Ausflug ins Weltall – Astronaut Hans Schlegel im Gespräch
Der Weltraum, unendliche Weiten … – schon lange ist die Menschheit davon fasziniert, die Erde einmal zu verlassen. Einer, der das sogar zweimal geschafft hat, ist der deutsche Astronaut Hans Schlegel. Ende März war er auf Einladung der Stadt Hohen Neuendorf nach Oberhavel gekommen, um über seine Erlebnisse im Weltall zu berichten.
Es war ein außergewöhnlicher Besuch, denn ein Astronaut tritt in meiner kleinen Heimatstadt, nördlich von Berlin, nicht alle Tage auf. Dass Hans Schlegel hierherkam, das hatte auch einen ganz besonderen Hintergrund. Der Bruder seiner Frau, der Lufthansapilotin Heike Walpot, lebt und arbeitet in Hohen Neuendorf, wodurch der Kontakt zustande kam. Bevor der pensionierte Weltraumfahrer aber loslegen durfte, trug er sich erst einmal in das Ehrenbuch der Stadt Hohen Neuendorf ein.
Begrüßt wurde Hans Schlegel in der Aula der Grundschule Niederheide von Bürgermeister Steffen Apelt, der selbst sein Interesse an der Raumfahrt bekundete.
Dann aber legte der 67-Jährige los und war nicht mehr zu bremsen. Mit seinen Geschichten zwischen Himmel und Erde begeisterte er die rund 100 Zuhörer. Untermalt wurde der Vortrag von eindrucksvollen Dias, die der Astronaut während seiner aktiven Karriere zusammentrug.
Doch zuerst stellte er die Frau vor, der die Hohen Neuendorfer seinen Besuch mehr oder weniger zu verdanken haben, Heike Walpot, mit der er in zweiter Ehe verheiratet ist. Kennengelernt haben sie sich im Astronautenkorps des DLR, doch im Gegensatz zu Schlegel bliebt Walpot innerhalb der Erdatmosphäre und wechselte als Pilotin der Boeing 747 zur Lufthansa. Zusammen wohnen sie in Houston, Texas, wo Hans Schlegel noch immer als Berater in der Raumfahrt tätig ist, auch wenn er nach deutschem Recht seit letztem Jahr Rentner ist. Inzwischen hat er eine eigene Firma und ist als Mentor tätig, unter anderem für den deutschen Astronauten Alexander Gerst.
Aber wie kam Schlegel eigentlich in den Weltraum? Damit begann der Vortrag des Astronauten. Es war im Jahr 1986 als die Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt nach Wissenschaftsastronauten für den 2. deutschen Spacelab Flug suchte. Voraussetzungen waren ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Physik, Chemie, Biologie, Medizin oder Ingenieurwissenschaften sowie eine mehrjährige Forschungstätigkeit. Ein Doktorgrad in den genannten Bereichen war auch von Vorteil, ebenso wie ein guter psychischer und physischer Allgemeinzustand sowie ausgezeichnete Englischkenntnisse verbunden mit einer Altershöchstgrenze von 35 Jahren. Insgesamt 1799 Interessenten meldeten sich, von denen 40 % alle Anforderungen erfüllten.
Dreihundertzwölf kamen schließlich in die engere Auswahl, doch weitere 76 mussten aus medizinischen Gründen aufgeben. Die verbliebenen Kandidaten wurden weiteren Tests unterzogen, bis nur noch 23 übrig blieben. Schließlich gab es noch mehr Tests bis am Ende eine Jury, der auch die drei Astronauten Merbold, Furrer und Messerschmid angehörten, die fünf endgültigen Anwärter aussuchte. Neben Schlegel verstärkten die Lehrerin und Meteorologin Renate Brümmer, die Physiker Gerhard Thiele und Ulrich Walter sowie die Ärztin Heike Walpot von nun an das deutsche Astronautenkorps. Ein Jahr fiel die endgültige Entscheidung auf Hans Schlegel und Ulrich Walter, die mit dem Space Shuttle Columbia 1993 ins Weltall fliegen durften.
Während seines Vortrags erzählte Hans Schlegel aber nicht nur über das Auswahlverfahren, sondern auch über das alltägliche Leben im All. Wie ist es so, in der Schwerelosigkeit zu arbeiten? Diese und andere Fragen stellten die Zuschauer. Hans Schlegel beantwortete sie alle geduldig. So berichtete er davon, dass im Weltall alles irgendwie befestigt sein muss, ansonsten können selbst kleinste Teile gefährlich werden, wenn sie unkontrolliert herumfliegen.
Es ist spannend, den Geschichten zu lauschen, denn hier auf der Erde kann man sich kaum vorstellen, wie es so ist, rund um die Uhr in der Schwerelosigkeit zu leben. Ganz besonders spannend ist auch die Beschreibung, wie es sich so anfühlt, wenn man auf einer Rakete sitzt und ins All geschossen wird. Nur 8 1/2 Minuten dauert der Flug, doch die haben es in sich und es darf nichts schiefgehen.
Schließlich wechselte Hans Schlegel während seiner Karriere auch kurzzeitig nach Russland. Hier trainierte er zusammen Reinhold Ewald für einen Flug zur Raumstation MIR. Letztendlich musste Schlegel jedoch am Boden bleiben und Ewald flog 1997 ins All. Schlegel widmete sich weiter der Kosmonautenausbildung und betreute den Flug vom Boden.
Mit einem Flug in den Weltraum klappte es erst 2008 noch einmal. Schlegel, der zuvor schon viele Jahre für die ESA im Johnson Space Center in Houston bei der NASA tätig war, trainierte seit 2006 für einen weiteren Shuttleflug. Mit diesem sollte das europäische Raumlabor Columbus zur Raumstation ISS gebracht werden. Im Februar 2008 startete die Mission STS-122, während der Hans Schlegel auch einen Weltraumspaziergang unternahm. Er war der letzte deutsche Teilnehmer einer Space Shuttle Mission bevor das Programm von der NASA eingestellt wurde.
Rund zwei Stunden erzählte Hans Schlegel über seine Karriere als Astronaut. Langweilig wurde es dabei nie, denn der 67-Jährige gab immer wieder spannende Geschichten zum Besten und bot so auch einen tiefen Einblick in die immensen Vorbereitungen, die solch ein Raumflug erfordern. Auch das Leben auf der ISS kam dabei nicht zu kurz, denn für einige Tage war Schlegel dort 2008 zu Gast. Im Anschluss an die Veranstaltung nahm sich der deutsche Astronaut noch viel Zeit, auf die Fragen der Zuschauer im persönlichen Gespräch einzugehen.
Und zu guter Letzt gab es dann auch noch die Möglichkeit eines Fotos für meine Sammlung, denn Hans Schlegel ist nicht der erste Astronaut, den ich persönlich getroffen habe. Zu den beeindruckendsten Persönlichkeiten, die ich treffen durfte, gehörten sicherlich auch Gene Cernan, der letzte Mann auf dem Mond, ebenso wie Buzz Aldrin, der der zweite Mann auf dem Erdtrabanten.
Es war ein fantastischer Abend, der sich absolut gelohnt hat. Ich bin immer wieder fasziniert von den Geschichten aus dem Weltall und von den Erzählungen der Menschen, die unsere Erde einmal verlassen haben.
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