British Airways Club Suite A350-1000: London-Madrid
Vor rund zwanzig Jahren hat British Airways ihren letzten Business Class Sitz vorgestellt. Damals war das eine kleine Sensation, denn der Sitz ließ sich in ein flaches Bett verwandeln. Seitdem hat sich jedoch viel getan auf dem Markt der Flugzeugsitze. Im Sommer 2019 war es jedoch so weit, die britische Fluggesellschaft stellte einen neuen Business Class Sitz vor – die Club Suite.
British Airways Club Suite A350-1000 – Einleitung
Anfang August 2019 war es so weit, British Airways erhielt ihren ersten Airbus 350‑1000 und mit ihm auch die neue Business Class, die so lange erwartet wurde. Für die alten Sitze wurde die Airline immer wieder kritisiert, auch wenn ich die Business nicht so schlecht finde, selbst wenn sie nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist (Review: Club World British Airways).
Bevor ein neuer Flugzeugtyp auf der Langstrecke eingesetzt wird, führen viele Fluggesellschaften jedoch erst einmal Trainingsflüge für die Crew durch, so auch British Airways, die mit dem nagelneuen Airbus auf der Strecke London-Madrid unterwegs war, auf der ich ein Jahr zuvor bereits den neuen Airbus 350–900 von Iberia geflogen bin (Review: Iberia Business Class A350). Auch dieses Mal habe ich den Flug mit Avios gebucht, denn die Flugpreise auf dieser Strecke sind oft astronomisch hoch. 15.000 Avios plus eine geringe Zuzahlung sind da ein guter Deal, besonders für einen Flug wie diesen, der noch ganz anders werden sollte als gedacht.
Zuerst einmal geht jedoch alles ganz planmäßig los und nach einem Besuch der British Airways First Lounge, begebe ich mich zum Gate für meinen Flug nach Madrid.
Hier kann ich meinen ersten Blick auf den nagelneuen Airbus 350‑1000 werfen. Bisher bin ich noch nie mit diesem Flugzeugtyp unterwegs gewesen, sodass auch dies eine Première sein wird. Toll sieht die Maschine aus und besonders gefallen mir die geschwungenen Flügelspitzen mit der Lackierung in Airline Farben.
British Airways Club Suite A350-1000 – Die neue Club Suite
Schließlich beginnt das Boarding und als Business Class Passagier darf ich natürlich zuerst einsteigen. An Bord werde ich freundlich begrüßt und mir wird der Weg nach Links gewiesen, wo ich meinen ersten Blick auf die neue Kabine werfen kann.
Was ich sehe, gefällt mir ausgesprochen gut. British Airways hat sich nicht nur einfach für einen der beliebten Reverse Heringbone Sitze entschieden, sondern diesen mit eigenen Spezifikationen verbessert, zu denen auch eine Tür gehört, etwas, dass es in der Business Class so bisher nur bei Qatar Airways gibt.
Besonders toll an den Sitzen ist auch, dass es keine guten und schlechteren Sitzplätze gibt und man sich somit eher die Reservierungsgebühr sparen kann, die British Airways leider auch in der Business Class verlangt, sofern man keinen Status hat. Ebenfalls vorbei ist die Zeit, in der ein Passagier über die Beine eines anderen klettern muss, denn alle Sitze haben nun direkten Zugang zum Gang.
Ich bin wirklich beeindruckt von der neuen Kabine und schon gespannt, endlich auf meinem Platz sitzen zu können. Bevor es so weit ist, schaue ich mich jedoch noch ein wenig um, denn noch sind sehr wenige Passagiere an Bord.
Da ich am Fenster sitzen werde, werfe ich zuerst noch einen Blick auf die Mittelsitze. Hier befinden sich zwei Sitze nebeneinander, die vom Gang abgewandt sind.
Kritisiert wird oft, dass sich dieser Sitztyp schlecht für Paare eignet, da man sich durch die Abschirmung nicht gut unterhalten kann. British Airways hat jedoch selbst daran gedacht und so kann man die Trennwand genau in Kopfhöhe öffnen und so seinen Mitreisenden sehen.
