Bad Kissingen – von Kur und Kloster

Bad Kis­sin­gen ist natür­lich vor allem Kur­bad und als sol­ches hat es auch vie­le Heil­quel­len zu bie­ten. Und wäh­rend ich mich im ersten Teil die­ses Berichts mit zwei der berühm­te­sten Kur­gä­ste beschäf­tigt habe, will ich nun auch das Kur­zen­trum besu­chen. Dar­über hin­aus begeg­ne ich aber noch­mals der öster­rei­chi­schen Kai­se­rin Eli­sa­beth sowie eini­gen ande­ren gekrön­ten Häup­tern und natür­lich der Sali­ne, für die Bad Kis­sin­gen eben­falls bekannt ist.

Bad Kissingen – Kursaal, Kurgarten und Regentenbau

Der Regen­ten­bau ist das Wahr­zei­chen von Bad Kis­sin­gen und wur­de 1913 als Ver­an­stal­tungs­ge­bäu­de ein­ge­weiht. Archi­tekt des impo­san­ten Gebäu­des war der gebür­ti­ge Sach­se Max Litt­mann, der 1885 als Archi­tekt nach Mün­chen über­sie­del­te. Er ist auch für vie­le wei­te­re Theater- und Ver­an­stal­tungs­bau­ten in Deutsch­land verantwortlich.

Nach­dem ich den Ein­tritts­preis ent­rich­tet habe, beginnt mein Rund­gang im Foy­er des beein­drucken­den Gebäu­des. Der Raum zeich­net sich durch einen Mar­mor­bo­den sowie einen groß­zü­gi­gen Bal­kon aus.

Beson­ders beein­druckend aber ist das Decken­ge­mäl­de an dem gewölb­ten Mit­tel­be­reich. Geschaf­fen hat das Werk mit den exo­ti­schen Tie­ren der Dekorations- und Kunst­ma­ler Juli­us Mössel.

Wei­ter geht es in den gro­ßen Saal, der heu­te auch Max-​Littmann-​Saal genannt wird. Der 36 Meter lan­ge und 16 Meter brei­te Saal kann bis zu 1160 Zuhö­rer fas­sen und zählt zu den besten Kon­zert­sä­len in Euro­pa. Bis 1918 spiel­ten hier regel­mä­ßig die Wie­ner Phil­har­mo­ni­ker und bis 1942 die Münch­ner Phil­har­mo­ni­ker. Die viel gelob­te Aku­stik ent­steht vor allem durch die Kirschholzvertäfelung.

Durch falt­ba­re Türen kann der Kon­zert­saal zum Grü­nen Saal hin geöff­net wer­den und so eine Kapa­zi­tät noch erhö­hen. Der Grü­ne Saal war als Musik­zim­mer gedacht und wird noch heu­te für klei­ne­re Kon­zer­te genutzt. Die Jugend­stil­be­ma­lung stammt eben­falls von Juli­us Mössel, wobei ein beson­de­rer Hin­gucker die Säu­len mit den trich­ter­för­mi­gen Kapi­tel­len sind.

Der wei­ße Saal wur­de hin­ge­gen im Stil des Roko­ko gestal­tet. Auch die­ser Saal mit sei­ner rei­chen Stuck­ver­zie­rung kann durch gro­ße Spie­gel­tü­ren mit dem Kon­zert­saal ver­bun­den werden.

Neben dem Saal aus­ge­stellt ist eine soge­nann­te Hand­chai­se, die eng mit Bad Kis­sin­gen ver­bun­den ist. Die klei­nen Gefähr­te wur­de vor allem dazu genutzt, die län­ge­ren Strecken zur Sali­ne zu über­win­den und waren um 1900 sehr beliebt. Eben­falls zu sehen ist eine Büste des Prinz­re­gen­ten Luit­pold, unter dem sich Bad Kis­sin­gen vom länd­li­chen Kur­ort zu einem welt­weit bekann­ten Bad ent­wickelt hat.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahr­hun­derts kamen vie­le wohl­ha­ben­de Gäste nach Bad Kis­sin­gen, dar­un­ter auch vie­le gekrön­te Häup­ter Euro­pas. Zwei der berühm­te­sten Kur­gä­ste waren, wie schon im ersten Teil mei­nes Rund­gangs erwähnt, die öster­rei­chi­sche Kai­se­rin Eli­sa­beth und ihr Ehe­mann Kai­ser Franz Joseph. Sogar das letz­te bekann­te Foto der Kai­se­rin vor ihrer Ermor­dung in Genf ist in Bad Kis­sin­gen entstanden.

Ich setz­te mei­ne Besich­ti­gung fort und stau­ne immer wie­der über die vie­len ver­schie­de­nen Säle und ihre Ausstattung.

