Goodbye Tegel! – Erinnerungen
Als ich meine erste Flugreise unternahm, hatte Berlin drei Flughäfen, Tegel, Tempelhof und Schönefeld. Mein Heimatflughafen aber wurde Berlin-Tegel, denn er hat nicht nur das umfangreichste Flugangebot gehabt, sondern lag auch besonders verkehrsgünstig zu meinem Wohnort. So bin ich 28 Jahre fast ausschließlich genau hier zu meinen Reisen rund um den Erdball abgeflogen.
Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Flug vom Flughafen. Es war im Juli 1992, als ich zum ersten Mal nach Tegel aufbrach. Es sollten unzählige weitere Abflüge folgen. Damals sollte es nach Wien gehen. Und für diesen Flug mit der Lufthansa trat ich zum allerersten Mal durch eine der Türen des Otto-Lilienthal-Flughafens im Berliner Norden.
Den Namen Otto Lilienthal trägt der Flughafen übrigens erst seit 1988, als er nach dem berühmten Flugpionier benannt wurde, der viele Jahre in Berlin wohnte und sowohl in der Stadt als auch im Umland seine Flugversuche durchführte.
Für mich begannen die meisten Flüge immer im Terminal A. Zwar bin ich auch von den anderen Terminals abgeflogen, doch bevorzugt habe ich immer den Hauptterminal, der als Terminal der kurzen Wege bekannt ist. Nach dem Check-in befinden sich gleich daneben die Türen zur Sicherheitskontrolle, ein einmaliges und wunderbares Konzept.
Und was habe ich in den all den Jahren für Geschichten am Check-in erlebt! Der wurde hier in Berlin nämlich fast immer von Mitarbeitern einer externen Firma durchgeführt. Viele Jahre war das GlobeGround, bevor Wisag die Abfertigung übernommen hat.
Ganz genau erinnere ich mich noch an den einen Abflug, ich wollte über Silvester in die USA, als nach Weihnachten 2010 die gesamte Ostküste von Schneestürmen heimgesucht wurde. Viele verzweifelte Fluggäste standen vor den Schaltern, denn Flüge nach New York, Washington oder Boston waren gestrichen worden. Diese starteten zwar von Frankfurt oder München, doch ließ man die Passagiere nicht mehr in die Zubringer, da sie dann nur am Umsteigeflughafen festsitzen würden. Ich aber wollte nach Chicago, das man noch abfertigte, obwohl dort auch ein Blizzard angekündigt war. Auch hier in Berlin war das Wetter winterlich, doch mit kleiner Verspätung konnte ich meine Reise wenigstens antreten.
Eine andere Geschichte, an die ich mich noch ganz deutlich erinnere, war ein Flug nach Ft. Lauderdale. Am Check-in wollte die Mitarbeiterin mein Gepäck mit einem Anhänger mit dem Flughafencode MIA versehen, der für Miami steht. Ich erklärte ihr, dass ich nach Ft. Lauderdale wolle und sie meinte, das wäre doch dasselbe. Ist es aber nicht, denn obwohl die beiden Städte dicht beieinander liegen, haben sie eigene Flughäfen, der von Ft. Lauderdale trägt den Code FLL. Schließlich akzeptiert das die Mitarbeiterin zwar, doch in den PC gibt sie SLL ein, was ein Flughafen im Oman ist. Zum Glück bemerke ich das noch rechtzeitig, bevor mein Gepäck noch ganz woanders gelandet wäre.
Meistens ging aber alles glatt, auch wenn die Mitarbeiter hier in Tegel manchmal schon als recht ruppig bekannt waren. Und so bin ich zu all meinen Reisen mit Ausnahme eines Fluges nach Griechenland, der in Schönefeld startete, und eines Fluges nach London, der in Tempelhof startete, von hier abgeflogen, mehrmals sogar nonstop in die USA.
