Hrad – Die Prager Burg – Teil 2

Die Pra­ger Burg, als größ­te geschlos­se­ne Burg­an­la­ge der Welt, ist sowohl ein welt­li­ches als auch ein geist­li­ches Zen­trum des Lan­des. Und wäh­rend Tei­le noch heu­te als sol­che genutzt wer­den, sind ande­re Tei­le als Muse­um geöff­net. In die­sem Arti­kel setz­te ich mei­nen Rund­gang durch eini­ge der öffent­li­chen Orte der Pra­ger Burg fort.

Hrad – Die Prager Burg – Alter Königspalast

Nach mei­ner Besich­ti­gung der könig­li­chen Gär­ten und des Veits­doms bege­be ich mich zum Ein­gang des alten Königs­pa­la­stes, der sich gleich gegen­über des Got­tes­hau­ses befindet.

Der wohl präch­tig­ste Raum des Pala­stes ist der Vla­dis­lav Saal. Zwi­schen 1490 und 1502 wur­de er vom berühm­ten Bau­mei­ster Bene­dikt Ried errich­tet und ist wohl einer der bedeu­tend­sten Saal­bau­ten nörd­lich der Alpen. Er wur­de auf den alten Palast auf­ge­setzt, der unter Kai­ser Karl IV. ent­stand und so zum Unter­ge­schoss wur­de. Der Saal dien­te seit sei­ner Erbau­ung größ­ten­teils reprä­sen­ta­ti­ven Zwecken. So wur­den hier Krö­nun­gen gefei­ert und Fest­mah­le abge­hal­ten. Auch heu­te noch wird der Saal für Fei­er­lich­kei­ten des Staa­tes genutzt.

Wei­te­re reprä­sen­ta­ti­ve Räu­me befin­den sich im Lud­wig­flü­gel, der dem Saal ange­schlos­sen ist. Dazu gehört der Land­tags­saal, der vom deut­schen Bau­mei­ster Boni­faz Wol­mut gestal­tet wur­de. An den Wän­den fin­den sich Gemäl­de der Habs­bur­ger Herrscher.

Auch eine Kopie der böh­mi­schen Kron­ju­we­len ist hier aus­ge­stellt. Die Ori­gi­na­le lie­gen in einem Safe im Veitsdom.

Eini­ge der Räu­me, die einst als Wohn­ge­ma­che gedacht, aber spä­ter als Ver­wal­tungs­räu­me genutzt wur­den, sind reich ver­ziert. Beson­ders bedeu­tend ist die böh­mi­sche Kanz­lei, in der sich 1618 der fol­gen­schwe­re Pra­ger Fen­ster­sturz ereig­ne­te, der der Aus­lö­ser für den Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg war.

Hrad – Die Prager Burg – St. Georgs Basilika

Lei­der kann ich den Palast auf­grund von Bau­ar­bei­ten nicht über die Rei­ter­trep­pe ver­las­sen, sodass ich schließ­lich wie­der im Burg­hof ste­he, der von wei­te­ren Gebäu­den ein­ge­rahmt ist, zu denen ein ehe­ma­li­ges Klo­ster gehört.

Gleich dane­ben steht die St. Georgs Basi­li­ka, die das älte­ste erhal­te­ne Got­tes­haus der Pra­ger Burg ist und bereits im Jahr 920 gegrün­det wur­de. Ihr ange­schlos­sen war eine Bene­dik­ti­ne­rin­nen­ab­tei, die 976 gegrün­det wur­de und die bis 1782 Bestand hat­te. Die Basi­li­ka selbst war einst das reli­giö­se Zen­trum als die Chri­stia­ni­sie­rung von Böh­men im Mit­tel­al­ter begann.

Die bei­den Tür­me der Basi­li­ka sind nach Adam und Eva benannt und haben eine Höhe von ein­und­vier­zig Metern.

Noch heu­te ist der Bau sehr gut im früh­ro­ma­ni­schen Stil einer drei­schif­fi­gen Basi­li­ka erhal­ten, auch wenn 1142 umfang­rei­che Restau­rie­rungs­ar­bei­ten nach einem Feu­er stattfanden.

Beson­ders bedeut­sam sind die alten Grab­stel­len der Herr­scher aus dem Hau­se der Pře­mys­li­den, die vom 9. Jahr­hun­dert bis 1306 in Böh­men regier­ten. Das wohl wich­tig­ste Grab ist das von Lud­mil­la von Böh­men, die um 925 ver­starb und spä­ter hei­lig­ge­spro­chen wur­de. Sie war die erste christ­li­che Herr­sche­rin Böh­mens und Groß­mutter des hei­li­gen Wenzel.

Hrad – Die Prager Burg – Goldenes Gässchen

Eine wei­te­re Sehens­wür­dig­keit des Burg­are­als ist das soge­nann­te Gol­de­ne Gäss­chen, das sich an eine der Innen­mau­ern der Burg anschmiegt. Berühmt wur­de die Stra­ße mit den klei­nen Häu­sern als Kai­ser Rudolf II. hier Alche­mi­sten ange­sie­delt haben soll, um für ihn künst­li­ches Gold oder den Stein der Wei­sen zu erschaffen.