Ansonsten sind die Sitze, wie schon eingangs erwähnt, alle identisch.
Ich habe mir den Sitz 1A reserviert, der sich ganz vorn auf der linken Seite befindet. Schon der erste Eindruck ist super und mir gefällt das gediegene Design.
Der Sitz ist vom Gang weg und zum Fenster ausgerichtet. Nachdem ich mein Handgepäck im Fach über dem Sitz verstaut habe, nehme ich nun zum ersten Mal selbst Platz.
Vor mir befindet sich die kleine Fußablage, die bei diesem Sitztyp öfter kritisiert wird. Ich finde sie aber in Ordnung und zumindest für meine Füße absolut ausreichend.
Darüber ist der Monitor für das Entertainment angebracht. Dieser hat eine brillante Auflösung und lässt sich sowohl über eine Fernbedienung als auch mit den Fingern bedienen.
Unter dem Monitor wird der Tisch herausgezogen. Zuerst habe ich etwas Probleme, doch dann finde ich den richtigen Knopf, der die Verriegelung löst. Der Tisch lässt sich zur Hälfte falten und soweit nach vorn schieben sowie in verschiedenen Positionen einrasten, dass Aufstehen möglich ist.
Zum Gang befindet sich eine breite Armlehne, die sich versenken lässt und somit mehr Platz zum Aufstehen oder Schlafen schafft.
Außerdem hat der Sitz einiges an Staufläche. British Airways hat hierdurch einen der Hauptkritikpunkte des alten Sitzes beseitigt, denn dieser hatte so gut wie keine Ablageflächen. So befinden sich in einem offenen Fach neben der Fußablage die Kopfhörer.
Ein weiteres Fach ist in der Konsole neben der Lehne eingebaut. In der Tür ist sogar ein Spiegel zu finden. Dieses Fach kann, wie alle Ablagen, verschlossen werden.
Noch ein Fach befindet sich gleich unter der Ablage am Fenster. Besonders schön finde ich, dass es durch einen Knopf und nicht durch bloßes Drücken entriegelt wird. Somit kann man auch auf dem Deckel etwas ablegen, ohne dass man diesen durch den Druck ständig öffnet.
Vor diesem Fach befindet sich noch ein weiteres, in dem die Fernbedienung sowie eine Steckdose, ein USB-Anschluss und die Kopfhörerdose untergebracht sind.
In der Seitenverkleidung davor befindet sich schließlich ein weiterer kleiner Monitor, mit dem der Sitz stufenlos verstellt werden kann. Daneben gibt es drei Knöpfe für die Grundeinstellungen.
Auf Kopfhöhe ist die Innenwand des Sitzes noch eine Leselampe eingelassen. Hier ist auch schön zu sehen, dass die Innenwand nicht aus kaltem Plastik besteht, sondern mit Stoff bespannt ist.
Da das Boarding recht lange dauert, schaue ich mir noch kurz einen der Waschräume an. Dieser ist ausreichend groß, aber nicht besonders ausgestattet. Lediglich die Produkte von The White Company bieten etwas Komfort.
Während die letzten Vorbereitungen zum Start getroffen werden, verteilt die Crew die Speisekarten. Da es sich trotz des A350 um einen innereuropäischen Flug handel, gibt es nur ein kleines Menü und auch kein Bettzeug oder Amenity Kits.
British Airways Club Suite A350-1000 – Abflug
Pünktlich und bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir schließlich das Gate und das Sicherheitsvideo wird gezeigt.
Die Fahrt zur Rollbahn liebe ich in Heathrow immer besonders, denn es sind einfach so viele riesige Flugzeuge zusehen. Zuerst geht es heute am Terminal 5 vorbei, wo die meisten Maschinen zu British Airways gehören.
Dann passieren wir Terminal 3 und 2, wo Flugzeuge aus aller Herren Länder parken.
Einige Exemplare stehen auch mit uns in der Warteschlange für den Start.
Bevor wir auf die Startbahn eindrehen, kann ich heute mal wieder noch die hier geparkte Concorde sehen.
