Finnair Business Class A350 (Air Lounge): London-Helsinki
Im Jahr 2022 hat Finnair eine neue Business Class vorgestellt, die mit ganz anderen Sitzen ausgestattet ist, als alle Flugzeuge anderer Airlines. Der Sitz verfügt über kaum Elektronik, lässt sich nicht neigen, verfügt aber trotzdem über ein Bett. Viel wurde schon über den Sitz geschrieben und die Meinungen gehen weit auseinander. Einen eigenen Eindruck konnte ich mir bisher jedoch nicht machen. Auf einem Flug zwischen London und Helsinki hat sich das nun geändert und ich konnte den Sitz schließlich zum ersten Mal selbst testen.
Die Finnair-Flüge starten in London-Heathrow immer im Terminal 3 und einige Frequenzen werden mit Langstreckenflugzeugen vom Typ A350 und A330 durchgeführt. Dazu besteht die Möglichkeit, einige der besten Airline-Lounges zu besuchen. Für mich geht es vor diesem Flug in die Cathay Pacific First Lounge, wo ich ein sehr leckeres frühes Abendessen serviert bekomme.
Rund eine dreiviertel Stunde vor der Abflugzeit mache ich mich auf den Weg zu meinem Gate. Im Terminal 3 können die Wege recht lang sein und bis zu Gate 32 bin ich doch rund zehn Minuten unterwegs.
Nach der Bordkartenkontrolle muss ich noch einen Moment im Warteraum warten, bis der tatsächliche Einstieg beginnt.
Finnair 1338
London-Heathrow (LHR) – Helsinki (HEL)
Abflug: 18:10 Uhr
Ankunft: 23:00 Uhr (+2 Std.)
Dauer: 2:50 Stunden
Flugzeug: Airbus 350
Sitz: 8L (Business Class)
Eingestiegen wird durch die zweite Tür, von der ich in die vordere Kabine nach links abbiege, wo sich die Business Class Kabine befindet. Hier kann ich zum ersten Mal einen Blick in die neue Kabine werfen. Interessanterweise ist dieser A350 genau jene Maschine, mit der ich im Januar 2023 als Eurowings Wet Lease nach Orlando geflogen bin, damals noch mit der alten Bestuhlung.
Die Kabine sieht immer noch recht farblos aus, zumindest von hinten dominiert die Farbe Grau. Aufgelockert wird das Design nur durch die dunkelblauen Ränder der Sitzlehnen.
Die Sitze bei Finnair sind speziell und es gibt sie bei keiner anderen Airline. Die sogenannte Air Lounge ist ein Business Class Sitz, der sich nicht verstellen lässt und trotzdem ein Bett bieten soll. Schon lange wollte ich mir diesen speziellen Sitz einmal anschauen und nun hatte ich endlich die Möglichkeit, wenn auch nicht auf einem Langstreckenflug, sondern nur auf der Strecke zwischen London und Helsinki.
Die Sitze sind ganz klassisch in einer 1–2‑1 Anordnung verbaut, wobei es die beiden Mittelsitze über eine Trennwand verfügen, die nach Bedarf auch abgesenkt werden kann.
Mein Sitz hat die Nummer 8L und befindet sich in der letzten Reihe der vorderen Kabine am Fenster auf der rechten Seite.
Auch für diesen relativ kurzen Flug liegen am Sitz zwei Kissen bereit. Diese gehören zum Konzept dazu, denn so soll man sich eine bequeme Sitzposition schaffen können.
Ansonsten ist der Sitz recht clever ausgestattet. Es gibt eine Leselampe und darunter ein Fach, dessen Tür im geschlossenen Zustand mit der Sitzfläche verschmilzt.
In dem Fach befinden sich eine Fernbedienung für den Monitor sowie eine Anschlussdose für die Kopfhörer und dazu eine USB‑A und eine USB‑C Dose zum Laden von Geräten.
Die Fernbedienung ist für mein Empfinden allerdings etwas altmodisch. Viele andere Sitze haben darin inzwischen einen zweiten Monitor verbaut, auf dem man zum Beispiel die Route verfolgen kann oder den Monitor über einen zusätzlichen Touchscreen bedienen. Hier fühle ich mich eher um zehn Jahre zurückversetzt und kann nicht ganz nachvollziehen, wieso man solche eine Fernbedienung an einem nagelneuen Sitz verbaut.
