Liebeserklärung an LA
Ich gebe es hiermit offen zu: „I love LA”. Diese Stadt wird ja immer wieder kontrovers diskutiert. Die Einen machen am liebsten einen großen Bogen darum, die nächsten wollen nur die Touristen Highlights sehen und dann gibt es auch noch jene kleine feine Gruppe, die sich die Mühe macht, dieses riesige Ballungsgebiet näher zu erkunden. Und das braucht Zeit und Geduld. Nicht umsonst heißt New York „The Big Apple” und Los Angeles „The Big Orange”. In einen Apfel beißt man hinein und ist sogleich mittendrin, eine Orange jedoch muss man erst einmal schälen, bevor man zum Kern hervordringt.
Los Angeles, das ist ein riesiges Ballungsgebiet, zu dem eigentlich fast 80 Städte und Gemeinden gehören und das mit 12 Millionen Einwohnern das 2. größte der USA ist. Bekannteste Orte in der Region sind wohl Hollywood und Beverly Hills, Heimat der Schönen und Reichen. Hier fängt sicher fast jeder LA Besucher an die Stadt zu erkunden. Man Chinese Theater, Walk of Fame oder Rodeo Drive sind Orte, die rund um den Globus bekannt sind.
Das Man Chinese Theater wurde 1927 von Sid Grauman im Stil einer chinesischen Pagode erbaut und ist bis heute eines der bekanntesten Premierenkinos der Welt. Der Besuch lohnt sich nicht nur wegen der berühmten Hand- und Fußabdrücke vor den Türen des Kinos. Rund 200 berühmte Persönlichkeiten haben in den letzten 70 Jahren hier ihre Abdrücke und Unterschriften hinterlassen. Aber auch das Innere des Kinos ist einen Besuch wert, entweder auf einer geführten Tour oder zu einer der zahlreichen Kinovorstellungen – ein Erlebnis der besonderen Art.
Dieser Artikel ist jedoch nicht entstanden, um ein weiteres Mal die touristischen Highlights dieser wahrhaft riesigen Metropole aufzuzählen. Ich möchte hier eher einige der unbekannteren Ecken besuchen, die von vielen Touristen, meist unverdient, links liegen gelassen werden. Noch immer hält sich hartnäckig der Glaube, dass es in LA nicht viel zu sehen gibt. Dabei hat diese Stadt doch für Jeden etwas zu bieten, den der Erholung an endlosen Sandstränden sucht genauso wie den, der lieber Action mag und die zahlreichen Vergnügungsparks besuchen will. Auch unberührte Natur findet sich in und um LA. Ob es nun eine Wanderung durch den Griffith Park, die Canyons oder auch ein Ausflug in den Angeles National Forest ist – wer Einsamkeit sucht, wird sie hier finden können. Und das nur einen Steinwurf entfernt von den Wolkenkratzern Downtowns und einigen der meist befahrenen Autobahnen der USA.
Ein Ort, den ich immer wieder gerne besuche, ist Long Beach. Nicht nur das historische Downtown ist einen Besuch wert, besonders die Waterfront bietet ein traumhaftes Panorama auf moderne Kreuzfahrtriesen und eine historische alte Dame, die hier seit Jahrzehnten dauerhaft festgemacht ist – die Queen Mary. Der berühmte Ocean Liner ist heute ein Hotel und Museum, doch zwischen 1936 und 1967 war das Schiff auf der Transatlantikpassage von Southampton nach New York unterwegs. Viele berühmte Persönlichkeiten reisten auf der Queen Mary über die Ozeane bevor sie nach 516 Reisen am 9. Dezember 1967 in Long Beach eintraf und hier zu einem Hotel und Museum umgebaut wurde.
Der Besuch des Schiffes ist ein einmaliges Erlebnis. Fast fühlt man sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt – hier kann man sich vorstellen, wie es sich angefühlt haben muss, über die Planken der Titanic zu laufen, die ja nur unwesentlich älter war als die Queen Mary. Zu sehen sind neben den Kabinen der 1., 2. und 3. Klasse auch der Maschinenraum und die Brücke. Neueste Attraktion ist die Prinzessin Diana Ausstellung, wo Erinnerungsstücke an die verstorbene Prinzessin ausgestellt sind. Am Abend gibt es auch Geisterführungen an Bord, denn auch für die spukenden White Lady ist das imposante Schiff heute berühmt.
Neben der Queen hat übrigens noch das russische U‑Boot Scorpion festgemacht, das ebenfalls zu Touren einlädt. Es ist schon ein ungewöhnliches Bild, der britische Oceanliner und das russische U‑Boot so nebeneinander liegen zu sehen.
Etwas weiter westlich von Long Beach befindet sich der Hafen von Los Angeles, einer der Größten im pazifischen Raum. Gleich daneben liegt das schöne Städtchen San Pedro, das man über die Vincent San Thomas Brücke erreicht. Und gleich unterhalb der Brücke ist der wohl berühmteste Kreuzfahrtterminal der Welt, denn hier legte für viele Jahre die Pacific Princess an, die als Love Boat aus der gleichnamigen TV-Serie unvergesslich geworden ist.
Sehenswert in San Pedro sind aber auch die Victory Lane, ein altes Kriegsschiff, das heute ein Museum ist, sowie die vielen schönen Villen und nicht zuletzt das Point Fermin Lighthouse, welches auch bestiegen werden kann. Von San Pedro schlängelt sich die Küstenstraße dann um die gesamte Palos Verdes Peninsula und bietet immer wieder atemberaubende Blicke auf den Pazifik und das 26 Meilen entfernte Santa Catalina.
Den Tag ausklingen lassen kann man dann wunderbar in Huntington Beach, der Surf Capital of the World. Hier dreht sich alles um den Surfsport und an jedem Tag des Jahres finden sich dutzende Surfer in den Fluten des Pazifiks, um auf dessen Wellen zu reiten. Alles, was das Surfer-Herz höher schlagen lässt, gibt es dann im neu renovierten Downtown zu kaufen. Und auch ein Walk of Fame für die Berühmtheiten dieses Sports darf hier natürlich nicht fehlen. Wunderschön für einen Spaziergang und zum Beobachten der Surfer ist der Pier geeignet, der sich weit in den Pazifik hinein erstreckt.
Und hier ist auch einer der schönsten Orte, um die Sonne in den Wellen des Pazifiks untergehen zu sehen. Atemberaubend und jeden Tag anderes versinkt der rote Feuerball im Meer.
Es gibt übrigens noch viel mehr in LA zu entdecken. Da wären z.B. Malibu, Pasadena, Downtown, Simi Valley oder Yorba Linda. Doch das würde den Rahmen dieses Artikels mit Sicherheit sprengen. Und so wird es sicherlich noch einmal eine Fortsetzung geben, vielleicht nach meiner nächsten Reise an die Westküste der USA, wo natürlich auch Los Angeles wieder ein Ziel sein wird.
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