Eurowings Discover Business Class A320: Frankfurt-Gran Canaria
Eurowings Discover ist der neue Ferienflieger, den die Lufthansa ins Rennen um die Gunst der Urlauber schickt. Die Airline soll vor allem Urlaubsziele in Europa und dem karibischen Raum ansteuern und dabei sowohl preisbewusste Kunden als auch Business Class Passagiere ansprechen. Ich habe Eurowings Discover auf einem Flug nach Gran Canaria genutzt und diesen Flug als Lufthansa Code Share gebucht.
Los gehen soll es heute für mich in Frankfurt. Nach einem Zubringerflug aus Berlin bleibt keine Zeit mehr für einen Loungebesuch, denn schon in rund 45 Minuten soll es weitergehen nach Gran Canaria. Das Gate für den Flug nach Las Palmas befindet sich auch in unmittelbarer Nähe, doch was hier nicht zu sehen ist, ist ein Flugzeug. Als ich gebucht hatte, sollte es noch mit einem Airbus 330 auf die Kanaren gehen, doch der wurde zwischenzeitlich zugunsten eines Airbus 320 getauscht. Schon die erste Enttäuschung, aber nicht weiter verwunderlich, wird die Mittelstrecke doch normalerweise immer von Maschinen dieses Typs bedient.
Pünktlich startet das Boarding, von einem Flugzeug ist aber immer noch nichts zu sehen. Dafür warten am Ende der Fluggastbrücke eine Treppe und ein Bus auf die Passagiere. Und der wird, wie in Deutschland üblich, komplett vollgestopft. Da ist es egal, ob man Business Class fliegt oder Basic Economy, im Bus sind alle gleich und bekommen erstmal eine Flughafenrundfahrt, denn die Maschine parkt vor den C‑Gates des Flughafens.
Hier heißt es Aussteigen und Anstehen, denn wer wie ich Priority Boarding genossen hat, stand eher hinten im Bus und für einen bevorzugten Einstieg sorgt an der Außenposition keiner.
Eurowings Discover 302
Frankfurt (FRA) – Gran Canaria (LPA)
Abflug: 10:00 Uhr
Ankunft: 13:40 Uhr (-1 Std.)
Dauer: 4:40 Stunden
Flugzeug: Airbus 320
Sitz: 4F (Business)
Ich lasse den anderen Passagieren den Vortritt, denn schnell an Bord sein muss ich nun wirklich nicht. Da genieße ich lieber noch ein paar Minuten die frische Luft ohne Maske. Mein Platz ist mir ja sicher und das Gepäck werde ich in der Business Class auch unterbringen.
Als eine der Letzten gehe ich schließlich an Bord und werfe kurz noch einen Blick auf die neue Lackierung des Airbus 320, der, wie viele andere Maschinen der neuen Airline, vorher für die Lufthansa unterwegs war.
An Bord das gewohnte Bild, Economysitze mit extra schmaler Rückenlehne und ein freier Mittelplatz. Das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt, denn im Airbus 330 gibt es immerhin eine Langstreckenbestuhlung. Nun gut, so kann ich zumindest gleich mal das Produkt testen, wie es in Zukunft auf dieser Strecke unterwegs sein wird.
Zuerst macht die Airline noch einen recht guten Eindruck, die Crew ist jung und hoch motiviert, zuweilen aber noch ein wenig unerfahren. Man merkt ihnen an, dass viele erst auf wenigen Flügen unterwegs waren.
Noch am Boden wird in der Business Class ein Getränk gereicht. Eine Auswahl gibt es allerdings nicht, lediglich einen Saft im Plastikglas, was mich ein wenig an die Premium Economy von Lufthansa erinnert.
So weit, so gut. Als alle an Bord sind, werden die Sicherheitsvorkehrungen vorgeführt und dann geht es auch schon zur Startbahn, vorbei an den B‑Gates, an denen einige wenige ausländische Airlines zu sehen sind. Das Niveau wie vor Corona ist noch lange nicht wieder erreicht.