Auf der Ablagefläche neben dem Sitz gibt es dann wieder neueste Hightech, denn hier kann man sein Smartphone kabellos aufladen.
Da der Sitz nur sehr weniger Möglichkeiten zum Verstellen hat, gibt es auch nur wenige Schalter. Am Sitz kann nur ein kleiner Teil der Sitzfläche verstellt werden, aber dazu später mehr. Ansonsten gibt es Schalter für das Licht und einen für die „Bitte nicht stören”-Einstellung.
Auf Knopfdruck kommt auch der Tisch unter der Armlehne hervor. Es benötigt jedoch etwas Kraft, den Tisch komplett herauszuziehen.
Sonderlich groß ist der Tisch auch in ausgeklapptem Zustand nicht und ich empfinde ihn auch als etwas wackelig.
Die Füße gehen im Liegezustand unter die Armlehne im Sitz davor. Das Fußfach ist ausreichend und die Anordnung etwas gewöhnungsbedürftig, denn man liegt etwas schräg im Sitz.
Zum Sitz gehört auch ein angenehm großer Monitor mit guter Auflösung.
An der Decke über dem Sitz gibt es lediglich Lampen, individuelle Luftdüsen sind in den Finnair Flugzeugen nicht verbaut.
Was mir nach wie vor nicht gefällt, dass auf die Gepäckfächer in der Mitte verzichtet wurde. Das gibt zwar ein besseres Raumgefühl in der Kabine, führt aber dazu, dass alle Passagiere ihr Gepäck in die seitlichen Fächer packen müssen. Das führt nicht nur dazu, dass die Fächer sehr voll sind, wenn die Kabine gut gebucht ist, sondern auch dazu, dass über den Fensterplätzen mehr Unruhe herrscht, da mehr Leute während des Fluges an die Fächer müssen.
Sehr gut ist dagegen die Privatsphäre der Sitze. Aus der sitzenden Position kann ich keine anderen Passagiere sehen. Ich bin allerdings inzwischen schon ein Fan von Türen, die ich hier etwas vermisse.
Ein schönes Feature finde ich die schon erwähnte „Bitte nicht stören”-Einstellung. Drückt man die Taste, leuchtet die Sitznummer rot.
Wirklich viel Stauraum gibt es nicht am Sitz. Lediglich ein kleines Fach mit Deckel gibt es neben der Sitzfläche.
Etwas unglücklich positioniert finde ich auch die Steckdose. Diese befindet sich im Fußraum des Sitzes und macht ein Erreichen der Steckdose in der Liegeposition ziemlich unmöglich.
Kommen wir zur Liegeposition. Während die meisten Business Class Sitze heutzutage elektronisch in die Liegeposition gebracht werden, ist das hier nicht der Fall. Im ersten Schritt muss ich ein kleines Sitzteil manuell nach oben klappen.
Im zweiten Schritt wird ein weiteres Teil elektronisch nach oben geklappt. Wieso ein Teil manuell bewegt und das andere elektronisch bewegt werden kann, erschließt sich mir auch nicht so ganz.
Seitlich neben dem Sitz gibt es ein drittes, fest installiertes Sitzteil, aus dem ein weiterer Gurt kommt, denn ansonsten könnte man sich in der Liegeposition nicht anschnallen, da die Sitzlehne ja nicht verstellt werden kann.
So entsteht also eine gerade Fläche und man kann sich hinlegen. Was mir allerdings gar nicht gefällt, legt man sich hin, landet der Kopf dort, wo sich vorher der Hintern befunden hat. Und das natürlich auch von den Passagieren, die vorher hier gesessen haben. Außerdem finde ich die Liegefläche auch etwas hart und für meinen Geschmack zu gerade, da man den Sitz ja nicht anwinkeln kann.
Auf diesem kurzen Flug steht am Sitz eine kleine Flasche Wasser bereit und es werden In-Ear-Kopfhörer verteilt. Auf der Langstrecke gibt es natürlich andere Kopfhörer.
Während die letzten Vorbereitungen zum Start laufen, schaue ich mir das Entertainmentsystem etwas genauer an. Natürlich gibt es eine Kartenfunktion, auf der man auch den Flug verfolgen kann.
Dazu verfügen die Airbus 350 von Finnair zwei Kameras, über die man den Flug schön verfolgen kann, oder in meinem Fall auch schon die Vorbereitungen zum Abflug.
