Herrenhäuser Gärten, Hannover, Niedersachsen

Die Her­ren­häu­ser Gär­ten sind eine der größ­ten Attrak­tio­nen in Han­no­ver und der Gro­ße Gra­ten gehört zu den bedeu­tend­sten Barock­gär­ten Euro­pas. Grund genug für mich, sich ein­mal etwas genau­er in dem rie­si­gen Gar­ten­pa­ra­dies umzuschauen.

Herrenhäuser Gärten – Einleitung

Die Her­ren­häu­ser Gär­ten sind in vier eigen­stän­di­ge Gar­ten­an­la­gen unter­teilt, den Gro­ßen Gar­ten, den Berg­gar­ten, den Geor­gen­gar­ten und den Wel­fen­gar­ten. Die zwei Letz­te­ren sind dabei öffent­lich zugäng­li­che Stadt­parks, wäh­rend der Gro­ße Gar­ten sowie der Berg­gar­ten nur mit Ein­tritt zu besich­ti­gen sind. Auf die­se zwei Gär­ten kon­zen­triert sich auch mein Besuch.

Für den Gro­ßen Gar­ten, den Berg­gar­ten sowie das Schloss­mu­se­um kön­nen jeweils ein­zel­ne Tickets erwor­ben wer­den oder man ent­schei­det sich gleich für die Kom­bi­na­ti­on, die im Jahr 2021 mit acht Euro zu Buche schlägt. Damit gibt es Zutritt zu allen drei Stand­or­ten und ein umfas­sen­des Bild von Han­no­vers schön­sten Gär­ten sowie dem wie­der auf­ge­bau­ten Schloss.

Herrenhäuser Gärten – Schloss Herrenhausen

Wer heu­te durch den Haupt­ein­gang den Gro­ßen Gar­ten in Her­ren­hau­sen betritt, der kann es nicht über­se­hen, das Schloss Her­ren­hau­sen. Wie ein Neu­bau erstrahlt es und das täuscht auch nicht, denn der Schloss­bau hat eine bewe­gen­de Geschich­te hin­ter sich.

Vor 1640 gab es in Her­ren­hau­sen nur einen Guts­hof, der schritt­wei­se zum Lust­haus umge­baut wur­de, bis um 1670 eine drei­flü­ge­li­ge Anla­ge ent­stand. Bis 1818 hat­te die Schloss­an­la­ge jedoch eine typi­sche Fach­werk­fas­sa­de. Erst jetzt erhielt der Bau sei­ne klas­si­zi­sti­sche Fas­sa­de, denn der Erhalt des alten barocken Mau­er­werks war zu auf­wen­dig und zu teu­er. Bei einem Luft­an­griff im Jahr 1943 wur­de das Schloss jedoch voll­stän­dig zer­stört, nur die Frei­trep­pe blieb erhal­ten. Schon nach dem Krieg wur­de immer wie­der über einen Wie­der­auf­bau des Schlos­ses gespro­chen, doch erst 2007 began­nen die­se Plä­ne wahr zu wer­den. Zwi­schen 2009 und 2013 ließ die Volks­wa­gen Stif­tung den Neu­bau Rea­li­tät wer­den, der heu­te ein Muse­um sowie ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tungs­räu­me beherbergt.

Herrenhäuser Gärten – Großer Garten

Der Bau des Gro­ßen Gar­tens begann unter Her­zog Johann, der 1665 an die Macht kam, und neben einem Schloss auch die erste Gar­ten­an­la­ge errich­ten ließ. Die­se war zum dama­li­gen Zeit­punkt noch sehr viel klei­ner und umfass­te unge­fähr das heu­ti­ge Hoch­par­terre. Im Lau­fe der Jah­re wur­de die Anla­ge immer wei­ter aus­ge­baut und um 1700 im Stil des nie­der­län­di­schen Barocks gestaltet.

