Charleston, South Carolina – Stadtrundgang
Charleston, South Carolina, die Perle der Südstaaten, habe ich schon mehrmals besucht. Am schönsten lässt sich die historische Innenstadt zu Fuß erkunden. Kleine Gassen, mit alten Häusern und ganz viel Flair, ziehen sich über die Halbinsel zwischen Ashley und Cooper River, die das Zentrum der Altstadt bildet. Auf einem kleinen Rundgang habe ich einige der schönsten Ecken von Charleston angeschaut.
Ich stelle das Auto an der South Battery ab. Hier ist das Parken überall kostenlos und auf einer Straßenseite sogar ohne Zeitbeschränkung. Toll, dass sich das in all den Jahren noch nicht geändert hat. Ich nehme mir vor, eine Runde durch die südliche Stadt zu laufen. Ich starte am White Point Garden, der hier das Ende der Halbinsel bildet, auf der die Altstadt von Charleston liegt und von wo man den Zusammenfluss von Ashley und Cooper River sehen kann. Hier steht auch ein weiteres Denkmal für General Moultrie.
Ich biege in die East Battery ein. Gleich an der Ecke steht eines der wunderschönen Altstadthäuser, das Louis DeSaussure House. Im Jahr 1859 wurde es gebaut und bereits 1865, während der Evakuierung der Stadt am Ende des Bürgerkrieges, stark beschädigt, als eine Kanone in der Nähe explodierte. Das Haus wurde renoviert, doch beim großen Erdbeben 1886 wieder beschädigt. Nach dem Erdbeben kaufte es Bernard O’Neill und ließ die Balkone sowie die Fensterverzierungen anbauen.
Das nächste Antebellum House an der East Battery ist das John Ravenel House. Im Jahr 1848 wurde es für die Familie Ravenel gebaut und zählte damals wie heute zu einem der besten und teuersten Grundstücke der Stadt. Heute ist das Haus ein Bed&Breakfast und steht gerade für $7.000.000 zum Verkauf.
Gleich daneben steht das 1838 errichtete Robert William Roper House, für mich immer noch eines der schönsten Häuser in Charleston. Da es gebaut wurde, bevor die zwei Häuser vor ihm errichtet wurden, war es einst das erste Haus, das Besucher sahen, wenn sie mit dem Schiff nach Charleston kamen, genauso wie von Roper geplant.
Die East und South Battery sind heute von einer Seawall umgeben, die das Gebiet vor eindringendem Wasser schützt, denn Charleston liegt in einem Gebiet, das auch von Hurrikans heimgesucht wird. Die zwei schlimmsten in letzter Zeit waren Hurrikan Joaquin in 2015, der weite Teile der Stadt unter Wasser setzte und der noch immer unvergessene Hurrikan Hugo, der die Stadt am 22. September 1989 als ein Category 4 Hurricane traf. An der Seawall gibt es noch heute eine Gedenkplatte für die Toten, die in der Stadt zu beklagen waren. Noch heute ist er der zerstörerischste Hurrikan, der South Carolina je traf.
Einige wenige Häuser im südlichsten Zipfel der Altstadt von Charleston sind aber auch erst nach dem Civil War erbaut worden. Sie grenzen sich besonders durch ihre, meist viktorianische, Bauweise ab. Dazu gehört das Charles Drayton House, das zwischen 1885 und 1886 gebaut wurde. Es gehörte Charles Henry Drayton, der mit fünf Jahren die Drayton Hall Plantation erbte, sie nach dem Bürgerkrieg erfolgreich in einen Bergbaubetrieb umbaute und so weiterhin ein Vermögen zur Verfügung hatte.
Eines der letzten Häuser, das einen unverbauten Blick auf den Cooper River hat, ist das Porcher-Simonds House. 1856 für Francis Porcher erbaut, wurde es 1890 umfassend von John Simonds renoviert und umgebaut. 1982 wurde es ein weiteres Mal renoviert und in drei Wohnungen aufgeteilt.
Nach ein paar hundert Metern geht die East Battery in die East Bay Street über. Die Häuser grenzen nun nicht mehr an den Cooper River, denn hier wurde Land aufgefüllt. Trotzdem sind sie weiterhin wunderschön anzusehen. An einigen Häusern kann man die typischen Merkmale der Erdbebenreparatur erkennen.
