Carrie B. Cruise, Fort Lauderdale, Florida
Die Carrie B., das ist ein Schaufelraddampfer, der dreimal täglich zu Touren durch Ft. Lauderdale aufbricht. Nur so kann man die Stadt richtig erkunden, denn Ft. Lauderdale wird mit seinen vielen Kanälen auch das Venedig von Amerika genannt.
Auf geht’s vom gerade frisch renovierten Pier am New River Drive. Einst lag das Schiff direkt neben dem Stranahan House, doch momentan versperrt eine riesige Baustelle den direkten Weg. Apropos Stranahan House, das ist ein richtiges Juwel. Im Jahr 1901 von Frank Stranahan errichtet, ist es heute das älteste Haus in Broward County. Einst diente es als Handelsaußenposten, von dem aus Stranahan mit den Seminolen Handel betrieb. Später wurde es auch als Wohnhaus ausgebaut. Seit 1984 ist es ein Museum und zeigt, wie das Leben von rund 100 Jahren in Südflorida war.
Rund neunzig Minuten dauert so eine Tour mit der Carrie B. und zu sehen gibt es, wie sollte es anders sein, die Häuser und Boote der Schönen und Reichen. Klar, man könnte auch eine Bustour durch Beverly Hills machen, doch das hier ist viel entspannter und macht richtig Spaß. Lange lässt die erste Jacht nicht auf sich warten. Die hier ist noch ziemlich klein, doch es ist trotzdem ein ganz besonderes Bötchen. Beim genaueren Hinsehen erspäht man nämlich das 007 Emblem am Heck. Die Jacht ist eine Einzelanfertigung mit Gucci Sofas, vier Schlafzimmern, einem Jacuzzi und vielem mehr.
Hier am New River stehen schließlich auch noch einige kleinere Apartmenthäuser. Viele von ihnen wurden einst als Sozialwohnungen erbaut und sind heute Hunderttausende, wenn nicht Millionen wert. Ich würde sofort einziehen.
Der Großteil der Häuser an den Kanälen von Ft. Lauderdale sind heutzutage allerdings Einfamilienhäuser oder besser gesagt Villen. Einige sind geradezu riesig und gehören den Superreichen Amerikas. Die Kanäle aber sind offen für jedermann und hier kann man von den Häusern einiges mehr sehen, als in Beverly Hills, wo meist Hecken den Blick versperren, denn wer will schon seinen Wasserblick verbauen?
Immer wieder sieht man auch Häuser zum Verkauf oder neu gebaute Villen. Die Immobilienpreise haben hier in den letzten Jahren nochmals kräftig angezogen.
Viele der Bewohner haben nicht nur ein paar Nobelkarossen in der Garage, sondern auch ihr eigenes Boot am Pier.
Eines der wohl ungewöhnlichsten Häuser auf der Tour ist das Anwesen von Wayne Huizenga, das drei Wasserfälle hat sowie einen chinesischen Glockenturm. Wem der Name Huizenga nichts sagt, er ist der Gründer von Waste Management, Auto Nation sowie Blockbuster Entertainment, drei Fortune 500 Unternehmen. Geld spielt für den Herrn also keine Rolle.
Die Villa rechts in der Mitte des nächsten Bildes ist auch ein Prachtexemplar, das gerade für schlappe $40 Millionen zum Verkauf steht, momentan der höchste jemals verlangte Preis für ein Anwesen in Ft. Lauderdale.
Eines der Häuser, das mich immer am meisten begeistert, ist das sogenannte „Weiße Haus” von Ft. Lauderdale. Ein wahres Prachtstück. Es wurde bereits 1938 von einem Mann erbaut, der sein Geld mit Klimaanlagen für Autos machte. Vor ein paar Jahren stand es für $28 Millionen zum Verkauf. Aber wie man weiß, muss man, besonders in den USA, nicht nur das Geld für den Kauf, sondern auch für den Unterhalt haben. Allein $600.000 werden pro Jahr für Grundsteuern fällig.