Nach dem Start blättere ich ein wenig in der Speisekarte der Onboard Bar, nicht ahnend, dass das hier nicht nur das Menü für die Economy Class ist.
Auf dem Papier sehen die Gerichte auch ganz ansprechend aus, aber Foto und Wirklichkeit können sich ja bekanntlich auch unterscheiden.
Erst einmal gibt es aber eine Getränkerunde und bei Eurowings Discover genauso nervig wie beim Mutterkonzern, es gibt nur noch Coke Zero, da man bei Lufthansa ja durchgehend der Meinung ist, Coke Zero und Coke light wären dasselbe Getränk, wie mir auf Nachfrage bereits mitgeteilt wurde. Zumindest Eis wird proaktiv angeboten, was ich der Crew hoch anrechne, denn das ist bei weitem nicht immer der Fall.
Anschließend werden die Essensbestellungen aufgenommen. Zuerst bin ich etwas verwirrt, als mich die Flugbegleiterin nach meinem Wunsch fragt, denn niemand hat bisher erklärt, was es überhaupt zu essen gibt. Etwas irritiert verweist mich die Dame auf das Onboard Menü, als wenn ich wissen müsste, dass ich daraus wählen kann. Aber nicht etwa alles und nach Belieben, wie einst ein der Eurowings Best, nein genau ein warmes Gericht darf es sein. Okay, das ist jetzt schon etwas ungewöhnlich in der Business Class, aber gut, schauen wir mal.
Was ich jedoch dann serviert bekomme, macht mich absolut sprachlos. Das habe ich in einer Business Class wirklich noch nie erlebt, dass mir ein Tablett mit einer Aluschale vorgesetzt wird.
Und um dem noch eines draufzusetzen, wird dazu Holzbesteck gereicht. Auf meine Nachfrage, ob es kein richtiges Besteck gäbe, wird das vom Purser schnippisch verneint. Das hier wäre doch schließlich nachhaltig. Ah ja.
Auch nach dem Abnehmen des Deckels wird es nicht viel besser. Ich will jetzt nicht sagen, dass das Essen schlecht war, da habe ich schon viel Schlimmeres in der Economy gegessen, aber in einer Business Class ist das irgendwie nicht angemessen, besonders wenn ich an Mahlzeiten denke, die ich zum Beispiel auf innereuropäischen Flügen bei British Airways bekommen habe. Ich bin absolut sprachlos und muss gestehen, auch der Crew ist der Unmut der Passagiere, denn ich bin längst nicht allein, etwas peinlich.
Der Purser verspricht dann wenigstens noch ein Dessert, denn das Tablett war ja auch seltsam leer, so ganz ohne Vorspeise, Brötchen oder irgendeiner Beilage. Das Dessert dürfen wir jedoch nicht aus der Karte aussuchen, das werde uns so serviert werden. Ich bin gespannt.
Und falle wenig später fast vom Glauben ab, als ich den einsamen warmen Mini-Cookie sehe, der nicht einmal auf einem Teller, sondern in der Serviette kommt. Wo ist denn hier die versteckte Kamera? Ist das wirklich deren Ernst?
Nach dem Essen genieße ich erst einmal die vorbeiziehende Landschaft, denn die Aussicht ist heute wirklich fantastisch.
Zuerst überqueren wir Spanien, doch das Highlight für mich ist die Bucht von Lissabon, die ich ganz deutlich aus der Luft erkennen kann.
Entertainment an Bord gibt es nur als Streaming auf das private Gerät. Gut, das allein ist nichts Neues und inzwischen bei vielen Airlines Standard, aber das System selbst erscheint mir irgendwie nicht ganz ausgereift. Selbst vor Jahren hatte Eurowings da schon besseres am Start. Nicht mal das Routing kann man hier verfolgen, allerdings steht zumindest eine kleine Auswahl an Filmen und Zeitschriften bereit.
