurz und ich hät­te noch eini­ges mehr anschau­en kön­nen. Und doch habe ich einen schö­nen Ein­blick in die Stadt erhal­ten. Es wird sicher­lich nicht mein letz­ter Besuch gewe­sen sein (der erste war 1992) und dann wer­de ich noch mehr Orte in der Han­se­stadt ent­decken können.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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