Einen Moment später geht es bereits los und wir heben zum rund zweistündigen Flug nach Madrid ab. Noch läuft alles normal und bei diesem schönen Wetter habe ich einen tollen Ausblick.
Rund zehn Minuten nach dem Start werden die Anschnallzeichen ausgeschaltet und die Crew kommt durch die Kabine, um die Türen zu entriegeln, die bei Start und Landung geöffnet sein müssen. Nun kann ich meine Tür zum ersten Mal schließen. Geht jemand vorbei, könnte er zwar trotzdem in die Kabine schauen, doch ansonsten ist der Sitz schon sehr privat. Ich persönlich bin ein Fan der Türen, denn sie schirmen, besonders beim Schlafen, schon sehr gut vom Gang ab.
Kurze Zeit später kann ich unter uns den Solent, jene Wasserstraße zum Hafen von Southampton, sowie die Isle of Wight entdecken.
Trotzdem mir der Sitz ausgesprochen gut gefällt, will ich doch ein wenig die Kabine erkunden, denn auf einem zweistündigen Flug bleibt nicht zu viel Zeit dazu.
Hinter der vorderen Kabine ist eine Art Selbstbedienungsbar eingebaut, die auf Langstrecken auch bestückt wird. Heute ist sie allerdings leer, denn für den Flug nach Madrid lohnt sich das nicht.
Dahinter befindet sich noch eine kleine Business Class Kabine mit drei Reihen. Diese Kabine ist sehr privat und vor allem auf einem Nachtflug wahrscheinlich noch ruhiger.
British Airways Club Suite A350-1000 – Die neue World Traveller Plus
Hinter der Business Class befindet sich die Kabine der Premium Economy. Eigentlich will ich nur einen kurzen Blick hinter den Vorhang werfen, doch eine Flugbegleiterin lädt mich ein, mir die Sitze näher anzuschauen. Heute reisen in der Premium Economy nur eine Handvoll Flugbegleiter, sodass es fast leer ist.
Auch die Premium Economy hat im Airbus 350‑1000 neu überarbeitete Sitze bekommen und auch der Abstand zum Vordersitz wurde erhöht.
Ich nehme in einer der Reihen Platz und komme mit ein paar Flugbegleitern ins Gespräch, die sichtlich stolz auf das neue Flugzeug sind. Die neuen Sitze sind wirklich sehr bequem und eine Verbesserung, auch wenn ich mit dem Premium Economy Produkt von British Airways schon vorher zufrieden war (Review: British Airways World Traveller Plus A380).
Besonders fällt mir der neue Monitor auf, der viel größer ist und eine brillante Qualität hat.
Die Premium Economy befindet sich im A350 genau über dem Flügel, sodass ich noch einen schönen Blick auf das lackierte Winglet habe.
British Airways Club Suite A350-1000 – Der Flug
Dann kehre ich in die Club World Kabine zurück, denn inzwischen wird das Essen serviert. Auf einen Blick in die Economy Class verzichte ich, da diese sehr gut gebucht ist.
Der Service beginnt mit einem heißen Tuch sowie einer Getränkerunde mit Nüssen.
Danach wird ein kleines Essen serviert. Wie auf innereuropäischen Flügen üblich, kommt alles auf einem Tablett. Seitdem British Airways zum Caterer Do&Co gewechselt hat, bin ich immer wieder begeistert vom Essen an Bord.
Nach dem Essen beschäftige ich mich noch ein wenig mit dem Entertainmentsystem, das eine Fülle an Programmen und Filmen zur Verfügung stellt. Während des Fluges dient der Bildschirm auf der Fernbedienung auch als zweiter Monitor, sodass ich gleichzeitig unsere Position verfolgen kann.
Schließlich probiere ich noch die Liegeposition aus. Auch wenn es auf solch einem kurzen Flug kein Bettzeug gibt, so kann ich die Liegefläche doch einmal testen. Länge und Breite gefallen mir ausgezeichnet, nur am Kopf ist es ein wenig enger als früher, was ich aber bei allen Reverse Heringbone Sitzen so empfinde. Insgesamt denke ich, dass man auf dem Sitz sehr gut schlafen kann und freue mich schon darauf, das auch einmal auf der Langstrecke probieren zu können.