Es war der 31. August 1886 gegen 9:50pm als die Erde in Charleston zu beben begann. Ganze 7.0 auf der Richterskala werden später festgestellt werden. Es war eines der stärksten Erdbeben an der US-Ostküste. Viele Gebäude wurden zerstört, andere nur beschädigt. Und da die Bürger von Charleston nach dem Ende des Civil Wars nicht mehr so viel Geld zur Verfügung hatten, mussten sie ihre Häuser reparieren, anstatt abzureißen. Bei den meisten Häusern wurden sogenannte „Earthquake Bolts” in die Häuser eingefügt, um das Mauerwerk zu stabilisieren. Und die sieht man heute auch noch.
Ein Stück weiter erreiche ich die berühmte Rainbow Row. Die dreizehn georgianischen Häuser gehören zu den meistfotografierten in der ganzen Stadt. Nach dem Civil War verkam diese Gegend fast zu einem Slum, doch in den 1920er Jahren wurde die Gegend revitalisiert und in karibischen Pastelltönen gestrichen.
An der Broad Street biege ich links ab. Hier endet der reine Wohnbezirk des südlichen Charlestons und es mischen sich auch Geschäftshäuser unter die Bauten. Besonders an den Hauptstraßen sind die unteren Geschosse nun von Läden belegt.
Schließlich erreiche ich Four Corners of Law, so wird die Kreuzung von Broad und Meeting Street genannt. Hier stehen die zwischen 1752 und 1761 erbaute St. Michael’s Episcopal Chruch, die zwischen 1800 und 1804 erbaute City Hall, das 1792 errichtete Charleston Courthouse sowie das Post Office und Federal Courthouse aus dem Jahr 1896.
Ich biege in die Meeting Street ein, eine der wohl schönsten Straßen der ganzen Stadt und erreiche das Branford-Horry House. Das Haus ist einmalig in Charleston, denn es hatte ursprünglich keine Balkone. Die wurden erst 1830 angebaut und reichen über den Gehweg. Das gibt es sonst nirgendwo in der Stadt.
Gleich daneben steht die 1814 erbaute First Scots Presbyterian Church, die heute fünftälteste Kirche der Stadt. Inspiriert wurde der Bau von der Baltimore Basilica und als Symbol für seine schottischen Erbauer hat die Kirche Disteln in den Buntglasfenstern.
Noch einmal komme ich am 1808 erbauten Nathaniel Russell House vorbei, das heute ein Museum ist.
Ich komme nur langsam voran, während ich durch die Meeting Street laufe, denn jedes Haus ist hier ein Schmuckstück und wartet geradezu darauf, fotografiert zu werden.
Besonders schöne Exemplare sind auch das Josiah Smith House, das Calhoun Mansion, das John Edwards House und das George Robertson House. Das Calhoun Mansion ist das Einzige, das auch besichtigt werden kann. Es war als das größte Wohnhaus in Charleston bekannt und wurde als das Hazard’s Mansion aus Fackeln im Sturm weltbekannt.
Ich beende meinen Rundgang an der South Battery, wo ich auch gestartet bin.
Eines der schönsten Häuser hier ist das 1853 im italienischen Stil erbaute Colonel John Algernon Sydney Ashe House.
Nur wenige Grundstücke weiter steht das schöne John Ashe House, das von seinem Vater erbaut wurde. Das Haus wurde 2015 für unglaubliche 7,72 Millionen Dollar verkauft und wurde damit zum teuersten Wohnhaus in Charleston.
Eines der wenigen Häuser, in dem man auch übernachten kann, ist das Stevens-Lather House. Im Jahr 1843 erbaut, ist es heute ein Bed&Breakfast. Allerdings liegen die Zimmerpreise aller Häuser in dieser Gegend bei 250 Dollar und aufwärts pro Nacht.
Zum Schluss erreiche ich noch einmal mein absolutes Lieblingshaus. Viele Jahre war es in einem etwas heruntergekommenen Zustand. Eigentlich kannte ich es nie anders. Doch die Überraschung war groß für mich, denn nun erstrahlt die 1892 erbaute Villa Margherita wieder in altem Glanz. Später lese ich, dass es 2013 für drei Millionen Dollar an neue Eigentümer verkauft wurde.
Schließlich erreiche ich nach guten zwei Stunden wieder mein Auto. Natürlich gibt es noch viele kleine Nebenstraßen zu entdecken und man kann den Rundgang auch über einen halben oder ganzen Tag ausdehnen. Einen ersten Überblick gibt die Runde aber allemal.
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Joseph Manigault House, Charleston, South Carolina
Mehr zu den Südstaaten in meinen Reiseberichten „Southern Adventure” und „New Tales from the South”.
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