Dom zu Speyer, Rheinland-Pfalz
Majestätisch ragt er in den düsteren Novemberhimmel, der Dom zu Speyer, die größte romanische Kirche der Welt. Seit seinem Bau von 1030 bis 1061 ist er der Sitz des Bischofs von Speyer und verkörpert die Ideen des mittelalterlichen Kaisertums. Noch heute thront er über allen Häusern der Stadt, welch gewaltige Wirkung muss dieses Bauwerk erst auf die Menschen im Mittelalter gehabt haben?
Ich will den Dom selbst besuchen und mir ein Bild machen. Der Dom zu Speyer wird neben dem Mainzer Dom und dem Wormser Dom zu den drei Kaiserdomen gezählt. Allesamt gewaltige Bauwerke aus einer Zeit, in der die meisten Menschen in armseligen Hütten lebten und gerade genug zum Überleben hatten.
Ich beginne meinen Rundgang am Hauptportal. Dieses hat drei Tore, ganz genauso wie das himmlische Jerusalem, dessen Abbild der Dom sein soll. Über dem Hauptportal befinden sich fünf Figuren, (v.l.) der Erzmärtyrer Stephanus als ein Patron des Doms, der Erzengel Michael als Patron Deutschlands, die Gottesmutter Maria als Hauptpatronin dieser Kirche, Johannes der Täufer, weil der Dom die erste Taufkirche der Diözese ist, sowie Bernhard von Clairvaux als der berühmteste Besucher des Doms im Mittelalter. Über ihnen befindet sich eine kreisförmige Fensterrose als Symbol des Göttlichen und in deren Zentrum ist ein Abbild von Jesus Christus zu sehen. Gerahmt wird die Rose wiederum vom Viereck des Irdischen in dessen Ecken man die Wahrzeichen der vier Evangelisten (Adler, Mensch, Löwe, Stier) sieht.
Wenn man nun durch das Portal schreitet, befindet man sich in der Vorhalle. Der Eingang ist ganz bewusst nach Westen ausgerichtet, dorthin, wo die Sonne untergeht und das Böse sowie die Finsternis beheimatet sind. Man durchschreitet den Dom also von Westen nach Osten und lässt dabei alles Dunkle und Böse hinter sich, um zu Christus, dem Licht, zu gelangen. So hat alles im Dom seine Bedeutung, jede Nische, jeder Rundbogen und eben sogar die Himmelsrichtung, nach der das Gebäude ausgerichtet ist.
Auch ich nehme diesen Weg durch den, für einen so riesigen Dom, doch recht kleinen Haupteingang und stehe kurze Zeit später im gewaltigen Mittelschiff. Im Gegensatz zu den Domen in Mainz und Worms hat dieser Dom nur einen Chor und führt den Besucher somit nur nach vorne zum Licht.
Beim Gang durch das Kirchenschiff kommt man an zwölf gewaltigen Rundbögen vorbei, denn der Dom ist auf das Fundament der zwölf Apostel gegründet. Schaut man hingegen nach oben, sieht man sechs große Gewölbe, die im Mittelalter den Himmel symbolisierten und gleichzeitig für die sechs Tage der Schöpfung stehen.
Ich folge dem Weg durch den gewaltigen Dom in Richtung Altar und erreiche schließlich die Vierung. Würde man den Dom zu Speyer aus der Luft anschauen, würde man sehen, dass er in Form eines Kreuzes gebaut ist, dem Zeichen der Auferstehung. Der Kuppel ist achteckig gebaut. Acht erhält man, wenn man 7 + 1 rechnet und die Zahl acht spielt auf den Sonntag an, den Ruhetag der Christen. Er ist der Tag der Auferstehung, der erste Tag der Woche und gleichzeitig der achte Tag.
Der Chor und die Apsis bilden schließlich den Abschluss des Doms. Er symbolisiert Christus, das Haupt der Kirche. Am Morgen strahlt das Licht der Sonne durch die Fenster und erleuchtet die Kirche. Aber nicht nur das. Es gibt sieben Rundbögen, die die sieben Tage der Woche symbolisieren.
Zum Dom zu Speyer gehört auch eine Krypta und während der Besuch der Kirche selbst kostenlos ist, wird hier Eintritt verlangt. Die Krypta ist der älteste Teil des Doms, sozusagen das Fundament, auf dem der gewaltige Bau ruht. Sie wurde bereits 1039 vollendet und 1041 geweiht. Die Krypta besteht aus 42 Kreuzgewölben und wird von 20 Freisäulen sowie 36 Halb- und 14 Viertelsäulen getragen.
Hier an diesem Ort, dem Ostarm der Krypta, wurde 1030 mit dem Dombau begonnen. Insgesamt wurde eine Unterkirche mit sieben Altären geschaffen.