Ein wei­te­rer sehens­wer­ter Ort im Regen­ten­bau ist kein Raum, son­dern der Innen­hof des Gebäu­des, der soge­nann­te Schmuck­hof. Im Stil des Neu­ba­rock ange­legt, soll er an ita­lie­ni­sche Gär­ten aus jener Zeit erinnern.

Zur Aus­ge­stal­tung wur­den sogar berühm­te Bild­hau­er enga­giert, um Figu­ren aus der grie­chi­schen und römi­schen Mytho­lo­gie zu schaffen.

Der Offen­ba­cher Maler Richard Troll schuf die far­ben­fro­hen Fres­ko­ma­le­rei­en, die auch mit den Bild­nis­sen berühm­ter Kur­gä­ste ver­ziert sind.

An den Regen­ten­bau ange­schlos­sen ist der Arka­den­bau, der das erste reprä­sen­ta­ti­ve Kur­ge­bäu­de in Bad Kis­sin­gen war und bereits 1834 bis 1838 erbaut wurde.

Im Zen­trum des Arka­den­baus befin­det sich der Rossini-​Saal, der frü­her Con­ver­sa­ti­ons­saal hieß. Er wur­de als Kur­saal gestal­tet und die­se Funk­ti­on hat der Raum noch heu­te. Das ist auch der Grund, war­um ich hier nicht foto­gra­fie­ren kann, denn wäh­rend ich mei­ne Run­de durch das Gebäu­de dre­he, fin­det hier eine Ver­an­stal­tung statt.

Ich fol­ge vom Rossini-​Saal einem wei­te­ren Gang bis zur Brunnen- und Wandelhalle.

In der Brun­nen­hal­le ent­sprin­gen zwei der sie­ben Bad Kis­sin­ger Heil­quel­len, der Pandur- und Rakoczy-​Brunnen.

In der 1911 von Max Litt­mann ent­wor­fe­nen Brun­nen­hal­le fin­det heu­te der Aus­schank aller Heil­quel­len und auch des Bad Kis­sin­ger Bit­ter­was­ser statt. Den Aus­schank über­neh­men erfah­re­ne Brun­nen­frau­en, die die Kur­gä­ste in der Anwen­dung auch beraten.

An die Brun­nen­hal­le ange­schlos­sen befin­det sich die Wan­del­hal­le, die neun­zig Meter lang ist und zwi­schen 1910 und 1911 erbaut wur­de. Mit ihren Säu­len­rei­hen und drei Längs­schif­fen ist sie wie eine Basi­li­ka ange­legt und gilt als größ­te Wan­del­hal­le Europas.

Zur Wan­del­hal­le gehört auch eine in den Kur­gar­ten dreh­ba­re Konzertmuschel.

Gleich gegen­über des Arka­den­baus befin­det sich eine wei­te­re Heil­quel­le, der Max­brun­nen. Der Brun­nen besteht bereits seit 1520 und ist die älte­ste Heil­quel­le der Stadt. Der Quell­tem­pel wur­de jedoch erst im Jahr 1911 über der Quel­le errichtet.

Bad Kissingen – Innenstadt

Vom Kur­be­zirk lau­fe ich in die Innen­stadt von Bad Kis­sin­gen. In der Fuß­gän­ger­zo­ne wird gera­de ein Wein­fest gefei­ert, wes­we­gen es gera­de­zu von Men­schen wimmelt.

Ich aber habe eher Hun­ger und so ent­decke ich das Brat­wurst­glöck­le, das bereits 1890 vom Wirt Valen­tin Kolb eröff­net wur­de. Der alt­frän­ki­sche und grün­der­zeit­li­che Stil ist noch heu­te vor­han­den und die Küche schmeckt mir auch. Also alles rich­tig gemacht.

Bad Kissingen – Gradierwerk und Salinepromenade

Am näch­sten Mor­gen set­ze ich mei­ne Besich­ti­gun­gen in Bad Kis­sin­gen fort. Zuerst fah­re ich zum Gra­dier­werk, das Teil der alten Salz­ge­win­nungs­an­la­ge war. Salz wur­de in Bad Kis­sin­gen über tau­send Jah­re gewon­nen, bevor die Solz­ge­win­nung 1968 ein­ge­stellt wurde.

Heu­te hat das Gra­dier­werk eine ande­re Bedeu­tung, denn es spielt eine wich­ti­ge Rol­le bei der Soleinhalation.

In die Holz­kon­struk­ti­on sind dazu Schwarz­dorn­bün­del ein­ge­ar­bei­tet, an denen die Sole her­ab­rie­selt und ver­dun­stet. Dabei gelan­gen gerin­ge Men­gen von Salz­teil­chen in die Luft und schaf­fen ein Kli­ma ähn­lich dem an der Nordsee.

