Bahnzauber – Die Standseilbahnen von Lissabon
Lissabon ist eine interessante Stadt, die nicht nur mit ihrer Lage und herrlicher Architektur punkten kann. In der portugiesischen Hauptstadt sind auch einige einzigartige öffentliche Verkehrsmittel unterwegs. Dazu zählen sowohl die historischen Straßenbahnen, als auch ein Fahrstuhl und gleich drei Standseilbahnen. Sie alle rattern täglich durch die Stadt und transportieren nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische.
Schon auf einer früheren Reise nach Lissabon habe ich einige der historischen Straßenbahnen ausprobiert und mit dem schmiedeeisernen Elevador de Santa Justa den Höhenunterschied zwischen zwei Stadtvierteln überwunden. Ein ganz großer Fan aber bin ich von den drei Standseilbahnen. Ich fahre generell gerne mit diesen Gefährten, die mir des Öfteren den steilen Aufstieg in höher gelegene Viertel einer Stadt erspart haben. So bin ich unter anderem in Karlsbad, Tschechien, Standseilbahn gefahren oder aber auch in Ungarns Hauptstadt Budapest. Eine weitere Bahn konnte ich in Lynmouth in England nutzen.
Das sind längst nicht alle Bahnen, mit denen ich je unterwegs war, doch nirgendwo sonst hatte ich bisher die Möglichkeit, gleich drei Standseilbahnen an einem Ort zu nutzen, und das sogar mit einem Tagesticket des öffentlichen Nahverkehrs.
Ascensor da Bica
Der Ascensor da Bica ist eine der drei Standseilbahnen, die bereits seit über einhundert Jahren durch Lissabon rattern. Im Jahr 1892 erbaut, ist der Ascensor da Bica die jüngste der drei Bahnen und überwindet auf ihrer 260 Meter langen Strecke ganze 45 Meter Höhenunterschied mit einer Steigung von rund 19 Prozent.
Los geht die Fahrt hinter einem recht unscheinbaren Hauseingang und das ist tatsächlich einzigartig, denn keine der anderen Bahnen hat eine solche Talstation. Nur der Schriftzug über dem Torbogen weist auf den Eingang hin.
Gefahren wird die kleine Bahn immer von einem Triebfahrzeugführer, der auch dafür sorgt, dass der Wagon nicht überfüllt wird. Und voll kann es durchaus werden, denn die Standseilbahnen sind auch bei Touristen beliebt, sodass sich oft lange Schlangen bilden.
So empfiehlt es sich an den Tagesrandzeiten zu kommen oder aber gleich nicht in der Hauptsaison zu reisen, wenn man nicht in einer langen Schlange in der Sonne rösten will.
Ascensor da Glória
Der Ascensor da Glória ist die längste der drei Standseilbahnen in Lissabon. Ganze 265 Meter ist die Strecke lang und mit 48 Metern wird auch die größte Höhendifferenz überwunden.
Während sich der Ascensor da Bica im südwestlichen Stadtzentrum in der Nähe der Pink Street befindet, fahren die anderen zwei Bahnen in der Nähe des Praça dos Restauradores ab. Der Ascensor da Glória ist direkt schräg gegenüber des Hard Rock Cafés zu finden.
Hier, in einer kleinen Nebenstraße, liegt die Talstation der Standseilbahn. Auf jeder Strecke sind zwei Bahnen unterwegs, die über ein Seil verbunden sind. So wird durch die talwärts fahrende Bahn der Energieaufwand der aufwärts fahrenden Bahn reduziert.
Auch beim Ascensor da Glória geht es natürlich wieder hauptsächlich darum, die bis zu 18 Prozent Steigung zu einem höher gelegenen Stadtviertel zu überwinden. In den Bahnen gibt es einfache Holzbänke und oft auch jede Menge Stehplätze in der Mitte.
Die beste Aussicht gibt es normalerweise hinten, denn wenn das Führerhaus nicht besetzt ist, bietet sich ein toller Ausblick auf die Strecke.
Lange dauert so eine Fahrt nicht und so ist man schon nach wenigen Minuten am Ziel. Meist dauern die Wartezeiten an den Endhaltestellen länger als die gesamte Fahrt und doch macht es jedes Mal Spaß, wenn die Bahn wieder los rattert.