Schließlich nähern wir uns immer weiter Madrid und noch verläuft der Flug völlig normal.
Als wir uns bereits im Landeanflug befinden, türmen sich jedoch immer größere Wolkenberge neben dem Flugzeug auf. Der Himmel nimmt plötzlich eine dunkle Farbe an, ein Unwetter zieht auf.
Kurze Zeit später kommt dann die Ansage aus dem Cockpit, dass wir aufgrund des Wetters momentan nicht landen können und erst einmal Warteschleifen fliegen werden.
Draußen sieht der Himmel von Minute zu Minute bedrohlicher aus. An eine Landung ist so nicht zu denken. Der Flughafen Madrid wurde wegen des Unwetters und einer daraus resultierenden Überflutung der Landebahn inzwischen vorübergehend geschlossen.
So kreisen wir immer weiter und nicht nur wir, inzwischen befinden sich dutzende Flugzeuge in der Warteschleife über der spanischen Hauptstadt.
Nach über einer Stunde ändert sich jedoch nichts, sodass sich die Cockpitbesatzung entschließt, nach Barcelona auszuweichen. Ob wir dort nur zum Tanken zwischenlanden oder die Nacht verbringen, das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Es ist bereits stockdunkel, als wir endlich in Barcelona landen. Inzwischen sind fast vier Stunden seit dem Start in London vergangen. Wir parken auf dem Vorfeld und warten ab. Die Maschine wird erst einmal aufgetankt und an Bord bekommen wir weitere Getränke.
Die Crew ist einfach fantastisch und ich kann sie nicht genug loben, wie sie sich um uns Passagiere kümmern. Sogar der Kapitän und der erste Offizier kommen persönlich durch die Kabine, um mit jedem Gast zu sprechen. Besonders heikel ist die Lage aber inzwischen in der Economy Class, denn eigentlich ist dort auf einem zwei Stunden Flug keine Versorgung vorgesehen. Inzwischen sind wir jedoch bereits mehr als fünf Stunden an Bord, sodass die Flugbegleiter dort Getränke aus der Business Class anbieten.
Schließlich wird entschieden, dass wir zurück nach Madrid fliegen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir rund sechs Stunden an Bord. Doch bevor es losgeht, dauert es noch eine Weile, da so viele Flugzeuge nach Barcelona umgeleitet wurden. Die Crew verteilt inzwischen Süßigkeiten, die sie aus den eigenen Taschen zusammensucht.
Es ist bereits nach Mitternacht, als wir wieder zur Startbahn rollen und nach Madrid aufbrechen.
Auf dem Flug werden uns Tabletts mit Snacks serviert, die eigentlich für die Business Class Passagiere auf dem Rückflug reserviert waren. Da dieser inzwischen aber sowieso gestrichen ist und wir bereits fast sieben Stunden an Bord sind, wird das Essen nun an uns verteilt.
Rund eine Stunde dauert es noch einmal, bis wir endlich in Madrid landen. Inzwischen ist es halb zwei Uhr nachts und jeder an Bord ist erschöpft von dieser Odyssee. Ich verabschiede mich beim Aussteigen von der fantastischen Crew und bedanke mich nochmals für die super tolle Betreuung. Ich kann es nicht oft genug sagen, diese Crew war einfach Spitzenklasse. Eine bessere Crew kann man sich während eines Fluges kaum wünschen.
British Airways Club Suite A350-1000 – Fazit
Mir hat mein erster Flug in der neuen Club Suite von British Airways ausgezeichnet gefallen. Hier wurde ein rundum stimmiges Produkt geschaffen, das den heutigen Ansprüchen einer Business Class voll und ganz entspricht. Zusammen mit dem neuen Bettzeug und Langstreckenservice möchte ich sogar behaupten, dass British Airways hier eines der besten neuen Business Class Produkte liefert. Ich freue mich schon darauf, die Club Suite auch einmal auf der Langstrecke fliegen zu können.
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