Um 1710 war die präch­ti­ge Gar­ten­an­la­ge schließ­lich voll­endet und umfass­te eine Grö­ße von rund fünf­zig Hekt­ar. Sie hat­te damit die­sel­be Grö­ße wie die dama­li­ge Alt­stadt von Han­no­ver, in der rund zehn­tau­send Men­schen lebten.

Im fort­schrei­ten­den 18. und im 19. Jahr­hun­dert ver­lor der Gar­ten jedoch immer mehr an Bedeu­tung, da die Herr­scher sich ver­mehrt an ande­ren Orten auf­hiel­ten. Und wäh­rend ande­re Gär­ten im Stil des eng­li­schen Land­schafts­gar­tens umge­stal­tet wur­den, bliebt die­ser Gar­ten erhal­ten, ver­wahr­lo­ste aber immer mehr.

Erst nach dem Kauf der Gar­ten­an­la­ge durch die Stadt Han­no­ver im Jahr 1936 begann eine Umge­stal­tung, die jedoch durch den Krieg unter­bro­chen wur­de. Drei­ßig Jah­re spä­ter war der Gro­ße Gar­ten dann aber wie­der­her­ge­stellt. Und so zeigt er sich heu­te noch als nahe­zu per­fek­te barocke Gar­ten­an­la­ge, wie sie einst um 1700 fer­tig­ge­stellt wurde.

Dazu gehört auch die gro­ße Fon­tä­ne, die zwi­schen 1700 und 1720 ange­legt wur­de und damals eine Höhe von 35 Metern erreich­te. Damit war sie die höch­ste Fon­tä­ne an einem euro­päi­schen Hof zu jener Zeit. Durch bes­se­re Tech­nik im Lau­fe der Jah­re konn­te die Fon­tä­ne spä­ter 68 Meter und heu­te sogar eine Höhe von 80 Metern erreichen.

Neben dem gro­ßen Hoch­par­terre vor dem Schloss befin­den sich rund­her­um vie­le klei­ne Gar­ten­zim­mer, die unter­schied­lich gestal­tet sind.

Heu­te gehört der Gro­ße Gar­ten zu den High­lights in Han­no­ver und ist nicht nur für Tou­ri­sten ein Magnet. Jedes Jahr fin­den hier auch ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen, dar­un­ter der inter­na­tio­na­le Feu­er­werks­wett­be­werb, statt.

Herrenhäuser Gärten – Niki-de-Saint-Phalle-Grotte

Grot­ten sind in Barock­gär­ten nor­ma­ler­wei­se nichts Beson­de­res, gehör­ten sie doch zur Aus­stat­tung einer sol­chen Gar­ten­an­la­ge. Doch die Grot­te im Gro­ßen Gar­ten ist ein­zig­ar­tig, denn sie wur­de von der französisch-​schweizerischen Künst­le­rin Niki de Saint Phal­le gestal­tet, nach­dem die ursprüng­li­che Aus­stat­tung schon Ende des 18. Jahr­hun­derts weit­ge­hend zer­stört war.

Die Künst­le­rin ist beson­ders für ihre bun­ten Nana-​Figuren bekannt, die im Stil der Pop-​Art geschaf­fen wur­den. Auch in der Her­ren­häu­ser Grot­te über­wie­gen bun­te Far­ben mit Glas- und Spie­gel­mo­sai­ken. Aber auch klei­ne Ver­sio­nen der berühm­ten Nanas sind in den drei Räu­men der Grot­te zu finden.

Die Grot­te wur­de übri­gens zwi­schen 2001 und 2003 von Mit­ar­bei­tern der Künst­le­rin kom­plett über­ar­bei­tet und gilt somit als eines der letz­ten Wer­ke von Niki de Saint Phal­le, die im Jahr 2000 zur Ehren­bür­ge­rin von Han­no­ver ernannt wur­de. Damals ver­mach­te sie auch 400 ihrer Wer­ke dem Sprengel-​Museum, wo sie noch heu­te zu sehen sind.

