Kleiner Rundgang durch die Innere Neustadt, Dresden, Sachsen
Die Dresdner Neustadt ist kein Neubaugebiet, wie man es sich heute vorstellt. Sie hat vielmehr ebenfalls alte Bausubstanz zu bieten, denn neu bebaut wurde das Viertel nördlich der Elbe bereits unter August dem Starken und erhielt damals den Namen Neustadt. Nachdem ich die Altstadt bereits auf mehreren Stadtrundgängen vorgestellt habe, habe ich mich auf dieser Reise der Inneren Neustadt gewidmet.
Innere Neustadt, Dresden – Regierungsgebäude
Mein Stadtrundgang startet am Neustädter Elbufer, von wo ich einen schönen Blick auf die Silhouette der Dresdner Altstadt mit der Brühlschen Terrasse im Vordergrund habe. Doch heute will ich mir die Gebäude auf der nördlichen Elbseite genauer anschauen. Hier steht die sächsische Staatskanzlei, der Sitz der Ministerpräsidenten von Sachsen.
Das Gebäude ist allerdings um einige älter als der moderne Freistaat Sachsen und wurde schon zwischen 1900 und 1904 im Stil der Neorenaissance noch zu Zeiten der Monarchie errichtet. Damals wurde es als gemeinsames Ministerialgebäude konzipiert und hat deshalb auch drei Haupteingänge. Untergebracht waren hier das Ministerium der Justiz, das Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts sowie das Innenministerium.
Auch zu DDR Zeiten wurde das Gebäude von Verwaltungen genutzt. Zwar hatte Sachsen aufgehört zu existieren, doch brachte man hier den Rat der Stadt Dresden unter. Auf dem Dach waren allerdings damals zwei Friedenstauben zu finden. Die Krone kam erst nach der Sanierung in den 90er Jahren zurück.
Wer genauer hinschaut, findet am Gebäude verschiedene Wappen und Wappentiere. Das wohl auffälligste ist der Löwe. Er verkörpert Mut, Macht und Königliches und ist das Wappentier der Wettiner, zu deren Geschlecht die Bauherren König Albert und sein Bruder König Georg gehörten.
Ich gehe nun gen Westen unter der Carolabrücke hindurch. Auch hier wird das Ufer der Elbe von einem Regierungsgebäude gesäumt.
Das Gebäude, in dem heute das sächsische Finanzministerium beheimatet ist, wurde zwischen 1890 und 1896 im Stil der Neorenaissance erbaut. Schon damals wurde es für die Finanzbehörde errichtet, nach dem Krieg aber von der Volkspolizei sowie der Ingenieurschule für Geodäsie und Kartografie genutzt. Erst seit 1990 hat es wieder die Funktion, für die es einst errichtet wurde.
Innere Neustadt, Dresden – Elbufer und Hotel Bellevue
Das Elbufer bietet aber nicht nur einen schönen Blick auf die Regierungsgebäude in der Inneren Neustadt, sondern auch hinüber auf die Altstadt. Von hier zu sehen sind die frisch restaurierte Augustusbrücke, die Schlosskirche und die Residenz.
Ich laufe jetzt weiter und gelange zum Hotel Bellevue. Besonders der Mittelbau ist hier interessant, denn er ist das einzige erhaltene barocke Bürgerhaus auf dieser Seite der Elbe. Einst gab es hier eine geschlossene Bebauung mit Bürgerhäusern, die aber im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Geblieben ist dieses Gebäude, an das zu DDR-Zeiten zwei neue Flügel angebaut wurden und das noch heute als Hotel genutzt wird.
Direkt vor dem Hotel ist der berühmte Canaletto-Blick zu finden. Von hier malte Bernardo Bellotto, bekannt als Canaletto, sein berühmtes Panorama von Dresden. Und noch heute ist der Blick weltberühmt und wird vor allem von Touristen im Bild festgehalten.
Vom Canaletto-Blick sind es nur noch wenige Meter bis zum sogenannten Milchpavillon. Dieser wird auch Japanischer Pavillon oder Glockenspielpavillon genannt und wurde ursprünglich 1936 errichtet, aber im Zweiten Weltkrieg zerstört. Erst zwischen 1990 und 1992 wurde er wieder aufgebaut und sein Glockenspiel ertönt heute wieder jede Viertelstunde.
Auch von hier lohnt noch einmal ein Blick auf das südliche Elbufer. Hier zu sehen sind ein restaurierter Speicher, in dem heute das Maritim Hotel untergebracht ist, sowie der moderne Glasbau des internationalen Kongresszentrums.
Innere Neustadt, Dresden – Japanisches Palais
Gleich hinter dem Milchpavillon schließt sich das Japanische Palais mit seiner Gartenanlage an. Ursprünglich wurde der Bau 1715 als Lustschloss errichtet, von dem jedoch heute kaum noch etwas zu erkennen ist. August der Starke war es, der umfangreiche Umbaumaßnahmen in Auftrag gab, die zwischen 1729 und 1735 ausgeführt wurden. Dabei erhielt das Gebäude auch sein asiatisches Aussehen, denn der Kurfürst wollte hier seine Sammlungen unterbringen, die teilweise auch aus Asien stammten.