Das erste Mal war das im September 2001. Die Lufthansa hatte einige Monate vorher einen nonstop Service von Berlin nach Washington eingerichtet, den ich nun nutzen wollte. Der Hinflug fand auch noch statt, doch nach den Anschlägen in New York und Washington wurde der Rückflug gestrichen und die Verbindung nie wieder aufgenommen. Erst Jahre später sollte es wieder eine solche Verbindung geben, allerdings nicht nach Washington, sondern nach New York. Sowohl Air Berlin, Delta Airlines als auch United Airlines boten die Strecke an. Air Berlin flog von Tegel übrigens auch nach Chicago, Los Angeles und Miami. Zuletzt hatte American Airlines noch eine Verbindung nach Philadelphia gestartet.
Die schönsten Erinnerungen an Tegel sind aber natürlich die Starts und Landungen. Allein der Ausblick, wenn man vom Flugsteig abgedockt hat und der Blick auf das Sechseck und das dahinterliegende Hauptgebäude freigegeben wird.
Die Rollbahnen des Flughafens sind aber nicht nur vor dem Gebäude gebaut worden, sie umschließen es und darunter führt eine Straße zum Terminal. So gab es bei so manchem Abflug dann auch erst einmal eine kleine Rundfahrt um den Terminal und den danebenstehenden ebenfalls sechseckigen Tower.
Der Terminal auf der Nordseite des Flughafens war übrigens der erste Abfertigungsbereich, bevor das neue Gebäude fertiggestellt war. Danach wurde es nur noch vom französischen Militär und nach der Wiedervereinigung als Regierungsflughafen genutzt. Staatsgäste aus aller Welt landeten hier. Für mich besonders in Erinnerung geblieben sind die zwei Besuche amerikanischer Präsidenten. Im Jahr 2008 war US-Präsident George W. Bush in Berlin und acht Jahre später folgte der letzte Besuch von Barack Obama in seiner Amtszeit.
Die Air Force One hatte keine Probleme in Tegel zu landen, ebenso wie verschiedene andere Großraumflugzeuge. Ob Airbus 330 oder Boeing 747, die nördliche Start- und Landbahn in Tegel ist über 3000 Meter lang und kann so auch große Maschinen abfertigen.
Gestartet wird in Tegel nach Osten und Westen, wobei die Starts nach Westen etwas aufgrund der vorherrschenden Winde etwas häufiger stattfinden. Aus dem linken Flugzeugfenster gibt es dann einen tollen Blick auf den Terminal.
Legendär sind aber auch die Landeanflüge, denn so einen tollen Blick auf Berlin bekommt man nur aus der Luft. Den schönsten hatte ich zwar während meines Rundfluges mit einem Airbus 320 der Sundair über der Stadt, aber auch viele reguläre Starts und Landungen bieten eine schöne Sicht.
Unvergesslich ist aber auch die Aussicht kurz vor der Landung in Richtung Westen. Übrigens trifft das auch am Boden zu, denn vom Parkdeck des Einkaufszentrums am Kurt-Schumacher-Platz hat man fast das Gefühl, die Flugzeuge berühren zu können.
Die kurzen Wege, vor allem im Terminal A, setzen sich übrigens auch nach der Landung fort. Dockt eine Maschine an der Fluggastbrücke an, befindet sich gleich dahinter die jeweilige Gepäckausgabe und dazwischen, wenn nötig, sogar noch die Passkontrolle. Im günstigsten Fall sind es wieder nur wenige Meter bis zum Taxi oder Auto.
Das wird für mich auch die beste Erinnerung an Tegel bleiben, die kurzen Wege. Kaum ein anderer Flughafen bietet das heute noch. Sei es im Terminal vor dem Abflug, nach der Ankunft oder aber auch zum und vom Flughafen. Auch wenn immer wieder kritisiert wurde, dass es keinen Bahnanschluss gibt. Das ist richtig, doch der Bau eines U‑Bahn-Tunnels wurde sogar schon begonnen, nur fertiggestellt wurde die Anbindung nie. Das wiederum kann man aber kaum dem Flughafen ankreiden, sondern eher dem Berliner Senat, genauso wie die Schließung, obwohl Berlin, wie so viele andere bedeutende Großstädte, auch gut einen innerstädtischen Flughafen für innerdeutsche und europäische Verbindungen vertragen könnte.
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