In der Krypta befinden sich die Gräber der Kaiser und Kaiserinnen aus dem Geschlecht der Salier, sowie Königinnen der Habsburger, Staufer und Nassauer. Der Dom war von Anfang an als Grabstätte für die Herrscher gedacht und das nicht etwa aus frommer Gesinnung. Er war Ausdruck der festen Überzeugung, dass die Kaiser im Namen und Auftrag von Jesu Christi ihr Amt ausübten.
Das zeigt sich auch bei der Krönung Konrads II. zum deutschen König im Jahr 1024, als der Erzbischof sagte: „Du bist der Stellvertreter Christi auf Erden.” Am Eingang zur eigentlichen Grabstätte sieht man dann die Grabplatte von Rudolf I. (+1292), die schon zu seinen Lebzeiten geschaffen wurde und ihn als alten Mann zeigt, was für die damalige Zeit sehr untypisch war.
Ich gehe die rechte Treppe hinauf und komme zuerst am Grab von Kaiser Heinrich V. vorbei. Er stieß einst seinen Vater vom Thron und verstarb am 23.05.1125. Mit ihm endete die Herrschaft der Salier.
Oben angekommen blickt man zuerst auf eine Reihe Gräber, die in einer Wand liegen. Hier sind die Bischöfe aus dem 11.–13. Jahrhundert bestattet, unter ihnen Konrad III. von Scharfenberg, der am 24.03.1224 verstarb und Augenzeuge am Mord an Philipp von Schwaben war.
Den Gräbern gegenüber und in der Mitte des Raumes liegen die Kaisergräber. In der ersten Reihe ruhen (v.r.n.l.) König Philipp von Schwaben (+21.06.1208), Sohn des Staufenkaisers Friedrich I. (Barbarossa), Kaiserin Beatrix (+15.11.1184), die Frau von Kaiser Barbarossa und ihre kleine Tochter Agnes (+08.10.1184). Das nächste Grab wurde wahrscheinlich für Barbarossa selbst freigehalten, doch dieser ertrank 1190 auf einem seiner Kreuzzüge und ist nicht hier begraben.
Stattdessen liegt hier König Rudolf von Habsburg (+15.07.1291), der die Dynastie der Habsburger begründete. Das nächste Grab gehört König Albrecht von Österreich (+01.05.1308), einem Sohn von Rudolf, der von seinem Neffen ermordet wurde. Neben ihm liegt schließlich noch König Adolf von Nassau (+02.07.1298), der im Kampf gegen Albrecht von Österreich in der Schlacht auf dem Hasenbühl bei Göllheim/Pfalz gefallen ist.
In der Reihe dahinter befinden sich nochmals fünf Gräber. In der Mitte liegt das Grab von Kaiser Konrad II. (+04.06.1039), der erste Salierkaiser, der den Dombau in Auftrag gab. Er wurde noch auf der Baustelle beigesetzt, weswegen sein Sarg mit drei Eisenbändern gesichert ist. Rechts neben ihm liegt Kaiserin Gisela (+15.02.1043), die als schön und klug galt und eine wichtige Ratgeberin ihres Mannes, Kaiser Konrad II., war. Neben ihr wurde Kaiserin Bertha beigesetzt (+27.12.1087), die treu an der Seite ihres Mannes (Heinrich IV.) stand, obwohl sich dieser schon früh von ihr scheiden lassen wollte.
Links neben Konrad ist dann Heinrich III. beerdigt (+05.10.1056), der den Dom förderte und mit kostbaren Reliquien ausstattete. Seine Weihung erlebte aber auch er nicht mehr. Die erlebte erst Heinrich IV. im Jahr 1062 als er noch ein Kind war. Seine Gebeine liegen im Sarg ganz links (+07.08.1106). Er war es, der mit dem Papst stritt und als Erster nach Canossa ging. Und er war es auch, der den Dom gänzlich umbauen ließ und ihm seine heutige Gestalt gab.
Beim Herausgehen komme ich noch an den Kaiserreliefs vorbei. Zwei dieser Bildnisse gibt es, die alle hier bestattete Kaiser zeigen.
Wieder draußen gehe ich noch einmal um den Dom herum, um auch von hier seine unglaubliche Größe zu erfassen. Den Turm sowie den Kaisersaal kann ich leider nicht besuchen, da diese im Winterhalbjahr geschlossen sind.
Auf der Südseite des Doms gelange ich aber noch zur Darstellung des Ölberges. Er war der Mittelpunkt des einstigen Kreuzganges, den es schon lange nicht mehr gibt.
Schließlich endet meine Besichtigung des Kaiserdoms zu Speyer wieder dort, wo sie begonnen hat, auf dem Vorplatz von dem Westportal.
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