Zum Angebot von Finnair gehört auch eine gute Auswahl an Filmen und Serien, von denen viele auf Deutsch verfügbar sind.
An Bord ist auch Internet verfügbar, das ist allerdings kostenpflichtig. Nur bei der Buchung des Classic Tarifs oder aufwärts bekommt man ein begrenztes Kontingent kostenlos. Den ganzen Flug kostenfrei surfen geht nur mit einem Finnair Plus Platinum oder Lumo Status.
Von London los geht es an diesem Abend erst mit einiger Verspätung. Rund eine Stunde später als geplant heben wir vom Flughafen Heathrow ab.
Rund zehn Minuten nach dem Start werden die Anschnallzeichen ausgeschaltet und warme Tücher verteilt.
Auf Langstreckenflügen gibt es die Informationen zum Service ebenfalls auf dem Monitor, auf der Kurzstrecke sind hier allerdings keine Informationen verfügbar.
Kurze Zeit später gibt es eine erste Getränkerunde. Ich entscheide mich für den Blaubeersaft und bekomme dazu ein paar Brezeln.
Wir sind bereits über der Nordsee, als an Bord das Essen serviert wird.
Wie bei Finnair auf der Kurz- und Mittelstrecke üblich, gibt es in der Business Class keine Auswahl beim Essen. Alle bekommen das gleiche Essen, wer etwas anderes möchte, muss das vorbestellen.
Was es genau zu essen gibt, erfährt man leider auch nicht, denn es gibt kein Menü und ja auch keine Information auf dem Monitor. Die Crew erwähnt nur ein Gulasch mit Kartoffelbrei, wobei es sich um den Hauptgang handelt.
Der weitere Flug verläuft ereignislos. Allerdings kann ich mich nicht so richtig mit dem Sitz anfreunden und für längere Zeit eine bequeme Position finden.
Vor der Landung werden noch Informationen zum Ankunftsgate und für die Anschlussflüge auf dem Monitor angezeigt.
Die Landung an diesem Abend in helsinki ist dann allrdings etwas ruppig, denn hier herrscht gerade ein Schneesturm. Die Maschine wird im Sinkflug mehrmal kräftig durchgeschüttelt und aufgrund des Schneefalls ist kaum etwas am Boden zu sehen.
Selbst nach der Landung wird die Fahrt zum Terminal noch durch den Schneefall und die Schneeverwehungen behindert. Nur die Positionslichter zeigen noch die Rollwege an, ansonsten ist alles weiß. Die Räumfahrzeuge kommen kaum hinterher, hier den Schnee zu entfernen.
Die Finnair Piloten sind solches Wetter aber gewohnt und manövrieren den Airbus 350 souverän zum Terminal. Dort wird die Maschine an diesem Abend übrigens nicht lange bleiben, denn als ich aussteige, warten am Gate schon die Passagiere für den Flug nach Hongkong.
Fazit: Dieses Fazit ist natürlich ganz individuell, aber mich persönlich hat der neue Finnair Sitz nicht überzeugt. Irgendwie hat mich das an Lufthansa und Allegris erinnert, man wollte unbedingt etwas ganz anderes machen und ist dabei über das Ziel hinausgeschossen. Ich kann verstehen, wo Finnair hier hin möchte, denn ein Sitz fast ohne Elektronik wiegt natürlich weniger und weniger Gewicht bedeutet weniger Kerosinverbrauch. Dazu wird der Sitz ohne komplizierte Elektronik wohl auch günstiger sein.
Aber egal, warum man sich dafür entschieden hat, verkauft wird die Air Lounge dem Passagier als ein Sitz, auf dem man lümmeln kann wie auf der Couch zu Hause. Das ist so weit auch korrekt, nur sitze ich normalerweise nicht zehn Stunden und mehr auf meiner Couch. Mal abgesehen davon, dass mein Sofa um einiges weicher ist als dieser Sitz. So haben mir auch die zwei Kissen nicht geholfen, eine wirklich bequeme Sitzposition zu finden. Nach einer Weile wusste ich kaum noch, wie ich sitzen sollte und dieser Flug dauerte nur drei Stunden. Ich werde den Sitz sicherlich irgendwann nochmal auf der Langstrecke testen, aber auf diesem Flug hat er mich nicht überzeugt. Ja, es gibt recht viel Platz, aber was nutzt mir der, wenn ich keine angenehme Sitzposition für längere Zeit finden kann?
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