Nach erheblichen Zerstörungen im siebenjährigen Krieg erfolgte ein erneuter Umbau zu einem öffentlichen Museum. Damit ist das Japanische Palais heute einer der ältesten Museumsbauten in Deutschland. Eine weitere Zerstörung erfolgte im Zweiten Weltkrieg, bei der auch Teile der sächsischen Landesbibliothek Schaden nahmen, da diese hier untergebracht war. Der erneute Wiederaufbau zog sich von 1951 bis 1987 hin und das Innere befindet sich selbst heute noch stellenweise im Rohbau. Inzwischen wird das Palais aber wieder als Museum genutzt.
Innere Neustadt, Dresden – Neustädter Markt und Goldener Reiter
Am Japanischen Palais verlasse ich das Elbufer und laufe über die Große Meißner Straße an der Rückseite des Bellevue Hotels entlang bis zum Goldenen Reiter, der sich auf dem Neustädter Markt befindet.
Der Goldene Reiter ist ein Reiterstandbild des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken. Es ist das wohl bekannteste Denkmals Dresdens und gehört zu den bedeutendsten Skulpturen des Dresdner Barocks. Gezeigt wird der Monarch als Caesar und mit Blick in Richtung Polen.
Rings um das Standbild befindet sich der Neustädter Markt, der vermutlich bereits um 1200 als Marktplatz des damaligen Altdresden angelegt wurde. Der heutige Name kam aber erst um 1920 auf, um ihn stärker vom Markt in der Altstadt abzugrenzen.
Die Bebauung des Platzes wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört und in den 1970er Jahren durch Plattenbauten ersetzt. Erhalten sind nur die zwei Nymphenbrunnen, die bereits 1738 bis 1742 erbaut wurden und ursprünglich einen etwas anderen Platz hatten.
Rings um den Platz und entlang der Königsstraße gibt es heute ausschließlich Plattenbauten, die ich persönlich extrem hässlich finde, die aber seit 2021 als Gesamtensemble sogar unter Denkmalschutz stehen. Die Begründung, der Platz sei ein hervorragend überliefertes Zeugnis eines lange gereiften, städtebaulichen und freiraumplanerischen Projekts der DDR.
Auf dem Übergang vom Markt zur Hauptstraße sind dann noch zwei historische Fahnenmasten zu finden. Sie wurden 1893 im Gedenken an den Besuch von Kaiser Wilhelm I. in Dresden errichtet. Auf einem Mast ist das Abbild des sächsischen Königs Albert zu sehen, auf dem anderen das des Kaisers.
Unmittelbar hinter der neuen Bebauung des Neustädter Marktes befindet sich der Jägerhof, das älteste Baudenkmal der Dresdner Neustadt. Das Gebäude wurde im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance erbaut und hatte ursprünglich vier Flügel, von denen heute nur noch der Westflügel erhalten ist. Noch im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude als Kaserne genutzt und mit Verlegung der Truppen Stück für Stück abgerissen. Nur Oskar Seyffert ist es zu verdanken, dass dieser Teil noch steht. Er ließ hier zwischen 1911 und 1913 umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchführen, um anschließend das Sächsische Museum für Volkskunst einzurichten. Und das Museum befindet sich hier noch heute.
Innere Neustadt, Dresden – Barockviertel
Während große Teile der Inneren Neustadt im Zweiten Weltkrieg zerstört oder beschädigt und später abgerissen wurden, sind einige Bauten aus der Zeit des Barock doch noch erhalten geblieben. Oft auch durch den Einsatz Dresdner Bürger, die sich gegen den Abriss aussprachen. Dazu gehört auch die Dreikönigskirche, die ursprünglich 1732 bis 1739 auf den Grundmauern eines älteren Gebäudes errichtet wurde. Nach schweren Kriegsschäden wurde sie erst 1977 wiedererrichtet und wird heute nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Veranstaltungsort genutzt. Von 1990 bis 1993 diente die Kirche auch als Sitz des sächsischen Landtages.
Die meisten barocken Gebäude, die heute in diesem Teil von Dresden noch erhalten sind, flankieren die Königsstraße, eine barocke Prachtstraße, die vom Japanischen Palais zum Albertplatz führt. August der Starke ließ das Viertel nach dem großen Stadtbrand von 1685 als barocke Planstadt neu errichten. Zwischen 1722 und 1732 entstand so auch die vom berühmten Dresdner Baumeister Pöppelmann entworfene Königsstraße.
Als einziges Barockquartier Dresdens überstand die Königstraße den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet und wurde entgegen anderslautenden Plänen auch zu DDR Zeiten nicht abgerissen. Nach der Wende wurden viele der Häuser aufwendig restauriert und erstrahlen so heute wieder in altem Glanz.
Damit endet mein kleiner Rundgang durch die Innere Neustadt von Dresden, die absolut zu Unrecht von vielen Besuchern Dresdens weniger beachtet wird als die Altstadt am anderen Elbufer. Auch hier gibt es viel Dresdner Geschichte zu erleben und interessante Ecken zu entdecken. Ich habe noch lange nicht alle Gebiete der Neustadt erkundet und werde deshalb bei einem weiteren Dresden Besuch sicher noch einmal zurückkehren.
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