Neben dem Gra­dier­werk sind noch wei­te­re Fun­da­men­te der alten Gebäu­de zu fin­den, die hier einst der Salz­ge­win­nung diensten.

Nur einen kur­zen Fuß­weg ent­fernt befin­det sich ein histo­ri­sches Pump­werk, das einst zur Umwäl­zung der Sole genutzt wurde.

In der Nähe des Gra­dier­wer­kes befin­det sich auch der Run­de Brun­nen, eine Sole­quel­le, die 1788 ent­deckt und für die Sole­ge­win­nung erschlos­sen wur­de. Der Run­de Brun­nen ist neben der The­ra­pie­nut­zung auch eine Sehens­wür­dig­keit, denn er inter­mit­tiert, wallt also von Zeit zu Zeit hef­tig auf und sinkt dann wie­der zusam­men. Das Spek­ta­kel kann durch eine Glas­kup­pel beob­ach­tet werden.

In der Nähe ist auch ein Bismarck-​Denkmal zu fin­den, das an die Besu­che des Reichs­kanz­lers in Bad Kis­sin­gen erinnert.

Bad Kissingen – Wittelsbacher Turm

Mei­ne Besich­ti­gun­gen set­ze ich mit dem Auto fort, denn mein näch­stes Ziel befin­det sich etwas außer­halb. Der 33 Meter hohe Wit­tels­ba­cher Turm wur­de zwi­schen 1906 und 1907 erbaut. Anlass war das hun­dert­jäh­ri­ge Jubi­lä­um des König­reichs Bay­ern und der Name wur­de gewählt, da 1880 das 700-​jährige Jubi­lä­um der Wit­tels­ba­cher gewe­sen war.

In den 1970er Jah­ren wur­de der Turm jedoch wegen Bau­fäl­lig­keit gesperrt, aber zum 800-​jährigen Wit­tels­ba­cher Jubi­lä­um umfas­send restau­riert, sodass er heu­te wie­der bestie­gen wer­den kann.

Bad Kissingen – Burgruine Botenlauben

Wei­ter geht die Fahrt zur Burg­rui­ne Boten­lau­ben. Die Burg­an­la­ge wur­de bereits um 1180 erbaut und der erste Bewoh­ner war Graf Otto von Boten­lau­ben. In den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten wech­sel­te die Burg mehr­mals den Besit­zer, bis sie wäh­rend des Bau­ern­auf­stan­des 1525 zer­stört wurde.

Einer Sage nach gewähr­te der ver­rä­te­ri­sche Burg­koch den Bau­ern Ein­lass, wur­de von die­sen aber nicht mit dem ver­spro­che­nen Gold belohnt, son­dern geblen­det und umge­bracht; seit­dem soll sein unru­hi­ger Geist in stür­mi­schen Näch­ten auf der Burg umher­wan­dern und auf sei­nem Küchen­brett hacken.

Nach dem nie­der­ge­schla­ge­nen Bau­ern­auf­stand wur­den die Bau­ern zunächst ver­pflich­tet, die Burg wie­der auf­zu­bau­en, doch schon 1553 wur­de sie im Zwei­ten Mark­gräf­ler­krieg end­gül­tig zerstört.

Erst im 20. Jahr­hun­dert began­nen Restau­rie­rungs­ar­bei­ten an den Rui­nen. Zuvor wur­de die Rui­ne sogar als Stein­bruch miss­braucht. Heu­te wird die Burg von einem Hei­mat­ver­ein betreut und kosten­los begehbar.

Bad Kissingen – Kirchenruine Aura

Auf mei­nem Weg aus der Stadt her­aus lege ich noch einen kur­zen Stopp an der Kir­chen­rui­ne Aura ein. Im Jahr 1618 wur­de das Got­tes­haus als Wall­fahrts­kir­che vom Würz­bur­ger Fürst­bi­schof Johann Gott­fried I. von Asch­hau­sen in Auf­trag gegeben.

Das Bau­werk wur­de jedoch nie voll­endet, da zum einen der Auf­trag­ge­ber ver­starb und zum ande­ren der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg aus­ge­bro­chen war.

Fazit: Mein Besuch in Bad Kis­sin­gen hat mir sehr gut gefal­len. Auch wenn man nicht auf Kur ist, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch. Die Stadt hat vie­le inter­es­san­te Orte zu bie­ten und kann vie­le Geschich­ten aus längst ver­gan­ge­nen Zei­ten erzählen.

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Betty

Es gibt nichts, was ich mehr liebe als die Welt zu bereisen. Immer mit dabei ist meine Kamera, wenn ich spannende Abenteuer erlebe und neue Reiseziele erkunde. Das Reisen bereitet mir so viel Freude, dass ich nun auch meine Leser an meinen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen möchte.

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