Schließlich erreicht die Carrie B. den 17th Street Causeway, eine der Hauptverbindungsstraßen vom Festland auf die vorgelagerten Inseln. Wie viele Brücken in Ft. Lauderdale ist auch diese eine Zugbrücke.
Auf der anderen Seite der Brücke liegt Port Everglades, wo Kreuzfahrtschiffe wie die Independence of the Seas am Pier liegen. Port Everglades ist der geschäftigste Kreuzfahrthafen der Welt. An manchen Tagen werden hier um die fünfzehn Schiffe abgefertigt.
Auf der Rückfahrt in die Kanäle erleben wir den 17th Street Causeway dann auch in Aktion.
Unterwegs kommen wir noch an diesen Häusern vorbei, die einen Logenblick auf Port Everglades haben. Den kleinen Sandstrand haben sie übrigens erst seit Kurzem. Den hat ein Hurrikan vor gut 10 Jahren hier abgeladen. Die Eigentümer hat es gefreut. Wer kriegt schon von heute auf morgen einen Privatstrand?
Neben der Brücke bietet sich schließlich auch ein Blick auf berühmte Hyatt Pier 66 Hotel. Die dazugehörige Marina wurde in den 1950er Jahren von der Ölfirma Phillips 66 eröffnet und 1965 das Hotel in seinem markanten Design gebaut und die gläserne Cocktail-Lounge dreht sich alle 66 Minuten einmal um die eigene Achse. Die 66 ist an ganz vielen Teilen des Gebäudes vertreten. So gibt es z.B. auch 66 spitze Balkone, die sich an die Zacken der Krone der Freiheitsstatue anlehnen. Momentan steht das ganze Gelände einmal mehr zum Verkauf und es ist geplant noch weitere Apartmenthäuser zu errichten.
Und schon geht es wieder unter der Brücke hindurch.
Gleich dahinter, am Pier 66, liegen zwei wahre Mega Jachten. Die Invictus ist eine 66 Meter Jacht, die für schlappe $476.000 gechartert werden kann. Dafür bekommt man 9 Schlafzimmer, einen Salon mit raumhohen Glasfenstern, eine Skylounge, ein Sonnendeck mit Jacuzzi und vieles mehr. Bis zu zwanzig Personen können auf dem Schiff unterwegs sein.
Das zweite Schiff ist die über siebzig Meter lange Seven Seas. Sie gehört Steven Spielberg und beherbergte schon viele Hollywood Größen. Zwölf Gäste und 26 Crewmitglieder finden an Bord des Schiffes Platz, das sogar ein eigenes Kino hat.
Immer weiter geht die Fahrt durch die Kanäle und unser Captain erzählt dabei immer wieder Geschichten zu den Häusern und ihren Bewohnern.
Eines der bekanntesten Häuser ist das Miami Vice House. Es gehört Michael Mann, dem Produzenten und Regisseur der Serie, der hier viele Szenen drehen ließ.
Und auch hier wird wieder gebaut. In den letzten Jahren ist ein wahrer Boom ausgebrochen, erzählt der Captain. Zwanzig bis dreißig Prozent sind die Preise gestiegen, obwohl anderswo der Markt zusammenbrach.
Schließlich erreichen wir wieder die größeren Kanäle, die nach Downtown führen. Hier finden sich auch wieder größere Apartmenthäuser neueren Datums.
Schließlich geht die Fahrt wieder zurück zum New River. Die neunzig Minuten sind unheimlich schnell vergangen, viel zu schnell finde ich.
Auch dieses Mal hat mir die Fahrt super gut gefallen. Die Carrie B. ist einfach eine Tour, die ich absolut empfehlen kann. Mein Auto steht übrigens im Parkhaus des Riverside Hotels, ein herrliches Haus im Art Deco Stil mitten in Ft. Lauderdale.
Carrie B. Cruises
440 N New River Dr E, Fort Lauderdale, FL 33301
Oktober-April: täglich um 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr
Mai-September: nur Donnerstag bis Montag
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