An der Bergstation des Ascensor da Glória steht ein Monument für den portugiesischen Schriftsteller und Journalist Eduardo Cuelho. Im Jahr 1864 gründete er die Zeitung Diário de Notícias und leitete diese bis zu seinem Tod. Noch heute wird das Blatt herausgegeben und zählt zu den traditionsreichsten und bedeutendsten Zeitungen des Landes.
Nur ein paar Schritte weiter liegt ein kleiner Park, der sowohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebt ist. Die Besucher kommen vor allem für die spektakuläre Aussicht in den Park und die kann sich wirklich sehen lassen.
Von hier oben liegt dem Besucher die gesamte Innenstadt zu Füßen und ich kann auch prägnante Bauwerke wie die Kathedrale oder die Burganlage entdecken.
Aufgrund der Aussicht ist der Ascensor da Glória die einzige Standseilbahn, die man nicht nur einfach wegen der Fahrt besucht, sondern eben auch wegen des Ausblicks, der es einfach wert ist, hierherzukommen.
Ascensor do Lavra
Die dritte Standseilbahn in Lissabon ist der Ascensor do Lavra, die zwar mit 182 Meter die kürzeste Strecke zurücklegt, aber die älteste Bahn ist, die bereits 1884 eröffnet wurde.
Zwar überbrückt die Bahn nur einen Höhenunterschied von 43 Metern, muss dabei aber eine Steigung von bis zu 25 Prozent überwinden. Zu finden ist die Bahn übrigens ganz in der Nähe des Ascensor da Glória. Nur wenige Minuten zu Fuß muss ich zwischen den beiden Talstationen zurücklegen.
Dafür führt die Strecke allerdings auf einen anderen Hügel der Stadt und in ein anderes Stadtviertel. Das Viertel ist für Touristen weniger interessant und der Zugang zur Bahn auch etwas versteckt, sodass die Chancen groß sind, dass hier weniger Fahrgäste unterwegs sind.
An der Bergstation zu sehen gibt es eigentlich nur den prächtigen Eingangsbereich und einen Blick auf die Strecke. Ringsherum ist alles eng bebaut, sodass es weder eine besondere Aussicht noch Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe gibt.
So bleibe ich dann auch nicht sonderlich lange, sondern fahre mit derselben Bahn wieder hinab in das Stadtzentrum.
Wieder an der Talstation geht es für mich weiter zu Fuß zurück in Richtung Altstadt. Unterwegs finde ich diesen hübsch verzierten Hauseingang.
Ganz in der Nähe der Standseilbahnen entdecke ich noch die Igreja de Sao Domingos, die Kirche des Heiligen Dominikus. Die Kirche gehörte ursprünglich zu einem Kloster, das bereits im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Die Kirche wurde auch mehrmals bei Erdbeben schwer beschädigt und im Anschluss wieder aufgebaut. Im Jahr 1834 fand die letzte Wiedereröffnung statt. Zu jener Zeit wurde die Kirche so erweitert, dass sie mehr als 2000 Gläubige fassen konnte. Somit war sie einer der größten Kirchen Lissabons und hier fanden auch wichtige nationale und royale Gottesdienste statt.
Geht man heute in die Kirche, zeigt sich allerdings ein recht merkwürdiges Bild. Zu erkennen ist eine riesige barocke Kirche, doch sieht es teilweise aus, als hätte es gebrannt.
Der Altar selbst sieht hingegen recht neu und intakt aus.
Und dieser Eindruck ist gar nicht so falsch, denn 13. August 1959 kam es zur Katastrophe. Ein Brand zerstörte die gesamte Innenausstattung der Kirche, goldene Altäre, wertvolle Bilder und auch das wunderschöne Chorgestühl.
Viele Jahre blieb die Kirche danach eine Ruine. Erst im Jahr 1994 konnte die Kirche nach einer Sanierung wiedereröffnet werden. Sie bekam ein neues Dach, die Brandschäden an den Wänden wurden aber bewusst nicht beseitigt, sodass noch heute überall die Kraft des Feuers zu sehen ist.
Damit endet mein kleiner Ausflug zu den Standseilbahnen in Lissabon. Im Jahr 2024 wurde übrigens nach 15 Jahren Bauzeit eine neue Standseilbahn eröffnet. Die Graça-Standseilbahn ist aber nicht so ganz neu, bereits vor 120 Jahren, in den Jahren 1893 bis 1904 gab es hier einen öffentlichen Aufzug, der nun als durch eine Standseilbahn ersetzt wurde. Ich werde die neue Bahn sicherlich besuchen, wenn mich eine meiner Reisen wieder nach Lissabon führt.
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