Wer allerdings nicht mit einer guten Power Bank ausgerüstet ist, schaut da auch ziemlich schnell wieder in die Röhre, denn Steckdosen sucht man an Bord vergebens.
Die Crew ist dann leider auf dem Rest des Fluges auch kaum noch zu sehen. Es werden weder proaktiv Getränke angeboten, noch kümmert man sich irgendwie um die Passagiere. Dabei ist das hier ein mehr als vierstündiger Flug, wo man doch wenigstens etwas mehr zu Trinken erwarten könnte. Stattdessen gibts vor der Landung noch einen Keks, das war es.
Der Landeanflug auf Gran Canaria ist nochmal richtig schön. Zuerst kann ich in der Ferne den Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa erkennen.
Kurze Zeit später rückt auch Gran Canaria in mein Blickfeld.
Sogar den Flughafen überfliegen wir schon einmal, bevor der Airbus zur Landung ansetzt.
Pünktlich setzt der Airbus 320 schließlich auf dem Flughafen von Las Palmas auf und dieser Flug geht zu Ende.
Im Gegensatz zu so manch anderer Maschine bekommen wir hier eine Fluggastbrücke, sodass das Aussteigen zügig vorangeht.
Auf dem Weg zum Gepäckband kann ich durch die Fenster noch einige andere Maschinen sehen, wie diesen Airbus der Sundair, der heute aus Berlin hierhergeflogen ist. Ja, ich hätte auch nonstop fliegen können, dann aber ohne Meilengutschrift und die ist auf die Kanaren schon recht ordentlich, zumindest wenn man Statusmeilen benötigt.
Eine weitere Maschine, die ich mir kurz anschaue, ist diese Boeing 757 der Condor. Einst waren die Maschinen das Rückgrat vieler amerikanischer Airlines, doch die meisten haben sie längst ausgemustert. In Europa sieht man den Flugzeugtyp eher selten und ich bin auch gespannt, wie lange er sich noch bei Condor halten wird.
Fazit: Wer innerhalb Europas Business Class fliegt, darf ja schon lange nicht mehr allzu viel erwarten. Economy Bestuhlung mit freiem Mittelplatz sind zu Standard geworden, alles Andere die Ausnahme. Doch was Eurowings Discover hier abliefert, ist nochmal näher an der Economy als an einer Business Class. Wie eklatant der Unterschied ist, sieht man erst, wenn man mit der Konzernmutter Lufthansa auf der Mittelstrecke unterwegs ist, wie ich auf meinem Rückflug von Gran Canaria.
Besonders schlimm finde ich aber, dass die Lufthansa diese Flüge als Codeshare auf der eigenen Homepage verkauft, teilweise zu Preisen, bei denen man doch wenigstens ein stimmiges Softprodukt erwarten kann. Auf meinem Rückflug konnte ich übrigens auch erleben, wie peinlich den Lufthanseaten selbst diese Vorstellung war, als ich mit der Crew ins Gespräch kam und schließlich meine Bilder zeigte. Schockiert waren sie, dass so etwas unter der Lufthansa Group möglich ist. Inzwischen scheint das ja auch die Konzernführung eingesehen zu haben und arbeitet zumindest an Verbesserungen, wie auch immer die am Ende aussehen werden.
Für mich jedenfalls steht fest, dass ich um diese Eurowings Discover zumindest auf längeren Flügen einen Bogen machen werde. Da gibt es doch selbst auf dem europäischen Markt weitaus bessere Alternativen, sogar innerhalb der Lufthansa Group.
Hinweis: Die Lufthansa hat angekündigt, das Catering bei Eurowings Discover in der Business Class ab Mitte Februar 2022 aufzuwerten und zumindest auf Aluschalen und Holzbesteck auch auf der Kurz- und Mittelstrecke zu verzichten.
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