Goodbye, Tegel! – Der letzte Tag, Teil 3
Drei Stunden habe ich Aufenthalt am Flughafen Tegel zwischen meinen beiden Eurowingsflügen. Ein letztes Mal schaue ich mich noch um und beobachte den Abflug des letzten regulären Linienflugs bevor es für mich selbst endgültig Abschied nehmen heißt.
Nun bin ich also wieder da, wo der Tag heute für mich begonnen hat, vor dem Terminal des Flughafens Tegel. Inzwischen ist es dunkel geworden, doch das tut dem Zustrom an Schaulustigen keinen Abbruch, denn gleich wird ein weiteres Highlight erwartet, die Lufthansa aus München. Es wird der letzte Linienflug der Kranichairline sein und der findet nicht mit den gewohnten Kurstreckenmaschinen, sondern mit einem Airbus 350 statt.
Kurz nach acht setzt die Maschine pünktlich in Tegel auf, zum allerersten und gleichzeitig zum letzten Mal. Angedockt wird sie an A1 im berühmten Sechseck und damit auch die letzte Maschine sein, die je hier abgefertigt wird.
Kurze Zeit später wird die Lufthansa gebührend verabschiedet. Auch der A350 bekommt die Dusche durch die Feuerwehr, bevor er ein letztes Mal nach München abhebt.
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Ich hingegen habe noch ein bisschen Zeit und drehe eine letzte Runde vor dem Terminal, wo sich auch die BVG vom Flughafen verabschiedet, den sie all die Jahre mit dem Rest der Stadt verbunden hat.
Und während ein weiterer Bus mit lautem Hupen die Station verlässt, dreht irgendwo jemand ganz laut Bohemian Rhapsody von Queen auf. Wenn der Flughafen den Abschied schon nicht offiziell zelebriert, dann machen die Berliner das eben selber. Ein Gänsehautmoment.
Dann wird es auch für mich Zeit zurück zum Terminal C zu gehen, nachdem der letzte Flug den Terminal A verlassen hat. Über die Behelfsbrücke, die nun so viele Jahre ihren Dienst verrichtet hat, laufe ich zum Terminal, den nun dasselbe Schicksal ereilen wird wie die Airline, für die er gebaut wurde, er wird für immer von der Bildfläche verschwinden.
Auch hier ist schon gähnende Leere, denn die einzigen Flüge, die heute noch starten, sind die zwei Sonderflüge zum BER, durchgeführt von SundAir und Eurowings. Der Linienverkehr ist mit dem Abflug der Lufthansa bereits beendet.
Ein letztes Mal gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und heute ist auch noch Zeit für einen kleinen Plausch mit dem Personal, das nun auch seinen liebgewonnenen Arbeitsplatz für immer verlassen muss.
Nun dauert es nicht mehr lang bis zum Boarding. Fast zeitgleich werden die zwei letzten Flüge aufgerufen. Das Video soll ein bisschen von der Stimmung wiedergeben, es wurde geweint, gelacht und geklatscht. Tegel4ever, das war das Motto des Abends.
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Dann ist es auch für mich Zeit, noch ein letzter Blick ins Terminal, dann passiere ich die Bordkartenkontrolle. Irgendwo läuft Rocket Man von Elton John und mir läuft eine Träne die Wange hinunter. Achtundzwanzig Jahre Reisen nach nah und fern, zu Zielen in Deutschland und aller Welt, immer von diesem kleinen Flughafen mitten in Berlin sind nun endgültig Geschichte. Mit diesem Flug endet ein Zeitalter und ein neues bricht an.
Und so gehe ich los, auf zum Flugzeug, das wieder auf dem Vorfeld steht.
Gleich nebenan steht noch einmal der Airbus von SundAir, die letzte Maschine in den Farben von Air Berlin, von der wir uns hier in Tegel vor drei Jahren verabschieden mussten. Auch sie fliegt heute noch zum BER und wird nach diesem Flug umlackiert werden.
Kurz bevor ich einsteigen will, ändert sich plötzlich die Farbgebung des Terminals. Die Air France ist gerade gelandet. Sie wird als einzige Maschine hier ein letztes Mal übernachten und am 8. November als Sonderflug nach Paris starten. Air France hat den Flugbetrieb vor sechzig Jahren gestartet und beendet ihn so auch, Tegel befand sich einst im französischen Sektor.
Bevor ich einsteige, gibt es noch ein letztes Erinnerungsfoto.
Irgendwie fällt schwer sich aufzuraffen und die Treppe nach oben zu gehen und das, obwohl ich das Fliegen liebe und sonst immer frohen Mutes einsteige. Aber heute hat es etwas Endgültiges.
