Kaiserliches Schloss Neuburg am Inn, Bayern
Das kaiserliche Schloss Neuburg am Inn ist eine Höhenburg südlich von Passau in Niederbayern. Sie steht heute unter Denkmalschutz und ist zumindest von außen kostenfrei zu besichtigen. Die Burg ist am besten vom gegenüberliegenden Innufer in Österreich zu sehen und kann von hier auch über eine Fußgängerbrücke erreicht werden.
Die erste Burganlage hoch über dem In wurde 1050 von den Grafen von Formbach erbaut. Nach deren Aussterben gelangte die Anlage in die Hände der Grafen von Andechs, bevor Neuburg 1248 in den Besitz von Bayern überging. Seitdem stritten die Herzogtümer Bayern und Österreich um die strategisch günstig gelegene Burg und es kam ständig zu Besitzerwechseln, bis sie im bayerisch-österreichischen Konflikt im Jahr 1310 zerstört wurde. Der heutige Bau stammt zu großen Teilen aus dem anschließenden Wiederaufbau durch die Österreicher.
Für die nächsten Jahrhunderte war die Burganlage so im Besitz der Habsburger, die sie 1529 an den kaiserlichen Feldherrn Niklas Graf Solm als Reichslehen verliehen, der in der ersten Wiener Türkernbelagerung erfolgreich die Abwehr leitete. Er starb jedoch bereits ein Jahr später und so war es sein Sohn, der die Burg nun im Stil der Renaissance zu einem Schloss umbauen ließ. Bei den Umbauten blieben nur der Burgfried, die Wehranlage und die Schlosskirche unberührt.
Ein weiterer Umbau, diesmal im Stil des Barocks, fand um 1654 durch den neuen Besitzer, den Grafen Georg Ludwig von Sinzendorf statt. Er erweiterte auch die Gartenanlagen und zog diese bis hinunter an den Inn. Im Jahr 1680 wurde das Anwesen jedoch von der kaiserlichen Hofkammer eingezogen, als der Graf in Ungnade fiel.
Anschließend gab es immer wieder wechselnde Eigentümer, bis zum Jahr 1730, als das Schloss und die Reichsherrschaft durch Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg zum Hochstift Passau kamen, wo sie bis zur Säkularisation im Jahr 1803 blieben. Drei Jahre später veräußerte Bayern die Anlage an Privatleute und sie wechselte in kurzer Zeit mehrmals den Besitzer. Bereits 1810 wurde Schloss Neuburg durch einen Brand schwer beschädigt und dann lange Zeit sich selbst überlassen.
Der Wiederaufbau der Burganlage in seiner heutigen Form erfolgte erst um 1908 durch den Bayerischen Verein für Heimatschutz und den Passauer Kunstverein.
In den 1970er Jahren wurden die Gebäude schließlich von der „Europäischen Akademie Neuburg“, doch schon 1982 stand Neuburg wieder komplett leer. Der Regierungsbezirk Niederbayern begann in jener Zeit mit umfassenden Sanierungsarbeiten. Ende der 80er Jahre wurde schließlich ein Landkreissaal vom Landkreis Passau eingerichtet und in den 90er Jahren kamen ein Hotel sowie Gastronomie hinzu.
Der letzte Besitzerwechsel fand 1998 statt, als der Landkreis Passau auch Eigentümer des kaiserlichen Schlosses Neuburg am Inn wurde. Seitdem befindet sich hier nicht nur eine Tagesstätte des Landkreises, sondern auch ein internationales Begegnungszentrum der Universität Passau sowie eine Galerie für Künstler aus dem Landkreis.
Und Künstler stellen hier auch regelmäßig ihre Werke aus. So habe ich bei meinem Besuch diese Skulptur eines riesigen Hasen mit Möhre im Schlosshof entdeckt.
Von der Burg habe ich auch eine wunderschöne Aussicht über den Inn und hinüber nach Österreich, wo sich die Gemeinde Wernstein am Inn befindet.
Zur Schlossanlage gehört auch heute noch ein kleiner Barockgarten, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegt wurde. Besonders sehenswert sind hier die Callot-Figuren, sogenannte Salzburger Zwerge sowie eine Muschelgrotte von 1664, die das Werk von Batista Carlone und Giovanni Sforzza ist.
Unterhalb des Schlosses spannt sich der Mariensteg über den Inn. Im Herbst 2006 eingeweiht, hat die Fußgängerbrücke, die Deutschland mit Österreich verbindet, inzwischen sogar mehrere Preise gewonnen. Für den Entwurf verantwortlich war der Linzer Architekt Erhard Kargel.
Durch den Steg wurden die zwei Länder, 45 Jahre nach der Einstellung einer historischen Fährverbindung, so endlich wieder verbunden. Außerdem ist der Steg die einzige Brücke über den Fluss zwischen Passau und Schärding.
Auf österreichischer Seite sind eine Mariensäule, die auch dem Steg ihren Namen gab, sowie die Burg Wernstein zu finden. Die Burg geht auf das 12. Jahrhundert zurück und wurde direkt auf einem Granitstein am Flussufer errichtet. Auf Wernstein war aber nie ein eigens Geschlecht ansässig, sondern die Burg wurde lange Zeit als Vorburg zum Schloss Neuburg genutzt und auch von dort verwaltet.
Oft wechselte die Burg im Laufe der Jahrhunderte den Besitzer, verfiel jedoch schließlich zusehends, als ihre Bedeutung nachließ. Erst zwischen 1991 und 1993 erlebte Burg Wernstein eine Renaissance, als sie in Privatbesitz gelangte und aufwändig saniert wurde. Nach heute wird die Burg privat bewohnt und kann deshalb nicht besichtigt werden.
Während ich gerade den Inn überquere, kann ich die Prunkplätte Neuhaus auf dem Fluss bewundern. Das Nostalgieschiff ist regelmäßig für Rundfahrten entlang des grünen Inns unterwegs. Plätten waren kiellose, weitgehend kastenförmige, hölzerne Arbeitsschiffe, die im Alpen-Donauraum für die Schifffahrt genutzt wurden, denn im Mittelalter war der bequemste Reiseweg das Wasser. Reiche Händler und Fürsten ließen sich so prunkvolle Schiffe bauen. Heute ist dieser Nachbau solch einer Fürstenplätte als Ausflugsdampfer von Neuhaus am Inn unterwegs.
Die Mariensäule, die vor der Burg Wernstein steht, ist übrigens eine Nachbildung der berühmten Mariensäule aus Wien. Das Original wurde 1646 von Kaiser Ferdinand III. gestiftet, als Dank für die Rettung der Stadt Wien vor einem schwedischen Heer gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Für mich geht es nun weiter nach Passau. Dazu folge ich dem Inn zunächst auf österreichischer Seite, bevor ich über die Innbrücke bei Passau zurück nach Deutschland fahre, um meine Reise mit einem Stadtrundgang durch die Drei-Flüsse-Stadt fortzusetzen.
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