Herrenhäuser Gärten – Impressionen aus dem Großen Garten

Der Gro­ße Gar­ten ist heu­te vor allem ein Schau­gar­ten, der ein per­fek­tes Bild eines barocken Gar­tens zeigt. Mit dem Wie­der­auf­bau des Schlos­ses ist der Gar­ten nun wie­der so zu erle­ben, wie er zu Hoch­zei­ten um 1700 geplant wur­den. Damals wie heu­te beein­druckt Her­ren­hau­sen sei­ne Besu­cher und lädt zum Fla­nie­ren und Ent­decken ein.

Am Ran­de der Gar­ten­an­la­ge ist auch das Gale­rie­ge­bäu­de zu fin­den, das zwi­schen 1694 und 1698 errich­tet wur­de. Zunächst soll­te es als Oran­ge­rie die­nen, wur­de aber schon wäh­rend des Baus für die Nut­zung als Gale­rie und Fest­saal für die Som­mer­mo­na­te umge­stal­tet. Durch den zusätz­li­chen Ein­bau von Räu­men für das Kur­für­sten­paar bekam der Bau den Cha­rak­ter eines Lustschlosses.

Herrenhäuser Gärten – Berggarten

Der Berg­gar­ten liegt nörd­lich des Gro­ßen Gar­tens und um dort­hin zu gelan­gen, muss man die Her­ren­häu­ser Stra­ße über­que­ren. Der Gar­ten wur­de 1666 ursprüng­lich als Küchen­gar­ten für den Gemü­se­an­bau ange­legt. Zwan­zig Jah­re spä­ter wan­del­te Kur­für­stin Sophie die Anla­ge bereits dahin­ge­hend um, dass hier exo­ti­sche Pflan­zen ange­baut wur­den. Ab 1750 wur­de die Ver­sor­gung des Hofes von außer­halb sicher­ge­stellt, sodass der Berg­gar­ten nun ein rei­ner Bota­ni­scher Gar­ten wur­de. Damit zählt er zu den älte­sten bota­ni­schen Gästen in Deutschland.

Zwi­schen 1842 und 1847 wur­de im Berg­gar­ten das Wel­fen­mau­so­le­um errich­tet. König Ernst August und sei­ne Gat­tin Fre­de­ricke fan­den hier als erste Mit­glie­der des Wel­fen­hau­ses ihre letz­te Ruhestätte.

Die präch­ti­ge Gar­ten­an­la­ge, die so ganz anders ist, als der im stren­gen Muster des Barocks ange­leg­te Gro­ße Gar­ten, beher­bergt heu­te vie­le Gewäch­se aus der gan­zen Welt. Dazu zäh­len auch vie­le exo­ti­sche Bäu­me, die die Wege der Anla­ge säumen.

Einst gab es im Berg­gar­ten auch gro­ße Pal­men­häu­ser, die jedoch durch die Luft­an­grif­fe auf Han­no­ver zer­stört wur­den und schließ­lich abge­ris­sen wer­den muss­ten. Heu­te fin­den sich klei­ne Gewächs­häu­ser im Gar­ten, in denen emp­find­li­che Pflan­zen wie Kak­teen zu sehen sind.

Auch Orchi­deen und rie­si­ge See­ro­sen sind in der Samm­lung der Gewächs­häu­ser zu finden.

Am Ran­des des Berg­gar­tens steht der von 1817 bis 1820 errich­te­te Biblio­theks­pa­vil­lon. Das Gebäu­de wur­de eigent­lich als Bel­ve­de­re ein­ge­rich­tet, um Gar­ten­be­su­chern bei schlech­tem Wet­ter Unter­schlupf zu bie­ten. Spä­ter zog hier aber die bota­ni­sche Biblio­thek ein, woher der noch heu­te gebräuch­li­che Name stammt.

Her­ren­häu­ser Gärten
Her­ren­häu­ser Str. 4, 30419 Hannover
tgl. geöff­net, je nach Saison
Gesamt­kar­te 8 Euro (2021)

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Her­ren­häu­ser Gär­ten, Han­no­ver, Niedersachsen

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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