Noch einmal leuchtet Terminal A in voller Pracht, als wenn er mir sagen will, ich soll nicht traurig sein. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen und nun bricht eine neue Ära an, für uns beide.
An Bord gibt es dann zuerst die üblichen Anweisungen, aber als alle auf ihren Plätzen sitzen, ist es doch nicht wie sonst. Unser Kapitän, der selbst dreizehn Jahre diesen Flughafen seine Heimat nannte, kommt aus dem Cockpit und spricht zu uns.
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Also dann, schreiben wir Geschichte. Die SundAir ist bereits gestartet und nun folgen wir, der letzte Flug am letzten offiziellen Betriebstag des Flughafens Berlin Tegel – EW5239. Bevor wir jedoch abheben, bekommen auch wir eine letzte Dusche von der Flughafenfeuerwehr. Gleichzeitig verabschieden uns Dutzende Mitarbeiter auf dem Vorfeld, sie tanzen, winken, Lampen leuchten auf und Hupen sind zu hören. Dann drehen wir unsere Ehrenrunde um den Terminal.
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Im Flugzeug hingegen ist es mucksmäuschenstill. Irgendwie hängt jeder seinen Gedanken nach bis die Triebwerke zum Start aufheulen.
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Einen Rundflug über Berlin gibt es diesmal nicht mehr. Es ist einfach schon zu spät und der Lärmschutz würde das nicht mehr genehmigen. Außerdem müssen wir uns beeilen, um zurück zum BER zu kommen, denn der hat auch ein Nachtflugverbot seitdem es nicht mehr der Flughafen Schönefeld ist. Mag das verstehen, wer will, aber so ist es.
So fliegen wir nach dem Start nach Osten in einem Bogen zurück nach Westen und tatsächlich noch ein letztes Mal an meinem Heimatort vorbei. Dann geht es in Richtung Süden und über Potsdam wieder nach Westen zum BER.
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Ganze sechzehn Minuten nach dem Start landen wir bereits wieder auf dem neuen Flughafen Berlin-Brandenburg und sind wenige Minuten später zurück am Gate.
Bevor wir aussteigen spricht heute unser Kapitän noch ein letztes Mal zu uns.
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Jawohl, wir haben heute Geschichte geschrieben, jeder einzelne von uns. Diesen Tag wird wohl keiner von uns je vergessen. Und mit dieser, meiner ersten Landung am BER beginnt auch für mich ein neues Zeitalter. Künftig werde ich von hier in die Welt starten und nach und nach den Flughafen bis in den letzten Winkel erkunden.
Heute bleibt dafür aber keine Zeit, denn es ist bereits kurz vor Mitternacht, als wir Reihe für Reihe die Maschine verlassen. Corona ist eben auch hier allgegenwärtig.
Bevor ich gehe, werfe ich aber noch einen kurzen Blick ins Cockpit und lasse mir eine Karte, die wir vor dem Flug als Erinnerung bekommen haben, von der Cockpit Crew signieren. Danke an Eurowings und die Crew, dass sie diesen besonderen Abend mit uns verbracht haben.
Zurück im Terminal bin ich eine der letzten aus der Maschine. Dementsprechend leer ist es schon, denn heute werden hier nach uns die Schotten dicht gemacht. Morgen aber wird dann zum ersten Mal Vollbetrieb herrschen, zumindest so weit man das momentan unter Coronabedingungen behaupten kann.
Der Weg aus dem Terminal ist dann aber noch einmal ziemlich lang und lässt mich Tegel sogleich schmerzlich vermissen. Zuerst muss ich durch diese Schleuse …
… dann einen Gang entlang und über eine Rolltreppe eine Etage tiefer …
… und zuletzt durch eine weitere Schleuse, bevor ich endlich in der Gepäckausgabe lande.
Schließlich erreiche ich dann den Ausgang in den öffentlichen Bereich des Terminals, von wo ich zum Parkhaus und meinem Auto gehe.
Fazit: Diesen 7. November 2020 werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen. Es war ein besonderer Tag, aber ob man es glaubt oder nicht, es war nicht das erste Mal, dass ich mich von einem Flughafen verabschiedet habe. Das war damals 2008, als der Flughafen Tempelhof geschlossen wurde. Doch dieser Abschied hier war doch emotionaler, da ich von Tempelhof nur ganze zweimal geflogen bin, von Tegel dagegen unzählige Male in den letzten 28 Jahren. Mach et jut, mein Lieblingsflughafen. Du musstest nicht perfekt sein, um geliebt zu werden. Aber nun ist es Zeit weiterzuziehen – vergessen werde ich dich aber nie.
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