Ursprüng­lich wur­den die elf klei­nen Häu­ser im 16. Jahr­hun­dert erbaut, um hier die Burg­wa­chen des Kai­sers unter­zu­brin­gen. Doch sie zogen hier nie ein. Statt­des­sen kamen in spä­te­ren Jah­ren Gold­schmie­de, von denen die Gas­se wohl ihren Namen hat.

Im 19. Jahr­hun­dert ver­fiel die Gas­se jedoch immer mehr und es zogen ärme­re Leu­te in die win­zi­gen Häu­ser. Zwi­schen 1916 und 1917 leb­te und arbei­tet hier der Schrift­stel­ler Franz Kaf­ka, einer der berühm­te­sten Bewoh­ner. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg kauf­te der Staat die Häu­ser und ließ sie reno­vie­ren. Seit­dem ist die Gas­se unbe­wohnt. Die bun­ten Far­ben gehen übri­gens auf den Pup­pen­film­re­gis­seur und Illu­stra­tor Jiří Trn­ka zurück, der die­se Farb­ge­bung vorschlug.

Nach der Reno­vie­rung wur­den ein Café, ein Sou­ve­nir­shop sowie meh­re­re klei­ne Muse­en in den Häu­sern eröff­net. So soll gezeigt wer­den, wie die Men­schen hier frü­her leb­ten. Das erste Haus, das ich besu­che, ist wie ein altes Lokal ein­ge­rich­tet, kom­plett mit Ess­tisch für Gela­ge und Weinfass.

Ein wei­te­res Haus zeigt eine Schuh­mach­er­werk­statt. In den klei­nen Räu­men ist sowohl der Arbeits­be­reich als auch die pri­va­te Woh­nung des Schuh­ma­chers zu sehen. Alle Zim­mer befin­den sich hin­ter Glas­schei­ben, sodass das Foto­gra­fie­ren etwas schwie­rig ist. Auch die Enge macht es nicht gera­de ein­fach, sich hier umzusehen.

Ande­re Häu­ser zei­gen typi­sche Woh­nun­gen, wie sie Anfang des 20. Jahr­hun­derts zu fin­den waren.

Das Haus Nr. 12 wur­de zuletzt vom Histo­ri­ker Joseph Kaz­da genutzt. Er sam­mel­te vor allem Film­ma­te­ri­al und ret­te unter ande­rem vie­le tsche­chi­schen Fil­me wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges vor der Ver­nich­tung. Auch vie­le Stumm­fil­me und unbe­kann­te­re Wer­ke blie­ben durch ihn erhal­ten. In der Nach­kriegs­zeit orga­ni­sier­te Kaz­da hier klei­ne Vor­füh­run­gen, zu denen sei­ne Frau ver­schie­de­ne Gerich­te kochte.

Ver­las­sen wird das Gol­de­ne Gäss­chen über eine etwas stei­le Trep­pe, die schließ­lich im Dali­bor­ka Turm endet, jenem alten Gefäng­nis, das ich schon vom könig­li­chen Gar­ten aus gese­hen habe. Von hier kann man noch in die fin­ste­ren Ver­lie­se hinabsteigen.

Hrad – Die Prager Burg – Die Aussicht

Hin­ter dem Dali­bor­ka Turm gibt es schließ­lich noch einen wei­te­ren Burg­hof, der, je nach­dem wo man sei­nen Rund­gang star­tet, ent­we­der der erste und der letz­te Ort des Burgrund­gangs ist. Hier befin­det sich der Ost­ein­gang des Burg­are­als. Doch bevor ich die Burg ver­las­se, genie­ße ich noch etwas die tol­le Aus­sicht von der Terrasse.

Von der Burg­mau­er schweift der Blick weit über die Stadt. Beson­ders schön zu sehen sind natür­lich die Bau­ten der Klein­sei­te, aber auch die Alt­stadt ist teils gut zu erkennen.

Hrad – Die Prager Burg – Abstieg

Durch das alte Burg­tor ver­las­se ich die mit 570 Län­ge und bis zu 128 Brei­te ein­fach rie­si­ge Burg­an­la­ge, die über die Jahr­hun­der­te zu dem gewor­den ist, was sie heu­te ist, eine fas­zi­nie­ren­de Rei­se in die Zeit der Herr­scher von Böh­men und dar­über hinaus.

Über die Trep­pen an der Ost­sei­te stei­ge ich wie­der zur Klein­sei­te hin­ab. Auch hier ist der Abstieg nicht ganz unbe­schwer­lich, beson­ders da es wie­der kaum Schat­ten gibt.

Hrad – Die Prager Burg – Fazit

Der Besuch der Pra­ger Burg ist ein­fach fas­zi­nie­rend und ich habe bei mei­nem Besuch bei wei­tem nicht alle Sehens­wür­dig­kei­ten besu­chen kön­nen. Einen umfas­sen­den Ein­druck von der rie­si­gen Anla­ge habe ich aber bekom­men und es ist leicht nach­zu­voll­zie­hen, war­um die Burg eine der Haupt­at­trak­tio­nen der Stadt ist. Ein Besuch der Burg gehört zu einer Prag Rei­se ein­fach dazu.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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